18.01.2021, 15:39
(18.01.2021, 14:46)Gast schrieb:(18.01.2021, 13:39)Gast schrieb:(15.01.2021, 16:17)Gast schrieb: Will eigentlich irgendjemand aus interesse an der sache notar werden? Also weil ihm der job als solcher spaß macht? Irgendwie habe ich nämlich den Eindruck bei den meisten, die notar werden wollen, geht es immer um die gleichen sachen:
Geld, Unabhängigkeit, arbeitszeiten und status, weil oft die Notenvoraussetzungen hoch sind.
Macht jemandem auch die eigentliche Tätigkeit Spaß? Leute zu den immer gleichen sachen beraten, immer ähnliche Entwürfe verfassen, viel vorlesen? Und das viel im erbrecht und familienrecht, sowie grundstücksrecht?
Kein juristischer job macht immer nur spaß aber in anderen bereichen kann man immerhin noch echtes jura machen, streitfälle entscheiden. Außerdem kann man auch spannendere Rechtsgebiete machen.
... hierauf geht keiner ein.
nur Geld, Geld.
klar, stelle mir die Möglichkeit min 5 Jahr ev. im Erstamt in der Pampa als Großstädter zu verweilen zu müssen ,schon schwer vor.
Sehr schön, dass du die Diskussion zu dem eigentlichen Kern zurückführst!
Ich selbst bin als Notarassessor im Rheinland tätig und kann sagen, dass die Tätigkeit als solche einem ebenfalls viel Freude bereiten kann, wenn man der Typ dafür ist. Zusammenfassend:
- Man ist Kautelarjurist. Mir persönlich macht es Spaß einen Fall zu durchdenken, mögliche Fallstricke zu erkennen und Lösungen zu entwickeln, wie man Störfällen am besten vorbeugt bzw. diese schon im Vorfeld löst. Die einzelnen Klauseln sind dabei wie Mosaiksteine, die man sinnvoll zusammensetzen muss, sodass am Ende ein in sich stimmiges Bild herauskommt. Macht nicht jedem Freude, wer aber Spaß am "Knobeln" hat, der wird hieran ebenfalls seine Freude haben.
- Man ist unabhängig in seiner Beratung und Vertragsgestaltung. Auch wenn man es als Laie nicht denkt, ist selbst im 0815 Immobilienkaufvertrag eine Menge Spielraum da, für die eigene Gestaltung (auch wenn beim Standard-Immobilienkaufvertrag die Eckpunkte der Vertragsgestaltung und die wesentlichen Vertragsmechanismen natürlich feststehen).
- Die Rechtsgebiete sind breit angelegt, was den Beruf abwechslungsreich macht. Man beschäftigt sich mit Erbrecht, Familienrecht, Immobilienrecht, Gesellschaftsrecht, Internationalem Privatrecht. Ein derart breites Spektrum findet man nicht in vielen anderen juristischen Berufen. Dass man intelektuell nicht ausgelastet wäre, kann man da nicht wirklich behaupten (finde ich zumindest nicht).
- "Ewig denselben Text runterleiern". Natürlich braucht man nicht so tun, als wäre jede Beurkundung einzigartig, sodass sich bei Standardverträgen sehr bald eine gewisse Routine einstellt. Manch einer kann das als langweilig empfinden, das lässt sich nicht abstreiten. Ich persönlich kenne aber keinen Kollegen, der das so empfindet (bzw. es so kommuniziert). Wenn man die Regelungswünsche der Parteien vernünftig ermittelt sind so oft Rechtsfragen zu prüfen, Formulierungen maßzuschneidern etc., dass man sich über den unproblematischen Kaufvertrag freut und diesen - wenn man so will zu geistigen Entspannung - gerne mitnimmt.
- Meistens hat man Beteiligte am Tisch, die sich einig sind und die nicht im Streit liegen (Scheidungsvereinbarungen und streitige Erbengemeinschaften mal ausgenommen). Das finde ich persönlich allein von der Atmosphäre, in der man einen großen Teil seiner Arbeit verbringt, ebenfalls ganz angenehm. Anwälte die sich aufspielen sind die auch Ausnahme. Wer es eher harmonisch mag, wird hieran also auch seine Freude habe. Wenn ich z.B. daran denke, in irgendeiner Form regelmäßig mit Leuten vom Typus "Konfliktverteidiger" befasst zu sein, würde ich aus dem Fenster springen.
Ist natürlich ALLES Geschmackssache, aber so würde ich für den Threadersteller die angenehmen Seiten des Berufs umreissen.
(Ganz gutes Geld verdient man natürlich auch ;) )
Dass sich in der Rheinischen Notarkammer „ganz gutes Geld“ verdienen lässt, wurde hier bereits in dem attraktivitätsranking dargestellt (Kategorie Gute Wahl). Danke insoweit für den Beleg!
18.01.2021, 15:48
Schaut euch doch mal die Karte der Rheinischen Notarkammer an. Da sind auch viele Gegenden, wo der geneigte Schreiber hier auch wieder abkotzen würde. Ich sage nur Goch, Hünxe, Duisburg, Blankenheim, Bad Münstereifel, Wiel, Düren, Erkelenz..
Zum Beitrag des Notarass. Schön, dass auch jemand Spaß an der eigentlichen Tätigkeit hat :)
Zum Beitrag des Notarass. Schön, dass auch jemand Spaß an der eigentlichen Tätigkeit hat :)
18.01.2021, 16:29
Dir ist schon klar, dass im Bezirk des AG Duisburg Anwaltsnotare sind? Und dann ist man halt kurze Zeit in Erkelenz und kann später wechseln... Oh Mann...
18.01.2021, 17:16
(18.01.2021, 15:48)Gast 123 schrieb: Schaut euch doch mal die Karte der Rheinischen Notarkammer an. Da sind auch viele Gegenden, wo der geneigte Schreiber hier auch wieder abkotzen würde. Ich sage nur Goch, Hünxe, Duisburg, Blankenheim, Bad Münstereifel, Wiel, Düren, Erkelenz..
Zum Beitrag des Notarass. Schön, dass auch jemand Spaß an der eigentlichen Tätigkeit hat :)
Es herrscht eine Fehlvorstellung davon, wie schlimm solche Landstellen sein sollen. So sitzt z.B. allein in dem von dir angesprochenen Düren ein sehr großes - und wohl auch äußerst (!) gut gehendes - Notariat.
Stellen wie Goch, Bad Münstereifel, Erkelenz usw. haben ihren ganz eigenen Reiz. Man ist der einzige Notar im größeren Umkreis, sodass man nicht auch nur einen halben Gedanken an Akquise verschwenden muss. Auch ist die Konkurrenz weit genug weg, dass man sich nicht über einen verlorenen Mandanten ärgern muss, wenn man nachmittags eine Beurkundungsanfrage für den Folgetag ablehnt. In Düsseldorf oder Köln, wo der nächste Notar 30 Meter die Straße runter sitzt, kann das schon ganz anders aussehen.
Wem es nur oder vorrangig um das Geld geht: Auch in den vorgenannten Notariaten wird gutes Geld verdient. Wird das Notariat gut geführt und hat es keine exorbitante Kostenquote, ist hier bei einer einigermaßen entspannten Atmosphäre soviel zu verdienen, wie die meisten Counsel in irgendeiner der vielen Großkanzleien.
18.01.2021, 17:27
(18.01.2021, 17:16)Gast schrieb:(18.01.2021, 15:48)Gast 123 schrieb: Schaut euch doch mal die Karte der Rheinischen Notarkammer an. Da sind auch viele Gegenden, wo der geneigte Schreiber hier auch wieder abkotzen würde. Ich sage nur Goch, Hünxe, Duisburg, Blankenheim, Bad Münstereifel, Wiel, Düren, Erkelenz..
Zum Beitrag des Notarass. Schön, dass auch jemand Spaß an der eigentlichen Tätigkeit hat :)
Es herrscht eine Fehlvorstellung davon, wie schlimm solche Landstellen sein sollen. So sitzt z.B. allein in dem von dir angesprochenen Düren ein sehr großes - und wohl auch äußerst (!) gut gehendes - Notariat.
Stellen wie Goch, Bad Münstereifel, Erkelenz usw. haben ihren ganz eigenen Reiz. Man ist der einzige Notar im größeren Umkreis, sodass man nicht auch nur einen halben Gedanken an Akquise verschwenden muss. Auch ist die Konkurrenz weit genug weg, dass man sich nicht über einen verlorenen Mandanten ärgern muss, wenn man nachmittags eine Beurkundungsanfrage für den Folgetag ablehnt. In Düsseldorf oder Köln, wo der nächste Notar 30 Meter die Straße runter sitzt, kann das schon ganz anders aussehen.
Wem es nur oder vorrangig um das Geld geht: Auch in den vorgenannten Notariaten wird gutes Geld verdient. Wird das Notariat gut geführt und hat es keine exorbitante Kostenquote, ist hier bei einer einigermaßen entspannten Atmosphäre soviel zu verdienen, wie die meisten Counsel in irgendeiner der vielen Großkanzleien.
Alles gut. Nur wurde hier so im Thread geschrieben, als ob man im Osten immer auf dem platten Land landet (und dort auch nie mehr wegkommt), während man in der rheinischen Notarkammer fast selbstverständlich in einer coolen Großstadt landet. Deswegen wollte ich hervor heben, dass es auch im Rheinland viele ländliche Gegenden gibt, in denen man landen kann. Und die Stellen in Düsseldorf und Köln sind sehr begehrt.
18.01.2021, 18:33
(18.01.2021, 17:27)Gast 123 schrieb:(18.01.2021, 17:16)Gast schrieb:(18.01.2021, 15:48)Gast 123 schrieb: Schaut euch doch mal die Karte der Rheinischen Notarkammer an. Da sind auch viele Gegenden, wo der geneigte Schreiber hier auch wieder abkotzen würde. Ich sage nur Goch, Hünxe, Duisburg, Blankenheim, Bad Münstereifel, Wiel, Düren, Erkelenz..
Zum Beitrag des Notarass. Schön, dass auch jemand Spaß an der eigentlichen Tätigkeit hat :)
Es herrscht eine Fehlvorstellung davon, wie schlimm solche Landstellen sein sollen. So sitzt z.B. allein in dem von dir angesprochenen Düren ein sehr großes - und wohl auch äußerst (!) gut gehendes - Notariat.
Stellen wie Goch, Bad Münstereifel, Erkelenz usw. haben ihren ganz eigenen Reiz. Man ist der einzige Notar im größeren Umkreis, sodass man nicht auch nur einen halben Gedanken an Akquise verschwenden muss. Auch ist die Konkurrenz weit genug weg, dass man sich nicht über einen verlorenen Mandanten ärgern muss, wenn man nachmittags eine Beurkundungsanfrage für den Folgetag ablehnt. In Düsseldorf oder Köln, wo der nächste Notar 30 Meter die Straße runter sitzt, kann das schon ganz anders aussehen.
Wem es nur oder vorrangig um das Geld geht: Auch in den vorgenannten Notariaten wird gutes Geld verdient. Wird das Notariat gut geführt und hat es keine exorbitante Kostenquote, ist hier bei einer einigermaßen entspannten Atmosphäre soviel zu verdienen, wie die meisten Counsel in irgendeiner der vielen Großkanzleien.
Alles gut. Nur wurde hier so im Thread geschrieben, als ob man im Osten immer auf dem platten Land landet (und dort auch nie mehr wegkommt), während man in der rheinischen Notarkammer fast selbstverständlich in einer coolen Großstadt landet. Deswegen wollte ich hervor heben, dass es auch im Rheinland viele ländliche Gegenden gibt, in denen man landen kann. Und die Stellen in Düsseldorf und Köln sind sehr begehrt.
Notarberuf muß ja nicht immer die 1. Präferenz gewesen sein.
Hätte ja vielleicht auch in eine gute Kanzlei oder als Richter gehen können
Vielleicht schreckten die nervigen Sreitereien vor Gericht und ob im Richteramt alles Gold ist.
dann halt doch Nurnotar, wenn man schon die Möglichkeit bietet.
18.01.2021, 23:05
(18.01.2021, 14:46)Gast schrieb:(18.01.2021, 13:39)Gast schrieb:(15.01.2021, 16:17)Gast schrieb: Will eigentlich irgendjemand aus interesse an der sache notar werden? Also weil ihm der job als solcher spaß macht? Irgendwie habe ich nämlich den Eindruck bei den meisten, die notar werden wollen, geht es immer um die gleichen sachen:
Geld, Unabhängigkeit, arbeitszeiten und status, weil oft die Notenvoraussetzungen hoch sind.
Macht jemandem auch die eigentliche Tätigkeit Spaß? Leute zu den immer gleichen sachen beraten, immer ähnliche Entwürfe verfassen, viel vorlesen? Und das viel im erbrecht und familienrecht, sowie grundstücksrecht?
Kein juristischer job macht immer nur spaß aber in anderen bereichen kann man immerhin noch echtes jura machen, streitfälle entscheiden. Außerdem kann man auch spannendere Rechtsgebiete machen.
... hierauf geht keiner ein.
nur Geld, Geld.
klar, stelle mir die Möglichkeit min 5 Jahr ev. im Erstamt in der Pampa als Großstädter zu verweilen zu müssen ,schon schwer vor.
Sehr schön, dass du die Diskussion zu dem eigentlichen Kern zurückführst!
Ich selbst bin als Notarassessor im Rheinland tätig und kann sagen, dass die Tätigkeit als solche einem ebenfalls viel Freude bereiten kann, wenn man der Typ dafür ist. Zusammenfassend:
- Man ist Kautelarjurist. Mir persönlich macht es Spaß einen Fall zu durchdenken, mögliche Fallstricke zu erkennen und Lösungen zu entwickeln, wie man Störfällen am besten vorbeugt bzw. diese schon im Vorfeld löst. Die einzelnen Klauseln sind dabei wie Mosaiksteine, die man sinnvoll zusammensetzen muss, sodass am Ende ein in sich stimmiges Bild herauskommt. Macht nicht jedem Freude, wer aber Spaß am "Knobeln" hat, der wird hieran ebenfalls seine Freude haben.
- Man ist unabhängig in seiner Beratung und Vertragsgestaltung. Auch wenn man es als Laie nicht denkt, ist selbst im 0815 Immobilienkaufvertrag eine Menge Spielraum da, für die eigene Gestaltung (auch wenn beim Standard-Immobilienkaufvertrag die Eckpunkte der Vertragsgestaltung und die wesentlichen Vertragsmechanismen natürlich feststehen).
- Die Rechtsgebiete sind breit angelegt, was den Beruf abwechslungsreich macht. Man beschäftigt sich mit Erbrecht, Familienrecht, Immobilienrecht, Gesellschaftsrecht, Internationalem Privatrecht. Ein derart breites Spektrum findet man nicht in vielen anderen juristischen Berufen. Dass man intelektuell nicht ausgelastet wäre, kann man da nicht wirklich behaupten (finde ich zumindest nicht).
- "Ewig denselben Text runterleiern". Natürlich braucht man nicht so tun, als wäre jede Beurkundung einzigartig, sodass sich bei Standardverträgen sehr bald eine gewisse Routine einstellt. Manch einer kann das als langweilig empfinden, das lässt sich nicht abstreiten. Ich persönlich kenne aber keinen Kollegen, der das so empfindet (bzw. es so kommuniziert). Wenn man die Regelungswünsche der Parteien vernünftig ermittelt sind so oft Rechtsfragen zu prüfen, Formulierungen maßzuschneidern etc., dass man sich über den unproblematischen Kaufvertrag freut und diesen - wenn man so will zu geistigen Entspannung - gerne mitnimmt.
- Meistens hat man Beteiligte am Tisch, die sich einig sind und die nicht im Streit liegen (Scheidungsvereinbarungen und streitige Erbengemeinschaften mal ausgenommen). Das finde ich persönlich allein von der Atmosphäre, in der man einen großen Teil seiner Arbeit verbringt, ebenfalls ganz angenehm. Anwälte die sich aufspielen sind die auch Ausnahme. Wer es eher harmonisch mag, wird hieran also auch seine Freude habe. Wenn ich z.B. daran denke, in irgendeiner Form regelmäßig mit Leuten vom Typus "Konfliktverteidiger" befasst zu sein, würde ich aus dem Fenster springen.
Ist natürlich ALLES Geschmackssache, aber so würde ich für den Threadersteller die angenehmen Seiten des Berufs umreissen.
(Ganz gutes Geld verdient man natürlich auch ;) )
Danke! Da ich ebenfalls Notarassessor bin, möchte ich noch hinzufügen :
Neben den genannten Rechtsgebieten spielen jeden Tag die ersten drei Bücher des BGB eine Rolle. Im Arbeitsalltag werden große Teile des Examenwissens regelmäßig benötigt. Es macht daher mE durchaus Sinn, nur Kandidaten mit robuster Qualifikation einzustellen.
Inhaltlich ist der Beruf auf jeden Fall sehr ansprechend. Da ich zuvor für mehrere Jahre bei einer T1 GK gearbeitet habe, kann ich es ganz gut vergleichen. In der GK war die Arbeit alles in allem inhaltlich und va juristisch weniger anspruchsvoll. Die Herausforderungen der GK lagen vielmehr in ganz anderen Feldern.
Aber klar ist natürlich auch : Im Schnitt verdient man als Partner in der GK mehr. Aber ich wollte eben mehr juristische Arbeit, weniger Umsatzdruck und endlich mein eigener Herr sein. Und so ist es nun auch. Von daher kann ich jeden nur ermutigen, sich für eine Notarlaufbahn zu entscheiden. Ich jedenfalls habe es noch nicht bereut.
18.01.2021, 23:47
(18.01.2021, 23:05)Gastl schrieb:(18.01.2021, 14:46)Gast schrieb:(18.01.2021, 13:39)Gast schrieb:(15.01.2021, 16:17)Gast schrieb: Will eigentlich irgendjemand aus interesse an der sache notar werden? Also weil ihm der job als solcher spaß macht? Irgendwie habe ich nämlich den Eindruck bei den meisten, die notar werden wollen, geht es immer um die gleichen sachen:
Geld, Unabhängigkeit, arbeitszeiten und status, weil oft die Notenvoraussetzungen hoch sind.
Macht jemandem auch die eigentliche Tätigkeit Spaß? Leute zu den immer gleichen sachen beraten, immer ähnliche Entwürfe verfassen, viel vorlesen? Und das viel im erbrecht und familienrecht, sowie grundstücksrecht?
Kein juristischer job macht immer nur spaß aber in anderen bereichen kann man immerhin noch echtes jura machen, streitfälle entscheiden. Außerdem kann man auch spannendere Rechtsgebiete machen.
... hierauf geht keiner ein.
nur Geld, Geld.
klar, stelle mir die Möglichkeit min 5 Jahr ev. im Erstamt in der Pampa als Großstädter zu verweilen zu müssen ,schon schwer vor.
Sehr schön, dass du die Diskussion zu dem eigentlichen Kern zurückführst!
Ich selbst bin als Notarassessor im Rheinland tätig und kann sagen, dass die Tätigkeit als solche einem ebenfalls viel Freude bereiten kann, wenn man der Typ dafür ist. Zusammenfassend:
- Man ist Kautelarjurist. Mir persönlich macht es Spaß einen Fall zu durchdenken, mögliche Fallstricke zu erkennen und Lösungen zu entwickeln, wie man Störfällen am besten vorbeugt bzw. diese schon im Vorfeld löst. Die einzelnen Klauseln sind dabei wie Mosaiksteine, die man sinnvoll zusammensetzen muss, sodass am Ende ein in sich stimmiges Bild herauskommt. Macht nicht jedem Freude, wer aber Spaß am "Knobeln" hat, der wird hieran ebenfalls seine Freude haben.
- Man ist unabhängig in seiner Beratung und Vertragsgestaltung. Auch wenn man es als Laie nicht denkt, ist selbst im 0815 Immobilienkaufvertrag eine Menge Spielraum da, für die eigene Gestaltung (auch wenn beim Standard-Immobilienkaufvertrag die Eckpunkte der Vertragsgestaltung und die wesentlichen Vertragsmechanismen natürlich feststehen).
- Die Rechtsgebiete sind breit angelegt, was den Beruf abwechslungsreich macht. Man beschäftigt sich mit Erbrecht, Familienrecht, Immobilienrecht, Gesellschaftsrecht, Internationalem Privatrecht. Ein derart breites Spektrum findet man nicht in vielen anderen juristischen Berufen. Dass man intelektuell nicht ausgelastet wäre, kann man da nicht wirklich behaupten (finde ich zumindest nicht).
- "Ewig denselben Text runterleiern". Natürlich braucht man nicht so tun, als wäre jede Beurkundung einzigartig, sodass sich bei Standardverträgen sehr bald eine gewisse Routine einstellt. Manch einer kann das als langweilig empfinden, das lässt sich nicht abstreiten. Ich persönlich kenne aber keinen Kollegen, der das so empfindet (bzw. es so kommuniziert). Wenn man die Regelungswünsche der Parteien vernünftig ermittelt sind so oft Rechtsfragen zu prüfen, Formulierungen maßzuschneidern etc., dass man sich über den unproblematischen Kaufvertrag freut und diesen - wenn man so will zu geistigen Entspannung - gerne mitnimmt.
- Meistens hat man Beteiligte am Tisch, die sich einig sind und die nicht im Streit liegen (Scheidungsvereinbarungen und streitige Erbengemeinschaften mal ausgenommen). Das finde ich persönlich allein von der Atmosphäre, in der man einen großen Teil seiner Arbeit verbringt, ebenfalls ganz angenehm. Anwälte die sich aufspielen sind die auch Ausnahme. Wer es eher harmonisch mag, wird hieran also auch seine Freude habe. Wenn ich z.B. daran denke, in irgendeiner Form regelmäßig mit Leuten vom Typus "Konfliktverteidiger" befasst zu sein, würde ich aus dem Fenster springen.
Ist natürlich ALLES Geschmackssache, aber so würde ich für den Threadersteller die angenehmen Seiten des Berufs umreissen.
(Ganz gutes Geld verdient man natürlich auch ;) )
Danke! Da ich ebenfalls Notarassessor bin, möchte ich noch hinzufügen :
Neben den genannten Rechtsgebieten spielen jeden Tag die ersten drei Bücher des BGB eine Rolle. Im Arbeitsalltag werden große Teile des Examenwissens regelmäßig benötigt. Es macht daher mE durchaus Sinn, nur Kandidaten mit robuster Qualifikation einzustellen.
Inhaltlich ist der Beruf auf jeden Fall sehr ansprechend. Da ich zuvor für mehrere Jahre bei einer T1 GK gearbeitet habe, kann ich es ganz gut vergleichen. In der GK war die Arbeit alles in allem inhaltlich und va juristisch weniger anspruchsvoll. Die Herausforderungen der GK lagen vielmehr in ganz anderen Feldern.
Aber klar ist natürlich auch : Im Schnitt verdient man als Partner in der GK mehr. Aber ich wollte eben mehr juristische Arbeit, weniger Umsatzdruck und endlich mein eigener Herr sein. Und so ist es nun auch. Von daher kann ich jeden nur ermutigen, sich für eine Notarlaufbahn zu entscheiden. Ich jedenfalls habe es noch nicht bereut.
Sich die BGB Basics nach X Jahren Studium und Ref wieder draufzuschaffen sollte kein allzu grosser Act sein: gibt hervorragende Kompakte Materialien von Hemmer und JI in Form von minikarteikarten und kurzsktipten.
Was zählt ist einen Überblick zu haben, grundlegendes verstanden zu haben und Dinge einordnen zu können, nicht aber die Kenntnis von Einzelmeinungen der Herren Medicus und Lorenz. Alle auftretenden Rechtsfragen beantworten dann kommentare, Handbücher und das DNotI.
kein Notar muss mehr alle Anspruchsgrundlagen für den Ersatz von Schönheitsreparaturen aus dem Ärmeln schütteln können, noch abgefahrene in Kondiktionsfälle in mehrpersonenverhältnissen knacken können. Notariat ist nicht mehr durchprüfen von Anspruchsgrundlagen.
19.01.2021, 01:07
(17.01.2021, 22:13)Gast schrieb:(17.01.2021, 22:08)Gast schrieb:(17.01.2021, 21:52)Gast schrieb:Der Präsident der Bundesnotarkammer hat den Artikel aus der Wiwo umgehend widerlegt. Seine Ausführungen Stützen die hier im Forum vertretene These, dass das Notariat alles andere als ein Selbstläufer ist:(17.01.2021, 18:43)Gast schrieb:(17.01.2021, 18:36)Gast schrieb: Na, irgendeinen Grund wird es ja haben. Vielleicht verdient man auch in den "schlechten" Ämtern ziemlich gutes Geld, wer weiß. Ihr werdet das aber wohl nie rausfinden und euch nur fragen, warum die richtig guten Leute sich das alles "antun". :D"in den "schlechten" Ämtern ziemlich gutes Geld" bedeutet nach Abzug aller Kosten brutto soviel zu verdienen wie ein (Senior)Associate, also 100.000 bis 160.000. Doll. Ganz doll. Und selbst wenns brutto 500.000 wären - das geht auch als Anwaltsnotar in der richtigen Stadt mit dem richtigen Business. dafür dann aber leben wo es einem gefällt. Du kannst mir nicht erzählen, dass du nur auf der Grundlage deines Einkommens ein glücklicher Mensch bist, dafür aber fernab einer ICE Anbindung leben musst ohne Perspektive auf eine Amtssitzverlegung. Gerade im Osten ist das Gebührenaufkommen in der Provinz alles andere als sprudelnd. Da freut man sich halt über seine 5000 netto - wenns hochkommt.
https://www.wiwo.de/erfolg/beruf/grosse-...76050.html
Der bundesdeutsche Durchschnitt bei Nur-Notaren liegt bei 475.000 Euro Jahreseinkommen. Da ist "Dunkeldeutschland" mit drin. Auch die gesamten kleinen Landämter.
Ein Nur-Notar, der ein Jahresbrutto von 160.000 Euro hat, macht einiges falsch oder arbeitet nur halbtags. Kann man drehen und wenden wie man will, die Statistik ist aber eindeutig.
https://www.google.de/amp/s/de.finance.y...21714.html
Genau so sieht’s aus, wie es der Präsident der Bundesnotarkammer klarstellt:
„(...) handelt es sich um einen Durchschnittswert, der nicht der Realität des normalen Notars entspricht. Leider hat das Statistische Bundesamt hier alle Notare ohne Differenzierung in einen Topf geworfen. Das verzerrt natürlich das Bild.“
„(...)wird der Durchschnitt aber deutlich unterhalb der Zahlen des Statistischen Bundesamtes liegen.“
In der Tat amüsant, was manche hier für eine Vorstellung vom Notariat haben. Kaum Nurnotar, schon die 400k garantiert.
Zum Vergleich: Laut der Wiwo verdient der Anwaltsnotar im Schnitt 356k. Dann sollen die Träumer hier bitte alle Anwaltsnotare in der Kleinstadt werden. Da sind zig Stellen unbesetzt. Nur auf die 356k können sie da lange warten.
Hier verstehen einfach zu viele nicht, was „Durchschnittswert“ heißt und dass es sehr erfolgreiche Anwalts- und Nurnotare gibt, die 2 Mio. oder mehr im Jahr machen und dadurch den Schnitt extrem hochziehen.