04.01.2022, 18:00
04.01.2022, 19:51
Ich habe mal von einem Kollegen (BWL-Absolvent und auch absoluter Überflieger in seinem Fach) gehört, dass die renommierten Unternehmensberatungen (McKinsey, Bain,...) wohl die Abiturnote grundsätzlich berücksichtigen und eine schwächeres Abitur selbst bei guten Leistungen im Studium den K.O. bei der Bewerbung bedeuten kann.
Ob das nun gerechtfertigt ist oder nicht, muss jeder für sich selbst beurteilen, aber Fakt ist nun einmal, dass es bei Juristen anders aussieht. Eine schlechte Note in einem der Examina wird man, wenn man sich auf Stellen mit gehobenen Anforderungen bewirbt, erklären und meist mit einem überdurchschnittlich guten anderen Examen und bestenfalls noch Zusatzqualifikationen ausgleichen müssen.
Die Notendiskussion ist ansonsten müßig.
Ja, es stimmt, nicht jede Note in einer Klausur oder mündlichen Prüfung ist fair. Das war aber schon zu Schulzeiten nicht anders. In meinem GK Deutsch war es nahezu unmöglich, mehr als 10-11 Punkte zu bekommen, wohingegen in einem anderen GK Deutsch fast jeder seine 10+ Punkte hinterhergeworfen bekam. In der Gesamtnote des Abiturs haben sich strenge und großzügige Notenvergabe aber nahezu immer "neutralisiert" und die Endnote entsprach dem, was jeder über zwei Jahre geleistet hatte. Das war bei dem 1,5er eben mehr als bei dem 2,5er und bei dem wiederum war es mehr als beim 3,5er.
Das erste Examen kann bundesweit wiederholt werden, wenn der Freischuss mitgenommen wurde. Zudem kann mit einer vernünftigen Leistung innerhalb des Schwerpunktes die Gesamtnote auf eine höhere Notenstufe gehoben werden. Das heißt nicht, dass jeder mit einem Prädikat oder gar zweistellig aus dem ersten Examen geht, aber ein solides befriedigend (Gesamtnote) sollte eigentlich für einen "normalen" Jurastudenten, gut schaffbar sein, zur Not eben via Verbesserungsversuch.
Beim zweiten Examen sieht es etwas anders aus, weil es keinen Schwerpunkt und auch (soweit ich weiß) nicht in jedem Bundesland den Verbesserungsversuch gibt. Aber auch da gilt: Ein befriedigend ist kein überkompliziertes Hexenwerk.
Wenn jemand bei insgesamt drei oder vier Versuchen keine soliden Noten erzielen kann, dann hat das in den seltensten Fällen mit "Pech" zu tun, sondern regelmäßig mit unzureichender Planung und Lernstrategie. Manch einer setzt bewusst "auf Lücke" und fällt damit auf die Nase, ein anderer wiederum sitzt in der Bib zwischen Dutzenden Lehrbüchern, Kommentaren und Skripten, sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr und fällt auf die Nase.
Natürlich wird es immer wieder Leute geben, die schlechter performen, als es vielleicht zu erwarten gewesen wäre. Häufig spielen da nach meinen Erfahrungen allerdings persönliche Probleme (in der Regel Erkrankungen, häufig im psychischen Bereich) eine gewisse Rolle. Diese Leute sind gesondert zu betrachten, weil jeder belastende Begleitumstand unweigerlich negative Auswirkungen auf die Lernqualität hat.
Ob das nun gerechtfertigt ist oder nicht, muss jeder für sich selbst beurteilen, aber Fakt ist nun einmal, dass es bei Juristen anders aussieht. Eine schlechte Note in einem der Examina wird man, wenn man sich auf Stellen mit gehobenen Anforderungen bewirbt, erklären und meist mit einem überdurchschnittlich guten anderen Examen und bestenfalls noch Zusatzqualifikationen ausgleichen müssen.
Die Notendiskussion ist ansonsten müßig.
Ja, es stimmt, nicht jede Note in einer Klausur oder mündlichen Prüfung ist fair. Das war aber schon zu Schulzeiten nicht anders. In meinem GK Deutsch war es nahezu unmöglich, mehr als 10-11 Punkte zu bekommen, wohingegen in einem anderen GK Deutsch fast jeder seine 10+ Punkte hinterhergeworfen bekam. In der Gesamtnote des Abiturs haben sich strenge und großzügige Notenvergabe aber nahezu immer "neutralisiert" und die Endnote entsprach dem, was jeder über zwei Jahre geleistet hatte. Das war bei dem 1,5er eben mehr als bei dem 2,5er und bei dem wiederum war es mehr als beim 3,5er.
Das erste Examen kann bundesweit wiederholt werden, wenn der Freischuss mitgenommen wurde. Zudem kann mit einer vernünftigen Leistung innerhalb des Schwerpunktes die Gesamtnote auf eine höhere Notenstufe gehoben werden. Das heißt nicht, dass jeder mit einem Prädikat oder gar zweistellig aus dem ersten Examen geht, aber ein solides befriedigend (Gesamtnote) sollte eigentlich für einen "normalen" Jurastudenten, gut schaffbar sein, zur Not eben via Verbesserungsversuch.
Beim zweiten Examen sieht es etwas anders aus, weil es keinen Schwerpunkt und auch (soweit ich weiß) nicht in jedem Bundesland den Verbesserungsversuch gibt. Aber auch da gilt: Ein befriedigend ist kein überkompliziertes Hexenwerk.
Wenn jemand bei insgesamt drei oder vier Versuchen keine soliden Noten erzielen kann, dann hat das in den seltensten Fällen mit "Pech" zu tun, sondern regelmäßig mit unzureichender Planung und Lernstrategie. Manch einer setzt bewusst "auf Lücke" und fällt damit auf die Nase, ein anderer wiederum sitzt in der Bib zwischen Dutzenden Lehrbüchern, Kommentaren und Skripten, sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr und fällt auf die Nase.
Natürlich wird es immer wieder Leute geben, die schlechter performen, als es vielleicht zu erwarten gewesen wäre. Häufig spielen da nach meinen Erfahrungen allerdings persönliche Probleme (in der Regel Erkrankungen, häufig im psychischen Bereich) eine gewisse Rolle. Diese Leute sind gesondert zu betrachten, weil jeder belastende Begleitumstand unweigerlich negative Auswirkungen auf die Lernqualität hat.
04.01.2022, 21:18
(03.01.2022, 23:26)Praktiker schrieb: OK, jetzt kann ich nicht mehr länger schweigen, offenbar ist es ja jetzt eh bekannt geworden.
Wenn ich einen Stapel Klausuren zum Korrigieren bekomme, frage ich als erstes die Bundeskanzlerin, wie viele bestehen und wie viele zum Schutz des Arbeitsmarktes durchfallen sollen (sagt nicht, es gebe jetzt einen Kanzler, daran glaubt Ihr nicht im Ernst, oder?).
Dann wird der nach Ziffern sortierte Stapel so unsortiert, dass die Klausuren in Reihenfolge ihrer Abgabe zu liegen kommen (das geht mit etwas Übung ganz leicht: die schön fertig geschriebenen unten und die unfertigen oben).
Jetzt muss man die momentane Haushaltslage des Bundeslandes bedenken, das ist eine etwas komplizierte Umrechnung, ergibt am Ende aber den Notenschnitt.
Jetzt beginnt man mit den früh abgegebenen Klausuren und ordnet ihnen zufällig hohe Punktzahlen zu. Wenn die Punkte verbraucht sind und der Schnitt erreicht ist, bekommen die restlichen einfach keine mehr.
Die Hauptarbeit ist nun, jeweils die Punkte mit absurden Begründungen so zu rechtfertigen, dass man einfach nur unfähig oder desinteressiert wirkt, das kostet richtig viel Zeit. Folge hiervon ist, dass man bei alledem die Abinote der Kandidaten leider nicht mehr berücksichtigen kann, obwohl sie dem System natürlich bekannt ist.
Jetzt ist mir leichter ums Herz und ich kann mit reinem Gewissen schlafen gehen...
Danke, dass du das offenlegst. Bis eben habe ich mit dem Gedanken gespielt, eine Nebentätigkeit als Examenskorretorin in Betracht zu ziehen, aber das ist mir dann doch zu viel (Vor-)Arbeit.

04.01.2022, 21:44
(04.01.2022, 21:18)Gast schrieb:(03.01.2022, 23:26)Praktiker schrieb: OK, jetzt kann ich nicht mehr länger schweigen, offenbar ist es ja jetzt eh bekannt geworden.
Wenn ich einen Stapel Klausuren zum Korrigieren bekomme, frage ich als erstes die Bundeskanzlerin, wie viele bestehen und wie viele zum Schutz des Arbeitsmarktes durchfallen sollen (sagt nicht, es gebe jetzt einen Kanzler, daran glaubt Ihr nicht im Ernst, oder?).
Dann wird der nach Ziffern sortierte Stapel so unsortiert, dass die Klausuren in Reihenfolge ihrer Abgabe zu liegen kommen (das geht mit etwas Übung ganz leicht: die schön fertig geschriebenen unten und die unfertigen oben).
Jetzt muss man die momentane Haushaltslage des Bundeslandes bedenken, das ist eine etwas komplizierte Umrechnung, ergibt am Ende aber den Notenschnitt.
Jetzt beginnt man mit den früh abgegebenen Klausuren und ordnet ihnen zufällig hohe Punktzahlen zu. Wenn die Punkte verbraucht sind und der Schnitt erreicht ist, bekommen die restlichen einfach keine mehr.
Die Hauptarbeit ist nun, jeweils die Punkte mit absurden Begründungen so zu rechtfertigen, dass man einfach nur unfähig oder desinteressiert wirkt, das kostet richtig viel Zeit. Folge hiervon ist, dass man bei alledem die Abinote der Kandidaten leider nicht mehr berücksichtigen kann, obwohl sie dem System natürlich bekannt ist.
Jetzt ist mir leichter ums Herz und ich kann mit reinem Gewissen schlafen gehen...
Danke, dass du das offenlegst. Bis eben habe ich mit dem Gedanken gespielt, eine Nebentätigkeit als Examenskorretorin in Betracht zu ziehen, aber das ist mir dann doch zu viel (Vor-)Arbeit.
Da du die Anforderungen nicht kanntest, warst du offenbar nicht im Echsenmenschen-Vorbereitungskurs und hättest eh keine Chance gehabt. Ich wette, du hast nicht einmal einen dunklen Umhang mit Kapuze.
04.01.2022, 22:15
(04.01.2022, 21:44)lawless schrieb:(04.01.2022, 21:18)Gast schrieb:(03.01.2022, 23:26)Praktiker schrieb: OK, jetzt kann ich nicht mehr länger schweigen, offenbar ist es ja jetzt eh bekannt geworden.
Wenn ich einen Stapel Klausuren zum Korrigieren bekomme, frage ich als erstes die Bundeskanzlerin, wie viele bestehen und wie viele zum Schutz des Arbeitsmarktes durchfallen sollen (sagt nicht, es gebe jetzt einen Kanzler, daran glaubt Ihr nicht im Ernst, oder?).
Dann wird der nach Ziffern sortierte Stapel so unsortiert, dass die Klausuren in Reihenfolge ihrer Abgabe zu liegen kommen (das geht mit etwas Übung ganz leicht: die schön fertig geschriebenen unten und die unfertigen oben).
Jetzt muss man die momentane Haushaltslage des Bundeslandes bedenken, das ist eine etwas komplizierte Umrechnung, ergibt am Ende aber den Notenschnitt.
Jetzt beginnt man mit den früh abgegebenen Klausuren und ordnet ihnen zufällig hohe Punktzahlen zu. Wenn die Punkte verbraucht sind und der Schnitt erreicht ist, bekommen die restlichen einfach keine mehr.
Die Hauptarbeit ist nun, jeweils die Punkte mit absurden Begründungen so zu rechtfertigen, dass man einfach nur unfähig oder desinteressiert wirkt, das kostet richtig viel Zeit. Folge hiervon ist, dass man bei alledem die Abinote der Kandidaten leider nicht mehr berücksichtigen kann, obwohl sie dem System natürlich bekannt ist.
Jetzt ist mir leichter ums Herz und ich kann mit reinem Gewissen schlafen gehen...
Danke, dass du das offenlegst. Bis eben habe ich mit dem Gedanken gespielt, eine Nebentätigkeit als Examenskorretorin in Betracht zu ziehen, aber das ist mir dann doch zu viel (Vor-)Arbeit.
Da du die Anforderungen nicht kanntest, warst du offenbar nicht im Echsenmenschen-Vorbereitungskurs und hättest eh keine Chance gehabt. Ich wette, du hast nicht einmal einen dunklen Umhang mit Kapuze.
Doch, doch, den Umhang habe ich... Mal sehen, ob ich den jetzt wieder umtauschen kann