07.08.2021, 22:50
Ich arbeite in einer GK, Arbeitsrecht, mit Arbeitszeiten von 9-1930. Zwei Samstage im Jahr dazu. Dafür gibt es 105.000 EUR plus Bonus. Dafür gibt es viele internationale Mandate, etwa eine DD im Monat, ansonsten sehr viel Mandantenkontakt, ein Verhandlungstermin pro Monat und viele motivierte, qualifizierte Kollegen. Ich weiß dass ich mit dem Vorgesagten nicht die gesamte GK-Landschaft beschrieben habe - aber ich kann hier jedenfalls betonen, dass die hier im Forum oft kolportierten Eigenschaften der GK-Tätigkeit nichts mehr als das (manchmal wohl neidische) Wiederkäuen unzutreffender Klischees ist.
08.08.2021, 00:08
(07.08.2021, 22:50)Gast schrieb: Ich arbeite in einer GK, Arbeitsrecht, mit Arbeitszeiten von 9-1930. Zwei Samstage im Jahr dazu. Dafür gibt es 105.000 EUR plus Bonus. Dafür gibt es viele internationale Mandate, etwa eine DD im Monat, ansonsten sehr viel Mandantenkontakt, ein Verhandlungstermin pro Monat und viele motivierte, qualifizierte Kollegen. Ich weiß dass ich mit dem Vorgesagten nicht die gesamte GK-Landschaft beschrieben habe - aber ich kann hier jedenfalls betonen, dass die hier im Forum oft kolportierten Eigenschaften der GK-Tätigkeit nichts mehr als das (manchmal wohl neidische) Wiederkäuen unzutreffender Klischees ist.
Sehr interessant. Über das Arbeitsrecht hört man ja öfter solche erfreulicheren Berichte. Ich habe leider bisher nie etwas mit dem Arbeitsrecht zu tun gehabt, auch wenn ein gewisses Interesse da ist. Würde sich das sehr stark auf meine Einstigschancen auswirken? Ist das Rechtsgebiet vielleicht zu beliebt, sodass ich da mit zu vielen Topabsolventen konkurrieren würde, deren ganzer Lebenslauf nach Arbeitsrecht schreit?
Gibt es irgendwelche Kanzleien, vor denen man in diesem Zusammenhang "warnen" kann, namentlich weil die Tätigkeit dort doch zu transaktionslastig ist und doch bis 22 Uhr geht?
Mit welchen Bereichen des Arbeitsrechts befasst du dich dann so? 99% kollektives Arbeitsrecht, nehme ich an? Betriebsratsachen? Betriebliche Altervorsorge?
08.08.2021, 07:44
(08.08.2021, 00:08)Gast schrieb:(07.08.2021, 22:50)Gast schrieb: Ich arbeite in einer GK, Arbeitsrecht, mit Arbeitszeiten von 9-1930. Zwei Samstage im Jahr dazu. Dafür gibt es 105.000 EUR plus Bonus. Dafür gibt es viele internationale Mandate, etwa eine DD im Monat, ansonsten sehr viel Mandantenkontakt, ein Verhandlungstermin pro Monat und viele motivierte, qualifizierte Kollegen. Ich weiß dass ich mit dem Vorgesagten nicht die gesamte GK-Landschaft beschrieben habe - aber ich kann hier jedenfalls betonen, dass die hier im Forum oft kolportierten Eigenschaften der GK-Tätigkeit nichts mehr als das (manchmal wohl neidische) Wiederkäuen unzutreffender Klischees ist.
Sehr interessant. Über das Arbeitsrecht hört man ja öfter solche erfreulicheren Berichte. Ich habe leider bisher nie etwas mit dem Arbeitsrecht zu tun gehabt, auch wenn ein gewisses Interesse da ist. Würde sich das sehr stark auf meine Einstigschancen auswirken? Ist das Rechtsgebiet vielleicht zu beliebt, sodass ich da mit zu vielen Topabsolventen konkurrieren würde, deren ganzer Lebenslauf nach Arbeitsrecht schreit?
Gibt es irgendwelche Kanzleien, vor denen man in diesem Zusammenhang "warnen" kann, namentlich weil die Tätigkeit dort doch zu transaktionslastig ist und doch bis 22 Uhr geht?
Mit welchen Bereichen des Arbeitsrechts befasst du dich dann so? 99% kollektives Arbeitsrecht, nehme ich an? Betriebsratsachen? Betriebliche Altervorsorge?
Ad 1) Ich habe selber 2x b. Allerdings habe ich tatsächlich eine stark auf das AR fokussierte Vita. Ich meine allerdings nicht dass Du die Idee jetzt sofort wieder beerdigen musst. Derzeit werden Arbeitsrechtler wirklich überall gebraucht. Soweit Du noch im Ref bist, solltest Du eine Station im Gebiet machen. Das erhöht Deine Chancen massiv und Du kannst im Übrigen herausfinden ob es Dir überhaupt Spaß macht.
Ad 2) gute Frage. Aus dem Umfeld weiß ich: Gleiss Lutz - rglm Arbeitszeiten bis 22h; Watson Farley bis 21h; A&O - nur Transaktionen. Mach es einfach so, dass Du die Azur Top 50 durchgehst. Alle US-Kanzleien rausfiltern (scheiß Arbeitszeiten, Billable Anforderungen of hell), dann schauen wer in Deiner Stadt noch verfügbar ist. Homepages u Azur nachlesen und auch hier im Forum nochmal konkret nachfragen. Und zum Schluss: im Interview ehrlich und gerade heraus fragen!
Ad 3) Ich mache wirklich viel Restrukturierungen. Dh Arbeitsverhältnisse beenden: Vorbereiten, Einschätzen der rechtlichen Risiken und Kosten, im Verfahren die Schriftsätze, Vergleichsverhandlungen, Verhandlungstermine. Das macht eigentlich am meisten Spaß, denn es geht um viel Geld, viel Austausch mit dem Mandanten und ich bin wichtig.
Daneben viel Beratung um die Verhandlungen mit Betriebsräten - das ist nämlich echt ein Gebiet, in dem sich Arbeitgeber viel verrennen und keinen plan haben.
Dazu auch Betriebsrenten und Altersteilzeit. Da kannste Dich soooo viel streiten und es geht um riesige Summen.
Und natürlich noch die DDs. Die sind so verschrien und ich liebe sie auch nicht. Für Einsteiger sind sie aber toll, weil sie dort in kurzer Zeit durch alle Gebiete des AR rennen müssen und echt viel lernen können.
Viel Erfolg Dir!
09.08.2021, 14:18
Ich habe mal für etwa drei Monate während eines Projekts sechs Tage die Woche so gut wie den ganzen Tag gearbeitet. Während dieser Zeit ist mir aufgefallen, dass es auch ein tolles Gefühl sein kann so viel zu arbeiten. Man weiß immer, dass man sowieso nichts anderes machen wird und verliert daher auch keine Gedanken an das aktuelle Kinoprogramm, Frauen, Familie, neue Kleidung, Urlaub usw. Es gibt daher auch die ganze Zeit keine privaten Probleme, jedenfalls wenn man Single ist.
Es mag Leute geben, die dauerhaft eine ähnliche wie diese Struktur brauchen, weil sie sonst nur unglücklich auf instagram rumhängen. ich kann es daher jedenfalls zum Teil nachvollziehen warum man das macht.
Ich habe trotzdem ein halbes Jahr später gekündigt und arbeite mittlerweile nur noch halbtags. Ich kann mir auch nicht mehr vorstellen meine Stunden zu erhöhen. Es lohnt sich einfach nicht. Wenn man keine Kinder hat braucht man das Geld nicht und das Leben ist zu schön um es in einem Büro zu leben.
Es mag Leute geben, die dauerhaft eine ähnliche wie diese Struktur brauchen, weil sie sonst nur unglücklich auf instagram rumhängen. ich kann es daher jedenfalls zum Teil nachvollziehen warum man das macht.
Ich habe trotzdem ein halbes Jahr später gekündigt und arbeite mittlerweile nur noch halbtags. Ich kann mir auch nicht mehr vorstellen meine Stunden zu erhöhen. Es lohnt sich einfach nicht. Wenn man keine Kinder hat braucht man das Geld nicht und das Leben ist zu schön um es in einem Büro zu leben.
09.08.2021, 15:26
(09.08.2021, 14:18)Gast schrieb: Ich habe mal für etwa drei Monate während eines Projekts sechs Tage die Woche so gut wie den ganzen Tag gearbeitet. Während dieser Zeit ist mir aufgefallen, dass es auch ein tolles Gefühl sein kann so viel zu arbeiten. Man weiß immer, dass man sowieso nichts anderes machen wird und verliert daher auch keine Gedanken an das aktuelle Kinoprogramm, Frauen, Familie, neue Kleidung, Urlaub usw. Es gibt daher auch die ganze Zeit keine privaten Probleme, jedenfalls wenn man Single ist.
Es mag Leute geben, die dauerhaft eine ähnliche wie diese Struktur brauchen, weil sie sonst nur unglücklich auf instagram rumhängen. ich kann es daher jedenfalls zum Teil nachvollziehen warum man das macht.
Ich habe trotzdem ein halbes Jahr später gekündigt und arbeite mittlerweile nur noch halbtags. Ich kann mir auch nicht mehr vorstellen meine Stunden zu erhöhen. Es lohnt sich einfach nicht. Wenn man keine Kinder hat braucht man das Geld nicht und das Leben ist zu schön um es in einem Büro zu leben.
Absolut. Decke im Park und 0,22 Cent Oettinger reicht.
09.08.2021, 16:28
(09.08.2021, 15:26)Gast schrieb:(09.08.2021, 14:18)Gast schrieb: Ich habe mal für etwa drei Monate während eines Projekts sechs Tage die Woche so gut wie den ganzen Tag gearbeitet. Während dieser Zeit ist mir aufgefallen, dass es auch ein tolles Gefühl sein kann so viel zu arbeiten. Man weiß immer, dass man sowieso nichts anderes machen wird und verliert daher auch keine Gedanken an das aktuelle Kinoprogramm, Frauen, Familie, neue Kleidung, Urlaub usw. Es gibt daher auch die ganze Zeit keine privaten Probleme, jedenfalls wenn man Single ist.
Es mag Leute geben, die dauerhaft eine ähnliche wie diese Struktur brauchen, weil sie sonst nur unglücklich auf instagram rumhängen. ich kann es daher jedenfalls zum Teil nachvollziehen warum man das macht.
Ich habe trotzdem ein halbes Jahr später gekündigt und arbeite mittlerweile nur noch halbtags. Ich kann mir auch nicht mehr vorstellen meine Stunden zu erhöhen. Es lohnt sich einfach nicht. Wenn man keine Kinder hat braucht man das Geld nicht und das Leben ist zu schön um es in einem Büro zu leben.
Absolut. Decke im Park und 0,22 Cent Oettinger reicht.
Für etwa 2€ bin ich den ganzen Tag besoffen und glücklich.
10.08.2021, 12:05
überspringe mal die ganzen letzten Beiträge...
für mich lag der Grund, neben den finanziellen Anreizen in der GK, insbesondere darin, dass ich mich auf das Rechtsgebiet spezialisieren kann, welches mir Spaß macht. Hätte keine Lust in einer FWW bspw. 17 Rechtsgebiete zu beackern und von nichts wirklich eine Ahnung zu haben. Wenn man sich spezialiseren möchte, dann bleiben meist nur Boutique oder GK (meist mit ähnlichen Arbeitszeiten).
für mich lag der Grund, neben den finanziellen Anreizen in der GK, insbesondere darin, dass ich mich auf das Rechtsgebiet spezialisieren kann, welches mir Spaß macht. Hätte keine Lust in einer FWW bspw. 17 Rechtsgebiete zu beackern und von nichts wirklich eine Ahnung zu haben. Wenn man sich spezialiseren möchte, dann bleiben meist nur Boutique oder GK (meist mit ähnlichen Arbeitszeiten).
10.08.2021, 14:36
(10.08.2021, 12:05)Gast schrieb: überspringe mal die ganzen letzten Beiträge...
für mich lag der Grund, neben den finanziellen Anreizen in der GK, insbesondere darin, dass ich mich auf das Rechtsgebiet spezialisieren kann, welches mir Spaß macht. Hätte keine Lust in einer FWW bspw. 17 Rechtsgebiete zu beackern und von nichts wirklich eine Ahnung zu haben. Wenn man sich spezialiseren möchte, dann bleiben meist nur Boutique oder GK (meist mit ähnlichen Arbeitszeiten).
Dem stimme ich voll zu! Die GK bietet dir i.d.R. u.a. ein interessantes, selbst ausgesuchtes Rechtsgebiet und Arbeit sowie Gehalt auf höchstem Niveau.
10.08.2021, 16:20
Wobei ich das Gefühl habe, dass es in der GK häufig weniger um die fachliche Brillanz als um Projektmanagementfähigkeiten geht, weil die Informationsmengen einfach gewaltig sind.
10.08.2021, 16:27
(10.08.2021, 14:36)Gast schrieb:(10.08.2021, 12:05)Gast schrieb: überspringe mal die ganzen letzten Beiträge...
für mich lag der Grund, neben den finanziellen Anreizen in der GK, insbesondere darin, dass ich mich auf das Rechtsgebiet spezialisieren kann, welches mir Spaß macht. Hätte keine Lust in einer FWW bspw. 17 Rechtsgebiete zu beackern und von nichts wirklich eine Ahnung zu haben. Wenn man sich spezialiseren möchte, dann bleiben meist nur Boutique oder GK (meist mit ähnlichen Arbeitszeiten).
Dem stimme ich voll zu! Die GK bietet dir i.d.R. u.a. ein interessantes, selbst ausgesuchtes Rechtsgebiet und Arbeit sowie Gehalt auf höchstem Niveau.
Äh, auch RA in einer KK können sich spezialisieren und die allermeisten tun das auch. Ich kenne jedenfalls niemanden, der von Strafverteidigung über Verwaltungsrecht bis hin zu Erbrecht das gesamte Spektrum der juristischen Arbeitswelt abdeckt.