21.01.2022, 14:51
Liebe alle,
ich bin dabei, Bewerbungen für ein LLM vorzubereiten.
Da amerikanische Unis aufgrund horrender Kosten und britische Unis wegen des Brexits als Alternative ausscheiden, denke ich darüber nach, in der EU zu studieren.
Was wisst ihr über die Qualität der LLM in den Unis Amsterdam(auf Englisch), Paris Assas, Sorbonne(diese zwei auf Französisch) und Trinity College? Wie werden sie von deutschen Großkanzleien wahrgenommen?
Und wie sieht es aus mit LLM-Programmen der Assas und Sorbonne auf Englisch?
ich bin dabei, Bewerbungen für ein LLM vorzubereiten.
Da amerikanische Unis aufgrund horrender Kosten und britische Unis wegen des Brexits als Alternative ausscheiden, denke ich darüber nach, in der EU zu studieren.
Was wisst ihr über die Qualität der LLM in den Unis Amsterdam(auf Englisch), Paris Assas, Sorbonne(diese zwei auf Französisch) und Trinity College? Wie werden sie von deutschen Großkanzleien wahrgenommen?
Und wie sieht es aus mit LLM-Programmen der Assas und Sorbonne auf Englisch?
21.01.2022, 15:26
In der GK ist jeder im Ausland erworbene LL.M. ein LL.M. Hier wird höchstens geschaut ob das Programm auf Englisch war oder nicht. Von Französisch würde ich eher abraten. Eine "Elite-Uni" mag höchstens bei den Tier 1 GK noch einen Ausschlag geben.
21.01.2022, 15:53
(21.01.2022, 15:26)Gast schrieb: In der GK ist jeder im Ausland erworbene LL.M. ein LL.M. Hier wird höchstens geschaut ob das Programm auf Englisch war oder nicht. Von Französisch würde ich eher abraten. Eine "Elite-Uni" mag höchstens bei den Tier 1 GK noch einen Ausschlag geben.
Kann man grob so unterschreiben. Würde bei den Top-Ami Buden sagen, dass sich ein LL.M. von einer der T14 besser macht als Nottingham etc. Ist in der Tat aber die berechtigte Frage, ob es das wert ist. Wenn du einen der wenigen Plätze bei K&E, S&C etc. ergattern willst, dann vielleicht schon, ansonsten ist es tatsächlich eher ein Selbstdarstellungsmerkmal. Kann vielleicht im Bewerbungsgespräch für HM/FBD etc. noch als Aufhänger nett sein, weil da wohl eher einige an der Columbia oder LSE waren als in Amsterdam. Aber unabhängig davon: Warum unbedingt EU und nicht UK? Mag teurer geworden sein, aber das so pauschal auszuschlagen?
21.01.2022, 16:52
(21.01.2022, 15:53)Gast schrieb:Erstmal danke für eure Antworten!(21.01.2022, 15:26)Gast schrieb: In der GK ist jeder im Ausland erworbene LL.M. ein LL.M. Hier wird höchstens geschaut ob das Programm auf Englisch war oder nicht. Von Französisch würde ich eher abraten. Eine "Elite-Uni" mag höchstens bei den Tier 1 GK noch einen Ausschlag geben.
Kann man grob so unterschreiben. Würde bei den Top-Ami Buden sagen, dass sich ein LL.M. von einer der T14 besser macht als Nottingham etc. Ist in der Tat aber die berechtigte Frage, ob es das wert ist. Wenn du einen der wenigen Plätze bei K&E, S&C etc. ergattern willst, dann vielleicht schon, ansonsten ist es tatsächlich eher ein Selbstdarstellungsmerkmal. Kann vielleicht im Bewerbungsgespräch für HM/FBD etc. noch als Aufhänger nett sein, weil da wohl eher einige an der Columbia oder LSE waren als in Amsterdam. Aber unabhängig davon: Warum unbedingt EU und nicht UK? Mag teurer geworden sein, aber das so pauschal auszuschlagen?
Ich hätte an sich nichts gegen ein Studium in UK. Aber es ist so unglaublich teurer geworden (für die Top-Unis mehr als 30K EUR, hinzu kommen 1K EUR für Visum und Krankenversicherung, und dazu kommen noch mindestens 1K im Monat an Lebenshaltungskosten) und kompliziert geworden (u.a. Visa-Beantragung), dass ich mich frage, ob es sich am Ende lohnt. So sind die Kosten nicht so weit von amerikanischen Unis entfernt (Tuition-fee Nachlass oder Stipendium). Und da müsste man auch ein Visum beantragen.
21.01.2022, 17:17
Also das Trinity College hat einen ausgezeichneten Ruf und hat eben auch den Vorteil, dass es sich in einem englischsprachigen Land befindet. Das ist tatsächlich für GKs am wichtigsten, was ich bisher so erzählt bekommen habe. Dass das Programm auf Englisch ist, aber die Landessprache eine andere, zählt dann nicht als gleichwertig (weil man dann eben außerhalb der Uni eben evtl eine andere Sprache spricht).
Die Niederlande ist aber trotzdem kein schlechtes Land, dort bekommst du für wenig Geld ein sehr gutes Programm, genauso auch zB in Schweden.
Falls du in die EU willst, solltest du dir natürlich auch noch das College of Europe in Brügge anschauen.
Frankreich als LLM Land bringt es leider nicht so wirklich für die GK, aber es gibt auch viele (kleinere) Kanzleien, wo viel im Zusammenhang mit Frankreich gearbeitet wird und dort erleichtert es deinen Berufseinstieg natürlich extrem. Für die GK wird es dir aber wahrscheinlich keinen Bewerbungsbonus nehmen. Wenn die Noten sonst stimmen, dann freut man sich dort aber auch über einen französischen LLM.
Die Niederlande ist aber trotzdem kein schlechtes Land, dort bekommst du für wenig Geld ein sehr gutes Programm, genauso auch zB in Schweden.
Falls du in die EU willst, solltest du dir natürlich auch noch das College of Europe in Brügge anschauen.
Frankreich als LLM Land bringt es leider nicht so wirklich für die GK, aber es gibt auch viele (kleinere) Kanzleien, wo viel im Zusammenhang mit Frankreich gearbeitet wird und dort erleichtert es deinen Berufseinstieg natürlich extrem. Für die GK wird es dir aber wahrscheinlich keinen Bewerbungsbonus nehmen. Wenn die Noten sonst stimmen, dann freut man sich dort aber auch über einen französischen LLM.
21.01.2022, 19:56
Ich verstehe auch ehrlich gesagt noch nicht, wie sich ein US oder UK LLM lohnen soll. Da verschuldet man sich für Studiengebühren + Lebensunterhalt so abnormal, wohingegen man im EU-Ausland teilweise studiengebührfrei einen machen kann. Aber das lass ich die Sorge anderer sein.
21.01.2022, 23:29
Brügge ist glaube ich immer ganz cool. Leiden soll auch nice sein. Schweiz ist glaube auch eher teuer.
22.01.2022, 00:51
(21.01.2022, 19:56)Gast schrieb: Ich verstehe auch ehrlich gesagt noch nicht, wie sich ein US oder UK LLM lohnen soll. Da verschuldet man sich für Studiengebühren + Lebensunterhalt so abnormal, wohingegen man im EU-Ausland teilweise studiengebührfrei einen machen kann. Aber das lass ich die Sorge anderer sein.
Einerseits kriegt man bei den Top-Unis ganz gute Stipendien. Zudem kannst du eben auch noch ein Jahr in NYC/London arbeiten und hast die Gebühren ganz locker wieder drin. Bevor Milbank erhöht hat, hast du bspw. als US associate mit dem relocation bonus schon an die 300k im ersten Jahr bekommen. Es ist insoweit aber richtig, dass sich ein US-LLM nur lohnt, wenn man eine GK Karriere anstrebt oder (fast) voll subventioniert wird

22.01.2022, 11:37
Kann vielleicht jemand berichten, wie der LL.M. für die akademische Laufbahn wahrgenommen wird? LL.M. in der Wissenschaft ist ja mittlerweile nicht mehr nur Bonus, sondern schon fast Voraussetzung, das ist mir schon klar. Aber gilt hier zwingend das Maximalprinzip "so angesehen wie nur möglich"? Mit einer nicht gerade üppig bezahlten Qualifikationsstelle an der Uni kann man die horrenden Studiengebühren in UK/USA ja nicht mal eben wieder ausgleichen. Klar, es gibt (DAAD-)Stipendien/Waiver, aber die decken auch nicht die gesamten Kosten, sodass man seit Brexit selbst in UK noch einmal deutlich drauflatzen muss. Mir erscheint das risikoreich für einen LL.M. so viel Geld auszugeben, wenn man danach weiterhin erst einmal prekär und ohne sichere Aussicht auf eine unbefristete Stelle beschäftigt wird. Reicht ein LL.M. einer europäischen Universität? Wäre nicht sogar etwas exotischeres vorteilhaft, weil man noch neben Englisch eine weitere Fremdsprache vertieft (denke an Spanisch, Franzözisch, Italienisch). Oder ist das ein deutliches Minus im Gegensatz zu den üblichen Verdächtigen? Und etwas ab davon, werden LL.M. by research (z.B. Edinburgh, Oxford) als wertiger wahrgenommen als unterrichtete LL.M.? Oder ist das egal? Gibt ja nicht so viele Programme für LL.M. by research meines Wissens.
22.01.2022, 17:47
(22.01.2022, 11:37)Gast schrieb: Kann vielleicht jemand berichten, wie der LL.M. für die akademische Laufbahn wahrgenommen wird? LL.M. in der Wissenschaft ist ja mittlerweile nicht mehr nur Bonus, sondern schon fast Voraussetzung, das ist mir schon klar. Aber gilt hier zwingend das Maximalprinzip "so angesehen wie nur möglich"? Mit einer nicht gerade üppig bezahlten Qualifikationsstelle an der Uni kann man die horrenden Studiengebühren in UK/USA ja nicht mal eben wieder ausgleichen. Klar, es gibt (DAAD-)Stipendien/Waiver, aber die decken auch nicht die gesamten Kosten, sodass man seit Brexit selbst in UK noch einmal deutlich drauflatzen muss. Mir erscheint das risikoreich für einen LL.M. so viel Geld auszugeben, wenn man danach weiterhin erst einmal prekär und ohne sichere Aussicht auf eine unbefristete Stelle beschäftigt wird. Reicht ein LL.M. einer europäischen Universität? Wäre nicht sogar etwas exotischeres vorteilhaft, weil man noch neben Englisch eine weitere Fremdsprache vertieft (denke an Spanisch, Franzözisch, Italienisch). Oder ist das ein deutliches Minus im Gegensatz zu den üblichen Verdächtigen? Und etwas ab davon, werden LL.M. by research (z.B. Edinburgh, Oxford) als wertiger wahrgenommen als unterrichtete LL.M.? Oder ist das egal? Gibt ja nicht so viele Programme für LL.M. by research meines Wissens.Ein LLM ist für die Berufung nicht zwingend erforderlich. In den letzten Jahren hat man durchaus einige junge Professoren ohne Masterabschluss gesehen.
Dass vor allem in hoch umkämpften Bereichen wie der Wissenschaft jeder zusätzliche Abschluss ein Vorteil sein kann, dürfte klar sein. Dabei würde ich aber keine Experimente wagen. Mit einem Master an einer Top-Uni zeigt man, dass man zu den besten Absolventen seiner Jurisdiktion gehört und ein Interesse an ausländischen Rechtsordnungen hat.
Europäische Unis haben nach meinem Eindruck deutlich geringere Anforderungen an die Bewerber. Dass das Beschreiten dieses ungewöhnlichen Wegs bei der Berufungsentscheidung einen positiven Effekt hat, würde ich eher bezweifeln. Der Standard-Weg funktioniert wohl immer noch am besten.
Denkbar wäre allenfalls, dass der LLM im europäischen Ausland gezielt als Auftakt zur Erweiterung des wissenschaftlichen Profils genutzt wird. Wer einen LLM an der Bocconi absolviert und daraufhin regelmäßig zum Wirtschaftsrecht in Italien und Deutschland publiziert, könnte sich dadurch ein Feld eröffnen, in dem bislang nur wenige Deutsche unterwegs sind. Das erfordert aber natürlich weit mehr als nur den bloßen LLM.
Noch eine Sache zu den LLM-Kosten: Der LLM kostet nicht nur Geld, sondern auch Zeit. Man könnte in der Postdoc-Phase erwägen, dieses Zeitinvestment in andere Wege zu leiten. Während des LLM-Jahres könnte man nämlich stattdessen fleißig Aufsätze produzieren und auf Tagungen (Ausnahme Corona) Präsenz zeigen.