12.10.2023, 10:14
Hallo,
ich habe einen Bachelor in Ingenieurwissenschaften an der TUM abgeschlossen mit der Mediannote (ca. 50 % waren besser als ich), habe aber keine Berufserfahrung gesammelt. Danach habe ich ein Jurastudium begonnen, komme dort nun ins 5. Semester und muss einen Schwerpunkt wählen. Derzeit stehe ich auf 9 Punkten, aber das sind nur die Grundstudiumsnoten.
Ich möchte später vorwiegend juristisch arbeiten, aber meine Kenntnisse aus dem Bachelor, falls möglich, einbinden. Deshalb frage ich die Erfahrenen unter euch, die z.B. in einer Ingenieurabteilung eines Unternehmens oder im Patentrecht o.Ä. arbeiten: In welchem eher juristisch geprägten Beruf könnte mir mein Bachelor nützlich sein?
- Patentanwalt scheidet aus, schon weil ich keinen Master habe. Außerdem bin ich kein Überflieger und strebe keine Bereiche an, in denen nur Spitzenleute iSv die top 15 % tätig sind.
- Könnte eine Beschäftigung mit Patentrecht dennoch Sinn ergeben oder würden meine Ingenieurkenntnisse mir da ohnehin nicht weiterhelfen?
- Wie sieht es im Vertragsrecht und klassischen Rechtsabteilungen in Unternehmen aus?
Es gibt an meiner Uni einen Schwerpunkt zu Wettbewerbsrecht und Geistigem Eigentum, wo auch Patentrecht behandelt wird. Könnte das für mich eine gute Wahl sein?
ich habe einen Bachelor in Ingenieurwissenschaften an der TUM abgeschlossen mit der Mediannote (ca. 50 % waren besser als ich), habe aber keine Berufserfahrung gesammelt. Danach habe ich ein Jurastudium begonnen, komme dort nun ins 5. Semester und muss einen Schwerpunkt wählen. Derzeit stehe ich auf 9 Punkten, aber das sind nur die Grundstudiumsnoten.
Ich möchte später vorwiegend juristisch arbeiten, aber meine Kenntnisse aus dem Bachelor, falls möglich, einbinden. Deshalb frage ich die Erfahrenen unter euch, die z.B. in einer Ingenieurabteilung eines Unternehmens oder im Patentrecht o.Ä. arbeiten: In welchem eher juristisch geprägten Beruf könnte mir mein Bachelor nützlich sein?
- Patentanwalt scheidet aus, schon weil ich keinen Master habe. Außerdem bin ich kein Überflieger und strebe keine Bereiche an, in denen nur Spitzenleute iSv die top 15 % tätig sind.
- Könnte eine Beschäftigung mit Patentrecht dennoch Sinn ergeben oder würden meine Ingenieurkenntnisse mir da ohnehin nicht weiterhelfen?
- Wie sieht es im Vertragsrecht und klassischen Rechtsabteilungen in Unternehmen aus?
Es gibt an meiner Uni einen Schwerpunkt zu Wettbewerbsrecht und Geistigem Eigentum, wo auch Patentrecht behandelt wird. Könnte das für mich eine gute Wahl sein?
12.10.2023, 10:36
Also einen Bachelor in Ingenieurswissenschaften an der TUM ist schon eine besondere Leistung. Glückwunsch dazu!
Hattest du denn einen besonderen Schwerpunkt (Maschinenbau, Software, Bau?)
Wenn du ordentliche Examina machst, dürfte dein Bachelor bestimmt für einschlägige Mittelständler oder Boutiquen sehr interessant sein. Patentrecht mit deinem Hintergrund und SP sind doch optial?! Außerdem dürften auch Unternehmen deinen Mehrwert besonders schätzen. Zeigt dies doch, dass du nicht nur Paragraphenreiter bist.
Hattest du denn einen besonderen Schwerpunkt (Maschinenbau, Software, Bau?)
Wenn du ordentliche Examina machst, dürfte dein Bachelor bestimmt für einschlägige Mittelständler oder Boutiquen sehr interessant sein. Patentrecht mit deinem Hintergrund und SP sind doch optial?! Außerdem dürften auch Unternehmen deinen Mehrwert besonders schätzen. Zeigt dies doch, dass du nicht nur Paragraphenreiter bist.
12.10.2023, 15:10
(12.10.2023, 10:36)nachdenklich schrieb: Also einen Bachelor in Ingenieurswissenschaften an der TUM ist schon eine besondere Leistung. Glückwunsch dazu!Ich würde unterstellen, dass dich der Bachelor in jedem Fall weiterbringen wird, mindestens als guter Gesprächsaufhänger im Bewerbungsgespräch . Auch außerhalb des Patentrechts wird er dir bei Mandaten mit technischem Hintergrund besonders nützlich sein, da du dort die Materie und das täglich Brot der Mandate besser nachvollziehen kannst als ein Groß der Kollegen, welches sicherlich positiv aufgefasst wird. Also später ggf. probieren gezielt probieren dich bei Kanzleien zu bewerben, die vielleicht eine solche Tendenz in der Ausrichtung haben. Bei einem Großteil der GK's wird es sicherlich Mandate geben, bei denen du deine Kenntnisse gewinnbringend einbringen kannst.
Hattest du denn einen besonderen Schwerpunkt (Maschinenbau, Software, Bau?)
Wenn du ordentliche Examina machst, dürfte dein Bachelor bestimmt für einschlägige Mittelständler oder Boutiquen sehr interessant sein. Patentrecht mit deinem Hintergrund und SP sind doch optial?! Außerdem dürften auch Unternehmen deinen Mehrwert besonders schätzen. Zeigt dies doch, dass du nicht nur Paragraphenreiter bist.
Viel Erfolg beim Schwerpunkt und dem weiteren Verlauf deines Studiums!
12.10.2023, 17:58
Also Patentrecht und dort dann Verletzungsstreitigkeiten wären mit deinem technischen Hintergrund ein sehr gutes Gebiet. Es gibt im Patentrecht zwei große Bereiche: 1) Die Patentanmeldung und Rechtsbestand, das machen (überwiegend) Patentanwälte. 2) Die Patentverletzung, das sind Streitigkeiten vor den ordentlichen Gerichten, das machen Rechtsanwälte mit Schwerpunkt im Patentrecht (auch Patent Litigation genannt).
Patent Litigation ist eine sehr gefragte Nische in der viele renommierte Kanzleien tätig sind. Zudem sind die Notenanforderungen auch in den Top-Läden nicht so krass, weil es wenig Bewerber gibt aber viel gesucht wird. Mit einem technischen Background hast du zwar kein Alleinstellungsmerkmal aber es wäre schon ein Vorteil bei Bewerbungen.
Patent Litigation ist eine sehr gefragte Nische in der viele renommierte Kanzleien tätig sind. Zudem sind die Notenanforderungen auch in den Top-Läden nicht so krass, weil es wenig Bewerber gibt aber viel gesucht wird. Mit einem technischen Background hast du zwar kein Alleinstellungsmerkmal aber es wäre schon ein Vorteil bei Bewerbungen.
12.10.2023, 18:46
Die Universität Bayreuth bietet neben dem Jurastudium ein Technik-Zusatzstudium an. Das wäre ja quasi deine Qualifikation in etwas kleiner.. vielleicht findest du einige Alumni der Uni, die dir einen Erfahrungsbericht geben könnten, was man mit sowas speziell machen kann (alumniverein?)?
Ansonsten glaube ich beeindruckt das sicher viele spätere Arbeitgeber, wenn man zeigt, dass man vielseitig ist und auch was gänzlich anderes kann. Selbst wenn du den Bachelor nicht konkret verwerten wollen würdest und in ein untechnisches Rechtsgebiet wollen würdest. :)
Ansonsten glaube ich beeindruckt das sicher viele spätere Arbeitgeber, wenn man zeigt, dass man vielseitig ist und auch was gänzlich anderes kann. Selbst wenn du den Bachelor nicht konkret verwerten wollen würdest und in ein untechnisches Rechtsgebiet wollen würdest. :)
13.10.2023, 15:58
In einem Unternehmen wie meinem wäre ein Bachelorabschluss mit Sicherheit ein Asset. Fast alle meine Ansprechpartner sind Ingenieure, ständig lasse ich mir technische Zusammenhänge high-level erklären. Wenn man schon Berufsstart etwa in Praktika erlebt hat, wie Entwicklungsprozesse funktionieren, umso besser. In GK ist so ein Bachelor vermutlich weniger relevant für die tatsächliche Arbeit, weil man viel weiter von den Themen weg arbeitet. Aber auch hier mag der Bachelor bisweilen helfen und sei nur bei der Akzeptanz der Mandanten. Schwerpunkt im Bereich technische IP ist naheliegend.
13.10.2023, 23:46
Rechtsanwalt im privaten Baurecht? Da wirst du mit Kusshand genommen. Genauso in der Justiz. In die Baukammern wollen gerade wegen dem technischen Hintergrund nur wenige. Allerdings ist Justiz halt wenig planbar - Justiz halt.
Ähnlich in Industrieunternehmen. Zum Beispiel im Produkthaftungsrecht ist technischer Sachverstand essentiell. Das gleiche gilt im Vertragsrecht wenn zB große Industrieanlagen verkauft werden und gleichzeitig Wartungsverträge abgeschlossen werden. Da muss man sich als Jurist zumindest grob verstanden haben, was da technisch eigentlich läuft.
Also in meinen Augen gibt es eine Fülle an Einsatzbereichen, in denen du deine Kenntnisse Rivalen kannst und in denen sie sehr positiv gesehen werden
Ähnlich in Industrieunternehmen. Zum Beispiel im Produkthaftungsrecht ist technischer Sachverstand essentiell. Das gleiche gilt im Vertragsrecht wenn zB große Industrieanlagen verkauft werden und gleichzeitig Wartungsverträge abgeschlossen werden. Da muss man sich als Jurist zumindest grob verstanden haben, was da technisch eigentlich läuft.
Also in meinen Augen gibt es eine Fülle an Einsatzbereichen, in denen du deine Kenntnisse Rivalen kannst und in denen sie sehr positiv gesehen werden
14.10.2023, 17:56
Die DB hat eine Stelle ausgeschreiben als "Ingenieur:in / Jurist:in als Vertrags- und Nachtragsmanager:in Bau & Verkehrsinfrastruktur"
14.10.2023, 20:57
Ich denke das hat allerdings seine Grenzen mit den Vorteilen.
M.E. ist in größeren Angelegenheiten juristisch und technisch gut getrennt und ebenso gut verknüpft. Wir rufen den Mandanten zu, dass ihre Techniker sich xy ansehen müssen und bitte Feedback zum Text geben. Das verwerteten wir dann.
Ich würde auch mit technischem Sachverstand ja nie was prüfen oder freigeben können.
M.E. ist in größeren Angelegenheiten juristisch und technisch gut getrennt und ebenso gut verknüpft. Wir rufen den Mandanten zu, dass ihre Techniker sich xy ansehen müssen und bitte Feedback zum Text geben. Das verwerteten wir dann.
Ich würde auch mit technischem Sachverstand ja nie was prüfen oder freigeben können.