Überforderung

[Gast]

Wer vereinbart in der Wahlstation denn bitte   eine Fünftagewoche?

[Gast]

Ich kann das GK-Leben nur aus der Perspektive des Ehepaares betrachten. Meine Frau hat die letzten drei Jahre in einer GK verbracht und nun endlich die Reißleine gezogen. Unter der Woche haben wir uns praktisch nicht gesehen, obwohl wir in einer gemeinsamen Wohnung leben. Samstags war sie häufig so fertig, dass sie den Großteil des Tages geschlafen hat und immer wenn wir Urlaub hatten, ist sie erstmal krank geworden, weil der Körper nicht mit den reduzierten Stresshormonen klar gekommen ist. 
Finanziell war es zwar nett, ein Nettohaushaltseinkommen von 11k/Monat zu haben, aber ehrlich gesagt reichen uns die nun vorhandenen 8k auch noch locker und wir haben endlich wieder eine Partnerschaft, die den Begriff auch verdient.

[DMOWMYH]

Ich verstehe immernoch nicht, wie man das "das große Geld " nennen kann.

Man verdient bei 100.000 € im Jahr brutto bei einer 60 Stunden-Woche 18, 8 € pro Stunde.

Meine Freundin ist Ärztin und verdient bei einer ca. 50 Stundenwoche das Gleiche.

Merken diese GK-Leute nicht, dass sie schlichtweg ausgenutzt werden?

Man muss eben auch auf die Jahre 2-6 schauen und solche Sprünge pro Jahr macht dann auch kein Arzt. Dein Punkt mag im ersten Jahr noch korrekt sein, verliert aber irgendwann seine Argumentationsgrundlage.

Geld ist aber nun auch für Leute mit den entsprechenden Noten nicht alles. Ich hatte schon im Studium ein gewisses finanzielles Polster, sodass ich diesen Weg nicht gehen musste, aber ich habe auch Freunde mit Doppel-VB, die Bafög bekommen haben und die absolut kein Interesse hatten, so viel Lebenszeit gegen Geld zu tauschen. Ein großer Teil der Leute will nicht in eine GK, auch nicht mit passenden Noten. Dieses Forum, in dem viele Einsteiger offenbar ihr Ego mit der GK-Tätigkeit und dem Gehalt aufwerten, ist absolut nicht repräsentativ und diese Leute scheinen zum großen Teil nicht begreifen zu können oder zu wollen, dass das nicht für jeden ein guter Deal ist.

Es ist schon schlimm, wie versucht wird, dem TE hier eine Lebensdurststrecke von ein paar Jahren schmackhaft zu machen. Wenn jemand jetzt schon merkt, auch wenn die Ref.-Vergütung übersichtlich ist, dass das nichts für ihn ist, dann gibt kein vernünftiger, empathischer Mensch noch Hinweise, dass man sich doch durchkämpfen soll und das dann, wenn möglich später noch ein paar Jahre, weil man ja immer an das Gehalt denken soll. Jeder Volljurist dürfte erwachsen genug sein, selbst festzustellen, welche finanziellen Mittel er hat und welche er will. Wenn jemand unbedingt ein paar Jahre auf Privatleben verzichten will und sich darüber hinaus ggf. noch als Tier definiert, bleibt ihm das unbenommen. Man sollte aber einsehen, dass es genug Leute gibt, die das nicht nötig haben und nicht wollen. Da hilft es nicht, die ganze Zeit mit Geldscheinen rumzuwedeln.

Hier ist doch (ausnahmsweise) bislang noch kein Post, der das GK Leben feiert oder schön reden will? 

Manche Leute mussten/wollten für kurze Zeit halt in eine GK und schnell etwas Geld zu verdienen, um sich ein Polster aufzubauen, das du ja anscheinend schon im Studium hattest. Und um in kurzer Zeit schnell relativ viel Geld zu verdienen, ist die GK Mühle für Juristen schon unschlagbar. Aber in der Zeit ist es ein Tausch von Lebenszeit gegen Geld, da gibt es nicht viel zu beschönigen. Lange würde ich das auch nicht machen wollen.

Kann dem TE auch nur empfehlen, sich nicht kaputt zu machen, im Notfall mal n Krankenschein nehmen und es als wertvolle Erfahrung mitnehmen. Oder halt einfach pünktlich gehen. Mach nur nicht den Fehler und frag ob nichts mehr zu tun ist und du gehen kannst oder warte bis jemand sagt, dass du jetzt gehen kannst. Beides passiert dort eher selten.
Dass jemand aber mal richtig Ärger bekommt, weil er einfach geht, passiert eher nicht. Schadet halt nur der Perspektive dort.

[Gast55]

Das Ding ist, dass ich wegen Bafög und Studienkredit eigentlich schon gern erstmal viel verdienen würde. Hätte echt nicht gedacht, dass mir das so arg zu schaffen macht. Heute Morgen mit Herzrasen aufgewacht und auf dem Weg fast zusammengebrochen. Bin dann zum Arzt und bin erstmal die restliche Woche krankgeschrieben. Bin ich einfach nur irgendwie null belastbar?

[DMOWMYH]

Das Ding ist, dass ich wegen Bafög und Studienkredit eigentlich schon gern erstmal viel verdienen würde. Hätte echt nicht gedacht, dass mir das so arg zu schaffen macht. Heute Morgen mit Herzrasen aufgewacht und auf dem Weg fast zusammengebrochen. Bin dann zum Arzt und bin erstmal die restliche Woche krankgeschrieben. Bin ich einfach nur irgendwie null belastbar?

Ich war in der gleichen Situation. Also bzgl. der Rückzahlung von Bafög.
Ganz ehrlich, es schnell zurückzahlen zu könne war nett und es ist auch nettes Polster entstanden. Zurückzahlen kann man es aber auch mit A13 bzw ähnlichem Gehalt in einem Unternehmen etc.

Wenn es dich so stresst, kann es mE einmal sein, dass du dich noch anpassen muss und es besser wird. Ich hatte mich durchs Studium und ref schon gut von einer 5 Tage Woche entfernt, dazu dann direkt in eine gk ist schon ein krasser Unterschied.

Kann aber auch gut sein, dass es einfach zu viel für dich ist, es ist nämlich auch sau viel. Zudem ist gerade typischerweise eher weniger zu tun (Sommerloch). Kann dir nur empfehlen es nicht auf Kosten deiner Gesundheit zu erzwingen. Ist keine Schande wenn das nichts für dich ist 

[Gast]

Dieses Bafög Argument verstehe ich eh nie so ganz. Ich zahle mein Bafög gerade vom Refgehalt ab, die 130€ im Monat sind auch echt ohne GK zu stemmen. Oder wollt ihr das alle in 3 Monaten abbezahlen?

[Gast55]

Bafög ist super wenig, da ich nur so 80€ im Monat bekommen hab, Studienkredit waren 550€ im Monat, das haut bei 5 Jahren Studium schon noch ordentlich rein :D Aber ihr habt schon recht, dann zahl ich halt ein bisschen länger ab..

[Gasto]

Bafög ist super wenig, da ich nur so 80€ im Monat bekommen hab, Studienkredit waren 550€ im Monat, das haut bei 5 Jahren Studium schon noch ordentlich rein :D Aber ihr habt schon recht, dann zahl ich halt ein bisschen länger ab..

Und woanders verdienst du ja auch Geld. Ist doch nicht so, als ob es nur GK und 40k Kleinkanzlei gibt ;-) versuch nach deinem Berufseinstieg einfach noch ein Jahr weiter wie ein Referendar zu leben, dann hast du schnell 20k gespart, selbst bei einer normalen Stelle. Dann ist der Kredit auch schon klein geworden. Dafür solltest du dich auf jeden Fall nicht kaputt machen.

[Gast]

Ich verstehe immernoch nicht, wie man das "das große Geld " nennen kann.

Man verdient bei 100.000 € im Jahr brutto bei einer 60 Stunden-Woche 18, 8 € pro Stunde.

Meine Freundin ist Ärztin und verdient bei einer ca. 50 Stundenwoche das Gleiche.

Merken diese GK-Leute nicht, dass sie schlichtweg ausgenutzt werden?

Vielleicht nach 5 Jahren Berufstätigkeit und abgeschlossenem Facharzt. 
Davor arbeitet man incl. Wochenenddienste ca. 55h die Woche für ~65k (2. Jahr Assistenzärztin), große Gehaltsunterschiede gibts da auch nicht, da in der Regel nach Tarif bezahlt wird. Schwankungen von paar Hundert Euro pro Monat, dazu jährliche Gehaltssteigerungen von ca. 5k pro Jahr. 
Von daher sind die 100k pro Jahr bei 50k Bullshit wenn man Berufsanfänger vergleicht. Dafür braucht man wie gesagt einen abgeschlossenen Facharzt. 

Im 6. Jahr verdient der Associate bereits deutlich mehr, gerade bei konstanten 60h/Woche (idR US-Kanzlei) - zumal 60h für 100k auch als Einstieg ein schlechter Deal sind.

[Gast]

Hallo ihr,

bin derzeit in der Wahlstation (GK) und absolut überfordert und schon nach 3 Wochen total kaputt. Ich weiß nicht, wie ich es die nächsten Wochen aushalten soll und frage mich auch, wie um alles in der Welt man es schafft, über längere Zeit in der GK zu arbeiten. Seit ich dort arbeite war ich weder beim Sport und hab meine Freundin nur am Wochenende gesehen. Bin selten vor 10 daheim und gehe um 8 aus dem Haus. Ich verlange ja gar keinen 9to5 Job, aber das ist doch nicht mehr normal... Wie schafft man es, neben der Arbeit noch ein Leben zu haben?

Seh es positiv, du weißt jetzt schon, dass es nicht die richtige Wahl für dich ist.
Hake es unter ner interessanten Erfahrung ab und beiß die Zähne zusammen bis du frei bist.
Hat einen Grund warum die meisten nach 2-4 Jahren in Justiz, Unternehmen und kleinere Kanzleien verschwinden