08.07.2021, 12:42
(07.07.2021, 13:38)Gasto schrieb:(07.07.2021, 13:11)omnimodo schrieb: Naive Frage: ist es denn so schwer auf 9 Std am Tag billables zu kommen? Ich meine ich setze mich ab 9:15 ungefähr an die erste Arbeit, mache zwischendurch vielleicht 45 Minuten Pause, mit Kaffeeholen am Tag so eine Stunde, die von der Zeit am Rechner abgeht.
Da kloppe ich dann Tabellen voll / schreibe was...Das ist doch alles abrechenbar? Als WissMit bin ich immer mit gutem Gewissen (sofern es denn Arbeit für den ganzen Tag gab) auf 8 abrechenbare Stunden gekommen. Was man davon tatsächlich in Rechnung gestellt hat ist ne andere Frage, aber man war sehr zufrieden mit meiner Arbeit.
Als Anwalt mit ein paar Jahren Berufserfahrung in GKs. Ja, ist es oft. Gründe hierfür:
1. Du hast nicht jeden Tag einen vollen Schreibtisch. Mal sind ein paar Dinge abgearbeitet und dann kommt erst am Nachmittag das nächste rein. Schon fehlen dir morgens drei Stunden.
2. Du hast relativ viel Reibungsverlust, wenn du diverse Sachen gleichzeitig betreust. Zumindest bei mir ist es nicht so, dass ich 2 Stunden auf Sache A arbeite, dann dort den Stift fallen lasse und sofort 2 Stunden auf Sache B weiterarbeite. Dazwischen mal Kaffee holen, Kollege kommt mit einer Frage oder kurzes Schwätzchen rein, schon wieder 30 Minuten weg.
3. Ich bekomme 50-100 Emails pro Tag. Wenn ich nun hier und dort Dinge querlese, trage ich das nicht jedes Mal ein (ginge auch gar nicht). Wenn ich mit einem Auge schaue, was so in den Parallelverfahren abgeht, kann ich das nicht aufschreiben; ich brauche aber trotzdem den Überblick.
4. Arbeitsaufwand und Budget beißen sich manchmal.
5. Es ist mE einfach schwierig, den ganzen Tag - 9 Stunden lang - konsequent an Sachen zu arbeiten.
Ja, ich weiß, hier kommen gleich wieder Kollegen, die über den dicken Daumen abrechnen. Wo jede Zeiteinheit aufgerundet wird, die auf einem einzigen Großprojekt hocken und von morgens bis abends den Timer dort laufen lassen können, beim Schwatz mit den Kollegen die Uhr weiterläuft und jede Stunde knallhart aufgeschrieben wird (Budget hin oder her). Aber aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass sind die Kollegen, die nicht lange in den GKs bleiben.
Bei 10 Stunden Arbeitszeit (9-20 Uhr, Stunde Mittag) komme ich auf 8 Stunden, wenn es gut läuft. Können auch mal schnell nur 7 sein. Und so Tage, an denen mal weniger ist (oder man einfach 2 Stunden in einem Team internen Call hängt), schlagen dann halt mit nur 3-4 billables zu buche.
Und ja, das leben als WiMi war da einfacher, weil ich fröhlich aufgeschrieben habe und es am Ende keinen interessiert hat. Die Stunden wurden rausgestrichen oder eben mit paar Euro beim Mandanten in Rechnung gestellt. Jetzt hingegen habe ich einen business case, es geht um Wirtschaftlichkeit und bei 400 Euro die Stunde, schaut der Mandant schon auf die Rechnung, so dass 20 Stunden mehr oder weniger von mir in einem Fall pro Monat schon Auswirkungen auf das Budget haben.
Gibt auch WiMis die mit 500€/h abgerechnet werden.
08.07.2021, 13:01
(08.07.2021, 12:42)Gast schrieb:(07.07.2021, 13:38)Gasto schrieb:(07.07.2021, 13:11)omnimodo schrieb: Naive Frage: ist es denn so schwer auf 9 Std am Tag billables zu kommen? Ich meine ich setze mich ab 9:15 ungefähr an die erste Arbeit, mache zwischendurch vielleicht 45 Minuten Pause, mit Kaffeeholen am Tag so eine Stunde, die von der Zeit am Rechner abgeht.
Da kloppe ich dann Tabellen voll / schreibe was...Das ist doch alles abrechenbar? Als WissMit bin ich immer mit gutem Gewissen (sofern es denn Arbeit für den ganzen Tag gab) auf 8 abrechenbare Stunden gekommen. Was man davon tatsächlich in Rechnung gestellt hat ist ne andere Frage, aber man war sehr zufrieden mit meiner Arbeit.
Als Anwalt mit ein paar Jahren Berufserfahrung in GKs. Ja, ist es oft. Gründe hierfür:
1. Du hast nicht jeden Tag einen vollen Schreibtisch. Mal sind ein paar Dinge abgearbeitet und dann kommt erst am Nachmittag das nächste rein. Schon fehlen dir morgens drei Stunden.
2. Du hast relativ viel Reibungsverlust, wenn du diverse Sachen gleichzeitig betreust. Zumindest bei mir ist es nicht so, dass ich 2 Stunden auf Sache A arbeite, dann dort den Stift fallen lasse und sofort 2 Stunden auf Sache B weiterarbeite. Dazwischen mal Kaffee holen, Kollege kommt mit einer Frage oder kurzes Schwätzchen rein, schon wieder 30 Minuten weg.
3. Ich bekomme 50-100 Emails pro Tag. Wenn ich nun hier und dort Dinge querlese, trage ich das nicht jedes Mal ein (ginge auch gar nicht). Wenn ich mit einem Auge schaue, was so in den Parallelverfahren abgeht, kann ich das nicht aufschreiben; ich brauche aber trotzdem den Überblick.
4. Arbeitsaufwand und Budget beißen sich manchmal.
5. Es ist mE einfach schwierig, den ganzen Tag - 9 Stunden lang - konsequent an Sachen zu arbeiten.
Ja, ich weiß, hier kommen gleich wieder Kollegen, die über den dicken Daumen abrechnen. Wo jede Zeiteinheit aufgerundet wird, die auf einem einzigen Großprojekt hocken und von morgens bis abends den Timer dort laufen lassen können, beim Schwatz mit den Kollegen die Uhr weiterläuft und jede Stunde knallhart aufgeschrieben wird (Budget hin oder her). Aber aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass sind die Kollegen, die nicht lange in den GKs bleiben.
Bei 10 Stunden Arbeitszeit (9-20 Uhr, Stunde Mittag) komme ich auf 8 Stunden, wenn es gut läuft. Können auch mal schnell nur 7 sein. Und so Tage, an denen mal weniger ist (oder man einfach 2 Stunden in einem Team internen Call hängt), schlagen dann halt mit nur 3-4 billables zu buche.
Und ja, das leben als WiMi war da einfacher, weil ich fröhlich aufgeschrieben habe und es am Ende keinen interessiert hat. Die Stunden wurden rausgestrichen oder eben mit paar Euro beim Mandanten in Rechnung gestellt. Jetzt hingegen habe ich einen business case, es geht um Wirtschaftlichkeit und bei 400 Euro die Stunde, schaut der Mandant schon auf die Rechnung, so dass 20 Stunden mehr oder weniger von mir in einem Fall pro Monat schon Auswirkungen auf das Budget haben.
Gibt auch WiMis die mit 500€/h abgerechnet werden.
Alle vier Jahre hat der Februar auch 29 Tage... dass ein WiMi mal mit so einem Satz abgerechnet wird, hast du entweder, wenn du mit einer blended rate arbeitest (was für seniorer Associates oft schon wieder scheisse ist) oder du einen weltweiten Satz hast und den WiMi auf einem US-1st year Satz laufen lassen kannst.
Beides kommt übrigens in aller Regel nicht in Bereichen vor, die man in einer GK als "chillig" bezeichnen würde
08.07.2021, 18:04
(08.07.2021, 13:01)Gasto schrieb:(08.07.2021, 12:42)Gast schrieb:(07.07.2021, 13:38)Gasto schrieb:(07.07.2021, 13:11)omnimodo schrieb: Naive Frage: ist es denn so schwer auf 9 Std am Tag billables zu kommen? Ich meine ich setze mich ab 9:15 ungefähr an die erste Arbeit, mache zwischendurch vielleicht 45 Minuten Pause, mit Kaffeeholen am Tag so eine Stunde, die von der Zeit am Rechner abgeht.
Da kloppe ich dann Tabellen voll / schreibe was...Das ist doch alles abrechenbar? Als WissMit bin ich immer mit gutem Gewissen (sofern es denn Arbeit für den ganzen Tag gab) auf 8 abrechenbare Stunden gekommen. Was man davon tatsächlich in Rechnung gestellt hat ist ne andere Frage, aber man war sehr zufrieden mit meiner Arbeit.
Als Anwalt mit ein paar Jahren Berufserfahrung in GKs. Ja, ist es oft. Gründe hierfür:
1. Du hast nicht jeden Tag einen vollen Schreibtisch. Mal sind ein paar Dinge abgearbeitet und dann kommt erst am Nachmittag das nächste rein. Schon fehlen dir morgens drei Stunden.
2. Du hast relativ viel Reibungsverlust, wenn du diverse Sachen gleichzeitig betreust. Zumindest bei mir ist es nicht so, dass ich 2 Stunden auf Sache A arbeite, dann dort den Stift fallen lasse und sofort 2 Stunden auf Sache B weiterarbeite. Dazwischen mal Kaffee holen, Kollege kommt mit einer Frage oder kurzes Schwätzchen rein, schon wieder 30 Minuten weg.
3. Ich bekomme 50-100 Emails pro Tag. Wenn ich nun hier und dort Dinge querlese, trage ich das nicht jedes Mal ein (ginge auch gar nicht). Wenn ich mit einem Auge schaue, was so in den Parallelverfahren abgeht, kann ich das nicht aufschreiben; ich brauche aber trotzdem den Überblick.
4. Arbeitsaufwand und Budget beißen sich manchmal.
5. Es ist mE einfach schwierig, den ganzen Tag - 9 Stunden lang - konsequent an Sachen zu arbeiten.
Ja, ich weiß, hier kommen gleich wieder Kollegen, die über den dicken Daumen abrechnen. Wo jede Zeiteinheit aufgerundet wird, die auf einem einzigen Großprojekt hocken und von morgens bis abends den Timer dort laufen lassen können, beim Schwatz mit den Kollegen die Uhr weiterläuft und jede Stunde knallhart aufgeschrieben wird (Budget hin oder her). Aber aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass sind die Kollegen, die nicht lange in den GKs bleiben.
Bei 10 Stunden Arbeitszeit (9-20 Uhr, Stunde Mittag) komme ich auf 8 Stunden, wenn es gut läuft. Können auch mal schnell nur 7 sein. Und so Tage, an denen mal weniger ist (oder man einfach 2 Stunden in einem Team internen Call hängt), schlagen dann halt mit nur 3-4 billables zu buche.
Und ja, das leben als WiMi war da einfacher, weil ich fröhlich aufgeschrieben habe und es am Ende keinen interessiert hat. Die Stunden wurden rausgestrichen oder eben mit paar Euro beim Mandanten in Rechnung gestellt. Jetzt hingegen habe ich einen business case, es geht um Wirtschaftlichkeit und bei 400 Euro die Stunde, schaut der Mandant schon auf die Rechnung, so dass 20 Stunden mehr oder weniger von mir in einem Fall pro Monat schon Auswirkungen auf das Budget haben.
Gibt auch WiMis die mit 500€/h abgerechnet werden.
Alle vier Jahre hat der Februar auch 29 Tage... dass ein WiMi mal mit so einem Satz abgerechnet wird, hast du entweder, wenn du mit einer blended rate arbeitest (was für seniorer Associates oft schon wieder scheisse ist) oder du einen weltweiten Satz hast und den WiMi auf einem US-1st year Satz laufen lassen kannst.
Beides kommt übrigens in aller Regel nicht in Bereichen vor, die man in einer GK als "chillig" bezeichnen würde
Und ersteres eigentlich so gut wie nie.
08.07.2021, 18:39
Welcher Mandant ist so dumm und zahlt für einen wissenschaftlichen Mitarbeiter 500 Euro die Stunde?
08.07.2021, 19:10
(08.07.2021, 18:39)Gast schrieb: Welcher Mandant ist so dumm und zahlt für einen wissenschaftlichen Mitarbeiter 500 Euro die Stunde?
US Mandanten, die die US rates zahlen. Da steht auch kein Partner für unter 1200 USD auf. Da kannst du auch einen WiMi für 500 verscherbeln und der deutsche Partner freut sich.
Du musst das so sehen bei den großen Deals, wenn es etwa um 3 Mrd geht... Und intern würde man damit kalkulieren, dass man 5% Rendite erzielen kann. Dann sind das bei 3 Mrd jeden Tag über 400k USD an Gewinn... es macht also einiges aus, ob du den Deal schon einen Tag früher oder später über die Bühne bekommst. Ob du dann pro Tag 10k mehr an die Anwälte zahlst wegen irgendwelcher Rates ist da auch egal.
08.07.2021, 19:37
(08.07.2021, 19:10)Gasto schrieb: Du musst das so sehen bei den großen Deals, wenn es etwa um 3 Mrd geht... Und intern würde man damit kalkulieren, dass man 5% Rendite erzielen kann. Dann sind das bei 3 Mrd jeden Tag über 400k USD an Gewinn... es macht also einiges aus, ob du den Deal schon einen Tag früher oder später über die Bühne bekommst. Ob du dann pro Tag 10k mehr an die Anwälte zahlst wegen irgendwelcher Rates ist da auch egal.
Hm, die Begründung erscheint mir schief. In der Locked Box kann ein um eine paar Tage verzögertes Closing schon konzeptuell keinen Unterschied für die Rendite machen, weil dir das Target wirtschaftlich schon seit einem Zeitpunkt in der Vergangenheit gehört. Closing Accounts kommen doch fast nie vor - und würde man da nicht auch eher auf ein Monats- oder Quartalsende hinarbeiten?
08.07.2021, 21:27
(08.07.2021, 10:37)guga schrieb:(08.07.2021, 10:25)Gast schrieb:(07.07.2021, 13:38)Gasto schrieb:(07.07.2021, 13:11)omnimodo schrieb: Naive Frage: ist es denn so schwer auf 9 Std am Tag billables zu kommen? Ich meine ich setze mich ab 9:15 ungefähr an die erste Arbeit, mache zwischendurch vielleicht 45 Minuten Pause, mit Kaffeeholen am Tag so eine Stunde, die von der Zeit am Rechner abgeht.
Da kloppe ich dann Tabellen voll / schreibe was...Das ist doch alles abrechenbar? Als WissMit bin ich immer mit gutem Gewissen (sofern es denn Arbeit für den ganzen Tag gab) auf 8 abrechenbare Stunden gekommen. Was man davon tatsächlich in Rechnung gestellt hat ist ne andere Frage, aber man war sehr zufrieden mit meiner Arbeit.
Als Anwalt mit ein paar Jahren Berufserfahrung in GKs. Ja, ist es oft. Gründe hierfür:
1. Du hast nicht jeden Tag einen vollen Schreibtisch. Mal sind ein paar Dinge abgearbeitet und dann kommt erst am Nachmittag das nächste rein. Schon fehlen dir morgens drei Stunden.
2. Du hast relativ viel Reibungsverlust, wenn du diverse Sachen gleichzeitig betreust. Zumindest bei mir ist es nicht so, dass ich 2 Stunden auf Sache A arbeite, dann dort den Stift fallen lasse und sofort 2 Stunden auf Sache B weiterarbeite. Dazwischen mal Kaffee holen, Kollege kommt mit einer Frage oder kurzes Schwätzchen rein, schon wieder 30 Minuten weg.
3. Ich bekomme 50-100 Emails pro Tag. Wenn ich nun hier und dort Dinge querlese, trage ich das nicht jedes Mal ein (ginge auch gar nicht). Wenn ich mit einem Auge schaue, was so in den Parallelverfahren abgeht, kann ich das nicht aufschreiben; ich brauche aber trotzdem den Überblick.
4. Arbeitsaufwand und Budget beißen sich manchmal.
5. Es ist mE einfach schwierig, den ganzen Tag - 9 Stunden lang - konsequent an Sachen zu arbeiten.
Ja, ich weiß, hier kommen gleich wieder Kollegen, die über den dicken Daumen abrechnen. Wo jede Zeiteinheit aufgerundet wird, die auf einem einzigen Großprojekt hocken und von morgens bis abends den Timer dort laufen lassen können, beim Schwatz mit den Kollegen die Uhr weiterläuft und jede Stunde knallhart aufgeschrieben wird (Budget hin oder her). Aber aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass sind die Kollegen, die nicht lange in den GKs bleiben.
Bei 10 Stunden Arbeitszeit (9-20 Uhr, Stunde Mittag) komme ich auf 8 Stunden, wenn es gut läuft. Können auch mal schnell nur 7 sein. Und so Tage, an denen mal weniger ist (oder man einfach 2 Stunden in einem Team internen Call hängt), schlagen dann halt mit nur 3-4 billables zu buche.
Und ja, das leben als WiMi war da einfacher, weil ich fröhlich aufgeschrieben habe und es am Ende keinen interessiert hat. Die Stunden wurden rausgestrichen oder eben mit paar Euro beim Mandanten in Rechnung gestellt. Jetzt hingegen habe ich einen business case, es geht um Wirtschaftlichkeit und bei 400 Euro die Stunde, schaut der Mandant schon auf die Rechnung, so dass 20 Stunden mehr oder weniger von mir in einem Fall pro Monat schon Auswirkungen auf das Budget haben.
6. es kommt auch gerne mal so eine Anfrage wie: "Schreiben Sie bitte mal eben einen Newsletter zu XYZ-Verordnung" oder "Bereiten Sie mal die Unterlage für den Pitch bei der X-GmbH vor". Und schwupps hast Du einen ganzen Tag gearbeitet aber alles ist non-billable
oder Partner aus anderem Gebiet kommt vorbei und meint: Wie ist das Thema XYZ zu bewerten? Können Sie mir mal eine kurze E-Mail dazu schicken.
Schon hockt man 4h dran, weil man nichts falsches schreiben will.
Das kommt ja aber auch auf die Kanzlei an und sind Dinge, die Neueinsteiger idr nicht wissen. Es sind nämlich Welten zwischen "am Ende stehen 1750 billables auf dem Zettel die beim Mandanten abgerechnet werden können" und "1750 billables, wo auch internes umfasst sind". Ich würde nur bei letzterem arbeiten, weil auch der Newsletter, die Frage des anderen Partner, recruiting, Aufsätze etc sind Arbeit für die Kanzlei... Also ne Kanzlei, die nur abrechenbare haben will, find ich unmöglich, weiß aber, dass das oft vorkommt. Das sind Dinge, die man im Vorstellungsgespräch fragen sollte
08.07.2021, 22:34
(08.07.2021, 21:27)Gast schrieb:(08.07.2021, 10:37)guga schrieb:(08.07.2021, 10:25)Gast schrieb:(07.07.2021, 13:38)Gasto schrieb:(07.07.2021, 13:11)omnimodo schrieb: Naive Frage: ist es denn so schwer auf 9 Std am Tag billables zu kommen? Ich meine ich setze mich ab 9:15 ungefähr an die erste Arbeit, mache zwischendurch vielleicht 45 Minuten Pause, mit Kaffeeholen am Tag so eine Stunde, die von der Zeit am Rechner abgeht.
Da kloppe ich dann Tabellen voll / schreibe was...Das ist doch alles abrechenbar? Als WissMit bin ich immer mit gutem Gewissen (sofern es denn Arbeit für den ganzen Tag gab) auf 8 abrechenbare Stunden gekommen. Was man davon tatsächlich in Rechnung gestellt hat ist ne andere Frage, aber man war sehr zufrieden mit meiner Arbeit.
Als Anwalt mit ein paar Jahren Berufserfahrung in GKs. Ja, ist es oft. Gründe hierfür:
1. Du hast nicht jeden Tag einen vollen Schreibtisch. Mal sind ein paar Dinge abgearbeitet und dann kommt erst am Nachmittag das nächste rein. Schon fehlen dir morgens drei Stunden.
2. Du hast relativ viel Reibungsverlust, wenn du diverse Sachen gleichzeitig betreust. Zumindest bei mir ist es nicht so, dass ich 2 Stunden auf Sache A arbeite, dann dort den Stift fallen lasse und sofort 2 Stunden auf Sache B weiterarbeite. Dazwischen mal Kaffee holen, Kollege kommt mit einer Frage oder kurzes Schwätzchen rein, schon wieder 30 Minuten weg.
3. Ich bekomme 50-100 Emails pro Tag. Wenn ich nun hier und dort Dinge querlese, trage ich das nicht jedes Mal ein (ginge auch gar nicht). Wenn ich mit einem Auge schaue, was so in den Parallelverfahren abgeht, kann ich das nicht aufschreiben; ich brauche aber trotzdem den Überblick.
4. Arbeitsaufwand und Budget beißen sich manchmal.
5. Es ist mE einfach schwierig, den ganzen Tag - 9 Stunden lang - konsequent an Sachen zu arbeiten.
Ja, ich weiß, hier kommen gleich wieder Kollegen, die über den dicken Daumen abrechnen. Wo jede Zeiteinheit aufgerundet wird, die auf einem einzigen Großprojekt hocken und von morgens bis abends den Timer dort laufen lassen können, beim Schwatz mit den Kollegen die Uhr weiterläuft und jede Stunde knallhart aufgeschrieben wird (Budget hin oder her). Aber aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass sind die Kollegen, die nicht lange in den GKs bleiben.
Bei 10 Stunden Arbeitszeit (9-20 Uhr, Stunde Mittag) komme ich auf 8 Stunden, wenn es gut läuft. Können auch mal schnell nur 7 sein. Und so Tage, an denen mal weniger ist (oder man einfach 2 Stunden in einem Team internen Call hängt), schlagen dann halt mit nur 3-4 billables zu buche.
Und ja, das leben als WiMi war da einfacher, weil ich fröhlich aufgeschrieben habe und es am Ende keinen interessiert hat. Die Stunden wurden rausgestrichen oder eben mit paar Euro beim Mandanten in Rechnung gestellt. Jetzt hingegen habe ich einen business case, es geht um Wirtschaftlichkeit und bei 400 Euro die Stunde, schaut der Mandant schon auf die Rechnung, so dass 20 Stunden mehr oder weniger von mir in einem Fall pro Monat schon Auswirkungen auf das Budget haben.
6. es kommt auch gerne mal so eine Anfrage wie: "Schreiben Sie bitte mal eben einen Newsletter zu XYZ-Verordnung" oder "Bereiten Sie mal die Unterlage für den Pitch bei der X-GmbH vor". Und schwupps hast Du einen ganzen Tag gearbeitet aber alles ist non-billable
oder Partner aus anderem Gebiet kommt vorbei und meint: Wie ist das Thema XYZ zu bewerten? Können Sie mir mal eine kurze E-Mail dazu schicken.
Schon hockt man 4h dran, weil man nichts falsches schreiben will.
Das kommt ja aber auch auf die Kanzlei an und sind Dinge, die Neueinsteiger idr nicht wissen. Es sind nämlich Welten zwischen "am Ende stehen 1750 billables auf dem Zettel die beim Mandanten abgerechnet werden können" und "1750 billables, wo auch internes umfasst sind". Ich würde nur bei letzterem arbeiten, weil auch der Newsletter, die Frage des anderen Partner, recruiting, Aufsätze etc sind Arbeit für die Kanzlei... Also ne Kanzlei, die nur abrechenbare haben will, find ich unmöglich, weiß aber, dass das oft vorkommt. Das sind Dinge, die man im Vorstellungsgespräch fragen sollte
Bei welcher GK zählt denn so ein Bumms wie Newsletter schreiben zu den messbaren billables? Noch nie erlebt…
08.07.2021, 22:43
PS: Ausnahme sind kleine Stunden-Budgets für Business Development, pro Bono und sowas. Aber einfach mal 300-400 billables an internes abrechnen pro Jahr geht nirgendwo nach meinem Wissen.
08.07.2021, 22:45
Dann weiß ich immerhin warum ich als WissMit öfter solche scheinbar interessanteren Aufgaben zugeteilt bekommen habe :D