05.07.2021, 19:35
Nun, ob diese Art und Weise der Rechtsfindung zu mehr Rechtsfrieden führt, sei mal dahingestellt.
Ich behaupte aber einfach mal und auch was ich sonst so aus Rechtsinformatik-Kreisen so beiläufig mitbekomme, dass es letztlich und vorerst an diesen ausgeprägten "Wertentscheidungen" scheitert, KI und Co. in unser lukratives Betätigungsfeld wirksam einzuführen.
Allerdings frag ich mich dann schon, ob künftige Generationen, das aus alter Gewohnheit auch so handhaben werden?! Ich vermute nicht. Zumindest kann man ernüchternd feststellen, dass wir theoretisch nicht weit davon entfernt sind, viele Juristen "überflüssig" zu machen. Theoretisch, nicht praktisch!
Wohingegen die Kreativität eines "guten" BWLers schwerlich zu algorithmisieren sein wird?
Ich behaupte aber einfach mal und auch was ich sonst so aus Rechtsinformatik-Kreisen so beiläufig mitbekomme, dass es letztlich und vorerst an diesen ausgeprägten "Wertentscheidungen" scheitert, KI und Co. in unser lukratives Betätigungsfeld wirksam einzuführen.
Allerdings frag ich mich dann schon, ob künftige Generationen, das aus alter Gewohnheit auch so handhaben werden?! Ich vermute nicht. Zumindest kann man ernüchternd feststellen, dass wir theoretisch nicht weit davon entfernt sind, viele Juristen "überflüssig" zu machen. Theoretisch, nicht praktisch!
Wohingegen die Kreativität eines "guten" BWLers schwerlich zu algorithmisieren sein wird?
05.07.2021, 19:45
Ich lese da heraus, dass KI ein toller Student sein könnte. Subsumieren unter feststehende Sachverhalte.
Bleibt die Frage, wie KI Sachverhalte ermitteln will. Was neben der Beratung des Mandaten die wichtigste Aufgabe ist.
Bleibt die Frage, wie KI Sachverhalte ermitteln will. Was neben der Beratung des Mandaten die wichtigste Aufgabe ist.
05.07.2021, 20:21
(05.07.2021, 19:45)Gast Gast schrieb: Ich lese da heraus, dass KI ein toller Student sein könnte. Subsumieren unter feststehende Sachverhalte.
Bleibt die Frage, wie KI Sachverhalte ermitteln will. Was neben der Beratung des Mandaten die wichtigste Aufgabe ist.
Auch hier wird es sicherlich geordnete und strukturierte Lösungen geben, wie die Auslagerung dieser Arbeit an den Mandanten selbst. Ich glaube kein Mandant zahlt hohe Summen für das Zusammentragen derartiger Infos. Da können interne Abteilungen ran. Also einen gut ausgebildeten Juristen braucht man dafür sicherlich nicht, wenn aktuell zugegeben noch notwendig.
05.07.2021, 20:28
(04.06.2021, 12:19)Gastöö schrieb: Ach ja der Mythos der Rationalisierung...
Am Ende weiß keiner was auf uns zukommt. Die Welt ist zu komplex, Leute und lasst euch von diesen Legal Tech Schaumschlägern nicht immer alles erzählen.
Hier mal zwei Podcast-Episoden zum Thema KI und Rationalisierung im Recht, die das ganze sehr analytisch und nüchtern betrachten und nicht immer Science-Fiction betreiben.
https://open.spotify.com/episode/6gSO0i4...=copy-link
https://open.spotify.com/episode/3sEXDbS...=copy-link
Im beiden Podcasts, insbesondere im ersten, sehe ich meine Rationalisierungsthese eher bestätigt. Wieso soll das Science Fiction sein? Sagt der Referent Pohle doch selbst.
Es scheitert momentan letztlich an der deutschen Rechtssetzung. Würden weitesgehend interpretationsfreie Gesetze geschaffen, wären viele juristischen Tätigkeiten passè. Im Verwaltungsrecht werden wie gesagt etwaige Szenarien bereits angedacht.
05.07.2021, 20:37
Bevor ich mir das reinziehe: ist das wieder so ein Moment, wo jemand was über das US Rechtssystem erzählt, das völlig binär aufgebaut ist und sehr wenig mit civil law zu tun hat und daraus ableitet, dass es in Deutschland bald keine Anwälte geben wird? Sonst haue ich mir wieder den Kopf an der Wand auf.
05.07.2021, 20:44
Naja keine Ahnung, ob es was taugt, was der gute Herr da sagt. Aber scheint mir jemand zu sein, der sich damit auch beruflich beschäftigt hat. Aber stimmt schon, die beiden lassen die Rechtssytematik ein wenig aus dem Auge.
05.07.2021, 20:54
(05.07.2021, 15:04)Gast schrieb:(04.07.2021, 15:04)Gast schrieb: Um das Thema Legal-Tech wieder aufzurollen: Laut dem Urteil des LG Köln zur Vertragssoftware SmartLaw handelt es sich dabei um keine Tätigkeit und somit auch um keine Rechtsdienstleistung.
Meine subjektive Einschätzung zur Thematik: Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der Markt für weitere LT-Start-Ups von der Politk (vor allem der FDP) geöffnet wird. Dadurch entsteht zwanglsäufig ein höherer Konkurrenzkampf zwischen Anwälten und LT. Für Anwälte wird dies wohl niedrigere Honorare bedeuten. Übermäßig betroffen werden wohl insbesondere KK mit viel Massengeschäft sein. Der Arbeitsmarkt für Juristen wird sich wohl langfristig zunehmend verschlechtern.
Wenn ich das so lese, bekomme ich große Zukunftsängste, ob das Jurastudium die richtige Entscheidung war. Inhaltlich interessiert es mich zwar, aber, nach so einer langen Ausbildung in einen schlecht bezahlten Job zu landen oder gar durch Technologie ersetzt zu werden, lohnt sich für den Aufwand nicht. Da überlege ich mir lieber, tatsächlich die Reißleine zu ziehen und zumindest etwas zukunftssicheres wie BWL zu studieren.
Ich würde dir raten, definitiv auf Bwl umzusatteln, wenn es geht. Als Bwler hast du 1. eine Bandbreite an Jobmöglichkeiten, wodurch du bei Rationalsierung eines Jobs leicht in einen anderen Bereich wechseln kannst 2. ein kürzeres Studium und 3. an einer guten Uni (Mannheim, Goethe, WHU, HSG) eine Jobgarantie. Bwler sind nunmal auch weniger von der Digitaliserung als Juristen betroffen, da es bei ihnen auch oft um strategische sowie kreative Aufgaben und Projekte geht. Und die hohen GK-Gehälter kannst du auch deutlich früher im Consulting oder Investment Banking erreichen; diese Bereiche sind zudem noch wegen den obigen Gründen kaum digitalisierbar im Gegensatz zu GK's. Ergo nur zu, studiere Bwl, wenn es dich genauso oder sogar mehr interessiert, als Jura; aus den genannten Gründen würde Bwl jedenfalls die zukunftssichere Wahl als Jura sein.
05.07.2021, 21:09
(05.07.2021, 20:21)Gastio schrieb:(05.07.2021, 19:45)Gast Gast schrieb: Ich lese da heraus, dass KI ein toller Student sein könnte. Subsumieren unter feststehende Sachverhalte.
Bleibt die Frage, wie KI Sachverhalte ermitteln will. Was neben der Beratung des Mandaten die wichtigste Aufgabe ist.
Auch hier wird es sicherlich geordnete und strukturierte Lösungen geben, wie die Auslagerung dieser Arbeit an den Mandanten selbst. Ich glaube kein Mandant zahlt hohe Summen für das Zusammentragen derartiger Infos. Da können interne Abteilungen ran. Also einen gut ausgebildeten Juristen braucht man dafür sicherlich nicht, wenn aktuell zugegeben noch notwendig.
Doch, ich glaube schon. Das tun sie derzeit auch schon/seit langem. Alleine schon deswegen, weil die Unternehmen oft wenig Plan davon haben, was nun am Ende rechtlich relevant wird/ist.
05.07.2021, 21:15
(05.07.2021, 20:44)Gastio schrieb: Naja keine Ahnung, ob es was taugt, was der gute Herr da sagt. Aber scheint mir jemand zu sein, der sich damit auch beruflich beschäftigt hat. Aber stimmt schon, die beiden lassen die Rechtssytematik ein wenig aus dem Auge.
Ok, hab ich es mir fast gedacht. Das ist nämlich der Knackpunkt der ganzen Debatte, es wird immer irgend was aus den USA stumpf auf Europa übertragen. Dabei ist das US case law system in vielen Bereichen wesentlich binärer und wertungsunabhängiger als das Zivilrecht, das sich entsprechend viel viel schlechter für eine KI übersetzen lässt. Eine KI kann bereits ganz gut Datenbanken durchsuchen und querverbindungen feststellen nach dem Motto "es gibt einen Präzidenzfall zu einem Postkutschenraub, der Parallelen im Tatbetand zu diesem Cybercrime enthält, daher wird das ruling voraussichtlich X sein". So läuft das aber in Deutschland nicht, wo nicht die Frage Präzidenz ja oder nein oder Gesetz ja oder nein entscheidend ist, sondern fast überall die Abwägung innerhalb der Norm und das Ermessen dazu.
Ich bin viel in dem Bereich unterwegs und wenn man mit den Legal Tech Leuten mal privat spricht, sagen die einem auch nichts anderes als "das deutsche Rechtssystem lässt sich mit einer KI bearbeiten, aber eben dann, wenn die KI 99% menschenähnlich ist, also entsprechend auch Wert- und Moralurteile nachzeichnen kann und Abwägungsentscheidungen begründen. Wann das sein wird, können wir nicht sagen, aber wenn es soweit ist, sind wir alle arbeitslos, nicht nur Juristen, weil das das einzige menschliche Alleinstellungsmerkmal ist."
Also ja, irgendwann werden deutsche Anwälte überflüssig, aber das wird der Tag sein, an dem Menschen im Arbeitsleben generell überflüssig werden.
05.07.2021, 21:21
Zitat:Bwler sind nunmal auch weniger von der Digitaliserung als Juristen betroffen, da es bei ihnen auch oft um strategische sowie kreative Aufgaben und Projekte geht.
Wo ich schon dabei bin, das ist ca. das Laienlevel von Fehlverständnis von Legal Tech, das vergleichbar ist mit "Mord ist mit Vorsatz und Totschlag ohne". Das Gegenteil ist der Fall, BWLer sind MASSIV von Digitalisierung betroffen udn zwar viel mehr und stärker als Juristen (in Deutschland), weil sie eine wesentlich systematisierbarere und berechenbarere Aufgabe haben als Juristen. Letztens gab es mal ne Studie in der WiWo (kA wie gut die gemacht ist, aber deckt sich in etwa mit den mir bekannten Einschätzungen) da hatten BWLartige Berufe wie Beratung, Unternehmensorganisation usw. ein Substituierungspotential von 28%, Rechtsberufe bei gerade mal 18% und letzteres ist mE schon sehr großzügig geschätzt.
https://www.wiwo.de/erfolg/beruf/studie-...850-2.html
Oder anders ausgedrückt: viele BWLer aus meinem Freundeskreis machen jetzt schon teilweise andere Sachen, als sie vor 5 Jahren beim Berufseinstieg gemacht haben, weil diese Sachen mittlerweile von Programmen besser gemacht werden. beck online kriegt es nicht hin mir das Urteil zu finden, das ich suche, selbst wenn ich 3/4 der Wörter im Leitsatz in die Suchzeile tippe. Legal Tech im nennenswerten Umfang ist auf GK Ebene abseits von Marketingblabla nicht existent. Dabei würde ich sehr sehr gerne mal etwas Arbeit an eine Maschine abgeben.