03.01.2023, 19:51
Hallo zusammen,
ich lese nun schon eine Weile hier mit und mir fallen immer wieder Beiträge auf, aus denen eine mehr oder weniger große Unzufriedenheit mit der Justiz spricht - Stichwort: Ausstattung, Arbeitsbelastung, Bezahlung, Stimmung.
Daher mal die umgekehrte Frage: Was hält euch in der Justiz? Was gefällt euch gut und was überzeugt euch davon, den Job unter den bekannten Umständen potentiell bis zur Pensionierung zu machen?
ich lese nun schon eine Weile hier mit und mir fallen immer wieder Beiträge auf, aus denen eine mehr oder weniger große Unzufriedenheit mit der Justiz spricht - Stichwort: Ausstattung, Arbeitsbelastung, Bezahlung, Stimmung.
Daher mal die umgekehrte Frage: Was hält euch in der Justiz? Was gefällt euch gut und was überzeugt euch davon, den Job unter den bekannten Umständen potentiell bis zur Pensionierung zu machen?
Erste Infos zum Bewerbungsverfahren für den Justizdienst findest Du auf den Richter-Infoseiten von Juristenkoffer.de:
https://www.juristenkoffer.de/richter/
Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
https://www.juristenkoffer.de/richter/
Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
03.01.2023, 21:56
Bin bei einer StA in NRW.
Die leute sind ganz überwiegend super. Freie zeiteinteilung. Ich komme um 7 und bin um 16/17 Uhr weg, wenn nichts Besonderes ansteht. Der Umgang mit den Gerichten ist klasse. Es ist gelegentlich (im Vergleich zur Anwaltsstation oft) das Gefühl, etwas "Sinnvolles" zu tun. Das Einkommen ist gut (ich komme aus einer Geringverdienerfamilie, für mich sind gut 3k netto sehr viel). Mein Vorgesetzter ist wertschätzend und fördert mich.
Die leute sind ganz überwiegend super. Freie zeiteinteilung. Ich komme um 7 und bin um 16/17 Uhr weg, wenn nichts Besonderes ansteht. Der Umgang mit den Gerichten ist klasse. Es ist gelegentlich (im Vergleich zur Anwaltsstation oft) das Gefühl, etwas "Sinnvolles" zu tun. Das Einkommen ist gut (ich komme aus einer Geringverdienerfamilie, für mich sind gut 3k netto sehr viel). Mein Vorgesetzter ist wertschätzend und fördert mich.
03.01.2023, 22:07
Der größte Vorteil ist für mich sicherlich die Unabhängigkeit. Ich kann kommen und gehen, wann ich will. Das wird bei uns (größeres LG) auch ohne Einschränkung so gehandhabt, da redet keiner rein.
Darüber hinaus mag ich es, Entscheidungen zu treffen und offene Fragen zu klären. Ich mag auch den Kontakt mit den Menschen, wobei da meine Rolle entscheidend ist. Ich könnte nicht wie ein Anwalt ein Dienstleister sein. Ich suche gerne mit den Parteien nach Lösungen, bin aber froh, dass ich - wenn keine Lösung zu finden ist - derjenige bin, der entscheidet.
Ansonsten kommt es natürlich immer auf die Arbeitsatmosphäre und die Kollegen an. Da muss man sicherlich auch Glück haben, gerade in einer Kammer mit dem oder der Vorsitzenden.
Darüber hinaus mag ich es, Entscheidungen zu treffen und offene Fragen zu klären. Ich mag auch den Kontakt mit den Menschen, wobei da meine Rolle entscheidend ist. Ich könnte nicht wie ein Anwalt ein Dienstleister sein. Ich suche gerne mit den Parteien nach Lösungen, bin aber froh, dass ich - wenn keine Lösung zu finden ist - derjenige bin, der entscheidet.
Ansonsten kommt es natürlich immer auf die Arbeitsatmosphäre und die Kollegen an. Da muss man sicherlich auch Glück haben, gerade in einer Kammer mit dem oder der Vorsitzenden.
03.01.2023, 23:02
(03.01.2023, 21:56)Drin schrieb: Bin bei einer StA in NRW.
Die leute sind ganz überwiegend super. Freie zeiteinteilung. Ich komme um 7 und bin um 16/17 Uhr weg, wenn nichts Besonderes ansteht. Der Umgang mit den Gerichten ist klasse. Es ist gelegentlich (im Vergleich zur Anwaltsstation oft) das Gefühl, etwas "Sinnvolles" zu tun. Das Einkommen ist gut (ich komme aus einer Geringverdienerfamilie, für mich sind gut 3k netto sehr viel). Mein Vorgesetzter ist wertschätzend und fördert mich.
Das klingt wie im Schlaraffenland.
03.01.2023, 23:59
Ich bin in einer Fachgerichtsbarkeit und sehr zufrieden. Der allergrößte Vorteil ist einfach, wie jemand oben schon schrieb, die richterliche Unabhängigkeit. Ich kann kommen und gehen wann ich will und mache von dieser Möglichkeit auch rege Gebrauch. Wenn ich mal was Privates habe oder einfach mal einen Tag gar nicht oder erst spät arbeiten will, muss ich mich bei niemandem abmelden. Ich muss meine Arbeit erledigen, aber wann und wo ist egal. Außerdem kann ich ganz frei entscheiden und bin kein einseitiger Interessenvertreter.
Die Arbeitsbelastung ist bei uns völlig ok. Ich bin noch Proberichterin, aber komme mit 40 Stunden die Woche immer hin. Meistens komme ich zwischen 9 und 10 und gehe zwischen 16 und 17 Uhr. Es gibt mal Tage da ist es mehr, aber auch viele Tage, wo ich nur 5 Stunden mache. Dafür ist das Gehalt völlig ok.
Die Ausstattung ist bei uns auch in Ordnung. Ich habe für das HomeOffice einen gut laufenden Laptop und Bildschirm. Im Büro habe ich zwei Bildschirme. Es ist nicht die modernste GK Ausstattung, aber es ist völlig ok und ausreichend.
Karriere macht man halt nicht wirklich und die Beurteilungen nerven, aber dafür gibts im Gegenzug genug andere Möglichkeiten, falls einem langweilig wird (zB Abordnungen, interessante Fortbildungen, Möglichkeit als Prüfer oder Ausbilder zu arbeiten).
Für mich ist das Gesamtpaket in Ordnung.
04.01.2023, 00:06
Bin seit 4 Jahren bei einer größeren StA. Extrem kollegiale Arbeitsatmosphäre. Die Zusammenarbeit mit den Gerichten läuft auch bei uns überaus gut. Alles läuft sehr flexibel. Wann ich konkret was mache, ist außerhalb von Sitzungen prinzipiell egal. Wenn ich Dienstag 13 Uhr gehe, dann ist das so (wenn eben keine Sitzung ist, die noch andauert). Wenn ich Freitag Homeoffice mache, dann ist auch das so. Ist das Dezernat im Griff, hat man allgemein sehr moderate Arbeitszeiten. Auch abgesoffene Dezernate sind aufräumbar. 4.200 netto. Mir fällt im Allgemeinen relativ wenig Negatives ein. Letzteres erschöpft sich allenfalls in der Ausstattung, Möbel z.B. Ich kann damit aber leben.
04.01.2023, 10:20
Ich denke, dass die meiste Unzufriedenheit in der ordentlichen Gerichtsbarkeit und dort an den AG herrscht.
04.01.2023, 14:11
(04.01.2023, 00:06)Kollegialiter schrieb: Bin seit 4 Jahren bei einer größeren StA. Extrem kollegiale Arbeitsatmosphäre. Die Zusammenarbeit mit den Gerichten läuft auch bei uns überaus gut. Alles läuft sehr flexibel. Wann ich konkret was mache, ist außerhalb von Sitzungen prinzipiell egal. Wenn ich Dienstag 13 Uhr gehe, dann ist das so (wenn eben keine Sitzung ist, die noch andauert). Wenn ich Freitag Homeoffice mache, dann ist auch das so. Ist das Dezernat im Griff, hat man allgemein sehr moderate Arbeitszeiten. Auch abgesoffene Dezernate sind aufräumbar. 4.200 netto. Mir fällt im Allgemeinen relativ wenig Negatives ein. Letzteres erschöpft sich allenfalls in der Ausstattung, Möbel z.B. Ich kann damit aber leben.
dann hast du aber kinder/ vorher was anderes gemacht? bei 4 jahren ist die stufe für 4.2 netto noch nicht erreicht. das dauert doppelt so lange.
04.01.2023, 16:38
(04.01.2023, 14:11)Sky schrieb:(04.01.2023, 00:06)Kollegialiter schrieb: Bin seit 4 Jahren bei einer größeren StA. Extrem kollegiale Arbeitsatmosphäre. Die Zusammenarbeit mit den Gerichten läuft auch bei uns überaus gut. Alles läuft sehr flexibel. Wann ich konkret was mache, ist außerhalb von Sitzungen prinzipiell egal. Wenn ich Dienstag 13 Uhr gehe, dann ist das so (wenn eben keine Sitzung ist, die noch andauert). Wenn ich Freitag Homeoffice mache, dann ist auch das so. Ist das Dezernat im Griff, hat man allgemein sehr moderate Arbeitszeiten. Auch abgesoffene Dezernate sind aufräumbar. 4.200 netto. Mir fällt im Allgemeinen relativ wenig Negatives ein. Letzteres erschöpft sich allenfalls in der Ausstattung, Möbel z.B. Ich kann damit aber leben.
dann hast du aber kinder/ vorher was anderes gemacht? bei 4 jahren ist die stufe für 4.2 netto noch nicht erreicht. das dauert doppelt so lange.
Bei den bunt ausgeschmückten Berichten darf man wahrscheinlich auch nicht alles für bare Münze nehmen...
04.01.2023, 17:35
(04.01.2023, 16:38)TheEagle schrieb:(04.01.2023, 14:11)Sky schrieb:(04.01.2023, 00:06)Kollegialiter schrieb: Bin seit 4 Jahren bei einer größeren StA. Extrem kollegiale Arbeitsatmosphäre. Die Zusammenarbeit mit den Gerichten läuft auch bei uns überaus gut. Alles läuft sehr flexibel. Wann ich konkret was mache, ist außerhalb von Sitzungen prinzipiell egal. Wenn ich Dienstag 13 Uhr gehe, dann ist das so (wenn eben keine Sitzung ist, die noch andauert). Wenn ich Freitag Homeoffice mache, dann ist auch das so. Ist das Dezernat im Griff, hat man allgemein sehr moderate Arbeitszeiten. Auch abgesoffene Dezernate sind aufräumbar. 4.200 netto. Mir fällt im Allgemeinen relativ wenig Negatives ein. Letzteres erschöpft sich allenfalls in der Ausstattung, Möbel z.B. Ich kann damit aber leben.
dann hast du aber kinder/ vorher was anderes gemacht? bei 4 jahren ist die stufe für 4.2 netto noch nicht erreicht. das dauert doppelt so lange.
Bei den bunt ausgeschmückten Berichten darf man wahrscheinlich auch nicht alles für bare Münze nehmen...
"Wenig negatives" aus der StA scheint mir auch ziemlich seltsam nach den Berichten meiner Kollegen, aber vielleicht ist es ja eine blumige kleine StA auf dem Land in einem top funktionierenden Bundesland
