25.07.2021, 20:32
Kann jemand einschätzen ob sich bei Arbeitszeiten bei den beiden großen deutschen Kanzleien Gleiss und Hengeler im Vergleich zu US-Boutiquen wie Milbank und Sullivan große Unterschiede ergeben?
Ich denke mir ja einerseits, dass die deutlich höhere Vergütung ja nicht nur die fehlenden Partnerchancen kompensieren kann. Andererseits arbeitet gerade Hengeler im Spitzensegment und ist damit auf den gleichen Transaktionen drauf wie die US-Buden, sodass sich beim Arbeitseinsatz eigentlich keine großen Unterschiede ergeben können.
Ich denke mir ja einerseits, dass die deutlich höhere Vergütung ja nicht nur die fehlenden Partnerchancen kompensieren kann. Andererseits arbeitet gerade Hengeler im Spitzensegment und ist damit auf den gleichen Transaktionen drauf wie die US-Buden, sodass sich beim Arbeitseinsatz eigentlich keine großen Unterschiede ergeben können.
25.07.2021, 20:53
Was macht Gleiss auf einer Linie mit den drei anderen? Meintest du Freshfields?
25.07.2021, 21:23
(25.07.2021, 20:32)Gast schrieb: Kann jemand einschätzen ob sich bei Arbeitszeiten bei den beiden großen deutschen Kanzleien Gleiss und Hengeler im Vergleich zu US-Boutiquen wie Milbank und Sullivan große Unterschiede ergeben?
Ich denke mir ja einerseits, dass die deutlich höhere Vergütung ja nicht nur die fehlenden Partnerchancen kompensieren kann. Andererseits arbeitet gerade Hengeler im Spitzensegment und ist damit auf den gleichen Transaktionen drauf wie die US-Buden, sodass sich beim Arbeitseinsatz eigentlich keine großen Unterschiede ergeben können.
Mein Eindruck bzgl. eigenen Beobachtens:
1. Vergleichbar zweitrangige, aber gut aufgestellte Kanzlei, keine transaktionsgebundene Tätigkeit: Präsenz Anwälte ca. 9.30-21 Uhr; Nettoarbeitszeit vielleicht sechs bis acht Stunden; viel Geplauder, Internetsurfen (einschließlich Dinge wie Urlaub buchen, Wohnung suchen, Geschenke kaufen... aber keiner traut sich früher zu gehen wenn er mal fertig ist, das gibt immer Ärger. Auch faszinierend: Wenn einer bis Mitternacht arbeitet ist er der Held; das ein anderer mal um fünf Uhr anfängt, wenn die Hütte brennt, interessiert keine Sau.
2. Grenze kleine Großkanzlei/große Mittelständische Kanzlei: Anwesenheit 9 bis 19:30; ca. 7 Nettoarbeitsstunden, mal mehr mal weniger; gelegentlich Transaktionen, aber dann erstaunlicherweise auch nicht mehr. Vergleichsweise wenig Zeitverschwendung, aber durchaus ausgedehnte Mittags- und Kaffeepausen sowie (im Ernst!) längere Frühstückspause.
3. Mittelständische Wirtschaftskanzlei: Präsenz ca. 9.30 bis zwischen 18.30 und 20 Uhr (eher Richtung früh); gelegentlich mal am Wochenende, dies aber meistens auf eigenem Entschluss, weil ich einfach manchmal etwas in aller Ruhe und Tiefe recherchieren möchte oder mich einfach in manche Sachen vertieft einlesen möchte. Lange Mittagspause, aber vergleichsweise wenig sonstige Pausen; da vergleichsweise wenig Back-Officelastige Tätigkeit viele Besprechungen und Telefonate, die ebenfalls irgendwie Pausencharakter haben (eine Ansicht, mit der ich allerdings recht allein stehe).
26.07.2021, 08:32
Keine Info aus erster Hand, nur verpauschalisierte Eindrücke (deshalb unbedingt mit großer Vorsicht zu genießen)
Bei Gleiss arbeitest du im Corporate/M&A vielleicht bis 22 Uhr und im Schnitt ca 55-60 h pro Woche. Bei Sullivan 6 Tage und 70-80 h pro Woche. Bei Milbank 5 Tage und 60-70 h, bei Hengeler so viel wie bei Milbank.
Bei Hengeler glänzt der Name so sehr, dass Leute sich dort ausnehmen lassen. Gehaltstechnisch stimmt das Paket dort schon länger nicht mehr. Fachlich ist Hengeler aber auch absolute Spitze und es wird nie vorkommen, dass du dort schlechte Qualität bekommst.
Bei Gleiss arbeitest du im Corporate/M&A vielleicht bis 22 Uhr und im Schnitt ca 55-60 h pro Woche. Bei Sullivan 6 Tage und 70-80 h pro Woche. Bei Milbank 5 Tage und 60-70 h, bei Hengeler so viel wie bei Milbank.
Bei Hengeler glänzt der Name so sehr, dass Leute sich dort ausnehmen lassen. Gehaltstechnisch stimmt das Paket dort schon länger nicht mehr. Fachlich ist Hengeler aber auch absolute Spitze und es wird nie vorkommen, dass du dort schlechte Qualität bekommst.
26.07.2021, 09:03
Hallo,
schwere Frage, da jeder anders ist. Ich hab mich vor nun bald 1,5 Jahren für die Variante 1 entschieden und für mich war es nicht der Königsweg. Arbeitszeiten, so wie du schreibst 60+, Gehalt entsprechend, aber Lebensqualität = 0. Und ich halte mich durchaus für belastbar, bin quasi durch 2 StEx durchspaziert und dann kam die Kanzlei: Auf den ersten Blick alle nett, alles super. Nach und nach erkannt, dass gerade im anwaltlichen Bereich doch ein "Schlag Mensch" vorherrscht, mit dem ich nichts anfangen kann und mit dem ich mich nicht identifizieren kann und will. Druck gab`s vor allem von mir selbst, weil man sich irgendwann selbst einredet, dass das halt so sein muss und das führte dann soweit, dass ich selbst in dem letzten bisschen Freizeit nonstop an die Arbeit dachte. Ich brauche wahrscheinlich nicht erwähnen, dass sich das in meinem Privatleben bitter gerächt hat...
Heute: Kündigung überreicht, auf der Suche nach einem neuen Job, will komplett raus aus dem anwaltlichen Bereich. Hier die Erfahrung: GK steht einem durchaus im Weg, weil man schnell den Stempel "glaubt wohl sie ist was besseres" in den Rechtsabteilungen aufgedrückt bekommt. Nach aussen hin wollen ja alle das Komplett-Paket: "Doppel-Prädikat, Ausland, Berufserfahrung", aber nach innen hin sieht es dann schon anders aus.
Naja, just my 2 cents - du scheinst dich ja schon entschieden zu haben. Hör`auf dein Bauchgefühl, das kann ich dir raten. Hätte ich es damals gemacht, wäre mir einiges erspart geblieben.
Alles Gute
schwere Frage, da jeder anders ist. Ich hab mich vor nun bald 1,5 Jahren für die Variante 1 entschieden und für mich war es nicht der Königsweg. Arbeitszeiten, so wie du schreibst 60+, Gehalt entsprechend, aber Lebensqualität = 0. Und ich halte mich durchaus für belastbar, bin quasi durch 2 StEx durchspaziert und dann kam die Kanzlei: Auf den ersten Blick alle nett, alles super. Nach und nach erkannt, dass gerade im anwaltlichen Bereich doch ein "Schlag Mensch" vorherrscht, mit dem ich nichts anfangen kann und mit dem ich mich nicht identifizieren kann und will. Druck gab`s vor allem von mir selbst, weil man sich irgendwann selbst einredet, dass das halt so sein muss und das führte dann soweit, dass ich selbst in dem letzten bisschen Freizeit nonstop an die Arbeit dachte. Ich brauche wahrscheinlich nicht erwähnen, dass sich das in meinem Privatleben bitter gerächt hat...
Heute: Kündigung überreicht, auf der Suche nach einem neuen Job, will komplett raus aus dem anwaltlichen Bereich. Hier die Erfahrung: GK steht einem durchaus im Weg, weil man schnell den Stempel "glaubt wohl sie ist was besseres" in den Rechtsabteilungen aufgedrückt bekommt. Nach aussen hin wollen ja alle das Komplett-Paket: "Doppel-Prädikat, Ausland, Berufserfahrung", aber nach innen hin sieht es dann schon anders aus.
Naja, just my 2 cents - du scheinst dich ja schon entschieden zu haben. Hör`auf dein Bauchgefühl, das kann ich dir raten. Hätte ich es damals gemacht, wäre mir einiges erspart geblieben.
Alles Gute
26.07.2021, 09:20
Es verbietet sich jede pauschale Antwort (könnte vom BVerfG sein ). Die Arbeitszeiten hängen einzig und allein vom Partner ab. In meinen 7 GK-Jahren bin ich oft um 19 Uhr noch Hause gegangen während der Kollege eine Tür weiter (arbeitete für einen anderen Partner) bis Mitternacht gearbeitet hat. Denn: "wir sind alle ein Team - Gelaber" ist wirklich nur Gelaber. Fast jeder GK-Partner würde eher seine Ehefrau verkaufen als ein anderes Team am Projekt mitarbeiten lassen
26.07.2021, 11:15
(26.07.2021, 08:32)Gast schrieb: Keine Info aus erster Hand, nur verpauschalisierte Eindrücke (deshalb unbedingt mit großer Vorsicht zu genießen)
Bei Gleiss arbeitest du im Corporate/M&A vielleicht bis 22 Uhr und im Schnitt ca 55-60 h pro Woche. Bei Sullivan 6 Tage und 70-80 h pro Woche. Bei Milbank 5 Tage und 60-70 h, bei Hengeler so viel wie bei Milbank.
Bei Hengeler glänzt der Name so sehr, dass Leute sich dort ausnehmen lassen. Gehaltstechnisch stimmt das Paket dort schon länger nicht mehr. Fachlich ist Hengeler aber auch absolute Spitze und es wird nie vorkommen, dass du dort schlechte Qualität bekommst.
Kann ich so unterschreiben. Alle Kollegen, die ich kenne und die zu HM sind, taten es, um zu „den Besten“ zu gehen bzw. wollten mit ihrem Doppel-VB unter sich sein (andere Kanzleien machen ja Abstriche und dann leidet die „Exklusivität“). Das wurde durch die Bank weg als Hauptgrund angeführt. Viele davon sind mittlerweile schon nicht mehr da und haben sich Unternehmen oder anderen Kanzleien gewidmet. Arbeitszeiten, vor allem im Corporate, brutal. Gehalt dafür unterdurchschnittlich (müsste eigentlich, auch aufgrund der Notenanforderungen, auf Kirkland-/Milbank-Niveau sein). Dafür macht es sich super im Lebenslauf. 3 Jahre Corporate bei Hengeler bedeutet mehr als 5 Jahre Corporate bei Taylor Wessing.
26.07.2021, 11:21
(26.07.2021, 11:15)Gast schrieb:(26.07.2021, 08:32)Gast schrieb: Keine Info aus erster Hand, nur verpauschalisierte Eindrücke (deshalb unbedingt mit großer Vorsicht zu genießen)
Bei Gleiss arbeitest du im Corporate/M&A vielleicht bis 22 Uhr und im Schnitt ca 55-60 h pro Woche. Bei Sullivan 6 Tage und 70-80 h pro Woche. Bei Milbank 5 Tage und 60-70 h, bei Hengeler so viel wie bei Milbank.
Bei Hengeler glänzt der Name so sehr, dass Leute sich dort ausnehmen lassen. Gehaltstechnisch stimmt das Paket dort schon länger nicht mehr. Fachlich ist Hengeler aber auch absolute Spitze und es wird nie vorkommen, dass du dort schlechte Qualität bekommst.
Kann ich so unterschreiben. Alle Kollegen, die ich kenne und die zu HM sind, taten es, um zu „den Besten“ zu gehen bzw. wollten mit ihrem Doppel-VB unter sich sein (andere Kanzleien machen ja Abstriche und dann leidet die „Exklusivität“). Das wurde durch die Bank weg als Hauptgrund angeführt. Viele davon sind mittlerweile schon nicht mehr da und haben sich Unternehmen oder anderen Kanzleien gewidmet. Arbeitszeiten, vor allem im Corporate, brutal. Gehalt dafür unterdurchschnittlich (müsste eigentlich, auch aufgrund der Notenanforderungen, auf Kirkland-/Milbank-Niveau sein). Dafür macht es sich super im Lebenslauf. 3 Jahre Corporate bei Hengeler bedeutet mehr als 5 Jahre Corporate bei Taylor Wessing.
Genau. Ein Associate bei HM ist quasi vergleichbar mit einem Partner bei TW.
26.07.2021, 11:31
(26.07.2021, 11:21)Gast schrieb:(26.07.2021, 11:15)Gast schrieb:(26.07.2021, 08:32)Gast schrieb: Keine Info aus erster Hand, nur verpauschalisierte Eindrücke (deshalb unbedingt mit großer Vorsicht zu genießen)
Bei Gleiss arbeitest du im Corporate/M&A vielleicht bis 22 Uhr und im Schnitt ca 55-60 h pro Woche. Bei Sullivan 6 Tage und 70-80 h pro Woche. Bei Milbank 5 Tage und 60-70 h, bei Hengeler so viel wie bei Milbank.
Bei Hengeler glänzt der Name so sehr, dass Leute sich dort ausnehmen lassen. Gehaltstechnisch stimmt das Paket dort schon länger nicht mehr. Fachlich ist Hengeler aber auch absolute Spitze und es wird nie vorkommen, dass du dort schlechte Qualität bekommst.
Kann ich so unterschreiben. Alle Kollegen, die ich kenne und die zu HM sind, taten es, um zu „den Besten“ zu gehen bzw. wollten mit ihrem Doppel-VB unter sich sein (andere Kanzleien machen ja Abstriche und dann leidet die „Exklusivität“). Das wurde durch die Bank weg als Hauptgrund angeführt. Viele davon sind mittlerweile schon nicht mehr da und haben sich Unternehmen oder anderen Kanzleien gewidmet. Arbeitszeiten, vor allem im Corporate, brutal. Gehalt dafür unterdurchschnittlich (müsste eigentlich, auch aufgrund der Notenanforderungen, auf Kirkland-/Milbank-Niveau sein). Dafür macht es sich super im Lebenslauf. 3 Jahre Corporate bei Hengeler bedeutet mehr als 5 Jahre Corporate bei Taylor Wessing.
Genau. Ein Associate bei HM ist quasi vergleichbar mit einem Partner bei TW.
Falsch, ein Praktikant bei HM ist vergleichbar mit einen Partner bei TW.
26.07.2021, 11:38
Soviele Beiträge, die alle nicht auf die Frage eingehen und das forum zensiert wieder alle Beiträge, die darauf hinweisen.