29.08.2021, 11:23
(28.08.2021, 22:34)Praktiker schrieb: Das Studium ist überhaupt nicht das Problem - da kommt man vergleichsweise lässig durch, kein Vergleich zum Grundstudium in anderen Fächern.
Und damit ist es eben doch das Problem, denn je lockerer man durchkommt, desto heftiger wird die Examenszeit, und im schlimmsten Fall war alles umsonst, wenn man endgültig durchfällt, da wäre es mitunter besser, man hätte die Rückmeldung früher bekommen, dass es nicht passt.
Langer Rede kurzer Sinn:
Ich halte das juristische Examen immer noch für einen sehr qualifizierten Abschluss, der einem die Türen zu tollen Berufen öffnet.
Bereits oft hier diskutiert und ich kann dir sagen, dass man diese These so nicht mehr aufrechterhalten kann und in Zukunft noch viel weniger. Eine Chimäre, die sich Juristen gerne selbst erzählen, um sich gegenseitig zu beweihräuchern. Es ist dem Studium auch in gewisser Weise inhärent, weil man sich quasi mit allen Lebenssachverhalten aus der juristischen Perspektive beschäftigt und anschließend glaubt, dass man alles kann und weiß.
Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass wir bei uns im Unternehmen, keine Juristen mehr beschäftigen, die keine ausweisliche IT-Kompetenz mitbringen. Gerade im interdisziplinären Kontext versagen wir leider regelmäßig.
Nein, Jura befähigt dich zu Jura! Zu nichts anderem! Zu oft habe ich Top-Juristen kennengelernt die sich am PC wie ein Kleinkind verhalten haben und total verloren waren, wenn sie bsw. mal Linux installieren sollten. Trotz Einweisung und Google, keine Chance.
Auch hinsichtlich der "Zukunft-Skills" bereitet dich das Jura Studium nur auf eine Sache vor -> Jura! Das wird sich auch nicht so schnell ändern. Wohingegen du mit einem BWL Studium deutlich freier in deiner späteren Auswahl bist. Wenn du damit leben kannst, und dir Themen wie Innovation sowieso nicht am Herzen liegen, dann bleib unbedingt dabei. Denn ohne Jurastudium ist dann eben auch keine juristische Tätigkeit möglich!
Ein weiterer Punkt: Geh in die Kanzlei oder in einen Wirtschaftsbetrieb und schau dir die Arbeitsweise an. Als Jurist bist du oftmals isoliert und alleine, während die Infos und BWLer agil und in Teams zusammenarbeiten. Was passt besser zu dir?
Conclusio: Dir muss klar sein, Jura ist eine hoch anspruchsvolle und intellektuell herausfordernde "Beamten"-Ausbildung. Dumm kommst du aus dem Studium nicht raus. Aber es ist eben auch nur eine Beamtenausbildung. Wenn du Lösungen entwickeln möchtest, kreativ in Teams arbeiten möchtest, dann findest du diese Charakteristika sicher nicht in der jurist. Tätigkeit Und spätestens im Referendariat wirst du dann merken, was ich damit meine.
29.08.2021, 11:33
Reicht doch auch. Die juristische Arbeit ist Kreuzworträtsel lösen und das Ergebnis anderen vermitteln. Daran wird auch Legal-Tech nichts verändern, da die tatsächliche Seite Wahrnehmungssache ist und daher zwei unterschiedliche Sachverhaltsschilderungen eingetippt in Legal Tech immer auch zwei unterschiedliche Ergebnisse geben, und welches dann stimmt, muss auch in 100 Jahren noch festgestellt, verhandelt werden und es muss sich um die rechtlichen Folgen gestritten werden, letzteres jedenfalls so lange noch kein BGH-Supercomputer existiert, der für alles das Ergebnis diktiert.
Juristen brauchen dazu keine Computercracks zu sein, genauso wenig wie jetzt schon Baurechtsanwälte oder Medizinrechtsanwälte Bauingenieure oder Ärzte sein müssen.
Was aber passieren wird, ist dass die Relevanz von Rechtsgebieten wie IT-Vertragsrecht oder Datenschutz steigen wird. Daher wird vermehrt mit Informatikern zusammen gearbeitet werden müssen und die Literatur diesbezüglich ansteigen ("Informatik für Juristen" o.ä.).
Juristen brauchen dazu keine Computercracks zu sein, genauso wenig wie jetzt schon Baurechtsanwälte oder Medizinrechtsanwälte Bauingenieure oder Ärzte sein müssen.
Was aber passieren wird, ist dass die Relevanz von Rechtsgebieten wie IT-Vertragsrecht oder Datenschutz steigen wird. Daher wird vermehrt mit Informatikern zusammen gearbeitet werden müssen und die Literatur diesbezüglich ansteigen ("Informatik für Juristen" o.ä.).
29.08.2021, 11:43
Falsch, wer Legal Tech in Gang bringen will und die jur. Tätigkeit effizienter gestalten möchte, der braucht Juristen, die 1. Mit Informatikern kommunizieren können, damit einhergehend 2. Ein solides Fundament der technischen Zusammenhänge, sprich Aufbau der Datenbanken, Analyse und Lernstile etc.
Der Vergleich, dass Juristen mit Baurechtspezi. auch keine Bauingenieure sein müssen hinkt daher.
Aber ich will hier nicht wieder eine LT off topic Diskussion beginnen.
Der Vergleich, dass Juristen mit Baurechtspezi. auch keine Bauingenieure sein müssen hinkt daher.
Aber ich will hier nicht wieder eine LT off topic Diskussion beginnen.
29.08.2021, 13:43
In und mit Jura gibt es so viele Felder. Oft limitiert man sich eher über seinen Kopf als es tatsächlich begrenzt/ausgeschlossen wäre. Ich kenne sogar jemand, der im zweiten durchgefallen ist aber durch eine Spezialisierung auf Compliance trotzdem in einem Unternehmen einsteigen konnte und dort jetzt mit Anfang 30 seine 60k verdient.
29.08.2021, 14:12
es gibt nicht wirklich viele Felder für Juristen. Kanzlei Staat und Unternehmen. Im Unternehmen kommt man auch nur für Jura Bereiche in Betracht. Alles andere sind Einzelfälle und keine echte Option für den Großteil der Juristen.
29.08.2021, 14:30
Ich setze mich regelmäßig dafür ein, dass Staatsexamina-Juristen bei uns im Unternehmen tätig werden. Leider kriegt man dann oft von der GF mitgeteilt, doch lieber den Informationsrechtler oder irgendeinen Absolventen eines Hokuspokus-Compliance Studiengangs zu beschäftigen, weil a. billiger und b.gekonnter mit den technischen sowie ökonomischen Herausforderungen im Unternehmen und c.zu viele schlechte Erfahrungen mit Volljuristen, insbesondere durch die Studiendauer zu wirtschaftsfern und in Teilen heillos überfordert, wenn mal fachfremde Aufgaben auf einen zukommen.
Dieser Trend setzt sich leider fort, vermehrt werden bei uns künftig statt Volljuristen insbesondere im IT-Recht und Datenschutz LLB-Juristen eingestellt. Obwohl ich die ganzen LLB Studiengänge juristisch nicht ernst nehmen kann, ist das leider so.
Dieser Trend setzt sich leider fort, vermehrt werden bei uns künftig statt Volljuristen insbesondere im IT-Recht und Datenschutz LLB-Juristen eingestellt. Obwohl ich die ganzen LLB Studiengänge juristisch nicht ernst nehmen kann, ist das leider so.
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29.08.2021, 14:35
(29.08.2021, 14:30)Gastio schrieb: Ich setze mich regelmäßig dafür ein, dass Staatsexamina-Juristen bei uns im Unternehmen tätig werden. Leider kriegt man dann oft von der GF mitgeteilt, doch lieber den Informationsrechtler oder irgendeinen Absolventen eines Hokuspokus-Compliance Studiengangs zu beschäftigen, weil a. billiger und b.gekonnter mit den technischen sowie ökonomischen Herausforderungen im Unternehmen und c.zu viele schlechte Erfahrungen mit Volljuristen, insbesondere durch die Studiendauer zu wirtschaftsfern und in Teilen heillos überfordert, wenn mal fachfremde Aufgaben auf einen zukommen.
Dieser Trend setzt sich leider fort, obwohl ich die ganzen LLB Studiengänge juristisch nicht ernst nehmen kann.
oft halt auch einfach zu alt und zu teuer. Der BWLer und LLbler fangen mit 22/23 an. Mit 29 haben die 6 Jahre Berufserfahrung. Der frische Volljurist kann dann natürlich nicht mithalten und wird sich auch nicht mit 45k anfreunden wie damals der BWLer zum Einstieg.
29.08.2021, 14:45
(29.08.2021, 14:35)Gast schrieb:(29.08.2021, 14:30)Gastio schrieb: Ich setze mich regelmäßig dafür ein, dass Staatsexamina-Juristen bei uns im Unternehmen tätig werden. Leider kriegt man dann oft von der GF mitgeteilt, doch lieber den Informationsrechtler oder irgendeinen Absolventen eines Hokuspokus-Compliance Studiengangs zu beschäftigen, weil a. billiger und b.gekonnter mit den technischen sowie ökonomischen Herausforderungen im Unternehmen und c.zu viele schlechte Erfahrungen mit Volljuristen, insbesondere durch die Studiendauer zu wirtschaftsfern und in Teilen heillos überfordert, wenn mal fachfremde Aufgaben auf einen zukommen.
Dieser Trend setzt sich leider fort, obwohl ich die ganzen LLB Studiengänge juristisch nicht ernst nehmen kann.
oft halt auch einfach zu alt und zu teuer. Der BWLer und LLbler fangen mit 22/23 an. Mit 29 haben die 6 Jahre Berufserfahrung. Der frische Volljurist kann dann natürlich nicht mithalten und wird sich auch nicht mit 45k anfreunden wie damals der BWLer zum Einstieg.
Ja, leider und ich darf dann die juristische Unkenntnis des LLB Kandidaten mit 4-5 J Berufserfahrung auffangen. Und dann kriegen die auch noch teilweise um die 60-70k. xD
Aber so ist es halt, am Ende findet der berufserfahrene LLBler eine technische Lösung immer hart an der Grenze des Gesetzes. Das muss ich denen schon lassen.
29.08.2021, 14:51
(29.08.2021, 14:12)Gast schrieb: es gibt nicht wirklich viele Felder für Juristen. Kanzlei Staat und Unternehmen. Im Unternehmen kommt man auch nur für Jura Bereiche in Betracht. Alles andere sind Einzelfälle und keine echte Option für den Großteil der Juristen.
Es gibt nicht viele Felder… Kanzlei, Staat und Unternehmen :-D ja gut, das ist natürlich schon ein sehr enges Feld… und in Unternehmen arbeitet man sich oftmals aus Jura raus. Du startet im Rechtswesen aber nach paar Jahren leitest du diese oder jene Abteilung bzw. Projekt, wenn man sich nicht doof anstellt. Außerdem ist Recht sehr viel im Unternehmen.
29.08.2021, 14:56
(29.08.2021, 14:51)Gasto schrieb:(29.08.2021, 14:12)Gast schrieb: es gibt nicht wirklich viele Felder für Juristen. Kanzlei Staat und Unternehmen. Im Unternehmen kommt man auch nur für Jura Bereiche in Betracht. Alles andere sind Einzelfälle und keine echte Option für den Großteil der Juristen.
Es gibt nicht viele Felder… Kanzlei, Staat und Unternehmen :-D ja gut, das ist natürlich schon ein sehr enges Feld… und in Unternehmen arbeitet man sich oftmals aus Jura raus. Du startet im Rechtswesen aber nach paar Jahren leitest du diese oder jene Abteilung bzw. Projekt, wenn man sich nicht doof anstellt. Außerdem ist Recht sehr viel im Unternehmen.
Wie bereits gesagt, der klassische Volljurist wird bei uns nicht mehr eingestellt. Banken orientieren sich auch um und Stellen vermehrt LLBs ein und nur noch wenige Stellen für Volljuristen in Führungspositionen. Ausnahmen gibt es immer, die Regel ist es nicht mehr. Da bleibt nur noch Kanzlei oder Staat. Oder die Flucht in die Politik, um dann die "Digitalisierung" voranzutreiben (Scherz) o. Journalismus.