14.02.2021, 19:31
(14.02.2021, 16:46)Gast schrieb: Der Frust aufgrund von Opportunitätskosten (was würde ich woanders verdienen?) minimiert sich, wenn man sich überlegt, wo man denn sonst wirklich arbeiten würde. In der Großstadt stellt man sich die Frage jedenfalls als Berufsanfänger schon mal. Grosskanzlei kommt auch nur in Betracht in der Großstadt. Will ich ein bestimmtes Rechtsgebiet machen (und kriege das als Richter auch), muss ich erstmal gucken, wo ich das in der GK vor Ort machen kann und was ich dafür kriege. Bei mir waren das 3 Adressen, wo ich mit 80k, 85k oder 100k angefangen hätte. Jedes Jahr 5k mehr. Da ich grad neben R1 noch eine angezeigte Nebentätigkeit habe, die mich kaum Aufwand kostet, bin ich nach meiner PKV bei einem Monatsnetto im öD, wo ich in der fW mind. 80k auch verdienen müsste.
Und dann haben wir noch nicht über die Arbeitsbedingungen geredet. Als Einzelrichter bin ich mein eigener Herr (und mein eigener Sklave, ja), aber ich muss niemandem vorlegen und niemandem facetimen. Ich habe kein Diensthandy, weil ich es nicht brauche. Ich habe keine Mailweiterleitung, weil ich sie nicht brauche. Über Mails kommen Fortbildungshinweise, aber keine Anweisungen oder Wünsche. Das Telefon klingelt, wenn ich vorher wo angerufen habe, weil ich das für nötig gehalten habe, sonst nicht. An der Tür klopft es, wenn der Kollege/die Kollegin Rat sucht auf einen Kaffee, oder halt Zutrag kommt, wenn ich dann schon im Büro bin, sonst nicht.
Also, in der Justiz die Nerven behalten, dann klappt’s. Klar wär alles einfacher, wenn mehr Stellen geschaffen und auch besetzt würden. Aber der Wert von Rechtspflege ist nicht in Geld messbar und der Verlust an Rechtspflege nur für den Einzelnen spürbar und deswegen wird sich in den Länderhaushalten da wenig ändern.
Hast schon überwiegend recht. Gibt sich auch Schattenseiten, dennoch bin ich froh - wenn auch nicht auf Lebenszeit- dass ich relativ fest im Sattel bin. Als Anfänger in einer GK in der heutigen Zeit? Nein danke! Diese GK-Streber bekommen jetzt alle kalte Füße und wollen sich in die Justiz retten. Diejenigen, die es schaffen, staunen dann aber regelmäßig Bauklötzer, dass es so viel Arbeit ist. Hab n Kollegen, der rumheult, weil er in seiner 3. Woche seine erste Einzelrichtersitzung hat und zudem sein WE ernsthaft gefährdet sieht, weil ggf. wE- Arbeit anstehen könnte. Bäh. Mit dieser Einstellung wird das nicht. Euch GK-Menschen liegt die Welt mitnichten zu Füßen!!! Macht euch das bewusst!!
14.02.2021, 19:41
Ich war auch 2 Jahre in einer GK und bin dann in die Justiz gewechselt. Fand es entspannt. Wobei es schon schlimm ist, weil ich gefühlt eine ganze Arbeit der Geschäftsstelle selben mache, weil die zu unfähig sind
14.02.2021, 19:45
Am geilsten sind die Protokolle. Ich habe schon manchmal das Gefühl, dass ich mir die ganzen Rechtschreib- und Grammatikfehler der GS merke und übernehme. Schlimm, wenn man nicht den Unterschied zwischen das und dass rafft

14.02.2021, 22:13
Eine gute Geschäftsstelle ist wirklich gold wert, eine schlechte kostet hingegen viel Mehrarbeit und Nerven. Da spart die Justiz leider (auch) zu sehr. Was die da teilweise für Leute hinsetzen, oder schon seit Jahren dort sitzen, und was man denen dann auch noch alles so durchgehen lässt, ist unglaublich.
14.02.2021, 22:18
(14.02.2021, 22:13)GastNRW23 schrieb: Eine gute Geschäftsstelle ist wirklich gold wert, eine schlechte kostet hingegen viel Mehrarbeit und Nerven. Da spart die Justiz leider (auch) zu sehr. Was die da teilweise für Leute hinsetzen, oder schon seit Jahren dort sitzen, und was man denen dann auch noch alles so durchgehen lässt, ist unglaublich.
es kommt keiner nach, der was peilt.
14.02.2021, 22:43
(14.02.2021, 22:18)Gast schrieb:(14.02.2021, 22:13)GastNRW23 schrieb: Eine gute Geschäftsstelle ist wirklich gold wert, eine schlechte kostet hingegen viel Mehrarbeit und Nerven. Da spart die Justiz leider (auch) zu sehr. Was die da teilweise für Leute hinsetzen, oder schon seit Jahren dort sitzen, und was man denen dann auch noch alles so durchgehen lässt, ist unglaublich.
es kommt keiner nach, der was peilt.
Doch, wir haben einige Auszubildende, die ganz auf Zack und super interessiert sind. Die eAkte ist für sie total intuitiv. Die Alten, die keinen Bock mehr haben, sind viel schlimmer und können gerne in Vorruhestand gehen.
14.02.2021, 22:46
Also wenn ich sehe, dass die Die Mehrzahl der Urkundenbeamten an meinem AG noch per Hand protokollieren bekomme ich das kotzen.
14.02.2021, 22:53
(14.02.2021, 19:31)Kollegah schrieb:(14.02.2021, 16:46)Gast schrieb: Der Frust aufgrund von Opportunitätskosten (was würde ich woanders verdienen?) minimiert sich, wenn man sich überlegt, wo man denn sonst wirklich arbeiten würde. In der Großstadt stellt man sich die Frage jedenfalls als Berufsanfänger schon mal. Grosskanzlei kommt auch nur in Betracht in der Großstadt. Will ich ein bestimmtes Rechtsgebiet machen (und kriege das als Richter auch), muss ich erstmal gucken, wo ich das in der GK vor Ort machen kann und was ich dafür kriege. Bei mir waren das 3 Adressen, wo ich mit 80k, 85k oder 100k angefangen hätte. Jedes Jahr 5k mehr. Da ich grad neben R1 noch eine angezeigte Nebentätigkeit habe, die mich kaum Aufwand kostet, bin ich nach meiner PKV bei einem Monatsnetto im öD, wo ich in der fW mind. 80k auch verdienen müsste.
Und dann haben wir noch nicht über die Arbeitsbedingungen geredet. Als Einzelrichter bin ich mein eigener Herr (und mein eigener Sklave, ja), aber ich muss niemandem vorlegen und niemandem facetimen. Ich habe kein Diensthandy, weil ich es nicht brauche. Ich habe keine Mailweiterleitung, weil ich sie nicht brauche. Über Mails kommen Fortbildungshinweise, aber keine Anweisungen oder Wünsche. Das Telefon klingelt, wenn ich vorher wo angerufen habe, weil ich das für nötig gehalten habe, sonst nicht. An der Tür klopft es, wenn der Kollege/die Kollegin Rat sucht auf einen Kaffee, oder halt Zutrag kommt, wenn ich dann schon im Büro bin, sonst nicht.
Also, in der Justiz die Nerven behalten, dann klappt’s. Klar wär alles einfacher, wenn mehr Stellen geschaffen und auch besetzt würden. Aber der Wert von Rechtspflege ist nicht in Geld messbar und der Verlust an Rechtspflege nur für den Einzelnen spürbar und deswegen wird sich in den Länderhaushalten da wenig ändern.
Hast schon überwiegend recht. Gibt sich auch Schattenseiten, dennoch bin ich froh - wenn auch nicht auf Lebenszeit- dass ich relativ fest im Sattel bin. Als Anfänger in einer GK in der heutigen Zeit? Nein danke! Diese GK-Streber bekommen jetzt alle kalte Füße und wollen sich in die Justiz retten. Diejenigen, die es schaffen, staunen dann aber regelmäßig Bauklötzer, dass es so viel Arbeit ist. Hab n Kollegen, der rumheult, weil er in seiner 3. Woche seine erste Einzelrichtersitzung hat und zudem sein WE ernsthaft gefährdet sieht, weil ggf. wE- Arbeit anstehen könnte. Bäh. Mit dieser Einstellung wird das nicht. Euch GK-Menschen liegt die Welt mitnichten zu Füßen!!! Macht euch das bewusst!!
Wenn wir Ende September alle geimpft sind, machen die GKs wieder auf und die Gerichte können dann Corona aufarbeiten (= noch mehr Arbeit).
14.02.2021, 23:03
(14.02.2021, 22:53)Gast schrieb:(14.02.2021, 19:31)Kollegah schrieb:(14.02.2021, 16:46)Gast schrieb: Der Frust aufgrund von Opportunitätskosten (was würde ich woanders verdienen?) minimiert sich, wenn man sich überlegt, wo man denn sonst wirklich arbeiten würde. In der Großstadt stellt man sich die Frage jedenfalls als Berufsanfänger schon mal. Grosskanzlei kommt auch nur in Betracht in der Großstadt. Will ich ein bestimmtes Rechtsgebiet machen (und kriege das als Richter auch), muss ich erstmal gucken, wo ich das in der GK vor Ort machen kann und was ich dafür kriege. Bei mir waren das 3 Adressen, wo ich mit 80k, 85k oder 100k angefangen hätte. Jedes Jahr 5k mehr. Da ich grad neben R1 noch eine angezeigte Nebentätigkeit habe, die mich kaum Aufwand kostet, bin ich nach meiner PKV bei einem Monatsnetto im öD, wo ich in der fW mind. 80k auch verdienen müsste.
Und dann haben wir noch nicht über die Arbeitsbedingungen geredet. Als Einzelrichter bin ich mein eigener Herr (und mein eigener Sklave, ja), aber ich muss niemandem vorlegen und niemandem facetimen. Ich habe kein Diensthandy, weil ich es nicht brauche. Ich habe keine Mailweiterleitung, weil ich sie nicht brauche. Über Mails kommen Fortbildungshinweise, aber keine Anweisungen oder Wünsche. Das Telefon klingelt, wenn ich vorher wo angerufen habe, weil ich das für nötig gehalten habe, sonst nicht. An der Tür klopft es, wenn der Kollege/die Kollegin Rat sucht auf einen Kaffee, oder halt Zutrag kommt, wenn ich dann schon im Büro bin, sonst nicht.
Also, in der Justiz die Nerven behalten, dann klappt’s. Klar wär alles einfacher, wenn mehr Stellen geschaffen und auch besetzt würden. Aber der Wert von Rechtspflege ist nicht in Geld messbar und der Verlust an Rechtspflege nur für den Einzelnen spürbar und deswegen wird sich in den Länderhaushalten da wenig ändern.
Hast schon überwiegend recht. Gibt sich auch Schattenseiten, dennoch bin ich froh - wenn auch nicht auf Lebenszeit- dass ich relativ fest im Sattel bin. Als Anfänger in einer GK in der heutigen Zeit? Nein danke! Diese GK-Streber bekommen jetzt alle kalte Füße und wollen sich in die Justiz retten. Diejenigen, die es schaffen, staunen dann aber regelmäßig Bauklötzer, dass es so viel Arbeit ist. Hab n Kollegen, der rumheult, weil er in seiner 3. Woche seine erste Einzelrichtersitzung hat und zudem sein WE ernsthaft gefährdet sieht, weil ggf. wE- Arbeit anstehen könnte. Bäh. Mit dieser Einstellung wird das nicht. Euch GK-Menschen liegt die Welt mitnichten zu Füßen!!! Macht euch das bewusst!!
Wenn wir Ende September alle geimpft sind, machen die GKs wieder auf und die Gerichte können dann Corona aufarbeiten (= noch mehr Arbeit).
Bitte nicht noch mehr Arbeit

14.02.2021, 23:10
(14.02.2021, 23:03)Riik schrieb:(14.02.2021, 22:53)Gast schrieb:(14.02.2021, 19:31)Kollegah schrieb:(14.02.2021, 16:46)Gast schrieb: Der Frust aufgrund von Opportunitätskosten (was würde ich woanders verdienen?) minimiert sich, wenn man sich überlegt, wo man denn sonst wirklich arbeiten würde. In der Großstadt stellt man sich die Frage jedenfalls als Berufsanfänger schon mal. Grosskanzlei kommt auch nur in Betracht in der Großstadt. Will ich ein bestimmtes Rechtsgebiet machen (und kriege das als Richter auch), muss ich erstmal gucken, wo ich das in der GK vor Ort machen kann und was ich dafür kriege. Bei mir waren das 3 Adressen, wo ich mit 80k, 85k oder 100k angefangen hätte. Jedes Jahr 5k mehr. Da ich grad neben R1 noch eine angezeigte Nebentätigkeit habe, die mich kaum Aufwand kostet, bin ich nach meiner PKV bei einem Monatsnetto im öD, wo ich in der fW mind. 80k auch verdienen müsste.
Und dann haben wir noch nicht über die Arbeitsbedingungen geredet. Als Einzelrichter bin ich mein eigener Herr (und mein eigener Sklave, ja), aber ich muss niemandem vorlegen und niemandem facetimen. Ich habe kein Diensthandy, weil ich es nicht brauche. Ich habe keine Mailweiterleitung, weil ich sie nicht brauche. Über Mails kommen Fortbildungshinweise, aber keine Anweisungen oder Wünsche. Das Telefon klingelt, wenn ich vorher wo angerufen habe, weil ich das für nötig gehalten habe, sonst nicht. An der Tür klopft es, wenn der Kollege/die Kollegin Rat sucht auf einen Kaffee, oder halt Zutrag kommt, wenn ich dann schon im Büro bin, sonst nicht.
Also, in der Justiz die Nerven behalten, dann klappt’s. Klar wär alles einfacher, wenn mehr Stellen geschaffen und auch besetzt würden. Aber der Wert von Rechtspflege ist nicht in Geld messbar und der Verlust an Rechtspflege nur für den Einzelnen spürbar und deswegen wird sich in den Länderhaushalten da wenig ändern.
Hast schon überwiegend recht. Gibt sich auch Schattenseiten, dennoch bin ich froh - wenn auch nicht auf Lebenszeit- dass ich relativ fest im Sattel bin. Als Anfänger in einer GK in der heutigen Zeit? Nein danke! Diese GK-Streber bekommen jetzt alle kalte Füße und wollen sich in die Justiz retten. Diejenigen, die es schaffen, staunen dann aber regelmäßig Bauklötzer, dass es so viel Arbeit ist. Hab n Kollegen, der rumheult, weil er in seiner 3. Woche seine erste Einzelrichtersitzung hat und zudem sein WE ernsthaft gefährdet sieht, weil ggf. wE- Arbeit anstehen könnte. Bäh. Mit dieser Einstellung wird das nicht. Euch GK-Menschen liegt die Welt mitnichten zu Füßen!!! Macht euch das bewusst!!
Wenn wir Ende September alle geimpft sind, machen die GKs wieder auf und die Gerichte können dann Corona aufarbeiten (= noch mehr Arbeit).
Bitte nicht noch mehr Arbeit
Die Justiz schiebt doch zur Zeit echt einen Lauen...