01.11.2023, 14:24
(01.11.2023, 14:07)Leo@ius schrieb:(01.11.2023, 13:01)JuraLiebhaber schrieb:(01.11.2023, 12:34)Leo@ius schrieb: Die persönlichen Freiheiten gepaart mit der guten finanziellen Absicherung habe ich auch schnell zu schätzen gelernt.
Nur mit den Inhalten hadere ich ein wenig. Ich führe gerne die Verhandlungen, ich arbeite gerne die tägliche Post ab (das soll's geben, dass Leute Spaß daran haben :-D), aber bei vielen Verfahren bei mir am AG merke ich, dass es mich rechtlich nicht die Bohne interessiert, ob bei der fiktiven Reparaturabrechnung nach 'nem Verkehrsunfall auch der Nutzungsausfall zu ersetzen ist oder ob der Vermieter die Kosten für die Gartenpflege über die Betriebskosten auf die Mieter umlegen kann. Das Meiste wurde ohnehin schon durch Obergerichte entschieden, sodass man meist nur noch die passenden Fundstellen recherchieren muss.
Bin mir nicht sicher, ob Freiheit + finanzielle Absicherung (und Feierabend spätestens um 16 Uhr) mir so auf Dauer genügen. Wie ist das bei euch?
Du könntest Aufsätze schreiben, Referendar- oder Unilehre betreiben, ggf nebenher den Dr. machen?
Klar, aber meine Idealvorstellung wäre, dass neben den Möglichkeiten für Nebentätigkeiten mich auch meine Kernarbeit inhaltlich interessiert.
Das wünsche ich dir auch. Welche Bereiche interessieren dich? Wenn du gern Postzeug machst, wie wäre es dann, wenn du versuchst, ein Teilpensum in der Gerichtsverwaltung zu bekommen? Bist du verplant?
01.11.2023, 14:35
Verplant bin ich bisher noch nicht. Was macht man denn in der Gerichtsverwaltung so? Und wäre das auch am AG möglich, wo es bereits eine Verwaltungsleitung und einen Direktor gibt?
01.11.2023, 20:04
(01.11.2023, 14:35)Leo@ius schrieb: Verplant bin ich bisher noch nicht. Was macht man denn in der Gerichtsverwaltung so? Und wäre das auch am AG möglich, wo es bereits eine Verwaltungsleitung und einen Direktor gibt?
Man arbeitet der Gerichtsleitung zu. Das gibt es in der Tat verstärkt an den Landgerichten, aber auch an vielen Amtsgerichten, etwa im Bereich Fortbildungsmanagement, Gesundheitsmanagement oder Nachwuchsförderung. Auch Pressesprecher fallen darunter. Da das hauptamtlich erfolgt, muss das auch verpenst werden
01.11.2023, 23:00
(01.11.2023, 20:04)Drin schrieb:(01.11.2023, 14:35)Leo@ius schrieb: Verplant bin ich bisher noch nicht. Was macht man denn in der Gerichtsverwaltung so? Und wäre das auch am AG möglich, wo es bereits eine Verwaltungsleitung und einen Direktor gibt?
Man arbeitet der Gerichtsleitung zu. Das gibt es in der Tat verstärkt an den Landgerichten, aber auch an vielen Amtsgerichten, etwa im Bereich Fortbildungsmanagement, Gesundheitsmanagement oder Nachwuchsförderung. Auch Pressesprecher fallen darunter. Da das hauptamtlich erfolgt, muss das auch verpenst werden
Das wäre dann wahrscheinlich eher was für nach der Verplanung, oder? Aber ich behalte das mal im Kopf, danke dir für den Tipp!
02.11.2023, 08:25
(01.11.2023, 12:34)Leo@ius schrieb: Die persönlichen Freiheiten gepaart mit der guten finanziellen Absicherung habe ich auch schnell zu schätzen gelernt.
Nur mit den Inhalten hadere ich ein wenig. Ich führe gerne die Verhandlungen, ich arbeite gerne die tägliche Post ab (das soll's geben, dass Leute Spaß daran haben :-D), aber bei vielen Verfahren bei mir am AG merke ich, dass es mich rechtlich nicht die Bohne interessiert, ob bei der fiktiven Reparaturabrechnung nach 'nem Verkehrsunfall auch der Nutzungsausfall zu ersetzen ist oder ob der Vermieter die Kosten für die Gartenpflege über die Betriebskosten auf die Mieter umlegen kann. Das Meiste wurde ohnehin schon durch Obergerichte entschieden, sodass man meist nur noch die passenden Fundstellen recherchieren muss.
Bin mir nicht sicher, ob Freiheit + finanzielle Absicherung (und Feierabend spätestens um 16 Uhr) mir so auf Dauer genügen. Wie ist das bei euch?
Ich habe mich aus diesem Grund schon mehrfach abordnen lassen und Sonderverwendungen gemacht, sowohl im Bund als auch im Land. Da kommt man rum und sieht die Justiz aus vielen verschiedenen Perspektiven. Das kann ich nur empfehlen.
02.11.2023, 09:36
(02.11.2023, 08:25)MrJudgeBW schrieb:(01.11.2023, 12:34)Leo@ius schrieb: Die persönlichen Freiheiten gepaart mit der guten finanziellen Absicherung habe ich auch schnell zu schätzen gelernt.
Nur mit den Inhalten hadere ich ein wenig. Ich führe gerne die Verhandlungen, ich arbeite gerne die tägliche Post ab (das soll's geben, dass Leute Spaß daran haben :-D), aber bei vielen Verfahren bei mir am AG merke ich, dass es mich rechtlich nicht die Bohne interessiert, ob bei der fiktiven Reparaturabrechnung nach 'nem Verkehrsunfall auch der Nutzungsausfall zu ersetzen ist oder ob der Vermieter die Kosten für die Gartenpflege über die Betriebskosten auf die Mieter umlegen kann. Das Meiste wurde ohnehin schon durch Obergerichte entschieden, sodass man meist nur noch die passenden Fundstellen recherchieren muss.
Bin mir nicht sicher, ob Freiheit + finanzielle Absicherung (und Feierabend spätestens um 16 Uhr) mir so auf Dauer genügen. Wie ist das bei euch?
Ich habe mich aus diesem Grund schon mehrfach abordnen lassen und Sonderverwendungen gemacht, sowohl im Bund als auch im Land. Da kommt man rum und sieht die Justiz aus vielen verschiedenen Perspektiven. Das kann ich nur empfehlen.
Kann ich nur bestätigen! Das ist unglaublich flexibel, man muss nur wollen und ein bisschen Glück haben. Und die Bereitschaft, etwas auszuprobieren - leider jammern manche, ohne etwas ändern zu wollen.
02.11.2023, 11:06
(02.11.2023, 09:36)Praktiker schrieb:(02.11.2023, 08:25)MrJudgeBW schrieb:(01.11.2023, 12:34)Leo@ius schrieb: Die persönlichen Freiheiten gepaart mit der guten finanziellen Absicherung habe ich auch schnell zu schätzen gelernt.
Nur mit den Inhalten hadere ich ein wenig. Ich führe gerne die Verhandlungen, ich arbeite gerne die tägliche Post ab (das soll's geben, dass Leute Spaß daran haben :-D), aber bei vielen Verfahren bei mir am AG merke ich, dass es mich rechtlich nicht die Bohne interessiert, ob bei der fiktiven Reparaturabrechnung nach 'nem Verkehrsunfall auch der Nutzungsausfall zu ersetzen ist oder ob der Vermieter die Kosten für die Gartenpflege über die Betriebskosten auf die Mieter umlegen kann. Das Meiste wurde ohnehin schon durch Obergerichte entschieden, sodass man meist nur noch die passenden Fundstellen recherchieren muss.
Bin mir nicht sicher, ob Freiheit + finanzielle Absicherung (und Feierabend spätestens um 16 Uhr) mir so auf Dauer genügen. Wie ist das bei euch?
Ich habe mich aus diesem Grund schon mehrfach abordnen lassen und Sonderverwendungen gemacht, sowohl im Bund als auch im Land. Da kommt man rum und sieht die Justiz aus vielen verschiedenen Perspektiven. Das kann ich nur empfehlen.
Kann ich nur bestätigen! Das ist unglaublich flexibel, man muss nur wollen und ein bisschen Glück haben. Und die Bereitschaft, etwas auszuprobieren - leider jammern manche, ohne etwas ändern zu wollen.
Same here. Alle Sonderverwendungen haben sich bislang auch bei mir ausgezahlt. Nicht nur, dass es für die Karriere förderlich ist. Es bringt einen auch selbst sowohl fachlich als auch menschlich weiter. Man bekommt spannende Einblicke in ganz andere Bereiche, lernt viele neue Leute kennen und geht teilweise doch ganz anders an die Arbeit ran.
Je nachdem, wo man so landet, hat man so die Chance, für ein paar Jahre einen ganz anderen Beruf auszuüben und kann trotzdem immer zurückkehren. Die Möglichkeit gibt es nun wirklich nicht überall.
04.11.2023, 20:49
Ich bin vor etwa 4 Jahren aus einer GK in die Justiz gewechselt und ich habe zu keinem Zeitpunkt meine Entscheidung bereut. Ganz im Gegenteil mir macht die Arbeit viel mehr Spaß als damals in der GK. Auch wenn ich bisher nur in der Staatsanwaltschaft war und durchaus auch viel arbeiten musste und nicht so unabhängig bin als bei einem Gericht, fühle ich mich zum ersten Mal frei und wohl. Ich liebe den Zusammenhalt der jungen Kollegen. Das ist nun Mal der Vorteil, dass die erste Beförderung vielleicht nach 10 Jahren Berufserfahrung kommt
es gibt einfach keinen Konkurrenzkampf. Ich liebe den Sitzungsdienst, ich liebe es, selbst zu entscheiden, welche Akte ich heute bearbeite. Und seien wir mal ehrlich Kriminalfälle zu bearbeiten ist doch viel spannender als beispielsweise M&A.
Ich mache jede Woche einmal in der Woche Home Office und kann an diesen Tagen auch oftmals eine ruhige Kugel schieben.
Mittlerweile komme ich auch locker auf meine 40 h Woche und ich bekomme nach Abzug der PKV auf ca 4000 netto durchschnittlich im Monat ( Stufe 4 bayern, verheiratet). Natürlich ist nach 4 Jahre BE für einen GK Anwalt ein Witz, aber für alle normalen Akademiker ist das schon ein ordentliches Gehalt. Und dazu kommen noch benefits wie PKV, Sicherheit und Pension.
Klar hätte ich mehr Geld. Und ich hoffe jetzt auch die neue Besoldungsrunde, aber so wirklich nötig habe ich jetzt mehr Geld nicht.
Vl noch ein paar Worte zur Ausstattung: verstellbarer Schreibtisch und zwei Bildschirme sind bei uns Standart. Und das genügt mir auch.
Natürlich ist der Arbeitsdruck an vielen Standorten unerträglich und wir brauchen dringend mehr Personal. Und natürlich sollte die Justiz ihre Leute besser bezahlen. Aber insgesamt kann ich dieses ganze Gejammere nicht nachvollziehen.

Ich mache jede Woche einmal in der Woche Home Office und kann an diesen Tagen auch oftmals eine ruhige Kugel schieben.
Mittlerweile komme ich auch locker auf meine 40 h Woche und ich bekomme nach Abzug der PKV auf ca 4000 netto durchschnittlich im Monat ( Stufe 4 bayern, verheiratet). Natürlich ist nach 4 Jahre BE für einen GK Anwalt ein Witz, aber für alle normalen Akademiker ist das schon ein ordentliches Gehalt. Und dazu kommen noch benefits wie PKV, Sicherheit und Pension.
Klar hätte ich mehr Geld. Und ich hoffe jetzt auch die neue Besoldungsrunde, aber so wirklich nötig habe ich jetzt mehr Geld nicht.
Vl noch ein paar Worte zur Ausstattung: verstellbarer Schreibtisch und zwei Bildschirme sind bei uns Standart. Und das genügt mir auch.
Natürlich ist der Arbeitsdruck an vielen Standorten unerträglich und wir brauchen dringend mehr Personal. Und natürlich sollte die Justiz ihre Leute besser bezahlen. Aber insgesamt kann ich dieses ganze Gejammere nicht nachvollziehen.
04.11.2023, 21:02
(04.11.2023, 20:49)Cicero schrieb: Ich bin vor etwa 4 Jahren aus einer GK in die Justiz gewechselt und ich habe zu keinem Zeitpunkt meine Entscheidung bereut. Ganz im Gegenteil mir macht die Arbeit viel mehr Spaß als damals in der GK. Auch wenn ich bisher nur in der Staatsanwaltschaft war und durchaus auch viel arbeiten musste und nicht so unabhängig bin als bei einem Gericht, fühle ich mich zum ersten Mal frei und wohl. Ich liebe den Zusammenhalt der jungen Kollegen. Das ist nun Mal der Vorteil, dass die erste Beförderung vielleicht nach 10 Jahren Berufserfahrung kommtWow, bei soviel Genügsamkeit lässt der Finanzminister aber die Korken knallen. Wozu uns die juristische Ausbildung in Sachen Leidensfähigkeit doch so erzogen hat. Wenn ich dagegen sehe, wie schnell Tarifbeschäftigte und Beamte bei uns im Haus wegen Kleinigkeiten auf der Zinne sind, wünsche ich mir manchmal ein klein wenig mehr von diesem Selbstbehauptungswillen auch bei der Richterschaft.es gibt einfach keinen Konkurrenzkampf. Ich liebe den Sitzungsdienst, ich liebe es, selbst zu entscheiden, welche Akte ich heute bearbeite. Und seien wir mal ehrlich Kriminalfälle zu bearbeiten ist doch viel spannender als beispielsweise M&A.
Ich mache jede Woche einmal in der Woche Home Office und kann an diesen Tagen auch oftmals eine ruhige Kugel schieben.
Mittlerweile komme ich auch locker auf meine 40 h Woche und ich bekomme nach Abzug der PKV auf ca 4000 netto durchschnittlich im Monat ( Stufe 4 bayern, verheiratet). Natürlich ist nach 4 Jahre BE für einen GK Anwalt ein Witz, aber für alle normalen Akademiker ist das schon ein ordentliches Gehalt. Und dazu kommen noch benefits wie PKV, Sicherheit und Pension.
Klar hätte ich mehr Geld. Und ich hoffe jetzt auch die neue Besoldungsrunde, aber so wirklich nötig habe ich jetzt mehr Geld nicht.
Vl noch ein paar Worte zur Ausstattung: verstellbarer Schreibtisch und zwei Bildschirme sind bei uns Standart. Und das genügt mir auch.
Natürlich ist der Arbeitsdruck an vielen Standorten unerträglich und wir brauchen dringend mehr Personal. Und natürlich sollte die Justiz ihre Leute besser bezahlen. Aber insgesamt kann ich dieses ganze Gejammere nicht nachvollziehen.
04.11.2023, 22:57
(02.11.2023, 08:25)MrJudgeBW schrieb: Ich habe mich aus diesem Grund schon mehrfach abordnen lassen und Sonderverwendungen gemacht, sowohl im Bund als auch im Land. Da kommt man rum und sieht die Justiz aus vielen verschiedenen Perspektiven. Das kann ich nur empfehlen.
Ist so was planbar, bzw. wann und wie kommt man an so etwas? Ich frage mich allgemein, wie gut die Fortbildung, Spezialisierung (außerhalb der Fachgerichte) etc. in der Justiz funktioniert.
Man hat in den GK oder spezialisierten Kanzleien eine tolle Ausbildung und lernt über die Mandate (ggf. Secondments) potentielle Inhouse-Arbeitgeber kennen. FA und sonstige Fortbildungen werden von der Kanzlei übernommen, wenn man Glück hat bis zum unterstützten Master und man hat ein beständiges Feed Back und damit eine beständige Personalentwicklung.
Wenn man mit 5+ nicht als Counsel bleiben möchte, gibt es in vielen Bereichen spannende Wechsel-Optionen.
In der Justiz dürfte der Großteil doch am AG sein, wo ggf. kaum Möglichkeiten für Sonderverwendungen etc. bestehen? Oder ist das ein Vorurteil?