29.04.2020, 16:38
(29.04.2020, 16:34)Gast3 schrieb: (Aber generell ist das auch ein theoretisches Problem, soweit ich das beurteilen kann. Mein Chef meinte mal, dass es in seinen fast 35 Jahren Tätigkeit genau 1 mal passiert ist, dass eine Rechnung nicht bezahlt wurde. Die hat man sich dann über den Insolvenzverwalter geholt.)
Genau, aus der Insolvenz dann mit der Quote von 100%... wieso hat das Unternehmen dann überhaupt Insolvenz angemeldet ;)
Die Zahlungsmoral scheint derzeit wirklich etwas schwieriger zu werden.
https://www.juve.de/nachrichten/namenund...zeinbussen
"Doch die Liquidität der Mandanten wird zunehmend zum Problem für Kanzleien. „Es gibt einen immensen wirtschaftlichen Druck, jetzt alle Mandanten besonders glücklich zu machen, damit sie ihre Rechnungen weiter zahlen“, schreibt eine Teilnehmerin, die Salary-Partnerin in einer deutschen Großkanzlei ist. Ein Equity-Partner berichtet: „Es herrscht ein generell strenges Liquiditätsmanagement: Schnelles Abrechnen, hartnäckiges Verfolgen von offenen Posten.“"
29.04.2020, 18:03
Natürlich nicht mit 100%, aber da es ein Fall in zig Jahren war, war der Verlust verschmerzbar. Klar sind jetzt alle Kanzleien hinterher Geld einzutreiben, auf das sie einen Anspruch haben. Früher wäre man vielleicht etwas lockerer gewesen und hätte nen Monat oder ein Quartal mehr gewartet. Aber, dass eine Rechnung gar nicht bezahlt wurde, davon habe ich weder bei uns noch in anderen Abteilungen bisher gehört. Da wir aber sowieso überwiegend die öffentliche Hand beraten (Auch schon vor Corona und ja mit den ganz miesen Rates, wir nagen hier quasi am Hungertuch, aber dafür sind die Arbeitszeiten ok ;)), ist das ein Problem für wen anders.
29.04.2020, 18:19
(29.04.2020, 18:03)Gast5223 schrieb: Natürlich nicht mit 100%, aber da es ein Fall in zig Jahren war, war der Verlust verschmerzbar. Klar sind jetzt alle Kanzleien hinterher Geld einzutreiben, auf das sie einen Anspruch haben. Früher wäre man vielleicht etwas lockerer gewesen und hätte nen Monat oder ein Quartal mehr gewartet. Aber, dass eine Rechnung gar nicht bezahlt wurde, davon habe ich weder bei uns noch in anderen Abteilungen bisher gehört. Da wir aber sowieso überwiegend die öffentliche Hand beraten (Auch schon vor Corona und ja mit den ganz miesen Rates, wir nagen hier quasi am Hungertuch, aber dafür sind die Arbeitszeiten ok ;)), ist das ein Problem für wen anders.
Die Zahlungsmoral der Mandanten hat aber auch Graustufen. Viele Mandanten wissen wie wichtig sie für die Kanzleien sind. Die werden sicherlich die Gunst der Stunde nutzen und versuchen Stundensätze zu drücken, Rabatte auszuhandeln oder sonstige Vergünstigungen abzugreifen...es lief ja jetzt jahrelang in die andere Richtung und die Auswahl an (austauschbaren) Beratern war nie größer.
29.04.2020, 18:52
(29.04.2020, 18:03)Gast5223 schrieb: Natürlich nicht mit 100%, aber da es ein Fall in zig Jahren war, war der Verlust verschmerzbar. Klar sind jetzt alle Kanzleien hinterher Geld einzutreiben, auf das sie einen Anspruch haben. Früher wäre man vielleicht etwas lockerer gewesen und hätte nen Monat oder ein Quartal mehr gewartet. Aber, dass eine Rechnung gar nicht bezahlt wurde, davon habe ich weder bei uns noch in anderen Abteilungen bisher gehört. Da wir aber sowieso überwiegend die öffentliche Hand beraten (Auch schon vor Corona und ja mit den ganz miesen Rates, wir nagen hier quasi am Hungertuch, aber dafür sind die Arbeitszeiten ok ;)), ist das ein Problem für wen anders.
Also einen kompletten Zahlungsausfall habe ich schon erlebt. Ausländischer Mandant, sehr ärgerlich.
Ansonsten läuft es gerne mal so ab: Intern werden 60.000 aufgeschrieben, in Rechnung gestellt werden dann schon nur 50.000 wegen Budgetvereinbarung. Nach Beschwerde vom Mandanten (alles viel zu hoch, wofür überhaupt die Arbeit blablabla) wird die Rechnung auf 40.000 korrigiert und die wird dann bezahlt.
Da kann man sich natürlich auf die Schulter klopfen und sagen, dass die Rechnung zu 100% bezahlt wurde. Oder man sieht eben, dass man ein Drittel abgeschrieben hat.
Beratung für die öffentliche Hand betrifft das sicher seltener, im normalen Unternehmensumfeld habe ich das aber schon oft erlebt.
29.04.2020, 18:58
(29.04.2020, 18:52)Gast Gast schrieb:(29.04.2020, 18:03)Gast5223 schrieb: Natürlich nicht mit 100%, aber da es ein Fall in zig Jahren war, war der Verlust verschmerzbar. Klar sind jetzt alle Kanzleien hinterher Geld einzutreiben, auf das sie einen Anspruch haben. Früher wäre man vielleicht etwas lockerer gewesen und hätte nen Monat oder ein Quartal mehr gewartet. Aber, dass eine Rechnung gar nicht bezahlt wurde, davon habe ich weder bei uns noch in anderen Abteilungen bisher gehört. Da wir aber sowieso überwiegend die öffentliche Hand beraten (Auch schon vor Corona und ja mit den ganz miesen Rates, wir nagen hier quasi am Hungertuch, aber dafür sind die Arbeitszeiten ok ;)), ist das ein Problem für wen anders.
Also einen kompletten Zahlungsausfall habe ich schon erlebt. Ausländischer Mandant, sehr ärgerlich.
Ansonsten läuft es gerne mal so ab: Intern werden 60.000 aufgeschrieben, in Rechnung gestellt werden dann schon nur 50.000 wegen Budgetvereinbarung. Nach Beschwerde vom Mandanten (alles viel zu hoch, wofür überhaupt die Arbeit blablabla) wird die Rechnung auf 40.000 korrigiert und die wird dann bezahlt.
Da kann man sich natürlich auf die Schulter klopfen und sagen, dass die Rechnung zu 100% bezahlt wurde. Oder man sieht eben, dass man ein Drittel abgeschrieben hat.
Beratung für die öffentliche Hand betrifft das sicher seltener, im normalen Unternehmensumfeld habe ich das aber schon oft erlebt.
Klar, das war aber auch schon vor Corona absoluter Standard. Der Trick ist, dass die ursprüngliche Summe natürlich viel zu hoch angesetzt war und man sich dann eben doch in der Mitte trifft. Ist im Grunde wie auf dem Basar, beide machen übertriebene Anfangsgebote und nähren sich zum Schluss der Mitte an.
29.04.2020, 19:13
(29.04.2020, 18:58)Gast4 schrieb: Klar, das war aber auch schon vor Corona absoluter Standard. Der Trick ist, dass die ursprüngliche Summe natürlich viel zu hoch angesetzt war und man sich dann eben doch in der Mitte trifft. Ist im Grunde wie auf dem Basar, beide machen übertriebene Anfangsgebote und nähren sich zum Schluss der Mitte an.
Ach ja, wenn es immer so schön einfach wäre... ich werfe nur kurz ein paar Punkte in den Raum: 1) Mandantin hat in der Regel keinen Bock, von ihrem Anwalt monatlich überhöhte Rechnungen zu bekommen. 2) Hinter der Summe stehen in der Regel Stunden. Diese kann ich nicht willkürlich ansetzen, sondern muss meine realen Stunden nehmen (mir ist bewusst, dass manch einer nur zwei Stunden arbeitet aber drei Stunden aufschreibt... das kann jeder mit sich vereinbaren). 3) Oft werden Budgets vereinbart, die von Anfang an zu niedrig sind, so dass Stunden gekürzt werden müssen.
Ja, ist alles schon bei hohen Stundensätzen eingepreist und so weiter... ich wollte nur einmal kurz einwerfen, dass dieses "jeder Mandant zahlt doch immer seine Rechnung" nicht dem Anwaltsalltag entspricht.
29.04.2020, 19:18
(29.04.2020, 18:58)Gast4 schrieb:(29.04.2020, 18:52)Gast Gast schrieb:(29.04.2020, 18:03)Gast5223 schrieb: Natürlich nicht mit 100%, aber da es ein Fall in zig Jahren war, war der Verlust verschmerzbar. Klar sind jetzt alle Kanzleien hinterher Geld einzutreiben, auf das sie einen Anspruch haben. Früher wäre man vielleicht etwas lockerer gewesen und hätte nen Monat oder ein Quartal mehr gewartet. Aber, dass eine Rechnung gar nicht bezahlt wurde, davon habe ich weder bei uns noch in anderen Abteilungen bisher gehört. Da wir aber sowieso überwiegend die öffentliche Hand beraten (Auch schon vor Corona und ja mit den ganz miesen Rates, wir nagen hier quasi am Hungertuch, aber dafür sind die Arbeitszeiten ok ;)), ist das ein Problem für wen anders.
Also einen kompletten Zahlungsausfall habe ich schon erlebt. Ausländischer Mandant, sehr ärgerlich.
Ansonsten läuft es gerne mal so ab: Intern werden 60.000 aufgeschrieben, in Rechnung gestellt werden dann schon nur 50.000 wegen Budgetvereinbarung. Nach Beschwerde vom Mandanten (alles viel zu hoch, wofür überhaupt die Arbeit blablabla) wird die Rechnung auf 40.000 korrigiert und die wird dann bezahlt.
Da kann man sich natürlich auf die Schulter klopfen und sagen, dass die Rechnung zu 100% bezahlt wurde. Oder man sieht eben, dass man ein Drittel abgeschrieben hat.
Beratung für die öffentliche Hand betrifft das sicher seltener, im normalen Unternehmensumfeld habe ich das aber schon oft erlebt.
Klar, das war aber auch schon vor Corona absoluter Standard. Der Trick ist, dass die ursprüngliche Summe natürlich viel zu hoch angesetzt war und man sich dann eben doch in der Mitte trifft. Ist im Grunde wie auf dem Basar, beide machen übertriebene Anfangsgebote und nähren sich zum Schluss der Mitte an.
Dass das teilweise praktiziert wird und in manchen Fällen sachgerecht ist, ist klar. Allerdings wird es bei so einem Vorgehen langsam auch berufs- und strafrechtlich relevant.
29.04.2020, 19:21
(29.04.2020, 19:18)Gast schrieb:(29.04.2020, 18:58)Gast4 schrieb:(29.04.2020, 18:52)Gast Gast schrieb:(29.04.2020, 18:03)Gast5223 schrieb: Natürlich nicht mit 100%, aber da es ein Fall in zig Jahren war, war der Verlust verschmerzbar. Klar sind jetzt alle Kanzleien hinterher Geld einzutreiben, auf das sie einen Anspruch haben. Früher wäre man vielleicht etwas lockerer gewesen und hätte nen Monat oder ein Quartal mehr gewartet. Aber, dass eine Rechnung gar nicht bezahlt wurde, davon habe ich weder bei uns noch in anderen Abteilungen bisher gehört. Da wir aber sowieso überwiegend die öffentliche Hand beraten (Auch schon vor Corona und ja mit den ganz miesen Rates, wir nagen hier quasi am Hungertuch, aber dafür sind die Arbeitszeiten ok ;)), ist das ein Problem für wen anders.
Also einen kompletten Zahlungsausfall habe ich schon erlebt. Ausländischer Mandant, sehr ärgerlich.
Ansonsten läuft es gerne mal so ab: Intern werden 60.000 aufgeschrieben, in Rechnung gestellt werden dann schon nur 50.000 wegen Budgetvereinbarung. Nach Beschwerde vom Mandanten (alles viel zu hoch, wofür überhaupt die Arbeit blablabla) wird die Rechnung auf 40.000 korrigiert und die wird dann bezahlt.
Da kann man sich natürlich auf die Schulter klopfen und sagen, dass die Rechnung zu 100% bezahlt wurde. Oder man sieht eben, dass man ein Drittel abgeschrieben hat.
Beratung für die öffentliche Hand betrifft das sicher seltener, im normalen Unternehmensumfeld habe ich das aber schon oft erlebt.
Klar, das war aber auch schon vor Corona absoluter Standard. Der Trick ist, dass die ursprüngliche Summe natürlich viel zu hoch angesetzt war und man sich dann eben doch in der Mitte trifft. Ist im Grunde wie auf dem Basar, beide machen übertriebene Anfangsgebote und nähren sich zum Schluss der Mitte an.
Dass das teilweise praktiziert wird und in manchen Fällen sachgerecht ist, ist klar. Allerdings wird es bei so einem Vorgehen langsam auch berufs- und strafrechtlich relevant.
Inwiefern? Ich rede nicht davon, dass man Fantasiepreise nennt, sondern dass in der Höhe der Stundensätze und der damit zusammenhängenden Kostenstruktur der Kanzlei einkalkuliert ist, dass diese Stundensätze selten in voller Höhe gezahlt werden. Das ist schlicht eine Frage der Pricing Politik, dafür haben wir und viele andere Kanzleien eigene Abteilungen, die sich nur damit beschäftigt, wie man am vorteilhaftesten bepreist (so wie das jedes andere Unternehmen auch tut).
29.04.2020, 19:32
Nun gut, nach der Logik ist natürlich jede teilweise nicht bezahlte Rechnung und jeder gedrückte Stundensatz sowie jede weitere Abschreibung bereits in der grundsätzlichen betriebswirtschaftlichen Kalkulation der Kanzleien enthalten und damit faktisch eigentlich nicht existent. Ich würde trotzdem sagen dass der kalkulierter Alltag anders aussieht. Vor allem, weil man mit seinen Stundensätzen ja auch im Wettbewerb zu anderen Kanzleien steht.