19.10.2021, 11:16
(19.10.2021, 10:40)Gast schrieb: Im Vergleich zu den Kosten eines US-LLM kriegen die Studis da schon sehr viel für ihr Geld. Braucht man das, um Prädikat und Karriere zu machen? Nö. Aber bereut irgendjemand nach ein paar Jahren (oder Jahrzehnten) Berufserfahrung, wegen der Studiengebühren jetzt nicht 100k mehr auf dem Konto zu haben? Kann ich mir auch nicht vorstellen.
..weil es sowieso nur Geld aus der Portokasse von Papa ist? 100k netto, die du mit Anfang 20 hast oder nicht hast, machen natürlich auch bei Richtern und auch bei Anwälten viel aus. Das Geld könntest du sonst ja anlegen. Auch als GK-Anwalt muss man für 100k Jahre sparen. LLM halte ich nur bedingt für vergleichbar. Du kriegst vielleicht weniger geboten, aber deswegen macht man ja auch keinen LLM. Man machts für den Titel und die Connections. Ein Titel aus Harvard ist schon was anderes als ein gutes Examen, was man anderswo als talentierter Jurist genau so kriegt.
19.10.2021, 11:18
der normale Bürger merkt 100k schon
19.10.2021, 11:23
(19.10.2021, 10:40)Gast schrieb: Ich habe nicht an der Bucerius studiert, aber in Hamburg Ref gemacht, weswegen ich doch ziemlich viele von der "Law School" kennengelernt habe. Nach meinem Empfinden sind viele Aussagen in dem Thread hier eher von Neid getrieben, zumindest kann ich sie so nicht nachvollziehen.
Nach meinem Eindruck von den Erzählungen sind die Studienbedingungen da erheblich besser, als an meiner staatlichen Uni. Es es herrscht aber auch ein erheblicher Druck, weil man ständig gerankt wird, was z.B. auf Auslandssemester etc. Einfluss hat. Und es ist sicherlich eine Bubble mit einem überdurchschnittlichen Anteil von ,,insecure overachievers", die sich ab dem 2. Semester in verschiedenste Großkanzlei-Praktika stürzen und nebenbei an Startup/Politik/soziale Organisation und Orchester arbeiten (oder es vorgeben). Solche Leute laufen aber z.B. auch bei der Studienstiftung gehäuft rum.
Im Vergleich zu den Kosten eines US-LLM kriegen die Studis da schon sehr viel für ihr Geld. Braucht man das, um Prädikat und Karriere zu machen? Nö. Aber bereut irgendjemand nach ein paar Jahren (oder Jahrzehnten) Berufserfahrung, wegen der Studiengebühren jetzt nicht 100k mehr auf dem Konto zu haben? Kann ich mir auch nicht vorstellen.
Es hat doch nichts mit Neid zu tun... mit diesem BLS-Kredit hätte ich ja genauso damals dort studieren können. Es geht vielmehr darum, ob die BLS ihren Preis wert ist. Ein wenig wie bei einem Luxusauto. Natürlich ist eine voll ausgestattete S-Klasse für 180k ein sehr guter Wagen. Verdammt, es wäre ein großer Betrug, wenn sie für den Preis kein gutes Auto wäre

19.10.2021, 11:29
Nur damit man mal die Rechnung macht für einen 1st year Associate: 9% vom Bruttoeinkommen.
Du bekommst 120k brutto, also 10k brutto im Monat. Das sind ca. 5,6k netto. Ich habe am Anfang so ca. 2k im Monat gespart; wären nun 900 Euro jeden Monat an die BLS geflossen, hätte ich nur noch 1,1k gespart. Das merkt man beim Berufseinstieg und den ersten Jahren schon.
Natürlich, retrospektiv nach 20 erfolgreichen Berufsjahren sind dir die 100k Studiengebühren egal.. aber ich hatte an meiner Alma Mater ja auch eine tolle Zeit und dazu noch 100k mehr (plus Zinsen)
Du bekommst 120k brutto, also 10k brutto im Monat. Das sind ca. 5,6k netto. Ich habe am Anfang so ca. 2k im Monat gespart; wären nun 900 Euro jeden Monat an die BLS geflossen, hätte ich nur noch 1,1k gespart. Das merkt man beim Berufseinstieg und den ersten Jahren schon.
Natürlich, retrospektiv nach 20 erfolgreichen Berufsjahren sind dir die 100k Studiengebühren egal.. aber ich hatte an meiner Alma Mater ja auch eine tolle Zeit und dazu noch 100k mehr (plus Zinsen)

19.10.2021, 12:04
Wie kommt ihr auf die Zahlen von 100k? Kostet doch viel weniger
19.10.2021, 13:04
(19.10.2021, 12:04)Gast schrieb: Wie kommt ihr auf die Zahlen von 100k? Kostet doch viel weniger
12 Trimester à 4.300 Euro = 51.600 Euro.
Wenn du/deine Eltern aber keine 12.900 Euro zusätzlich im Jahr haben, machst du deren Kredit (also den Generationenvertrag).
Dort zahlst du dann maximal das Doppelte des ursprünglichen Beitrags, also 51.600*2 = 103.200 Euro.
Plus Inflationsausgleich. Sind aktuell halt auch mal 3-4% im Jahr, im Idealfall 1%. Am Ende wirst du als GK-Anwalt (und davon gehen wir hier mal aus), deine 110-120k gezahlt haben.
19.10.2021, 13:59
(19.10.2021, 10:40)Gast schrieb: Ich habe nicht an der Bucerius studiert, aber in Hamburg Ref gemacht, weswegen ich doch ziemlich viele von der "Law School" kennengelernt habe. Nach meinem Empfinden sind viele Aussagen in dem Thread hier eher von Neid getrieben, zumindest kann ich sie so nicht nachvollziehen.1. Dass die Studienbedingungen des BLS das Studieren deutlich erleichtern können, bestreitet niemand. Wir stören uns vor allem am aus dem Gleichgewicht geratenen Äquivalenzverhältnis zwischen Leistung und Gegenleistung.
Nach meinem Eindruck von den Erzählungen sind die Studienbedingungen da erheblich besser, als an meiner staatlichen Uni. Es es herrscht aber auch ein erheblicher Druck, weil man ständig gerankt wird, was z.B. auf Auslandssemester etc. Einfluss hat. Und es ist sicherlich eine Bubble mit einem überdurchschnittlichen Anteil von ,,insecure overachievers", die sich ab dem 2. Semester in verschiedenste Großkanzlei-Praktika stürzen und nebenbei an Startup/Politik/soziale Organisation und Orchester arbeiten (oder es vorgeben). Solche Leute laufen aber z.B. auch bei der Studienstiftung gehäuft rum.
Im Vergleich zu den Kosten eines US-LLM kriegen die Studis da schon sehr viel für ihr Geld. Braucht man das, um Prädikat und Karriere zu machen? Nö. Aber bereut irgendjemand nach ein paar Jahren (oder Jahrzehnten) Berufserfahrung, wegen der Studiengebühren jetzt nicht 100k mehr auf dem Konto zu haben? Kann ich mir auch nicht vorstellen.
2. An den guten staatlichen Unis findet man ebenfalls sehr engagierte Studenten (Siehe dazu oben in einem anderen Beitrag).
3. Der US-LLM ist ein schräger Vergleichsmaßstab. Nur weil das eine extrem teuer ist, ist das andere nun sogar preiswert? Der Vergleichsmaßstab kann nur die staatliche Uni sein. Alles andere ist ohne Aussagekraft, weil der US-LLM ein anderer Abschluss ist.
4. Im Vergleich zur guten staatlichen Uni kriegt man an der Bucerius einfach viel zu wenig für das Geld. Nur zur Erinnerung: Die Studiengebühren betragen entweder ein Brutto-Jahresgehalt eines Richters (wenn man die Studiengebühren über einen Kredit oder die Eltern finanziert) oder eines Großkanzleianwalts (wenn man den Generationenvertrag wählt). Das ist eine ganze Menge.
Was bekommt man dafür im Vergleich zur staatlichen Uni?
Eine etwas bessere Lehre, eine bessere Auslandsuni (NYU oder Stanford statt Erasmus bzw Erasmus+) und irgendwelche Zertifikate, weil man zB ein Semester lang eine WHU-Vorlesung angehört hat. Alles andere kriegt man an der LMU, in Heidelberg, Münster, Freiburg usw ebenfalls - und zwar quasi kostenlos. Wer eine wissenschaftliche Karriere anstrebt, ist bei den traditionellen Unis sogar besser aufgehoben. Die Bucerius hat ein paar wenige Zugpferde (K Schmidt offensichtlich). Privatsrechtswissenschaft findet in HH davon abgesehen andernorts statt, nämlich am MPI.
19.10.2021, 20:27
Die sehr engagierten Studenten findest du sogar an den weniger renommierten staatlichen Unis. Das ist ja das Gute an Jura, durch die Existenz des Staatsexamens ist der Studienort völlig egal.
Einen kleinen Vorteil bieten EBS und BLS aber für das Geld zumindest. Diejenigen Leute, die nicht zum Examen antreten oder dieses nicht bestehen, haben mit dem LL.B. zumindest einen Hochschulabschluss in der Tasche und stehen nicht nur mit dem Abitur dar.
Einen kleinen Vorteil bieten EBS und BLS aber für das Geld zumindest. Diejenigen Leute, die nicht zum Examen antreten oder dieses nicht bestehen, haben mit dem LL.B. zumindest einen Hochschulabschluss in der Tasche und stehen nicht nur mit dem Abitur dar.
19.10.2021, 20:44
(19.10.2021, 20:27)Gast mit Account schrieb: Die sehr engagierten Studenten findest du sogar an den weniger renommierten staatlichen Unis. Das ist ja das Gute an Jura, durch die Existenz des Staatsexamens ist der Studienort völlig egal.
Einen kleinen Vorteil bieten EBS und BLS aber für das Geld zumindest. Diejenigen Leute, die nicht zum Examen antreten oder dieses nicht bestehen, haben mit dem LL.B. zumindest einen Hochschulabschluss in der Tasche und stehen nicht nur mit dem Abitur dar.
Hast du doch an einigen staatlichen Unis, z.B Potsdam… auch.
19.10.2021, 21:18
Inzwischen. Genauso wie es inzwischen auch verbreitet Uni-Reps gibt (mal abgesehen vom teilweise immer noch fraglichen Niveau.). Früher gab es weder LLBs noch irgendeine sinnvolle Examensvorbereitung in der Uni, was man so hört.
Insofern können/müssen unsere Ausbildungsgeneration der BLS eigentlich dankbar sein, weil sie die Ausbildung an den staatlichen Unis mittelbar positiv mitbeeinflusst hat. Ist doch nett, wenn ein paar Mittelständler/reiche Leute dafür letztlich auch Geld übrig hatten. ;-)
Insofern können/müssen unsere Ausbildungsgeneration der BLS eigentlich dankbar sein, weil sie die Ausbildung an den staatlichen Unis mittelbar positiv mitbeeinflusst hat. Ist doch nett, wenn ein paar Mittelständler/reiche Leute dafür letztlich auch Geld übrig hatten. ;-)