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Persönliche Eindrücke Großkanzlei
Homer S.
Senior Member
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Beiträge: 432
Themen: 6
Registriert seit: Apr 2023
#11
27.07.2025, 21:21
(27.07.2025, 19:53)MartiNRW schrieb:  Spannendes Thema, über das ich als baldiger Berufseinsteiger nach einer Zeit als WiMi und dann Anwaltsstation in einer GK gerade ebenfalls nachdenke. 

Ich bin wohl weniger aus Interesse, als aus Ehrgeiz in die GK gekommen. Zuerst haben mich die namhaften Mandanten, das schicke Office, das nette Gehalt als WiMi und glücklicherweise auch mein Team persönlich die negativen Seiten nicht so sehen lassen. Aber dann bekommt man mit:

  • dass ein Großteil der Kollegen und Kolleginnen Single sind, nicht unbedingt gewollt (und wenn in einer Beziehung, ist der Partner häufig auch in einer GK)
  • wie (mehrmals) das Kind der Partnerin abends anruft und von ihr auf TK-Pizza verwiesen wird
  • scheinbar vieles in Konsum kompensiert wird, seien es Autos oder Luxusartikel
  • kaum/keine Interessen/Hobbies/Leidenschaften bestehen, die nicht auch irgendwie beruflich fruchtbar gemacht werden können (für mich fast das Schlimmste)

All das erklärt sich natürlich damit, dass neben der Arbeit keine Zeit mehr bleibt. Ich habe immer noch das Gefühl, in die GK zu "müssen", weil es eben insbesondere im Studium als das Maximum gehandelt wird. Die genannten Erfahrungen lassen mich aber hinterfragen, ob das meiner Vorstellung von Leben entspricht. Dazu kommt, dass die Arbeit in der GK - auch wenn ich sie interessant fand - mir nicht so derart bereichernd erscheint, dass mich das motivieren würde. Der einzige Faktor der für die GK spricht ist mMn daher (wenig überraschend) das Geld, oder aber eine (vielleicht langfristig nicht gesunde) persönliche Veranlagung, möglicherweise noch gefördert durch unser Ausbildungssystem. 

Meine Theorie ist auch, dass man aber einer gewissen Zeit in der GK durch die Vernachlässigung von allem anderen auch nichts mehr hat, neben der Arbeit. Man zieht seinen Selbstwert aus der Arbeit und würde in eine Krise geraten, wenn das entfallen würde. Vielleicht etwas zu harsch, aber der Gedanke kam mir aus persönlicher Beobachtung schon häufiger. In diesem Sinne die Frage an den TE: Wenn man sich "an den Lebensstandard gewöhnt" hat, meint das primär die fianzielle Situation? Oder steckt evtl. auch das Geschilderte dahinter?

Ist das so? Eigentlich ist GK doch etwas für Feiglinge. Ich habe inzwischen mehr Respekt vor einem RA der mit Herz im Sozialrecht tätig ist, als einem Associate in der GK...
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Friedman
Member
***
Beiträge: 148
Themen: 1
Registriert seit: Nov 2022
#12
27.07.2025, 21:36
(27.07.2025, 14:53)Negatives Tatbestandsmerkmal schrieb:  Generation Z trifft Großkanzlei.

Scheiße viel Geld verdienen gerade zum Berufseinstieg bedeutet eben auch scheiße viel arbeiten. War früher schon so und ist heute nicht anders. Niemand wird dazu gezwungen, jeder trifft diese Entscheidung freiwillig. Und wenn man das Geld und den Lifestyle haben möchte, dann findet euch eben damit ab.

Wenn euch die Wehleidigkeit überkommt unterhaltet euch mit eurem Steuerberater oder anderen Juristen, die für ähnlich viel Arbeit nur davon Träumen können mit so viel Kohle nachhause zu gehen - oder trefft für euch die Entscheidung, dass es eben doch nicht eure Lebensvorstellung ist.

Nur hängt bitte den Leuten nicht in den Ohren, wie doof das doch alles ist, mit dem lange arbeiten. Es gibt viele, insbesondere die Selbständigen unter uns, die gerade am Anfang genauso viel arbeiten mussten, um ihren Laden irgendwie ans Laufen zu bekommen - nur statt mit so viel Kohle nachhause zu gehen stets mit der Ungewissheit, irgendwann überhaupt in vielen Jahren mal im Ansatz so viel zu verdienen oder nicht zwischenzeitlich doch zu scheitern. 

Also genießt eure Privilegien, überlegt euch was ihr machen wollt, aber tut der Gesellschaft bitte einen Gefallen und heult leiser.
Scheiß viel verdienen bedeutet nicht zwangsläufig scheiß viel arbeiten. Das ist immer eine Frage des Werts des angebotenen Absatzobjekts. Es ist nicht schwach, sich nicht mit einer Entgelt-Leistungs-Äquivalenz abzugeben. Das würde gerade nur ein schwacher oder dummer Mensch tun. Jede vernünftige Person strebt die Verbesserung dieses Verhältnisses zu seinen Gunsten an.
Das Associate-Dasein ist gewiss kein Idealzustand. Diesen optimieren zu wollen, bei Beibehaltung oder Erhöhung der Vergütung, ist menschlich. Und es trifft schlicht nicht zu, wie von dir impliziert, dass es ein unerhörter Umstand sei, dass ein Selbstständiger weniger arbeitet als der typische Associate und am Ende des Jahres nichtsdestoweniger mehr zvE zur Verfügung hat. Ich würde behaupten, dass es bei ehemaligen GK-Anwälten, die sich in einem geeigneten Rechtsgebiet selbstständig machen, sogar eher die Norm ist.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.07.2025, 21:37 von Friedman.)
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BavarianLawyer
Senior Member
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Beiträge: 283
Themen: 4
Registriert seit: May 2021
#13
27.07.2025, 21:41
(27.07.2025, 21:36)Friedman schrieb:  
(27.07.2025, 14:53)Negatives Tatbestandsmerkmal schrieb:  Generation Z trifft Großkanzlei.

Scheiße viel Geld verdienen gerade zum Berufseinstieg bedeutet eben auch scheiße viel arbeiten. War früher schon so und ist heute nicht anders. Niemand wird dazu gezwungen, jeder trifft diese Entscheidung freiwillig. Und wenn man das Geld und den Lifestyle haben möchte, dann findet euch eben damit ab.

Wenn euch die Wehleidigkeit überkommt unterhaltet euch mit eurem Steuerberater oder anderen Juristen, die für ähnlich viel Arbeit nur davon Träumen können mit so viel Kohle nachhause zu gehen - oder trefft für euch die Entscheidung, dass es eben doch nicht eure Lebensvorstellung ist.

Nur hängt bitte den Leuten nicht in den Ohren, wie doof das doch alles ist, mit dem lange arbeiten. Es gibt viele, insbesondere die Selbständigen unter uns, die gerade am Anfang genauso viel arbeiten mussten, um ihren Laden irgendwie ans Laufen zu bekommen - nur statt mit so viel Kohle nachhause zu gehen stets mit der Ungewissheit, irgendwann überhaupt in vielen Jahren mal im Ansatz so viel zu verdienen oder nicht zwischenzeitlich doch zu scheitern. 

Also genießt eure Privilegien, überlegt euch was ihr machen wollt, aber tut der Gesellschaft bitte einen Gefallen und heult leiser.
Scheiß viel verdienen bedeutet nicht zwangsläufig scheiß viel arbeiten. Das ist immer eine Frage des Werts des angebotenen Absatzobjekts. Es ist nicht schwach, sich nicht mit einer Entgelt-Leistungs-Äquivalenz abzugeben. Das würde gerade nur ein schwacher oder dummer Mensch tun. Jede vernünftige Person strebt die Verbesserung dieses Verhältnisses zu seinen Gunsten an.
Das Associate-Dasein ist gewiss kein Idealzustand. Diesen optimieren zu wollen, bei Beibehaltung oder Erhöhung der Vergütung, ist menschlich. Und es trifft schlicht nicht zu, wie von dir impliziert, dass es ein unerhörter Umstand sei, dass ein Selbstständiger weniger arbeitet als der typische Associate und am Ende des Jahres nichtsdestoweniger mehr zvE zur Verfügung hat. Ich würde behaupten, dass es bei ehemaligen GK-Anwälten, die sich in einem geeigneten Rechtsgebiet selbstständig machen, sogar eher die Norm ist.

Wie viele kennst du denn, die sich dann erfolgreich selbstständig machen? Das dürfte eine geringe Zahl sein. Meist gründen sie doch irgendeine Boutique die über kurz oder lang dann doch das gleiche Prinzip fährt wie eine GK und wo sie als Partner auch nicht viel weniger Arbeiten
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Egal_
Member
***
Beiträge: 243
Themen: 1
Registriert seit: Nov 2024
#14
28.07.2025, 09:29
Können wir Schimpfwörter bitte aus diesem Forum weitestgehend herauslassen? Ich fühle mich gerade wie in der U-Bahn, wenn ich dem Gossenslang mancher Möchtegern-Heranwachsender zuhören muss und nicht als ob ich in einem akademischen Forum für Juristen lese.
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NRW556
Member
***
Beiträge: 65
Themen: 1
Registriert seit: Mar 2024
#15
28.07.2025, 09:33
(27.07.2025, 12:22)Egal_ schrieb:  Naja, was erwartet man, wenn das Leben nur aus arbeiten und schlafen besteht? Hast du dir so dein Leben vorgestellt und ist das für dich der Grund, warum du auf der Welt bist?

Für mich nicht. Ich will leben und mit dem vorhandenen Geld mein Leben so angenehm wie möglich machen. Das setzt aber voraus, dass ich überhaupt ein nennenswertes Leben im Sinne von Freizeit habe. Die Arbeit dient nur dazu, mir diese Freizeit zu finanzieren. Andersherum macht es für mich keinen Sinn. Es ist ein platter Spruch aber an ihm ist sehr viel wahres dran: "Ich arbeite um zu leben und lebe nicht um zu arbeiten."

Wenn du unzufrieden bist, solltest du etwas ändern. Was nützt dir dein gehobener Lebensstil, wenn er doch nur Schmerzensgeld ist und noch nicht einmal die verlorene Lebenszeit ausgleicht? Wir haben nur dieses eine. Leben. Ich kenne Leute, die die Rente nicht erreicht haben oder kurz nach Rentenbeginn gestorben sind. Es lohnt sich nicht, nur auf das Rentnerdasein hinzuarbeiten. Genieße das Leben, so lange du gesund bist und noch kannst.

Logisch für mich auch, dass in diesen Jobs besonders viel Narzissten zu finden sind. Narzissten definieren sich über ihren Erfolg. Hinter der Fassade sieht es oft ganz anders aus. 

Bei uns im Konzern gibt es ab einer bestimmten Höhe die Vorgabe, dass man alle 5 Jahre eine neue Stelle antreten muss. Die Scheidungsquote ab dieser Höhe ist extrem hoch. Auch das wundert mich nicht, denn bei diesen Menschen (meist Männern) sitzt die Ehefrau frustriert zu Hause und kümmert sich alleine um Kinder und Haushalt, während der Mann teils mehrere hundert Kilometer entfernt arbeitet. Wenn es dumm läuft, stillt ihr Bedürfnis nach Zuneigung bei jemand anderem. Wir aus dem "Fußvolk" können es verstehen. Für viele von uns ist es ein Grund, Karriere nur bis zu einer gewissen Höhe anzustreben.

Wie gesagt, wenn du unzufrieden bist, dann geh. Du wirst sehen, dass du dich hinterher besser fühlst.

Anmerkung zum Mythos arme frustrierte Ehefrau:
Meistens weiß die Frau, auf was sie sich einlässt.  Zweitens wird das Bedürfnis nach "Nähe" zu einem attraktiven Gegenpart woanders gestillt. Tagelang weg sein, gestresst sein und nur arbeiten ist nicht unbedingt attraktiv, zumal in diesem häufigen Szenario die Beziehung ohnehin
schon angeschlagen ist. Das Bedürfnis nach finanzieller Stabilität wird hier natürlich aber weiterhin gut durch diesen Part gestillt. 

Die Anmerkung musste ich deswegen schreiben, weil ich die Frauen hier nicht aus der Verantwortung für gescheiterte Ehen und hohe Scheidungsraten nehmen will und als Tip für junge Männer, die diesen Weg gehen wollen. Das ist halt ein privates risk exposure
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28.07.2025, 10:34 von NRW556.)
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Greif
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#16
28.07.2025, 09:34
Play stupid games, win stupid prizes. Hier eben: Zeit für Geld tauschen. Wer das "outmaxxed", hat halt viel Geld, aber keine Zeit. Wer mit viel Geld trotzdem Freizeit haben will, muss sich selbständig machen (am Anfang viel Stress, wenn man es eingerichtet hat, insbes. gute Angestellte hat, läuft es aber).
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Motali
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Registriert seit: Jul 2024
#17
28.07.2025, 09:50
Was mir bewusst geworden ist: man kann sich diesem ganzen Thema auch ganz gut über die Schiene Einkommen/Bedürfnisse/Lebensstandard nähern. Was ich damit meine: wenn ich 100.000 EUR verdiene und jeden Tag um 18-19 Uhr nach Hause gehe, dann habe ich persönlich überhaupt keinen finanziellen Anreiz für 120-130.000 EUR jeden Tag noch 2 Stunden länger zu bleiben. Wahrscheinlich auch für 150.000 EUR nicht, weil es auf meine finanzielle Situation schlicht keine derart signifikanten Auswirkungen hat, dass ich bereit wäre, dafür den Verlust an Lebensqualität (= faktisch unter der Woche 0,0 Freizeit) zu akzeptieren.

Um diesen Nachteil zu kompensieren, müsste ich einen derart großen Gehaltsunterschied haben, dass mir das Mehr an Gehalt erlaubt, nachhaltige Anschaffungen zu tätigen, die einen spürbaren Einfluss auf mein Leben haben. Da hat natürlich jeder unterschiedlicher Bedürfnisse, aber aus meiner Erfahrung: eine geile Uhr? Ja, ist cool, aber meistens nervt es auch sich über "hoffentlich stoße ich sie nirgends an" oder "kann ich abends damit durchs Bahnhofsviertel laufen" Gedanken zu machen. Ein Sportwagen? Macht sicherlich auch mehr als die ersten 10 Fahrten Bock, aber die Kiste nur von Tiefgarage zu Tiefgarage fahren bedeutet jetzt auch nicht unbedingt Freude am Fahren.

Nachhaltige Anschaffungen könnten ja lediglich eine Immobilie sein und da sind wir wieder beim Ausgangspunkt. Wie viel müsste ich im Vergleich zu "humanen" Jobs mehr verdienen, um nicht nur die Arbeitsbelastung über mehrere Jahre gesundheitlich und mental auszuhalten, sondern auch nach einer gewissen Zeit sagen zu können: "Hat sich gelohnt, habe mir durch die Schufterei ein Haus finanziert, in dem ich mein restliches Leben verbringen kann und das ich mir anders nicht hätte leisten können."

Am Ende des Tages geht die Kohle eben doch hauptsächlich in den Konsum und das ist nunmal der Bereich, der am ehesten nur kurzfristig Befriedigung verschafft und langfristig einfach überhaupt keine Kompensation für die persönlichen Einbußen darstellt. Aber wie gesagt: da spielen natürlich viele Faktoren rein, v.a. das Alter (mit Mitte 20 habe ich das sicherlich anders gesehen), m.E. auch der familiäre background. Wer schon mit dem goldenen Löffel aufgewachsen ist hat mitunter schon als Kind erlebt, dass es auch keine quality time mit den Eltern ersetzt, wenn man mit dem Ferrari zur Schule gebracht wird.
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Patenter Gast
Senior Member
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Beiträge: 694
Themen: 0
Registriert seit: Oct 2022
#18
28.07.2025, 10:15
(27.07.2025, 21:41)BavarianLawyer schrieb:  Wie viele kennst du denn, die sich dann erfolgreich selbstständig machen? Das dürfte eine geringe Zahl sein. Meist gründen sie doch irgendeine Boutique die über kurz oder lang dann doch das gleiche Prinzip fährt wie eine GK und wo sie als Partner auch nicht viel weniger Arbeiten


Wobei es auch nicht so ist, dass es nur zwei Möglichkeiten gäbe: a) 60 Stunden arbeiten und gut verdienen, und b) wenig arbeiten und wenig verdienen (öD usw.).

Man muss hier mehrere Faktoren berücksichtigen:
1) Absolute Arbeitszeit (wer >60 Wochenstunden arbeiten muss, dreht irgendwann durch)
2) Flexibilität der Arbeit (muss ich von 9 bis 9 im Büro sitzen oder kann ich auch mal um 17 Uhr gehen und stattdessen Sonntag in Ruhe ein paar Sachen erledigen?)
3) Eigenverantwortlichkeit bei der Zeiteinteilung (entscheide [überwiegend] ich, wann ich arbeite, oder sagt mir irgendein Dritter, dass ich heute lange im Büro sein muss)
4) Qualität der Arbeit (monkey work vs. sich gebraucht fühlen)
5) Entwicklungspotential (sowohl bei Gehalt wie auch der Position)

Aus den ganzen Punkten ergibt sich dann eine gute oder wenige gute Stelle. Entsprechend ist auch nicht jede 50h/150k Stelle gleich. Bei einer kann man sich sehr eingeengt fühlen, während man bei der anderen viele Freiheiten hat usw.

Und der wichtigste Punkt ist: Perspektive! Schaut nicht zu sehr ins Jetzt, überlegt was ihr basierend auf der aktuellen Stelle in fünf Jahren erreichen könnt. Und wie würde es von dort dann in weiteren fünf Jahren weitergehen. Macht also einen Karriereplan.
- Es ist vollkommen ok, im Jetzt mal sehr viel zu arbeiten, wenn ihr dadurch in ein paar Jahren eine super Position bekommt.
- Andersrum kann es auch Sinn machen, im Jetzt einen pay cut hinzunehmen, weil ihr dadurch eine bessere Perspektive bekommt.

Negativ Beispiel sind dann Freunde von mir, die in sehr angesehenen US firms arbeiten, überragend gut bezahlt als Angestellte aber im Endeffekt keine Perspektive (dort wirst du faktisch nicht Partner), sehr sehr viel Arbeit, und kaum Wechselmöglichkeiten, da sehr teuer und keine eigenen Mandate. Wenn dann die dritte Beziehung an der 70 Stunden-Woche und abgesagten Urlauben gescheitert ist, schlägt sich das natürlich aufs Gemüt nieder. Und 280k nach Boni hilft dann auch nicht mehr. 

Gegenbeispiel sind dann Freunde, die bei großen deutschen mittelständischen Kanzleien Partner wurden inzwischen, die eine vernünftige Arbeitsbelastung haben, relativ frei in ihrer Zeiteinteilung sind und inzwischen auch mit um die 280k nach hause gehen. Die haben natürlich die Jahre davor als Associate nicht so bombastisch verdient und Müller & Partner (fiktiv) hört sich natürlich weniger fancy an als Pearson Hardman LLP (58. Stock in Frankfurt), aber die hard facts sind für die inzwischen einfach besser.
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Pontifex Maximus
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#19
28.07.2025, 13:14
(27.07.2025, 12:04)janbanan schrieb:  Besonders auffällig finde ich wie oft man in solchen Strukturen auf extrem wettbewerbsgetriebene oder narzisstische Persönlichkeiten trifft. Der Umgangston ist häufig rau, es wird rumgemotzt, angeschrien und emotionale Intelligenz scheint sogar als Schwäche zu gelten. 
Wenn man bei den Partnern etwas genauer hinsieht sieht man auch da vieles bröckeln: Partner die offensichtlich mit ihren Familien in Krisen stecken oder die kaum mehr einen Zugang zu ihren Kindern haben. Man bekommt manchmal den Eindruck dass ein hoher Titel nicht darüber hinwegtäuschen kann wie viel Menschliches auf der Strecke geblieben ist.

Wobei das tatsächlich ein Verhalten ist, das überall, wo Leute unbedingt Karriere machen wollen, anzutreffen ist. Es setzen sich natürlich in erster Linie diejenigen Leute durch, die bereit sind, der Arbeit vieles/alles unterzuordnen. Das ist in Unternehmen oder in Behörden auch nicht so viel anders. Ab einer bestimmten Ebene (die natürlich volatil ist), stolpern die wenigstens Führungskräfte ja mal ebenso in ihre Rollen hinein. Manche schaffen es dann, sich eine gewisse Menschlichkeit zu bewahren. Andere verlieren vieles davon durch den ständigen Kampf mit anderen. Und wieder andere sind einfach von Anfang an Arschlöcher. So war es allerdings auch schon immer und es wird sich auch nicht ändern.
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Neuer-Schatten
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Beiträge: 14
Themen: 1
Registriert seit: Mar 2025
#20
29.07.2025, 00:06
Nein, es ist nicht banal, alles loszulassen. Und es klingt auch nicht banal, wenn TE schreibt, dass es schwer sei, alles loszulassen. Trotz der Nachteile. Manche Menschen führen über Jahrzehnte toxische Beziehungen. Manch einer ist abhängig von schweren Drogen, und schafft trotz starker Nachteile nicht oder nicht einfach den Absprung. Warum sollte es also leicht sein, sein berufliches Umfeld und den Identität gebenden Beruf aufzugeben? Erst Recht, wenn das Leben auf hohe regelmäßige Zahlungseingänge ausgerichtet ist. Und wenn das eigene Umfeld einen dafür schätzt. Beides sollte man daher möglichst vermeiden und sich daran erinnern, dass man auch mal kein Anwalt aber genauso viel wert war. Ob es einfach ist, den Kollegen Adieu zu sagen, dürfte davon abhängen, wie es mit den Kollegen so ist.

Zum Thema berufliches Umfeld: sicherlich problematisch, alles über einen Kamm zu scheren. Wenn man google „anschmeißt“ und nach Rechtsanwaltspersönlichkeit befragt, gelangt man schnell zu Larry Richard, der herausgefunden haben möchte, dass Anwälte häufig folgende Eigenschaften aufweisen:

- hohe Skepsis,
- hoher Antrieb,
- viel abstraktes Denken,
- hohes Autonomiebedürfnis,
- geringe Kontaktfreudigkeit und
- geringe Resilienz.

Mit anderen Worten: mißtrauischer Einzelgänger, der alles besser weiß und leicht kränkbar ist. Daher wenig verwunderlich, was TE im beruflichen Umfeld ausgemacht haben möchte. Teilweise wird auch der Vergleich zu Katzen gezogen.

Zu mir passen die Eigenschaften übrigens auch ganz gut. Ich bin eine Katze, die allein kommt, kurz verweilt und dann auf einmal weg ist. Soll hier kein Anwaltsbashing sein. Ich vertraue mich zwei, drei Kolleginnen an, den Rest genieße ich mit Vorsicht. Es gibt sicherlich Ausnahmen, aber es gibt auch kanzleiintern Kollegen, die es nicht gut mit mir meinen und alles weitererzählen oder sich zumindest merken und ggf. einmal gegen mich verwenden würden. Da ich weiß, dass sie so sind, bin ich zu den meisten sehr verschlossen. Das Ganze verstärkt sich selbst. Vielleicht bin ich noch am ersten Tag aufgeschlossen gewesen und hatte nur die Veranlagung dazu, aber in dem Umfeld führt das eine zum anderen und ich bin damit sicherlich nicht allein. Manche meinen auch, die Ausbildung hätte uns dazu gemacht. 

Jetzt gibt es in den vorigen Beiträgen ein paar Ausnahmen. Insbesondere heißt es dort, in den großen deutschen Mittelstandskanzleien sei alles anders. Milch und Honig sollen da offenbar fließen. Von Perspektiven wird da gesprochen. Teilweise ist von Zielen und dem Sinn des Lebens die Rede. Ihr wisst es ja bereits, ich bin skeptisch. Wenn ihr mich fragt: Geld einsammeln und dann nach ein paar Jahren auscashen. Die berufliche Tätigkeit ist spannend aber das Umfeld macht es unerträglich.

Klar ist es sinnvoll Ziele und Perspektiven zu haben und ein Traum-Chef ist wohl ein Traum-Chef. Aber das Setting ist wohl auch das Setting: alles ist (angeblich) super wichtig, man darf (angeblich) keine Fehler machen und was für dich richtig ist, ist für den Kollegen schon aus Prinzip falsch, schließlich wissen alle alles besser, sonst wären sie ja nicht so super erfolgreich. Ich finde es ehrlich gesagt ziemlich lächerlich. Und man mag einen guten Chef haben, von mir aus. Aber mit zunehmender Zeit wird man auch mal für die anderen Partner arbeiten dürfen. Wenn dann der Managing Partner beim Mega-Deal im Lead ist, merkt man, dass es unter dem Flügel des Drachen sehr warm werden kann.

Ich habe noch nichtmal viel gelernt im Studium, und es irgendwie geschafft, oben mitzuschwimmen. Ich habe sogesehen nicht so so viel investiert, sodass auch „der Ertrag“ überschaubar sein darf. Die Kollegen haben aber (nach eigener Aussage) richtig reingekloppt im Studium und danach noch promoviert und im Ausland gemeistert. Das muss sich ja irgendwie auszahlen. Jedenfalls haben sie (nach meiner Küchenpsychologie) so krasse versteckte Minderwertigkeitskomplexe und ein Geltungsbedürfnis, dass es einfach keinen Spaß macht.

Ist bei mir sicherlich nur der oft bemühte Einzelfall und alles Folge der eigenen Einstellung. Ja, glaube schon, dass es bessere Teams als mein Team gibt und ich leider gut ins Team passe.

Der einzige der von GK wirklich profitiert ist der Mandant. Der bezahlt nur die Rechnung. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Der GK-Anwalt freut sich bei Berufseinstieg zu einem vermeintlich erlesenen Kreis zählen zu dürfen und trägt zu Beginn mit gewissen Stolz das gestärkte Hemd. Aber wenn er noch nicht ganz den Zugang zu sich selbst verloren hat (was offenbar immer öfter vorkommt und Selbstschutz ist), bemerkt er irgendwann, wenn er aus dem 20. Stock aus den Fenstern schaut, Dinge am Horizont zu sehen, die er nicht versteht. Vielleicht hilft es ihm klarer zu sehen, wenn er mal mit dem Sekretariat redet, wo das juristische Gedankenkonstrukt nicht Teil der eigenen Identität geworden ist. Denn die Sekretärin flüstert leise, „Alles Scheiße, alles Scheiße“.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.07.2025, 09:06 von Neuer-Schatten.)
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