21.09.2024, 09:57
Ich war ebenfalls als Studentin schon auf mehreren Fachkonferenzen und Tagungen. Nur sehr selten richten die sich ausschließlich an Berufserfahrene. Wir waren als Studenten immer willkommen und wer will, kann entsprechende Kontakte zu den Anwälten knüpfen.
Ich weiß nicht mehr, ob ich sie im Lebenslauf angegeben habe, ich glaube schon. Die waren nämlich in dem Rechtsgebiet, auf das ich mich später spezialisiert habe und somit war mein Interesse und der rote Faden im Lebenslauf erkennbar.
Ich vermute, bei den Bewerbungen werden einige Initiativbewerbungen dabei gewesen sein. Vergesst bitte nicht, dass die Kanzleien nur dann Stellen ausschreiben, wenn der Bedarf da ist. Brauchen sie derzeit keinen weiteren Anwalt, schreiben sie in der Regel nicht aus. Ihr müsst schon Glück haben, genau den Zeitpunkt zu treffen, an dem die Auftragslage gerade so steigt, dass jemand zukünftig gebraucht wird und nur noch keiner final daran gedacht hat, sich zu erweitern. In der GK mag das Gehalt eines einzelnen Berufseinsteigers nicht weiter auffallen bei den Ausgaben. In anderen Kanzleien aber ist das ein relevanter Kostenpunkt, den man sich überlegt. Es wird also nicht beliebig eingestellt, auch wenn man eigentlich keinen braucht.
Dementsprechend ist die Erfolgsquote bei Initiativbewerbungen deutlich geringer als wenn man sich auf ausgeschriebene Stellen bewirbt.
Ich weiß von meinen Recruiting-Kollegen, dass eine 0815-Bewerbung gar nicht gut ankommt und auch ich wurde bei jedem Bewerbungsgespräch danach gefragt, warum ausgerechnet diese Kanzlei oder Firma.
Dafür müsst ihr eine Antwort parat haben, die ihr umso einfacher begründen könnt, wenn euer Lebenslauf dies hergibt. Ja, nicht jeder weiß nach dem Referendariat, was er machen möchte, aber es ist so, ihr seit Ende 20 und solltet irgendwann mal eine Idee davon haben, was ihr machen wollt. Es schadet nichts ein paar Sachen auszuprobieren und festzustellen, es passt doch nicht. Wenn ihr aber so gar nicht sagen könnt, warum ausgerechnet dieses oder jenes, seit ihr nur ein 0815-Kandidat, der kein besonderes Interesse weckt.
Habt ihr ein vb, werdet ihr auch ohne roten Faden etwas bekommen. Darunter aber sind die hier schon erwähnten 0,5 Punkte nicht relevant um den entscheidenden Unterschied zu einem anderen Kandidaten zu begründen.
Während eines Studienpraktikums sagte mal ein Anwalt lachend zu mir, mit 2x 8,xx Punkten sei es gar kein Problem, etwas zu finden und er hat Recht. Es kommt nicht darauf an, ob du 8,1 oder 8,4 hast. Du hast bewiesen, dass du etwas kannst. Man muss sich gut verkaufen können.
Ich vermute daran, oder an den Initiativbewerbungen, scheitert es derzeit @EinsteigerMensch.
Ich weiß nicht mehr, ob ich sie im Lebenslauf angegeben habe, ich glaube schon. Die waren nämlich in dem Rechtsgebiet, auf das ich mich später spezialisiert habe und somit war mein Interesse und der rote Faden im Lebenslauf erkennbar.
Ich vermute, bei den Bewerbungen werden einige Initiativbewerbungen dabei gewesen sein. Vergesst bitte nicht, dass die Kanzleien nur dann Stellen ausschreiben, wenn der Bedarf da ist. Brauchen sie derzeit keinen weiteren Anwalt, schreiben sie in der Regel nicht aus. Ihr müsst schon Glück haben, genau den Zeitpunkt zu treffen, an dem die Auftragslage gerade so steigt, dass jemand zukünftig gebraucht wird und nur noch keiner final daran gedacht hat, sich zu erweitern. In der GK mag das Gehalt eines einzelnen Berufseinsteigers nicht weiter auffallen bei den Ausgaben. In anderen Kanzleien aber ist das ein relevanter Kostenpunkt, den man sich überlegt. Es wird also nicht beliebig eingestellt, auch wenn man eigentlich keinen braucht.
Dementsprechend ist die Erfolgsquote bei Initiativbewerbungen deutlich geringer als wenn man sich auf ausgeschriebene Stellen bewirbt.
Ich weiß von meinen Recruiting-Kollegen, dass eine 0815-Bewerbung gar nicht gut ankommt und auch ich wurde bei jedem Bewerbungsgespräch danach gefragt, warum ausgerechnet diese Kanzlei oder Firma.
Dafür müsst ihr eine Antwort parat haben, die ihr umso einfacher begründen könnt, wenn euer Lebenslauf dies hergibt. Ja, nicht jeder weiß nach dem Referendariat, was er machen möchte, aber es ist so, ihr seit Ende 20 und solltet irgendwann mal eine Idee davon haben, was ihr machen wollt. Es schadet nichts ein paar Sachen auszuprobieren und festzustellen, es passt doch nicht. Wenn ihr aber so gar nicht sagen könnt, warum ausgerechnet dieses oder jenes, seit ihr nur ein 0815-Kandidat, der kein besonderes Interesse weckt.
Habt ihr ein vb, werdet ihr auch ohne roten Faden etwas bekommen. Darunter aber sind die hier schon erwähnten 0,5 Punkte nicht relevant um den entscheidenden Unterschied zu einem anderen Kandidaten zu begründen.
Während eines Studienpraktikums sagte mal ein Anwalt lachend zu mir, mit 2x 8,xx Punkten sei es gar kein Problem, etwas zu finden und er hat Recht. Es kommt nicht darauf an, ob du 8,1 oder 8,4 hast. Du hast bewiesen, dass du etwas kannst. Man muss sich gut verkaufen können.
Ich vermute daran, oder an den Initiativbewerbungen, scheitert es derzeit @EinsteigerMensch.
21.09.2024, 10:43
(21.09.2024, 09:21)g3rn3gr0s schrieb:(21.09.2024, 08:42)Patenter Gast schrieb:(20.09.2024, 21:47)guga schrieb: Und jetzt? Es weiß halt nicht jeder seit er 10 ist, dass er Pferderecht machen will. Absoluter Würfelwurf etwas zu finden, das einem gefällt, das einem weiterhin in der Praxis gefällt und auch noch nach mehrere Jahren gefällt.
Aber mit Ende 20/Anfang 30 muss halt auch mal irgendwann Butter bei die Fische. In fast allen anderen Fächern schaffen es die Absolventen auch, sich eine Spezialisierung zuzulegen. Bei Jura wird mir immer zu viel infantilisiert. Erwachsene Menschen mit Ende 20 tun so, als ob sie frisch aus der Schule sind und nicht wissen, was sie wollen… da muss man eben ein paar Dinge ausprobieren. Kaum ein BWLer steht mit Ende 20 da und sagt, ich habe zweimal 1,3 in Bachelor und Master, aber keine Spezialisierung, die Unternehmen sollten mich doch einstellen.
Zur Frage des Kollegen: Ich war auf beidem, fachspezifischen Konferenzen und Karriereevents.
Finde auch, dass man die Dinge eben ausprobieren sollte und die meisten da auch mutiger sein könnten. Allerdings liegt fehlende Spezialisierung mE auch zum Teil im Ausbildungssystem selbst, weil es so gut wie nicht honoriert wird, sich auszuprobieren: 1. weder in der Uni, weil Fokus nunmal auf Examensstoff und 2. weder danach, weil Juristen etwa bei im höheren Justiz- oder Verwaltungsdienst Allrounder sein sollen (Ausnahmen natürlich existierend).
Wobei das natürlich nicht bedeutet, dass man sich nicht selbst Sachen anschauen sollte. Aber im Ref merkt man doch bereits: wer wählt seine Stationen taktisch (ausgerichtet nach Lernzeit) oder danach, Sachen auszuprobieren. Das erfordert eben ein wenig Mut.
Zum Ausgangsbeitrag: Ich verstehe die Frustration - aber mE scheint mir anhand der Rahmendaten einfach die Bewerbung nicht stimmig/fehlerhaft zu sein. Die meisten Kanzleien würden dich safe wenigstens zum Gespräch einladen, um dich ehrlich kennenzulernen. Deswegen gibt es da irgendetwas, das sie abhält und es wird nicht die Wirtschaftslage sein: denn das GK-Geschäft läuft auch bei Krisen munter vor sich hin (siehe COVID).
Es wird schon honoriert. Eben beim Berufseinstieg. Vom Examen selbst kann man sich null Komma null kaufen. Das macht man auch nur für den Job; also ruhig auch ein paar andere Sachen für den Job machen.
Und wenn man wie ich zB weiß, dass man nicht in den öD will, kann man diesbezüglich auch alles sein lassen. Ich habe auch Kollegen im Ref erlebt, die wollten nie nie nie zur StA aber haben in der StA Station 120% gegeben… wofür? Für ein super Zeugnis was ihnen nichts gebracht, weil sie ja nie zur StA wollten :D und haben dabei die Gelegenheit vernachlässigt, die für ihren Berufswunsch wichtig gewesen wären.
21.09.2024, 11:35
(21.09.2024, 09:21)g3rn3gr0s schrieb:(21.09.2024, 08:42)Patenter Gast schrieb:(20.09.2024, 21:47)guga schrieb: Und jetzt? Es weiß halt nicht jeder seit er 10 ist, dass er Pferderecht machen will. Absoluter Würfelwurf etwas zu finden, das einem gefällt, das einem weiterhin in der Praxis gefällt und auch noch nach mehrere Jahren gefällt.
Aber mit Ende 20/Anfang 30 muss halt auch mal irgendwann Butter bei die Fische. In fast allen anderen Fächern schaffen es die Absolventen auch, sich eine Spezialisierung zuzulegen. Bei Jura wird mir immer zu viel infantilisiert. Erwachsene Menschen mit Ende 20 tun so, als ob sie frisch aus der Schule sind und nicht wissen, was sie wollen… da muss man eben ein paar Dinge ausprobieren. Kaum ein BWLer steht mit Ende 20 da und sagt, ich habe zweimal 1,3 in Bachelor und Master, aber keine Spezialisierung, die Unternehmen sollten mich doch einstellen.
Zur Frage des Kollegen: Ich war auf beidem, fachspezifischen Konferenzen und Karriereevents.
Finde auch, dass man die Dinge eben ausprobieren sollte und die meisten da auch mutiger sein könnten. Allerdings liegt fehlende Spezialisierung mE auch zum Teil im Ausbildungssystem selbst, weil es so gut wie nicht honoriert wird, sich auszuprobieren: 1. weder in der Uni, weil Fokus nunmal auf Examensstoff und 2. weder danach, weil Juristen etwa bei im höheren Justiz- oder Verwaltungsdienst Allrounder sein sollen (Ausnahmen natürlich existierend).
Wobei das natürlich nicht bedeutet, dass man sich nicht selbst Sachen anschauen sollte. Aber im Ref merkt man doch bereits: wer wählt seine Stationen taktisch (ausgerichtet nach Lernzeit) oder danach, Sachen auszuprobieren. Das erfordert eben ein wenig Mut.
Zum Ausgangsbeitrag: Ich verstehe die Frustration - aber mE scheint mir anhand der Rahmendaten einfach die Bewerbung nicht stimmig/fehlerhaft zu sein. Die meisten Kanzleien würden dich safe wenigstens zum Gespräch einladen, um dich ehrlich kennenzulernen. Deswegen gibt es da irgendetwas, das sie abhält und es wird nicht die Wirtschaftslage sein: denn das GK-Geschäft läuft auch bei Krisen munter vor sich hin (siehe COVID).
Jetzt wäre der Zeitpunkt an welchem es honoriert werden würde.
Klar brauch man für gute Jobaussichten ein annehmbares Examen und dafür bringen einem Praktika nichts. Aber neben der Uni haben wir genug Zeit und da ist es halt Eigenverantwortung sich was anzuschauen, dazu kommt das Ref. Mehr Möglichkeiten verschiedene Jobs auszuprobieren gibt's nirgends.
Wie du schon richtig schreibst, man brauch halt etwas Mut (und ggf Fleiß) auch mal weiter als bis zum Examen zu denken.
21.09.2024, 16:24
Natürlich bringen Vorerfahrungen und ein roter Faden im Lebenslauf viele Vorteile, sind aber nicht allein maßgeblich. Mehrere meiner Ref-Kollegen sind aber ohne das erfolgreich ins Berufsleben gestartet. Ich selbst habe mich im Bewerbungsprozess auch gegen Leute durchgesetzt, deren Profil vermeintlich deutlich besser auf die Stelle gepasst hat. Eigentlich hatte ich in dem Gebiet keinerlei Erfahrung und habe die Stelle dann trotzdem bekommen.
21.09.2024, 19:34
(21.09.2024, 16:24)advocatus diaboli schrieb: Natürlich bringen Vorerfahrungen und ein roter Faden im Lebenslauf viele Vorteile, sind aber nicht allein maßgeblich. Mehrere meiner Ref-Kollegen sind aber ohne das erfolgreich ins Berufsleben gestartet. Ich selbst habe mich im Bewerbungsprozess auch gegen Leute durchgesetzt, deren Profil vermeintlich deutlich besser auf die Stelle gepasst hat. Eigentlich hatte ich in dem Gebiet keinerlei Erfahrung und habe die Stelle dann trotzdem bekommen.
Sagen wir es so, viele Wege führen nach Rom. Auf jeden Fall sind genug Stellen da draußen frei, die man mit 7-8 Punkten oder besser bekommen kann. Sie fallen einem eben nur nicht zwingend in den Schoß, sondern man muss den Markt etwas kennen und das passende Profil haben/gut rüber kommen.
21.09.2024, 21:41
(21.09.2024, 19:34)Patenter Gast schrieb:(21.09.2024, 16:24)advocatus diaboli schrieb: Natürlich bringen Vorerfahrungen und ein roter Faden im Lebenslauf viele Vorteile, sind aber nicht allein maßgeblich. Mehrere meiner Ref-Kollegen sind aber ohne das erfolgreich ins Berufsleben gestartet. Ich selbst habe mich im Bewerbungsprozess auch gegen Leute durchgesetzt, deren Profil vermeintlich deutlich besser auf die Stelle gepasst hat. Eigentlich hatte ich in dem Gebiet keinerlei Erfahrung und habe die Stelle dann trotzdem bekommen.
Sagen wir es so, viele Wege führen nach Rom. Auf jeden Fall sind genug Stellen da draußen frei, die man mit 7-8 Punkten oder besser bekommen kann. Sie fallen einem eben nur nicht zwingend in den Schoß, sondern man muss den Markt etwas kennen und das passende Profil haben/gut rüber kommen.
Und deswegen denke ich nicht, dass es in dem Fall an den Punkten liegt, sondern etwas anderem. Z.B. unter den Bewerbungen einen hohen Anteil an Initiativbewerbungen, die natürlich seltener zu einer Einladung und einem Jobangebot führen. Oder aber EinsteigerMensch verkauft sich im Gespräch nicht gut.
Ich würde daher noch einmal meine Bewerbungen durchgehen und überlegen, woran es liegt. Wenn die Unterlagen in Ordnung sind, hilft es vielleicht, mal ein Bewerbungsgespräch mit einem Freund zu simulieren.
21.09.2024, 22:47
(18.09.2024, 12:29)EinsteigerMensch schrieb:(18.09.2024, 10:08)Ex-GK schrieb:(18.09.2024, 00:19)EinsteigerMensch schrieb: Ich habe mir nicht den ganzen Thread durchgelesen, aber bin ehrlich gesagt ziemlich am verzweifeln mittlerweile. Habe 18 Pkt in der Summe und suche wirklich aktiv seit über 7 Monaten einen Job im Rhein Main Gebiet. Bin bald bei ca. 40 Absagen (wurde nur 4x überhaupt zu einem Gespräch eingeladen) und nach 10 Jahren juristischer Ausbildung frage ich mich ehrlich, ob ich es einfach sein lasse mit der Juristerei.
Ich dachte immer, dass ich mit meinen Noten bei MKs oder vllt sogar bei den "schwächeren" GKs gute Chancen hätte, aber ich glaube mir fehlt entweder ein Punkt im zweiten Examen im Vergleich zu anderen Kandidaten oder ich bin nicht spezialisiert genug.
Finde es ziemlich unglaublich, im ersten Examen war ich ja staatlich noch nicht so weit weg unter den besten 5% der Absolventen zu gehören und nun bekomme ich einfach keinen Job und es sieht so aus, dass wenn ich endlich einen Job bekomme dieser wirklich sehr weit von meinen Wünschen entfernt ist.
Der Frust ist absolut verständlich, ich drück Dir auf jeden Fall die Daumen, dass Du zeitnah was passendes findest. Kommt für Dich nicht in Frage, erstmal ein "okay-es" Angebot anzunehmen, mit dem Arbeiten loszulegen und gleichzeitig die Augen nach für Dich attraktiveren Stellen Ausschau zu halten?
Ich bewerbe mich mittlerweile auch viel auf Stellen, die mir nicht so gefallen. Zuletzt im ÖD als Sachbearbeiter, weil ich mir da endlich mal eine Zusage erhoffe. Ist halt absolut gar nicht das, was ich nach 10 Jahren Studium+Ref machen möchte. Ansonsten hatte ich bisher gar nicht die Möglichkeit ein "okay-es" Angebot anzunehmen, weil ich kein einziges Angebot bekommen habe.
Warum bewirbst du dich nichtmal bei Ministerien und/oder der Justiz?
22.09.2024, 17:37
(21.09.2024, 22:47)RefSH schrieb:(18.09.2024, 12:29)EinsteigerMensch schrieb:(18.09.2024, 10:08)Ex-GK schrieb: EinsteigerMensch
Der Frust ist absolut verständlich, ich drück Dir auf jeden Fall die Daumen, dass Du zeitnah was passendes findest. Kommt für Dich nicht in Frage, erstmal ein "okay-es" Angebot anzunehmen, mit dem Arbeiten loszulegen und gleichzeitig die Augen nach für Dich attraktiveren Stellen Ausschau zu halten?
Ich bewerbe mich mittlerweile auch viel auf Stellen, die mir nicht so gefallen. Zuletzt im ÖD als Sachbearbeiter, weil ich mir da endlich mal eine Zusage erhoffe. Ist halt absolut gar nicht das, was ich nach 10 Jahren Studium+Ref machen möchte. Ansonsten hatte ich bisher gar nicht die Möglichkeit ein "okay-es" Angebot anzunehmen, weil ich kein einziges Angebot bekommen habe.
Warum bewirbst du dich nichtmal bei Ministerien und/oder der Justiz?
Bei der Justiz habe ich mich beworben und wurde als Richter/Staatsanwalt abgelehnt. Habe mich jetzt beim Verfassungsschutz (und wie gesagt beim Magistrat) beworben. Ansonsten habe ich tatsächlich viele Jobs im öD nicht so wirklich auf dem Schirm.
Aber da auch eine kleine Diskussion um die Relevanz von Spezialisierungen entbrannt ist:
Ich finde richtigerweise, dass darauf Wert gelegt werden sollte und ich verstehe auch, dass ein Arbeitgeber für sein IP-Recht Team lieber jemanden mit Praktika, Doktortitel und Ref Station im IP Recht nimmt als jemanden ohne Vorerfahrung in diesem Rechtsgebiet, der 0,5-1 Pkt besser ist.
Trotzdem wurde bereits erwähnt, dass eine solche Spezialisierung für viele kaum möglich ist. Zunächst ist die ganze Juristenausbildung ziemlich generalistisch und darauf abgerichtet, dass man die Basics der Falllösung beherrscht und gar nicht tiefer in Randgebiete eindringen kann. Dann gibt es wirklich haufenweise Rechtsgebiete und juristische Berufe, die für das Staatsexamen absolut keinen Wert haben. Wenn. man im Ref oder vorher beim Ausprobieren keinen Volltreffer landet, hat man nunmal auch nicht endlose Möglichkeiten sich zu spezialisieren. Da spielt das Alter für mich auch erstmal keine Rolle. Bis ich 25 war hatte ich beispielsweise Medienrecht oder IP Recht kaum auf den Schirm. Sicherlich ist einem bewusst, dass dies existiert, aber manchmal fällt einem einfach später erst auf, dass es einem gefallen könnte.
Darüber hinaus wurde jedenfalls mir während des Studiums permanent eingetrichtert, dass am Ende nur die Note zählt und einem werden noch schön Horrorgeschichten erzählt von Referendaren, die seit Ewigkeiten bei einer gewissen Kanzlei angestellt sind und dann wegen 0,5 Punkten abgelehnt werden. Glücklicherweise wird auf Vorerfahrung Wert gelegt.
Ein Problem, was sich bei mir langsam im Bewerbungsverfahren aufdringt, ist die doch immer größer werdende Lücke im Lebenslauf. Habt ihr Tipps, wie ich die am Besten erklären kann? Sie ist entstanden, weil ich a.) krank war, b.) nach dem Examen eine mentale Auszeit brauchte und c.) nun die ziemlich vielen Absagen. Gerade Punkt a.) und b.) möchte man ungern bei der Bewerbung thematisieren.
22.09.2024, 18:47
(22.09.2024, 17:37)EinsteigerMensch schrieb:(21.09.2024, 22:47)RefSH schrieb:(18.09.2024, 12:29)EinsteigerMensch schrieb:(18.09.2024, 10:08)Ex-GK schrieb: EinsteigerMensch
Der Frust ist absolut verständlich, ich drück Dir auf jeden Fall die Daumen, dass Du zeitnah was passendes findest. Kommt für Dich nicht in Frage, erstmal ein "okay-es" Angebot anzunehmen, mit dem Arbeiten loszulegen und gleichzeitig die Augen nach für Dich attraktiveren Stellen Ausschau zu halten?
Ich bewerbe mich mittlerweile auch viel auf Stellen, die mir nicht so gefallen. Zuletzt im ÖD als Sachbearbeiter, weil ich mir da endlich mal eine Zusage erhoffe. Ist halt absolut gar nicht das, was ich nach 10 Jahren Studium+Ref machen möchte. Ansonsten hatte ich bisher gar nicht die Möglichkeit ein "okay-es" Angebot anzunehmen, weil ich kein einziges Angebot bekommen habe.
Warum bewirbst du dich nichtmal bei Ministerien und/oder der Justiz?
Bei der Justiz habe ich mich beworben und wurde als Richter/Staatsanwalt abgelehnt. Habe mich jetzt beim Verfassungsschutz (und wie gesagt beim Magistrat) beworben. Ansonsten habe ich tatsächlich viele Jobs im öD nicht so wirklich auf dem Schirm.
Aber da auch eine kleine Diskussion um die Relevanz von Spezialisierungen entbrannt ist:
Ich finde richtigerweise, dass darauf Wert gelegt werden sollte und ich verstehe auch, dass ein Arbeitgeber für sein IP-Recht Team lieber jemanden mit Praktika, Doktortitel und Ref Station im IP Recht nimmt als jemanden ohne Vorerfahrung in diesem Rechtsgebiet, der 0,5-1 Pkt besser ist.
Trotzdem wurde bereits erwähnt, dass eine solche Spezialisierung für viele kaum möglich ist. Zunächst ist die ganze Juristenausbildung ziemlich generalistisch und darauf abgerichtet, dass man die Basics der Falllösung beherrscht und gar nicht tiefer in Randgebiete eindringen kann. Dann gibt es wirklich haufenweise Rechtsgebiete und juristische Berufe, die für das Staatsexamen absolut keinen Wert haben. Wenn. man im Ref oder vorher beim Ausprobieren keinen Volltreffer landet, hat man nunmal auch nicht endlose Möglichkeiten sich zu spezialisieren. Da spielt das Alter für mich auch erstmal keine Rolle. Bis ich 25 war hatte ich beispielsweise Medienrecht oder IP Recht kaum auf den Schirm. Sicherlich ist einem bewusst, dass dies existiert, aber manchmal fällt einem einfach später erst auf, dass es einem gefallen könnte.
Darüber hinaus wurde jedenfalls mir während des Studiums permanent eingetrichtert, dass am Ende nur die Note zählt und einem werden noch schön Horrorgeschichten erzählt von Referendaren, die seit Ewigkeiten bei einer gewissen Kanzlei angestellt sind und dann wegen 0,5 Punkten abgelehnt werden. Glücklicherweise wird auf Vorerfahrung Wert gelegt.
Ein Problem, was sich bei mir langsam im Bewerbungsverfahren aufdringt, ist die doch immer größer werdende Lücke im Lebenslauf. Habt ihr Tipps, wie ich die am Besten erklären kann? Sie ist entstanden, weil ich a.) krank war, b.) nach dem Examen eine mentale Auszeit brauchte und c.) nun die ziemlich vielen Absagen. Gerade Punkt a.) und b.) möchte man ungern bei der Bewerbung thematisieren.
Wie lang ist die Lücke? Eine größere Reise kommt m.E. gut an. Musst natürlich bei Nachfrage etwas etwas erzählen können. Vielleicht hast du Freunde oder Familie, die weiter weg wohnen und die du besucht haben könntest? Krank und mentale Auszeit würde ich nicht erwähnen.
22.09.2024, 19:55
Zitat:Dann gibt es wirklich haufenweise Rechtsgebiete und juristische Berufe, die für das Staatsexamen absolut keinen Wert haben.
Ja, und man macht sie trotzdem. Auch wenn es einem nichts fürs Examen bringt (sondern eben für danach). Wäre es so wie bei den Medizinern, alle lernen auf die Prüfungen, bestehen und bekommen danach ihren Job, könnte ich es ja verstehen. Aber so viele machen sich wegen der Jura Examen verrückt und dann kommt trotzdem oft kein Prädikat bei rum.
Daher empfehle ich hier immer wieder, für ein Leben ohne Prädikat zu planen und nicht alles nur auf die Examen auszurichten (außer man will in den öD). Vor allem weil die Quantität des Lernens nicht zwingend mit der Note im Examen korrespondiert. Ein solides Jura-Interesse abseits von der Examensrelevanz kann sogar helfen, weil es einen positiv ablenkt :)


