Gestern, 16:15
Stehe aktuell kurz vor Ende meines Referendariats (mdl. steht noch an), dennoch blicke ich nicht mit Erleichterung, sondern eher sorgenvoll in die Zukunft. Soll konkret heißen, ich hinterfrage meine Vorstellungen zum Berufseinstieg komplett:
Beruflich war für mich eigentlich immer klar, dass ich Anwalt werden will und auf keinen Fall in den öD. Ja, die Examensvorbereitung zum 1. Examen war auch übel, aber insgesamt hätte ich die Frage, ob ich Jura noch mal machen würde, stets mit ja beantwortet. Im Lauf des Referendariats ist meine Stimmung aber irgendwann umgeschlagen und mittlerweile habe ich überhaupt keine Lust mehr auf juristische Tätigkeiten. Meine Abneigung gegenüber dem Staatsdienst hat sich insbesondere wegen der Starrheit und altmodischen Strukturen, die mir begegnet sind, verhärtet und gleichzeitig scheinen mir auch die Sachen die ich an der Anwaltschaft ansprechend fand (Unternehmertum, Parteilichkeit usw.) mittlerweile als belastend und stressig. Ich will eigentlich nur meine Ruhe haben.
Dabei bin ich an sich eine ehrgeizige und leistungsbereite Person. Daher frage ich mich, ob das nun eine vorübergehende Phase ist, oder ob ich tatsächlich noch mal umdenken sollte. Vielleicht hat jemand Erfahrungen dazu?
Beruflich war für mich eigentlich immer klar, dass ich Anwalt werden will und auf keinen Fall in den öD. Ja, die Examensvorbereitung zum 1. Examen war auch übel, aber insgesamt hätte ich die Frage, ob ich Jura noch mal machen würde, stets mit ja beantwortet. Im Lauf des Referendariats ist meine Stimmung aber irgendwann umgeschlagen und mittlerweile habe ich überhaupt keine Lust mehr auf juristische Tätigkeiten. Meine Abneigung gegenüber dem Staatsdienst hat sich insbesondere wegen der Starrheit und altmodischen Strukturen, die mir begegnet sind, verhärtet und gleichzeitig scheinen mir auch die Sachen die ich an der Anwaltschaft ansprechend fand (Unternehmertum, Parteilichkeit usw.) mittlerweile als belastend und stressig. Ich will eigentlich nur meine Ruhe haben.
Dabei bin ich an sich eine ehrgeizige und leistungsbereite Person. Daher frage ich mich, ob das nun eine vorübergehende Phase ist, oder ob ich tatsächlich noch mal umdenken sollte. Vielleicht hat jemand Erfahrungen dazu?

Gestern, 16:24
Fürs Umdenken ist es jetzt wohl etwas spät.
Du bist jetzt gerade aus den Klausuren raus hast das ganze Ref hinter Dir, gewisse Erschöpfungserscheinungen, auch eine damit einhergehende Unlust an den Gedanken zukünftiger Arbeit, ist normal. Mach erstmal Dein Ref fertig, konzentrier Dich auf Deine mündliche, genieß danach den restlichen Sommer und dann sieht die Welt auch wieder ganz anders aus.
Du bist jetzt gerade aus den Klausuren raus hast das ganze Ref hinter Dir, gewisse Erschöpfungserscheinungen, auch eine damit einhergehende Unlust an den Gedanken zukünftiger Arbeit, ist normal. Mach erstmal Dein Ref fertig, konzentrier Dich auf Deine mündliche, genieß danach den restlichen Sommer und dann sieht die Welt auch wieder ganz anders aus.
Gestern, 21:41
Naja das sind eigentlich schon die klassischen Gedanken, die viele haben, die keine konkrete Vorstellung von einem "Traumjob" haben (das haben die wenigsten).
Man entscheidet sich halt für irgendetwas und dann arrangiert man sich und sein Leben drumherum damit.
Da spielen auch andere Dinge mit rein. Möchtest du Familie? Und aktives Familienleben und Freiziet (GK eher raus, Anwalt eher in kleineren Einheiten).
Oder bleibst du Single bzw willst eine DINK Beziehung führen und hast wenig anderweitige Interessen und eine hohe Stressressistenz? Dann auf jeden Fall nicht in den öffentlichen Dienst, da wirst du dich langweilen.
Man entscheidet sich halt für irgendetwas und dann arrangiert man sich und sein Leben drumherum damit.
Da spielen auch andere Dinge mit rein. Möchtest du Familie? Und aktives Familienleben und Freiziet (GK eher raus, Anwalt eher in kleineren Einheiten).
Oder bleibst du Single bzw willst eine DINK Beziehung führen und hast wenig anderweitige Interessen und eine hohe Stressressistenz? Dann auf jeden Fall nicht in den öffentlichen Dienst, da wirst du dich langweilen.
Vor 11 Stunden
(Gestern, 16:15)MartiNRW schrieb: Stehe aktuell kurz vor Ende meines Referendariats (mdl. steht noch an), dennoch blicke ich nicht mit Erleichterung, sondern eher sorgenvoll in die Zukunft. Soll konkret heißen, ich hinterfrage meine Vorstellungen zum Berufseinstieg komplett:
Beruflich war für mich eigentlich immer klar, dass ich Anwalt werden will und auf keinen Fall in den öD. Ja, die Examensvorbereitung zum 1. Examen war auch übel, aber insgesamt hätte ich die Frage, ob ich Jura noch mal machen würde, stets mit ja beantwortet. Im Lauf des Referendariats ist meine Stimmung aber irgendwann umgeschlagen und mittlerweile habe ich überhaupt keine Lust mehr auf juristische Tätigkeiten. Meine Abneigung gegenüber dem Staatsdienst hat sich insbesondere wegen der Starrheit und altmodischen Strukturen, die mir begegnet sind, verhärtet und gleichzeitig scheinen mir auch die Sachen die ich an der Anwaltschaft ansprechend fand (Unternehmertum, Parteilichkeit usw.) mittlerweile als belastend und stressig. Ich will eigentlich nur meine Ruhe haben.
Dabei bin ich an sich eine ehrgeizige und leistungsbereite Person. Daher frage ich mich, ob das nun eine vorübergehende Phase ist, oder ob ich tatsächlich noch mal umdenken sollte. Vielleicht hat jemand Erfahrungen dazu?
Mir gehts ähnlich. Bin zudem auch im letzten Monat des Refs. Bin mit viel Vorfreude gestartet und war schnell enttäuscht und inzwischen völlig desillusioniert... Ich kann dir also nicht sagen, ob das nur eine vorübergehende Phase ist. Ich würde sagen, such dir erstmal einen Hob von dem du denkst, dass es dir am ehesten gefallen wird. Schau es dir an und wenn es nicht das Richtige ist, dann wechselst du und guckst dir was anderes an. Erstmal beginnen kann ja letztlich auch dabei helfen, das zu finden, was man wirklich will. Neu anfangen würde ich nur, wenn du schon etwas Konkretes vor Augen hast und bereit bist, ggf. nochmal einige Zeit unterhalb der Armutsgrenze zu verdienen...
Alles Gute!
Vor 11 Stunden
Man muss immer sehen, dass es "den" Anwaltsberuf oder "den" öffentlichen Dienst nicht gibt. Jeder dieser Berufe teilt sich wieder in unzählige Berufsbilder auf. Persönlicher Referent des Bundeskanzlers ist etwas komplett anderes als Einsprüche beim Finanzamt bearbeiten, und dazwischen gibt es nochmal hundert andere Tätigkeiten. Selbst formal gleiche Tätigkeiten können ganz unterschiedlich ausgefüllt werden - mir sind da immer zwei Kammern beim Landgericht mit gleicher Zuständigkeit vor Augen, die an ihre Verfahren komplett unterschiedlich rangegangen sind und deren Sitzungen kaum Gemeinsamkeiten hatten, obwohl doch beide nach ZPO gleiche Sachen bearbeitet haben. Nur weil Deine Stationen blöd waren, muss das also nicht überall so sein.
Es wird ganz sicher auch für Dich etwas Passendes geben, Du musst es nur finden.
Es wird ganz sicher auch für Dich etwas Passendes geben, Du musst es nur finden.
Vor 8 Stunden
Gerade mündliche Prüfung abgeschlossen und kein Gefühl der Erleichterung erlebt. Ich kann dich voll nachvollziehen.
Ich habe Jura studiert, weil mir Sprache und logisches Denken Spaß machen. Im Moot Court habe ich gelernt, dass es mir Freude macht, Argumente auszuarbeiten und rhetorisch und inhaltlich überzeugend vorzutragen.
Jetzt denke ich mir: Wärst du mal nicht lieber Gärtner geworden. Mein 18 jähriges Ich hat damals nicht darüber nachgedacht, dass man ja im Bürojob 5 Tage die Woche (oder gar 50-60h+) hinterm Bildschirm hängen könnte.
Ist es wirklich zu spät? Eigentlich nicht. Ich könnte jetzt einfach eine Gärtnerausbildung anfangen. Wenn mich das glücklicher macht, sollte ich das auch einfach tun. Klar habe ich 7 Jahre in die Ausbildung gesteckt. Aber will ich jetzt weitere 40 Jahre in etwas arbeiten, worauf ich keinen Bock habe? Es wäre viel schöner gewesen, bereits nach dem 2. Semester zu merken, dass es nichts ist. Die praktischen Erfahrungen kommen in der juristischen Ausbildung viel zu spät. Die paar Praktika sind nicht wirklich aussagekräftig. Das Jurastudium sollte eher als duales Studium aufgebaut sein.
Allein wie viele aus der Ausbildung rausgehen und nicht wissen, was sie eigentlich machen wollen, zeigt schon, dass es zu wenig Orientierung gibt. Man braucht viel früher einen breiteren Einblick, um sich dann auch spezialisieren zu können. Der Universaljurist existiert sowieso nicht.
EDIT: Wenn man von außen als Nicht-Jurist auf die juristische Tätigkeit schaut, dann sieht man Anwälte vor Gericht auftreten, Richter Verhandlungen leiten, Staatsanwälte plädieren und verhandeln usw. - Das das aber idR eher so 20% der Tätigkeit ausmacht und in vielen Berufen teilweise bei 0% war mir nicht so klar. Aber ich suche gerade mir eine Anwaltskanzlei, wo ich viel vor Gericht auftreten kann. Die Arbeit an der Akte ist notwendig und wichtig. Die Bedeutung von Naturverbundenheit ist bei mir auch erst in den letzten Jahren gewachsen. Abstrakt zu wissen, was "Bürjob" bedeutet und es tatsächlich zu leben, sind zwei verschiedene Sachen.
Ich habe Jura studiert, weil mir Sprache und logisches Denken Spaß machen. Im Moot Court habe ich gelernt, dass es mir Freude macht, Argumente auszuarbeiten und rhetorisch und inhaltlich überzeugend vorzutragen.
Jetzt denke ich mir: Wärst du mal nicht lieber Gärtner geworden. Mein 18 jähriges Ich hat damals nicht darüber nachgedacht, dass man ja im Bürojob 5 Tage die Woche (oder gar 50-60h+) hinterm Bildschirm hängen könnte.
Ist es wirklich zu spät? Eigentlich nicht. Ich könnte jetzt einfach eine Gärtnerausbildung anfangen. Wenn mich das glücklicher macht, sollte ich das auch einfach tun. Klar habe ich 7 Jahre in die Ausbildung gesteckt. Aber will ich jetzt weitere 40 Jahre in etwas arbeiten, worauf ich keinen Bock habe? Es wäre viel schöner gewesen, bereits nach dem 2. Semester zu merken, dass es nichts ist. Die praktischen Erfahrungen kommen in der juristischen Ausbildung viel zu spät. Die paar Praktika sind nicht wirklich aussagekräftig. Das Jurastudium sollte eher als duales Studium aufgebaut sein.
Allein wie viele aus der Ausbildung rausgehen und nicht wissen, was sie eigentlich machen wollen, zeigt schon, dass es zu wenig Orientierung gibt. Man braucht viel früher einen breiteren Einblick, um sich dann auch spezialisieren zu können. Der Universaljurist existiert sowieso nicht.
EDIT: Wenn man von außen als Nicht-Jurist auf die juristische Tätigkeit schaut, dann sieht man Anwälte vor Gericht auftreten, Richter Verhandlungen leiten, Staatsanwälte plädieren und verhandeln usw. - Das das aber idR eher so 20% der Tätigkeit ausmacht und in vielen Berufen teilweise bei 0% war mir nicht so klar. Aber ich suche gerade mir eine Anwaltskanzlei, wo ich viel vor Gericht auftreten kann. Die Arbeit an der Akte ist notwendig und wichtig. Die Bedeutung von Naturverbundenheit ist bei mir auch erst in den letzten Jahren gewachsen. Abstrakt zu wissen, was "Bürjob" bedeutet und es tatsächlich zu leben, sind zwei verschiedene Sachen.
Vor 8 Stunden
Eine gewisse Desillusionierung im/nach dem Ref ist sicher normal, weil man laufend mit Arbeitskontexten konfrontiert wird, die für einen neu sind und die man (noch) nicht beherrscht, einen also erst einmal überfordern und schon deshalb nicht attraktiv, sondern abschreckend wirken.
Dass man sich im Ref dagegen überrascht umdreht und erstmals begreift, dass Jura = Bürotätigkeit ist, überrascht aber schon.
So oder so würde ich empfehlen, nicht gleich nach dem Ref die Flinte ins Korn zu werfen, sondern in den ersten Beruf zu starten, ggf. diesen auch schnell wieder zu wechseln, wenn der erste Versuch nichts taugte, und dann zu schauen, ob der Geschmack beim Essen kommt.
Dass man sich im Ref dagegen überrascht umdreht und erstmals begreift, dass Jura = Bürotätigkeit ist, überrascht aber schon.
So oder so würde ich empfehlen, nicht gleich nach dem Ref die Flinte ins Korn zu werfen, sondern in den ersten Beruf zu starten, ggf. diesen auch schnell wieder zu wechseln, wenn der erste Versuch nichts taugte, und dann zu schauen, ob der Geschmack beim Essen kommt.
Vor 4 Stunden
Es ist halt eine naive Herangehensweise daran sich bei der Berufswahl auf populäre Medien zu verlassen. Kein Beruf ist reiner Spaß, und die Mehrzahl der nicht körperlichen Arbeiten finden heutzutage im Büro statt. Mit Jura kann man (wie allseits bekannt) aber viele Dinge machen, vielleicht auch etwas in Richtung Berufsschullehrer/Dozent, Repetitor oder Tätigkeit an der Uni als HiWi, da hat man praktisch keine Bürotätigkeit, abgesehen von Klausurenkorrektur.
Vor 4 Stunden
(Gestern, 16:15)MartiNRW schrieb: Stehe aktuell kurz vor Ende meines Referendariats (mdl. steht noch an), dennoch blicke ich nicht mit Erleichterung, sondern eher sorgenvoll in die Zukunft. Soll konkret heißen, ich hinterfrage meine Vorstellungen zum Berufseinstieg komplett:
Beruflich war für mich eigentlich immer klar, dass ich Anwalt werden will und auf keinen Fall in den öD. Ja, die Examensvorbereitung zum 1. Examen war auch übel, aber insgesamt hätte ich die Frage, ob ich Jura noch mal machen würde, stets mit ja beantwortet. Im Lauf des Referendariats ist meine Stimmung aber irgendwann umgeschlagen und mittlerweile habe ich überhaupt keine Lust mehr auf juristische Tätigkeiten. Meine Abneigung gegenüber dem Staatsdienst hat sich insbesondere wegen der Starrheit und altmodischen Strukturen, die mir begegnet sind, verhärtet und gleichzeitig scheinen mir auch die Sachen die ich an der Anwaltschaft ansprechend fand (Unternehmertum, Parteilichkeit usw.) mittlerweile als belastend und stressig. Ich will eigentlich nur meine Ruhe haben.
Dabei bin ich an sich eine ehrgeizige und leistungsbereite Person. Daher frage ich mich, ob das nun eine vorübergehende Phase ist, oder ob ich tatsächlich noch mal umdenken sollte. Vielleicht hat jemand Erfahrungen dazu?
Ganz normal, das legt sich. Mach Dir keinen Kopf, Anwalt sein macht Bock