22.11.2019, 09:41
(22.11.2019, 08:27)iusNRW schrieb:(22.11.2019, 00:01)Gast schrieb: Hey iusNRW, ich habe auch in NRW als Assessor in einer Ein- Mann Kanzlei angefangen, bin es noch und kann dich verstehen. Bei mir war es so, dass ich schon während des Refs anderthalb Jahre dort geblieben bin, weil man mir seit der Anwaltsstation eine Übernahme in Aussicht stellte. Dann habe ich schon als Referendar teilweise drei Wochen allein als bestellter Vertreter ,,den Laden geschmissen“ und bei völliger Ahnungslosigkeit der Akte Mandantengespräche, ja sogar Verhandlungen halbwegs gemeistert. Man lernt mit der Zeit, bei völliger Ahnungslosigkeit souverän aufzutreten. Was dein Chef wohl meint, wenn du ohne Akten Mandanten beruhigen und anrufen sollst, ist unternehmerisches Denken. Auch das kommt mit der Zeit. Vielleicht stimmt bei euch aber auch einfach die Chemie nicht
Ja, das belastet mich sehr... wie kann man souverän auftreten ohne Kenntnisse der Rechtslage und der Akte bzw. Des Verfahrensstandes? Ich hab eine 40h Woche und komme kaum dazu noch was nachzulesen oder so ...
Das geht leicht. Schau dir nur ein paar Reden von Trump an. Du darfst einfach nur nie sagen: "Weiß ich nicht" "das müsste ich auch nochmal nachlesen"
Wenn dich jmd. verbessert sagt du immer: "Das mag zwar grundsätzlich richtig, aber hier im konkreten Fall...."
Die größten Schwätzer haben meinst die wenigste Ahnung. Das kommt alles wenn du mal 100+ vor Gericht warst^^
22.11.2019, 10:47
(22.11.2019, 09:41)Gast555 schrieb:(22.11.2019, 08:27)iusNRW schrieb:(22.11.2019, 00:01)Gast schrieb: Hey iusNRW, ich habe auch in NRW als Assessor in einer Ein- Mann Kanzlei angefangen, bin es noch und kann dich verstehen. Bei mir war es so, dass ich schon während des Refs anderthalb Jahre dort geblieben bin, weil man mir seit der Anwaltsstation eine Übernahme in Aussicht stellte. Dann habe ich schon als Referendar teilweise drei Wochen allein als bestellter Vertreter ,,den Laden geschmissen“ und bei völliger Ahnungslosigkeit der Akte Mandantengespräche, ja sogar Verhandlungen halbwegs gemeistert. Man lernt mit der Zeit, bei völliger Ahnungslosigkeit souverän aufzutreten. Was dein Chef wohl meint, wenn du ohne Akten Mandanten beruhigen und anrufen sollst, ist unternehmerisches Denken. Auch das kommt mit der Zeit. Vielleicht stimmt bei euch aber auch einfach die Chemie nicht
Ja, das belastet mich sehr... wie kann man souverän auftreten ohne Kenntnisse der Rechtslage und der Akte bzw. Des Verfahrensstandes? Ich hab eine 40h Woche und komme kaum dazu noch was nachzulesen oder so ...
Das geht leicht. Schau dir nur ein paar Reden von Trump an. Du darfst einfach nur nie sagen: "Weiß ich nicht" "das müsste ich auch nochmal nachlesen"
Wenn dich jmd. verbessert sagt du immer: "Das mag zwar grundsätzlich richtig, aber hier im konkreten Fall...."
Die größten Schwätzer haben meinst die wenigste Ahnung. Das kommt alles wenn du mal 100+ vor Gericht warst^^
Die Ausbildung trainiert sowas leider ab, da sie ausschließlich auf das Richteramt fokussiert ist. Davon hat der Mandant aber nichts, denn wenn man als RA mit der danach scheinbar gebotenen Mühe alles durchdenken müsste, wäre tatsächlich keinem Mandanten damit geholfen, da es zeitlich schlichtweg nicht zu erledigen wäre.
Von daher: Mut zur Lücke, dafür ist man letztlich auch Rechtsanwalt.
22.11.2019, 13:37
Wo liegt denn überhaupt das Problem hinsichtlich "ich soll ohne Aktenkenntnis den Mandanten anrufen"? Hast du nicht die Zeit, die Akte zu lesen?
Gleiche Frage beim Fristenkalender bzw. der Frage, welche Akten bearbeitet werden müssen - nach welchen Kriterien werden denn Akten bearbeitet? Normalerweise dürfte doch die Sekretärin die relevanten Akten für dich rauslegen. Funktioniert das nicht?
Also ich kann gerade nicht wirklich nachvollziehen, wo da das Problem genau versteckt ist, aber es sollte doch eigentlich alles lösbar sein.
Gleiche Frage beim Fristenkalender bzw. der Frage, welche Akten bearbeitet werden müssen - nach welchen Kriterien werden denn Akten bearbeitet? Normalerweise dürfte doch die Sekretärin die relevanten Akten für dich rauslegen. Funktioniert das nicht?
Also ich kann gerade nicht wirklich nachvollziehen, wo da das Problem genau versteckt ist, aber es sollte doch eigentlich alles lösbar sein.
22.11.2019, 18:34
(22.11.2019, 13:37)IrgendeinTyp schrieb: Wo liegt denn überhaupt das Problem hinsichtlich "ich soll ohne Aktenkenntnis den Mandanten anrufen"? Hast du nicht die Zeit, die Akte zu lesen?
Gleiche Frage beim Fristenkalender bzw. der Frage, welche Akten bearbeitet werden müssen - nach welchen Kriterien werden denn Akten bearbeitet? Normalerweise dürfte doch die Sekretärin die relevanten Akten für dich rauslegen. Funktioniert das nicht?
Also ich kann gerade nicht wirklich nachvollziehen, wo da das Problem genau versteckt ist, aber es sollte doch eigentlich alles lösbar sein.
Die akten sind entweder unvollständig oder gar nicht da. Die Sachverhalte sind teilweise echt komplex und Mandanten erwarten meine Einschätzung dazu... mein Chef verlangt aber, dass ich schnell alles abarbeite ohne die Akte zu lesen, damit ich keine Zeit vertrödele. Da sehe ich mich irgendwie in der Zwickmühle zwischen beruflicher Haftung bzw. Juristischem Arbeiten und der Anweisung meines Chefs.
Die Akten werde mir auch nicht hingelegt, sondern ich muss mir die selbst raussuchen ... das finde ich sehr befremdlich und zeitfressend ...
Wie Eingangs gesagt, ich wollte einfach mal zu einem Erfahrungsaustausch anregen und interessiere mich für eure Eindrücke während eures Berufseinstiegs :)
22.11.2019, 19:00
Ich bin auch Berufsanfängerin und finde die Herangehensweise deines Chefs sehr befremdlich.
In meiner Kanzlei teilen die Anwälte oder die Refas mir Mandate zu.
Darüber hinaus ist es in meiner Kanzlei auch normal, dass man die Akte kennt, wenn man ein Mandat bearbeitet. Die Akten sind auch vollständig.
Also ich finde, dein Chef hat ein sehr befremdliches Berufsethos.
In meiner Kanzlei teilen die Anwälte oder die Refas mir Mandate zu.
Darüber hinaus ist es in meiner Kanzlei auch normal, dass man die Akte kennt, wenn man ein Mandat bearbeitet. Die Akten sind auch vollständig.
Also ich finde, dein Chef hat ein sehr befremdliches Berufsethos.
22.11.2019, 19:50
Das liest sich wirklich alles nicht sehr gut. Da scheint keine Struktur in der Kanzlei zu sein.
Das Problem ist, dass du da vermutlich auch nicht viel für den weiteren Berufsweg mitnehmen wirst. Da kannst dir ja nicht abschauen wie mans macht...
Darf ich dich denn fragen ob du wenigstens ein angemessenes Gehalt erhälst? Andernfalls, wenns nicht besser wird, vllt lieber in paar Wochen direkt woanders bewerben.
Das Problem ist, dass du da vermutlich auch nicht viel für den weiteren Berufsweg mitnehmen wirst. Da kannst dir ja nicht abschauen wie mans macht...
Darf ich dich denn fragen ob du wenigstens ein angemessenes Gehalt erhälst? Andernfalls, wenns nicht besser wird, vllt lieber in paar Wochen direkt woanders bewerben.
22.11.2019, 20:15
(22.11.2019, 19:50)Gast555 schrieb: Das liest sich wirklich alles nicht sehr gut. Da scheint keine Struktur in der Kanzlei zu sein.
Das Problem ist, dass du da vermutlich auch nicht viel für den weiteren Berufsweg mitnehmen wirst. Da kannst dir ja nicht abschauen wie mans macht...
Darf ich dich denn fragen ob du wenigstens ein angemessenes Gehalt erhälst? Andernfalls, wenns nicht besser wird, vllt lieber in paar Wochen direkt woanders bewerben.
Mein Gehalt sind, ca. 2500 brutto/mtl Bei einer 40h Woche + 10 Überstunden pro Monat die mit abgegolten sind - Haftpflicht, Zulassungsgebühren und sonstige Unkosten für meine Tätigkeit übernimmt der Arbeitgeber, einschl. Fachanwaltsausbildung (die ich mir schon vorab aussuchen sollte :D)
Keine Ahnung, ob das gut oder schlecht ist, aber ich hab immerhin einen kurzen anfahrtsweg... (das ist momentan das einzig positive)
Ich plane auch nicht länger als nötig da zu bleiben, und ja die Kanzlei erscheint mir auch extrem unorganisiert, keine Hand weiß was die andere tut, aber die Kanzlei wirft extrem viel Umsatz ab, im Vergleich zur Größe.
Viele der Mitarbeiter (reNo/reFa und auch die studentischen Mitarbeiter sind Teilweise unzufrieden) aber im Gegensatz zu mir landen die bei Fehlern nicht in der Haftung ... sonst würde ich mich vielleicht nicht so sehr sorgen ...
22.11.2019, 21:39
Die Akten sind unvollständig? Das ist für mich ein dickes Alarmsignal. Mein Tipp: mach so schnell wie möglich den Fachanwaltslehrgang und dann nimm die Beine in die Hand. Zudem würde ich eine Rechtsschutzversicherung abschließen, weil ich bei einem solchen Chef Sorgen hätte, dass es nachher Ärger wegen Resturlaub, Zeugnissen usw gibt.
23.11.2019, 08:10
(22.11.2019, 20:15)iusNRW schrieb:(22.11.2019, 19:50)Gast555 schrieb: Das liest sich wirklich alles nicht sehr gut. Da scheint keine Struktur in der Kanzlei zu sein.
Das Problem ist, dass du da vermutlich auch nicht viel für den weiteren Berufsweg mitnehmen wirst. Da kannst dir ja nicht abschauen wie mans macht...
Darf ich dich denn fragen ob du wenigstens ein angemessenes Gehalt erhälst? Andernfalls, wenns nicht besser wird, vllt lieber in paar Wochen direkt woanders bewerben.
Mein Gehalt sind, ca. 2500 brutto/mtl Bei einer 40h Woche + 10 Überstunden pro Monat die mit abgegolten sind - Haftpflicht, Zulassungsgebühren und sonstige Unkosten für meine Tätigkeit übernimmt der Arbeitgeber, einschl. Fachanwaltsausbildung (die ich mir schon vorab aussuchen sollte :D)
Keine Ahnung, ob das gut oder schlecht ist, aber ich hab immerhin einen kurzen anfahrtsweg... (das ist momentan das einzig positive)
Ich plane auch nicht länger als nötig da zu bleiben, und ja die Kanzlei erscheint mir auch extrem unorganisiert, keine Hand weiß was die andere tut, aber die Kanzlei wirft extrem viel Umsatz ab, im Vergleich zur Größe.
Viele der Mitarbeiter (reNo/reFa und auch die studentischen Mitarbeiter sind Teilweise unzufrieden) aber im Gegensatz zu mir landen die bei Fehlern nicht in der Haftung ... sonst würde ich mich vielleicht nicht so sehr sorgen ...
Mit zwei befriedigend dürftest Du woanders aber etwas besseres finden. Zumindest wenn Du örtlich flexibel bist. Good luck und Kopf hoch ;-)
23.11.2019, 10:22
Ich würde kündigen. Das Gehalt ist für einen Anwalt wirklich unterirdisch, dazu klingt es schlicht komplett unbefriedigend. Kosten für FA-Lehrgänge werden von vielen Kanzleien übernommen, deswegen würde ich mich daran auch nicht festhalten.