22.03.2021, 22:37
Meines Erachtens ist die Richterbesoldung jedenfalls nicht krass unfair. Über 200-300 Euro mehr oder weniger lässt sich immer streiten. Aber deutliche unterbezahlt fühle ich mich als Richter nicht.
Ein Problem gibt es wohl nur in Hamburg, Berlin und München. Aber da hat der öffentliche Dienst wohl ein grundsätzliches Problem. Wie sollen sich bloß Polizisten, Pflegekräfte etc. eine Wohnung in einer großen Metropole leisten ?!
Ein Problem gibt es wohl nur in Hamburg, Berlin und München. Aber da hat der öffentliche Dienst wohl ein grundsätzliches Problem. Wie sollen sich bloß Polizisten, Pflegekräfte etc. eine Wohnung in einer großen Metropole leisten ?!
22.03.2021, 22:42
(22.03.2021, 22:37)Nordlicht-SH schrieb: Meines Erachtens ist die Richterbesoldung jedenfalls nicht krass unfair. Über 200-300 Euro mehr oder weniger lässt sich immer streiten. Aber deutliche unterbezahlt fühle ich mich als Richter nicht.
Ein Problem gibt es wohl nur in Hamburg, Berlin und München. Aber da hat der öffentliche Dienst wohl ein grundsätzliches Problem. Wie sollen sich bloß Polizisten, Pflegekräfte etc. eine Wohnung in einer großen Metropole leisten ?!
Naja, trotzdem sind berlin und Hamburg, sind ja Stadtstaaten, bei bewerbern deutlich überdurchschnittlich beliebt. In die pampa will ja auch niemand.
22.03.2021, 23:03
(22.03.2021, 03:12)Gastuser1 schrieb: Das Problem der Besoldung ist m.E. nicht das Einstiegsgehalt. Das ist mit rund 3.2k € netto in NRW, was in etwa 65k Jahresbrutto in der freien Wirtschaft entspricht, völlig in Ordnung. Da bekommen andere Akademiker nicht mehr. Unattraktiv ist eher die elend langsame Gehaltsentwicklung und die quasi inexistenten Beförderungsaussichten. Alle paar Jahre steigt man in eine höhere Stufe und verdient dann vielleicht 100-150 € netto mehr und zusätzlich gibt's noch eine jährliche Inflationsanpassung. Das war's. In der höchsten Stufe in R1 verdient ein Richter in NRW aktuell das Äquivalent von etwa 95k Jahresbrutto.
Ich vergleiche die Richterbesoldung mal mit dem Gehalt einiger Nichtjuristen aus dem Bekanntenkreis, wobei das Alter der im Beispiel genannten Personen stets zwischen 32 und 35 Jahren liegt.
- B.Sc. und M.Sc. in BWL (Uni), eher durchschnittlichen Noten (Eigenaussage), Einstieg bei Big 4 vor rund 9 Jahren, aktuell Manager: inklusive Bonus fast 100k (Eigenaussage).
- Medizinstudium, Promotion, Facharztausbildung, letztes Jahr eine Stelle als Oberärztin in einem städtischen Krankenhaus bekommen. Laut Tarifvertrag rund 93k Grundgehalt plus die Zuschläge für Dienste (teils steuerfrei!) und Poolbeteiligungen. Gehalt insgesamt sicherlich mindestens 110k (meine Schätzung).
- Ausbildung zum Bankkaufmann, danach berufsbegleitendes Studium an der FOM, Wechsel zur HSBC, dort mittlerweile Abteilungsleiter. Gehalt rund 90k (Eigenaussage).
- B.Sc. und M.Sc. Wirtschaftsinformatik (FH), Einstieg bei den Big 4, nach wenigen Jahren Wechsel zu Bayers IT-Abteilung. Gehalt rund 90k (Eigenaussage).
Außer der Ärztin war niemand von denen als absoluter Überflieger bekannt, weder im Abitur noch im Studium, wenn man das an der FOM überhaupt als "Studium" bezeichnen kann. Ein Richter hingegen muss nach einer deutlich längeren Ausbildung (Studium + Ref + Wartezeiten = i.d.R. mindestens 7 1/2 Jahre) auch noch zwingend zu dem besten Viertel der Absolventen gehören, um überhaupt realistische Aussichten auf eine Einstellung zu besitzen.
Der Richter steht bei umstrittenen Entscheidungen (vor allem natürlich aus dem Strafrecht) zudem auch gerne mal im Fokus der lokalen und auch überregionalen Presse. Wenn es doof läuft, sieht man irgendwann seinen Namen plus Bild in einer bekannten Zeitung mit vier Buchstaben unter einer Clickbait-Schlagzeile prangen.
Trotzdem verdienen die oben genannten Personen schon nach eher wenigen Berufsjahren mindestens auf Augenhöhe mit einem Richter mit 20+ Jahren im Job. Zudem besitzen all diese Personen noch Steigerungspotential, wohingegen bei unserem Richter mit hoher Wahrscheinlichkeit das Ende der Fahnenstange erreicht ist.
Damit fordere ich übrigens gar nicht einmal eine Besoldung, die GK-Niveau erreicht. Wie gesagt, der Betrag zum Einstieg ist völlig OK. Es sollten vielmehr die nachfolgenden Stufen angepasst werden. Wenn die Endbesoldung in der höchsten Stufe in R1 knapp 120-125k in der freien Wirtschaft entspräche, wäre das in meinen Augen ein vernünftiger Wert.
Just my 2 cents. Passieren wird es eh nicht. Zuletzt kamen in NRW schon etliche Richter und StA ohne Prädikat im 2. StEx unter. An der Praxis wird sich wohl vorerst nichts ändern und wenn dann in wenigen Jahren auch die Anzahl der Bewerber mit einem oberen befriedigend nicht mehr ausreicht, sehe auch ich die aktuelle Untergrenze von 7,76 kräftig wackeln.
Und jetzt vergleich mal die Arbeitszeiten des langjährigen R1 Richters mit den anderen Genannten. Konsequenterweise müsste man Richtern dann auch feste Arbeitszeiten jenseits der 40 Stunden vorschreiben. Der 50-Jährige R1 Richter am Amtsgericht geht nämlich vermutlich spätestens um 15 Uhr nach Hause.
Und er hat seine Gehaltserhöhungen ohne jeden Einsatz einfach als Automatismus erhalten. Der Abteilungsleiter bei der HSBC konnte zu Beginn seiner Karriere nicht sicher auf diese Stelle bauen - da hat sich das Risiko halt gelohnt. Genau dieses Risiko übersehen Richter aber gerne - man hat sich schließlich seit Verbeamtung nicht mehr damit beschäftigen müssen.
22.03.2021, 23:06
Mir reicht die Besoldung in Berlin nicht aus. Wenn ich aus der Probezeit raus bin, werde ich mit Klausuren korrigieren und mündliche Prüfungen abnehmen, aufstocken müssen. Und das trotz arbeitender Frau (Juristin). Nutze bezahlen und 2 Kinder kann man von der Aufwandsentschädigung namens R1-Sold nicht.
22.03.2021, 23:07
(22.03.2021, 23:06)Berlincityboy schrieb: Mir reicht die Besoldung in Berlin nicht aus. Wenn ich aus der Probezeit raus bin, werde ich mit Klausuren korrigieren und mündliche Prüfungen abnehmen, aufstocken müssen. Und das trotz arbeitender Frau (Juristin). Nutze bezahlen und 2 Kinder kann man von der Aufwandsentschädigung namens R1-Sold nicht.
*Butze bezahlen sollte es heißen
22.03.2021, 23:43
Bin Richter in der Großstadt und lebe halt einfach als Single weiter studentisch, etwas teurere Wohnung, sonst alles gleich. Zusätzlich kleine Nebentätigkeit. Davon geht’s gut, lege 1,5k im Monat an. Ansonsten ist meine Wahrnehmung, dass die Leute so gut wie alle verheiratet sind und mehrere Kinder haben und dafür dann aber auch oft nur Teilzeit arbeiten, weil sich’s mit den ganzen Zuschlägen wohl trotzdem rechnet. Also, langfristig hat man in der Justiz gehaltstechnisch wohl nur gewonnen, wenn man sich über Gebühr reproduziert. Da war ich nicht so drauf gefasst, ist auch nicht mein Plan. Ich mag mehr die freie Gestaltung der Tätigkeit, zeitlich wie inhaltlich. Ob mich das bis zur Pension bei der Stange hält, wenn ich halt nicht für irgendwen verdienen muss, weiß ich aber auch nicht. Die Einstellung, nach der Rente wird gelebt, hatte ich nie. Muss man als Richter aber vielleicht haben, damit sich der Deal rechnet. Für nen frugalen Früh-Exit ist es wohl zu wenig. Soll für mich aber auch eher interessant sein, was ich jetzt mache. Mal schauen.
22.03.2021, 23:55
Ich würde mich freuen, wenn die Besoldung zumindest um 10% angehoben wird. Ich versuche noch ein 2tes Kind zu bekommen, um nicht gänzlich zu verhungern. Und dann gibts alle 2 Jahre noch ne Erhöhung um 100€. Jay. Ein Witz.
23.03.2021, 00:16
(22.03.2021, 22:27)Gast schrieb:(22.03.2021, 22:22)Gast2 schrieb: Gutes Geld, aber auch 80 Stunden Wochen und nach den zwei Jahren hatte ich zwar 7 Vollmaßanzüge aber keine Rücklagen.
Das ist ja selten dämlich. Wie kann man so viel Geld rausballern?
Sicher Troll. Sorry, aber so dumm kann niemand sein.
Wer Richter auf Probe bzw. Staatsanwalt werden möchte, sollte sich mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Das Karriere-Dossier ist als Print-Buch sowie als E-Book für alle 16 Bundesländer erhältlich:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
23.03.2021, 03:24
(22.03.2021, 23:06)Berlincityboy schrieb: Mir reicht die Besoldung in Berlin nicht aus. Wenn ich aus der Probezeit raus bin, werde ich mit Klausuren korrigieren und mündliche Prüfungen abnehmen, aufstocken müssen. Und das trotz arbeitender Frau (Juristin). Nutze bezahlen und 2 Kinder kann man von der Aufwandsentschädigung namens R1-Sold nicht.
"aufstocken müssen" ja klar
Luxusbutze oder?
Ich wäre dafür, wenn ein Coronasoli eingeführt
wird, finanziert als Sozialabgabe von Beamtengehältern.
Wenn ich mir nur anschaue, wieviel die Regierung an Verschuldung plant, kriege ich das Kotzen.
24.03.2021, 14:17
5000€ zum Einstieg netto als Besoldung würde angemessen sein. Viel Verantwortung und Arbeit; dagegen braucht ein RA nur palavern. Es muss sich auch in der Bezahlung zumindest ein wenig widerspiegeln, dass sich ein Richter mehr angestrengt hat als ein RA