28.03.2021, 19:43
(28.03.2021, 19:39)Gästle schrieb:(28.03.2021, 19:33)Gast schrieb: Natuerlich würde das durch eine höhere Besoldung verstärkt. Ich selbst bin auch in einer GK - weil ich gut verdienen will. Oder meinst du die meisten gehen darin auf tlw bis spaet abends zu arbeiten? Wenn ich gutes Geld auch im ÖD kriegen würde, wäre ich sofort da - und würde mir natürlich die Vorzüge auch zunutze machen.
und warum schließt du jetzt von dir auf andere? Mir ist immer noch nicht klar, inwiefern eine höhere Besoldung jetzt dazu führen soll, dass die jetzt oder künftig dort Tätigen weniger arbeiten? frei nach dem Motto: ich kriege jetzt 500 euro mehr und gehe deshalb eine stunde früher? why?
Genau. Ergibt meiner Meinung nach auch keinen Sinn.
28.03.2021, 21:15
(28.03.2021, 19:43)Gast schrieb:(28.03.2021, 19:39)Gästle schrieb:(28.03.2021, 19:33)Gast schrieb: Natuerlich würde das durch eine höhere Besoldung verstärkt. Ich selbst bin auch in einer GK - weil ich gut verdienen will. Oder meinst du die meisten gehen darin auf tlw bis spaet abends zu arbeiten? Wenn ich gutes Geld auch im ÖD kriegen würde, wäre ich sofort da - und würde mir natürlich die Vorzüge auch zunutze machen.
und warum schließt du jetzt von dir auf andere? Mir ist immer noch nicht klar, inwiefern eine höhere Besoldung jetzt dazu führen soll, dass die jetzt oder künftig dort Tätigen weniger arbeiten? frei nach dem Motto: ich kriege jetzt 500 euro mehr und gehe deshalb eine stunde früher? why?
Genau. Ergibt meiner Meinung nach auch keinen Sinn.
+1
28.03.2021, 21:34
Er meint, dass mehr Abchiller kommen, wenn die Besolung steigt. Bei der aktuellen Besoldung kommen nur Überzeugungstäter, die das wirklich wollen.
28.03.2021, 21:38
28.03.2021, 21:51
(28.03.2021, 21:34)guga schrieb: Er meint, dass mehr Abchiller kommen, wenn die Besolung steigt. Bei der aktuellen Besoldung kommen nur Überzeugungstäter, die das wirklich wollen.
Durch die teils stark gesunkenen Notenanforderungen sehe ich eher die Gefahr, dass die Qualität der Urteile weiter abnimmt - und sie ist jetzt schon oft nicht so toll. Ein guter Rechtsstaat ist meines Erachtens sehr wichtig, das zeigen doch gerade die insoweit unruhigen Pandemiezeiten. Ein guter Rechtsstaat kostet aber etwas.
Und obwohl ich "Überzeugungstäter" bin, denke ich wegen der eher geringen Besoldung darüber nach, mich anderweitig umzusehen.
29.03.2021, 09:25
(28.03.2021, 21:51)Gast schrieb:(28.03.2021, 21:34)guga schrieb: Er meint, dass mehr Abchiller kommen, wenn die Besolung steigt. Bei der aktuellen Besoldung kommen nur Überzeugungstäter, die das wirklich wollen.
Durch die teils stark gesunkenen Notenanforderungen sehe ich eher die Gefahr, dass die Qualität der Urteile weiter abnimmt - und sie ist jetzt schon oft nicht so toll. Ein guter Rechtsstaat ist meines Erachtens sehr wichtig, das zeigen doch gerade die insoweit unruhigen Pandemiezeiten. Ein guter Rechtsstaat kostet aber etwas.
Und obwohl ich "Überzeugungstäter" bin, denke ich wegen der eher geringen Besoldung darüber nach, mich anderweitig umzusehen.
Also doch kein Überzeugungstäter, wenn Geld so wichtig?
Das mit der Urteilsqualität ist ja ein nettes Argument, aber ist das wirklich so, dass die "Noten technisch" schlechteren Richter auch schlechtere Urteile erlassen? Oder ist das eher eine Arbeitslast- und Motivationsfrage? (ernstgemeinte Frage)
Mein Einzelausbilder damals hatte nach eigenen Aussagen 2x gut und hat regelmäßig relevanten Parteivortrag überlesen oder sehr leicht zu findende Rechtsprechung / Literatur zu gewissen Rechtsfrage nicht recherchiert / gefunden und war dann sehr überrascht, dass ich die Sachen aufgenommen hatte und mich immer gefragt wie ich darauf kam (im Ergebnis dann auch alles positiv abgesegnet). Bei ihm wirkte es für mich definitiv wie ein Zeitproblem, weil er wohl weder die Akten richtig gelesen hat, noch irgendeinen Kommentar neben Palandt / Zöllner (auch die nur oberflächlich) genutzt hat, sondern Rechtsfragen hauptsächlich nach eigenem Gusto gelöst hat.
Aber nach 30 Jahren ist das vielleicht auch einfach so.
Wer Richter auf Probe bzw. Staatsanwalt werden möchte, sollte sich mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Das Karriere-Dossier ist als Print-Buch sowie als E-Book für alle 16 Bundesländer erhältlich:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
29.03.2021, 09:31
(28.03.2021, 21:34)guga schrieb: Er meint, dass mehr Abchiller kommen, wenn die Besolung steigt. Bei der aktuellen Besoldung kommen nur Überzeugungstäter, die das wirklich wollen.
Ist jetzt aber doch auch eher eine wage Behauptung?
Hauptgrund für viele ist doch nach wie vor, dass die Arbeitszeit auf lange Sicht gepaart mit der Selbstständigkeit und Unabhängigkeit einfach unschlagbar ist?
Zumindest Freunde aus Ref die direkt in die Justiz sind oder dann aus der GK gewechselt sind, fanden das mit dem Geld immer zwar ärgerlich (wer will ehrlicherweise nicht immer mehr Geld haben), aber das war nie wirklich ein Argument für diese Leute, weil es insgesamt immer noch mehr als ausreichend ist und der obige Punkt maßgeblich war.
Ist ja auch nicht so, dass bei den "aktuellen Überzeugungstätern" alles gut ist und es wenig zu meckern gibt.
Auch jetzt sind nicht alle "Überzeugungstäter" und bezweifle auch, dass die, die welche sind in der Breite nur gute Arbeit leisten...
29.03.2021, 09:46
(29.03.2021, 09:25)Gast schrieb:(28.03.2021, 21:51)Gast schrieb:(28.03.2021, 21:34)guga schrieb: Er meint, dass mehr Abchiller kommen, wenn die Besolung steigt. Bei der aktuellen Besoldung kommen nur Überzeugungstäter, die das wirklich wollen.
Durch die teils stark gesunkenen Notenanforderungen sehe ich eher die Gefahr, dass die Qualität der Urteile weiter abnimmt - und sie ist jetzt schon oft nicht so toll. Ein guter Rechtsstaat ist meines Erachtens sehr wichtig, das zeigen doch gerade die insoweit unruhigen Pandemiezeiten. Ein guter Rechtsstaat kostet aber etwas.
Und obwohl ich "Überzeugungstäter" bin, denke ich wegen der eher geringen Besoldung darüber nach, mich anderweitig umzusehen.
Also doch kein Überzeugungstäter, wenn Geld so wichtig?
Das mit der Urteilsqualität ist ja ein nettes Argument, aber ist das wirklich so, dass die "Noten technisch" schlechteren Richter auch schlechtere Urteile erlassen? Oder ist das eher eine Arbeitslast- und Motivationsfrage? (ernstgemeinte Frage)
Nur weil man von der Arbeit überzeugt ist, die man tut, heißt das nicht, dass man sich eine größere finanzielle Wertschätzung wünscht.
Natürlich hängt die Urteilsqualität auch von der Motivation bzw. der Arbeitslast ab. Aber die fachliche Eignung, die nun mal durch die Examensnoten festgestellt wird, spielt dafür auch eine wichtige Rolle - wenn nicht die wichtigste.
Dass die Notenanforderungen immer weiter gesenkt werden, um den Bedarf decken zu können, zeigt doch, dass viele Bundesländer bei der Anwerbung höher qualifizierter Bewerber scheitert. Das würde aber durch eine nicht unerhebliche Anhebung der Besoldung gelingen meiner Meinung nach. Zeigen ja auch einige Beispiele hier im Forum, die sagen, dass sie sich dann die Justiz vorstellen könnten.
29.03.2021, 15:13
(29.03.2021, 09:46)Gast schrieb:(29.03.2021, 09:25)Gast schrieb:(28.03.2021, 21:51)Gast schrieb:(28.03.2021, 21:34)guga schrieb: Er meint, dass mehr Abchiller kommen, wenn die Besolung steigt. Bei der aktuellen Besoldung kommen nur Überzeugungstäter, die das wirklich wollen.
Durch die teils stark gesunkenen Notenanforderungen sehe ich eher die Gefahr, dass die Qualität der Urteile weiter abnimmt - und sie ist jetzt schon oft nicht so toll. Ein guter Rechtsstaat ist meines Erachtens sehr wichtig, das zeigen doch gerade die insoweit unruhigen Pandemiezeiten. Ein guter Rechtsstaat kostet aber etwas.
Und obwohl ich "Überzeugungstäter" bin, denke ich wegen der eher geringen Besoldung darüber nach, mich anderweitig umzusehen.
Also doch kein Überzeugungstäter, wenn Geld so wichtig?
Das mit der Urteilsqualität ist ja ein nettes Argument, aber ist das wirklich so, dass die "Noten technisch" schlechteren Richter auch schlechtere Urteile erlassen? Oder ist das eher eine Arbeitslast- und Motivationsfrage? (ernstgemeinte Frage)
Nur weil man von der Arbeit überzeugt ist, die man tut, heißt das nicht, dass man sich eine größere finanzielle Wertschätzung wünscht.
Natürlich hängt die Urteilsqualität auch von der Motivation bzw. der Arbeitslast ab. Aber die fachliche Eignung, die nun mal durch die Examensnoten festgestellt wird, spielt dafür auch eine wichtige Rolle - wenn nicht die wichtigste.
Dass die Notenanforderungen immer weiter gesenkt werden, um den Bedarf decken zu können, zeigt doch, dass viele Bundesländer bei der Anwerbung höher qualifizierter Bewerber scheitert. Das würde aber durch eine nicht unerhebliche Anhebung der Besoldung gelingen meiner Meinung nach. Zeigen ja auch einige Beispiele hier im Forum, die sagen, dass sie sich dann die Justiz vorstellen könnten.
Wird die fachliche Eignung denn derart strikt festgestellt? Bloß weil mich meine Ö-rechts Klausuren auf 9 Punkte gehoben, bin ich dann zwingend besser als Amtsrichter als derjenige der 8 hat, davon aber bspw im zivilrecht und strafrecht besser war?
Gerade in vielen Examensklausuren geht es in der Spitze ja auch eher um Details, die man in der Praxis im Zweifel ohnehin nachschauen muss.
Das forum würde ich hier als nicht derart repräsentativ ansehen...
29.03.2021, 16:41
(29.03.2021, 09:46)Gast schrieb: Dass die Notenanforderungen immer weiter gesenkt werden, um den Bedarf decken zu können, zeigt doch, dass viele Bundesländer bei der Anwerbung höher qualifizierter Bewerber scheitert. Das würde aber durch eine nicht unerhebliche Anhebung der Besoldung gelingen meiner Meinung nach. Zeigen ja auch einige Beispiele hier im Forum, die sagen, dass sie sich dann die Justiz vorstellen könnten.
Wenn es rein um das Finanzielle ginge, müssten die Bewerber den GKs die Türen einrennen. Nachdem, was ich so von ehemaligen Kollegen aus Studium und Ref mitbekomme, ist das aber beileibe nicht mehr der Fall, weswegen die Anforderungen dort ebenfalls gesunken sind.
Das Problem ist die geringe Anzahl an Absolventen, zuletzt rund 8.000 bis 9.000 pro Jahr. Offizielle Zahlen zu den Ergebnissen aus beiden Examina existieren leider nicht, aber nach meiner Einschätzung dürften vielleicht 10-12% aller Absolventen ein Doppelprädikat haben. Das wären dann knapp 1.000 Leute pro Jahr. Das reicht hinten und vorne nicht zur Deckung des Bedarf in GKs, Konzernen und Justiz. Also müssen diese Arbeitgeber zwingend auch Kandidaten zurückgreifen, die "nur" ein VB haben oder teils auch gar keines.
Um aber zum Thema Besoldung zurückzukehren...
Ja, in der freien Wirtschaft besteht die Möglichkeit, bedeutend mehr Geld zu verdienen, sogar mit geringeren Qualifikationen als ein Richter. Eine Garantie dafür besteht indes nicht und insbesondere manch ein Traum von der großen GK-Karriere platzt manchmal wie eine Seifenblase, wenn die Ernennung zum Senior Associate, Counsel oder was auch immer ansteht, aber in der Realität nicht erfolgt, weil die Partnerriege der Meinung ist, man sei nicht gut genug. Higher risk, higher reward quasi.
Die Karriere und Gehaltsentwicklung in der Justiz ist absehbar und planbar. Man wird dort nicht stinkreich, aber gehört bereits bei der Ernennung zum Richter auf Probe mit rund 3.100 € netto (nach PKV) zu den bestverdienenden 15% des Landes. Vor allem ist man nicht an die Metropolen und die schwindelerregenden Immobilienpreise dort gebunden.
Und dann wären da, je nach Arbeitsauslastung, auch noch Möglichkeiten, sich durch Nebentätigkeiten etwas hinzuzuverdienen.