26.02.2021, 22:36
(26.02.2021, 15:20)Gast schrieb: Ich glaube Ursache und Problem bei vielen „schlechten Juristen“, so möglicherweise auch bei mir selbst, ist die Überforderung mit pflichtfachfernen Themengebieten unmittelbar nach dem Berufseinstieg.
Da nützt es einem nicht, im examinierten Pflichtfachstoff eine passable Note abgeräumt zu haben, wenn man dann plötzlich in eine KfH oder eine StVK geworfen und mit materiellen und prozessualen Fragen beschäftigt wird, bei denen man vorher nicht mal die Normen kannte. Beispiel: Führungsaufsicht oder Straf- bzw. Maßregelvollstreckung. Hat da jemand im Examen ernsthaft mal einen Blick reingeworfen?
Wenn der Berufsanfänger dann noch mit einem entsprechenden Aktenpensum bombadiert wird, bleibt nichts anderes übrig als „Learning by doing“ zu betreiben, wo naturgemäß auch Fehler passieren. Irgendwann hat man natürlich den Bogen raus, aber anfängliche Fehler in gewisser Häufigkeit lassen sich da nicht vermeiden, es sei denn, man bearbeitet jede Akte 2-3 Stunden. Dann säuft das Dezernat aber schnurstracks ab.
Und diese Fälle erwecken dann anfangs meist den Anschein, der Berufsanfänger sei generell „unfähig“ oder ein „schlechter Jurist“. Dass sich dies dann bessert, fällt allenfalls den Vorgesetzten oder Kollegen auf, den Prozessparteien oder Anwälten dagegen selten. Denen bleibt oft nur der erste Eindruck in Erinnerung.
Soweit jedenfalls meine Meinung und Erfahrung.
Als Proberichter direkt Vorsitzender einer KfH? Nicht schlecht.
26.02.2021, 22:44
(26.02.2021, 22:20)P.Diddy schrieb: Ich bin mit 2x 8,... Richter. Ich kotze im Strahl. So viel Arbeit, so viel sinnlose Streiterei. Es ist furchtbar. Arbeitszeit: 9-19 Uhr und WE nicht frei.
Warum hast du am WE nicht frei? Sagt dir doch keiner, was du zu tun hast? Oder hmm... sagen die Noten vllt doch etwas über juristisches Können aus.... nein... das kann nicht sein. Laut diesem forum sind Noten nur glück
26.02.2021, 23:22
(26.02.2021, 22:44)Gast schrieb:(26.02.2021, 22:20)P.Diddy schrieb: Ich bin mit 2x 8,... Richter. Ich kotze im Strahl. So viel Arbeit, so viel sinnlose Streiterei. Es ist furchtbar. Arbeitszeit: 9-19 Uhr und WE nicht frei.
Warum hast du am WE nicht frei? Sagt dir doch keiner, was du zu tun hast? Oder hmm... sagen die Noten vllt doch etwas über juristisches Können aus.... nein... das kann nicht sein. Laut diesem forum sind Noten nur glück
Ok. Definitiv noch Student. Weil man die Arbeit schaffen muss, um zu überleben???! Das Dezernat wächst sonst ins Unermessliche an. Außerdem muss man auf seine Erledigungszahlen kommen, sonst wird das nix mit der Wunsch-Planstelle.
01.03.2021, 00:24
(25.02.2021, 15:00)Gast schrieb: Ganz ehrlich. Bei streitwerten um die 500-3500€ lohnt es sich halt nicht sich sonderlich viel Mühe zu machen.
Das geht allenfalls nebenberuflich mit ausgiebiger tiefe
Wenn ich hier manche Kommentare lese, kann ich schon verstehen, warum unser Berufsstand in der Gesellschaft teilweise so in Verruf ist...
Verständlich und klar, dass man bei der Mandatsübernahme auch wirtschaftliche Aspekte bedenken und berücksichtigen muss, aber wie kann man mit so einer Denkweise und Einstellung an seine Arbeit gehen?? Wenn ich sowas lese, frag ich mich, ob der wahre Sinn unseres Berufs, nämlich Menschen bei Ihren Problemen und Nöten zu helfen sowie für Gerechtigkeit einzustehen, wirklich erkannt wurde... traurig...
01.03.2021, 00:28
(01.03.2021, 00:24)Jura1986 schrieb:(25.02.2021, 15:00)Gast schrieb: Ganz ehrlich. Bei streitwerten um die 500-3500€ lohnt es sich halt nicht sich sonderlich viel Mühe zu machen.
Das geht allenfalls nebenberuflich mit ausgiebiger tiefe
Wenn ich hier manche Kommentare lese, kann ich schon verstehen, warum unser Berufsstand in der Gesellschaft teilweise so in Verruf ist...
Verständlich und klar, dass man bei der Mandatsübernahme auch wirtschaftliche Aspekte bedenken und berücksichtigen muss, aber wie kann man mit so einer Denkweise und Einstellung an seine Arbeit gehen?? Wenn ich sowas lese, frag ich mich, ob der wahre Sinn unseres Berufs, nämlich Menschen bei Ihren Problemen und Nöten zu helfen sowie für Gerechtigkeit einzustehen, wirklich erkannt wurde... traurig...
Kanzleien sind Wirtschaftsunternehmen. Mein Vermieter und meine Refa werden sich freuen, wenn ich weder Gehalt noch Miete zahlen kann, weil ich Mandanten in Not helfen wollten. Wie stellst du dir das bitte vor?!

01.03.2021, 00:30
(01.03.2021, 00:24)Jura1986 schrieb:(25.02.2021, 15:00)Gast schrieb: Ganz ehrlich. Bei streitwerten um die 500-3500€ lohnt es sich halt nicht sich sonderlich viel Mühe zu machen.
Das geht allenfalls nebenberuflich mit ausgiebiger tiefe
Wenn ich hier manche Kommentare lese, kann ich schon verstehen, warum unser Berufsstand in der Gesellschaft teilweise so in Verruf ist...
Verständlich und klar, dass man bei der Mandatsübernahme auch wirtschaftliche Aspekte bedenken und berücksichtigen muss, aber wie kann man mit so einer Denkweise und Einstellung an seine Arbeit gehen?? Wenn ich sowas lese, frag ich mich, ob der wahre Sinn unseres Berufs, nämlich Menschen bei Ihren Problemen und Nöten zu helfen sowie für Gerechtigkeit einzustehen, wirklich erkannt wurde... traurig...
Genau! Das wäre ja so, wenn ein Richter bei einer Klage mit einem geringen Streitwert nur wenig bis gar keine Mühe geben würde. Ich hatte mal eine 400€ Klage (495aVerfahren).das war materiell sowas von ätzend na und? Da habe ich 3x so viel Arbeit wie in eine 4.999€-Klage gesteckt. Diese Einstellung ist ja furchtbar, dann solltet ihr euch wirklich überlegen, was anderes zu machen.
01.03.2021, 01:35
Wenn man das Mandatn nicht gewissenhaft UND wirtschaftlich bearbeiten kann, dann findet man sich entweder mit der geringen Profitabilität ab oder lässt es ganz bleiben und verweist den Mandanten an einen Kollgegen, der eben doch beides hinbekommt. Wenigstens ist er darüber aufzuklären, dass man da kaum Zeit wird reinstecken wollen. Und insbesondere muss man sich dann fragen, warum man dem Mandanten keine Honorarvereinbarung anbieten. Womöglich geht er dann ja von alleine.
Um es immer wieder zu betonen: WIr reden hier von wirklich katastrophal schlechten Schriftsätzen. Diese besser zu halten würde nur minmalen Zeitaufwand kosten. Womöglich würde es sogar weniger lange dauern, indem man einfach reihenweise belanglosen Unfug weglässt?! Wenn dann auch noch die Gegenseite diese gewissenhafte Strategie fährt, muss sich auch niemand durch seitenweise schlechten gegnerischen Schriftsatz durchlesen. Insbesondere landen dann keine offensichtlich unbegründeten Klagen bei Gericht. Wie kommt es eigentlich, dass die Anwälte dafür Zeit haben?
Machen wir uns nichts vor. Schlechte Schriftsätze kommen davon, dass der Anwalt (oder auch die Behörde) schlecht ist. Alles andere sind nur Ausreden. Gibt genügens Anwälte, die gute UND wirtschaftliche Arbeit auch zu kleinen Preisen schaffen. Und nein, Schriftsätze sind nicht egal, weil es "nur auf die Mündliche ankommt".
Zeitdruck hat auch das Gericht. Trotzdem sehen deren Urteile regelmäßig besser aus als der durchschnittliche anwaltliche Schriftsatz.
Um es immer wieder zu betonen: WIr reden hier von wirklich katastrophal schlechten Schriftsätzen. Diese besser zu halten würde nur minmalen Zeitaufwand kosten. Womöglich würde es sogar weniger lange dauern, indem man einfach reihenweise belanglosen Unfug weglässt?! Wenn dann auch noch die Gegenseite diese gewissenhafte Strategie fährt, muss sich auch niemand durch seitenweise schlechten gegnerischen Schriftsatz durchlesen. Insbesondere landen dann keine offensichtlich unbegründeten Klagen bei Gericht. Wie kommt es eigentlich, dass die Anwälte dafür Zeit haben?
Machen wir uns nichts vor. Schlechte Schriftsätze kommen davon, dass der Anwalt (oder auch die Behörde) schlecht ist. Alles andere sind nur Ausreden. Gibt genügens Anwälte, die gute UND wirtschaftliche Arbeit auch zu kleinen Preisen schaffen. Und nein, Schriftsätze sind nicht egal, weil es "nur auf die Mündliche ankommt".
Zeitdruck hat auch das Gericht. Trotzdem sehen deren Urteile regelmäßig besser aus als der durchschnittliche anwaltliche Schriftsatz.
01.03.2021, 08:56
(26.02.2021, 22:36)Gast schrieb:(26.02.2021, 15:20)Gast schrieb: Ich glaube Ursache und Problem bei vielen „schlechten Juristen“, so möglicherweise auch bei mir selbst, ist die Überforderung mit pflichtfachfernen Themengebieten unmittelbar nach dem Berufseinstieg.
Da nützt es einem nicht, im examinierten Pflichtfachstoff eine passable Note abgeräumt zu haben, wenn man dann plötzlich in eine KfH oder eine StVK geworfen und mit materiellen und prozessualen Fragen beschäftigt wird, bei denen man vorher nicht mal die Normen kannte. Beispiel: Führungsaufsicht oder Straf- bzw. Maßregelvollstreckung. Hat da jemand im Examen ernsthaft mal einen Blick reingeworfen?
Wenn der Berufsanfänger dann noch mit einem entsprechenden Aktenpensum bombadiert wird, bleibt nichts anderes übrig als „Learning by doing“ zu betreiben, wo naturgemäß auch Fehler passieren. Irgendwann hat man natürlich den Bogen raus, aber anfängliche Fehler in gewisser Häufigkeit lassen sich da nicht vermeiden, es sei denn, man bearbeitet jede Akte 2-3 Stunden. Dann säuft das Dezernat aber schnurstracks ab.
Und diese Fälle erwecken dann anfangs meist den Anschein, der Berufsanfänger sei generell „unfähig“ oder ein „schlechter Jurist“. Dass sich dies dann bessert, fällt allenfalls den Vorgesetzten oder Kollegen auf, den Prozessparteien oder Anwälten dagegen selten. Denen bleibt oft nur der erste Eindruck in Erinnerung.
Soweit jedenfalls meine Meinung und Erfahrung.
Als Proberichter direkt Vorsitzender einer KfH? Nicht schlecht.
Die Proberichterzeit wird direkt zu Gunsten von R2 übersprungen.
01.03.2021, 12:23
(01.03.2021, 00:30)Jura89 schrieb:(01.03.2021, 00:24)Jura1986 schrieb:(25.02.2021, 15:00)Gast schrieb: Ganz ehrlich. Bei streitwerten um die 500-3500€ lohnt es sich halt nicht sich sonderlich viel Mühe zu machen.
Das geht allenfalls nebenberuflich mit ausgiebiger tiefe
Wenn ich hier manche Kommentare lese, kann ich schon verstehen, warum unser Berufsstand in der Gesellschaft teilweise so in Verruf ist...
Verständlich und klar, dass man bei der Mandatsübernahme auch wirtschaftliche Aspekte bedenken und berücksichtigen muss, aber wie kann man mit so einer Denkweise und Einstellung an seine Arbeit gehen?? Wenn ich sowas lese, frag ich mich, ob der wahre Sinn unseres Berufs, nämlich Menschen bei Ihren Problemen und Nöten zu helfen sowie für Gerechtigkeit einzustehen, wirklich erkannt wurde... traurig...
Genau! Das wäre ja so, wenn ein Richter bei einer Klage mit einem geringen Streitwert nur wenig bis gar keine Mühe geben würde. Ich hatte mal eine 400€ Klage (495aVerfahren).das war materiell sowas von ätzend na und? Da habe ich 3x so viel Arbeit wie in eine 4.999€-Klage gesteckt. Diese Einstellung ist ja furchtbar, dann solltet ihr euch wirklich überlegen, was anderes zu machen.
Klar, der Richter wird ja auch nach Streitwert bezahlt. Wenn der sich Mühe bei kleineren Streitwerten gibt, dann muss er zu Hause hungern

01.03.2021, 15:53
(01.03.2021, 00:30)Jura89 schrieb:(01.03.2021, 00:24)Jura1986 schrieb:(25.02.2021, 15:00)Gast schrieb: Ganz ehrlich. Bei streitwerten um die 500-3500€ lohnt es sich halt nicht sich sonderlich viel Mühe zu machen.
Das geht allenfalls nebenberuflich mit ausgiebiger tiefe
Wenn ich hier manche Kommentare lese, kann ich schon verstehen, warum unser Berufsstand in der Gesellschaft teilweise so in Verruf ist...
Verständlich und klar, dass man bei der Mandatsübernahme auch wirtschaftliche Aspekte bedenken und berücksichtigen muss, aber wie kann man mit so einer Denkweise und Einstellung an seine Arbeit gehen?? Wenn ich sowas lese, frag ich mich, ob der wahre Sinn unseres Berufs, nämlich Menschen bei Ihren Problemen und Nöten zu helfen sowie für Gerechtigkeit einzustehen, wirklich erkannt wurde... traurig...
Genau! Das wäre ja so, wenn ein Richter bei einer Klage mit einem geringen Streitwert nur wenig bis gar keine Mühe geben würde. Ich hatte mal eine 400€ Klage (495aVerfahren).das war materiell sowas von ätzend na und? Da habe ich 3x so viel Arbeit wie in eine 4.999€-Klage gesteckt. Diese Einstellung ist ja furchtbar, dann solltet ihr euch wirklich überlegen, was anderes zu machen.
Junge, Junge! So viel pathetischen Scheiß hört man gewöhnlich von Erstsemestern.
Und dann noch erstnahft Richter mit Anwälten zu vergleichen...das sind doch ganz andere Voraussetzungen