06.12.2020, 11:42
(05.12.2020, 18:04)StA Bayern schrieb: Allgemeines Dezernat in Bayern
90 - 100 Eingänge und meistens in etwa so viele Erledigungen
bin zZ bei etwa 50 offene Verfahren und hab eine 45h Woche. Mal mehr mal weniger
Das klingt ka traumhaft. Circa 200 Offene (von circa 350 kommend) hier und so 80-100 Erledigungen, wenn es gut läuft.
Gebe den Vorpostern hier recht, dass es zum größten Teil systembedingt ist, aber mit unseren Noten haben wir auch die Wahl was anderes zu machen. Wenn es zu den Bedingungen keiner mehr machen würde, würde sich schon was ändern...
Ich bin insgesamt schon sehr enttäuscht wie es läuft. Und gebe mir schon selbst die Schuld, dass ich da mitmache.
Und wenn man sich mal Mühe gibt und was anklagt oder so, kommt idR wenig bis nichts dabei raus.
Ist derzeit leider schon viel Arbeit zum Selbstzweck.
06.12.2020, 11:53
Es kommt auch drauf an, in welches Dezernat man gerät. Es gibt tatsächlich Dezernate, die sind einfach abgesoffen. Da geht es nur ums Überleben. Wenn da 2-3 Leute hintereinander 20 Umfangsverfahren durch teilweise auch sinnlose Ermittlungen eskalieren lassen, dann geht der neue Assessor, der da reingeht, schlicht unter.
Man muss da eigentlich Lösungen finden (einzige Lösung = mehr Personal).
In gesunden oder durch viel Aufwand gesundeten Dezernaten lässt sich sich sinnvoll arbeiten und ermitteln. Die ständige Wechselerei zwischen Dezernaten kann man sinnvoll finden, man kann es aber vor den oben genannten Aspekten auch tödlich finden.
Man muss da eigentlich Lösungen finden (einzige Lösung = mehr Personal).
In gesunden oder durch viel Aufwand gesundeten Dezernaten lässt sich sich sinnvoll arbeiten und ermitteln. Die ständige Wechselerei zwischen Dezernaten kann man sinnvoll finden, man kann es aber vor den oben genannten Aspekten auch tödlich finden.
06.12.2020, 12:04
Macht es euch eigentlich Spaß bei der StA zu arbeiten? Bzw seid ihr zufrieden und wollt bleiben? Und warum?
Das sind so Fragen die ich mir im Moment Stelle. Mich stört es nicht so sehr so viel zu arbeiten, aber finde es halt größtenteils sinnlos.
Dazu kommt, dass ich das gleiche verdiene die n Beamter der sich im Rechtsamt n ruhigen macht und so viel arbeite wie in ner kleineren gk und bei weitem weniger verdiene...
Also mir fehlen ganz konkret zwei Sachen:
1 Anerkennung, sei es finanziell oder sonstiger Art.
2 Sinn, da ich "gezwungen" bin, sehr oberflächlich zu arbeiten, Mängel verwalten muss und einstelle was irgendwie geht. Das ist weder für mich, den Anzeigeerstatter, die Gesellschaft oder sonst wen schön. Nur der Bes kommt gut davon...
Das sind so Fragen die ich mir im Moment Stelle. Mich stört es nicht so sehr so viel zu arbeiten, aber finde es halt größtenteils sinnlos.
Dazu kommt, dass ich das gleiche verdiene die n Beamter der sich im Rechtsamt n ruhigen macht und so viel arbeite wie in ner kleineren gk und bei weitem weniger verdiene...
Also mir fehlen ganz konkret zwei Sachen:
1 Anerkennung, sei es finanziell oder sonstiger Art.
2 Sinn, da ich "gezwungen" bin, sehr oberflächlich zu arbeiten, Mängel verwalten muss und einstelle was irgendwie geht. Das ist weder für mich, den Anzeigeerstatter, die Gesellschaft oder sonst wen schön. Nur der Bes kommt gut davon...
06.12.2020, 12:59
Dann hast du doch deine Frage schon beantwortet. Du findest es sinnlos. Das ist keine Grundlage für eine dauerhafte Erwerbstätigkeit. In welchem Rechtsamt verdienst du üblicherweise genauso wie in R1?
Ich persönlich schätze insgesamt die Freiheit, die ich habe. Es ist grundsätzlich egal, wann du was machst. Man kann auch früh gehen. Man kann mit Aufwand, sein Dezernat auch aufräumen. Viele lassen es jedoch weiter vor sich hinvegetieren.
Du kannst Opfern durch bestimmte Maßnahmen auch helfen. Insbesondere auch bei Vermögensdelikten. Ich hatte tatsächlich schon einige Anrufen von Geschädigten, die infolge meiner Maßnahmen hohe Geldbeträge zurückerhalten konnten (Konto einfrieren etc.).
Ich könnte hier aber auch einiges Positives mehr erwähnen. Mache ich demnächst auch.
Ich persönlich schätze insgesamt die Freiheit, die ich habe. Es ist grundsätzlich egal, wann du was machst. Man kann auch früh gehen. Man kann mit Aufwand, sein Dezernat auch aufräumen. Viele lassen es jedoch weiter vor sich hinvegetieren.
Du kannst Opfern durch bestimmte Maßnahmen auch helfen. Insbesondere auch bei Vermögensdelikten. Ich hatte tatsächlich schon einige Anrufen von Geschädigten, die infolge meiner Maßnahmen hohe Geldbeträge zurückerhalten konnten (Konto einfrieren etc.).
Ich könnte hier aber auch einiges Positives mehr erwähnen. Mache ich demnächst auch.
06.12.2020, 13:10
(06.12.2020, 12:59)Gast schrieb: Dann hast du doch deine Frage schon beantwortet. Du findest es sinnlos. Das ist keine Grundlage für eine dauerhafte Erwerbstätigkeit. In welchem Rechtsamt verdienst du üblicherweise genauso wie in R1?
Ich persönlich schätze insgesamt die Freiheit, die ich habe. Es ist grundsätzlich egal, wann du was machst. Man kann auch früh gehen. Man kann mit Aufwand, sein Dezernat auch aufräumen. Viele lassen es jedoch weiter vor sich hinvegetieren.
Du kannst Opfern durch bestimmte Maßnahmen auch helfen. Insbesondere auch bei Vermögensdelikten. Ich hatte tatsächlich schon einige Anrufen von Geschädigten, die infolge meiner Maßnahmen hohe Geldbeträge zurückerhalten konnten (Konto einfrieren etc.).
Ich könnte hier aber auch einiges Positives mehr erwähnen. Mache ich demnächst auch.
In jedem?! A13 fängt ja ziemlich genau wie r1 an. Nach 3 Jahren wird man ihr auf a14 gefördert, dass ist sogar mehr als r1 in der entsprechenden Erfahrungsstufe. Dann muss man halt - um auch am Ende mitzuhalten - den weg nach a15 gehen, der derzeit aber auch eher die Regel als die Ausnahme ist. Zugegeben ist a15 in endstufe etwas weniger als r1 in endstufe, aber viel ist es nicht.
Zudem sehe ich die Chancen auf a16 höher als auf r2.
Das freut mich wenn es dir gefällt. Ich gebe mir auch Mühe zu sinnvollen Ergebnissen zu kommen, diese gehen aber krass zu Lasten meiner Freizeit. Und so wichtig ist es mir dann halt nicht. Dann stelle ich es lieber ein und sitze ne Stunde oder mehr früher im Garten oder gehe zum Sport...
Sofern ich stempeln könnte und Überstunden bezahlt bekommen oder abfeiern könnte, würde ich wohl bleiben.
Zumal ich auch den Eindruck habe, dass die Kompetenz innerhalb der StA stellenweise schon sehr zu wünschen übrig lässt. Gute Jusristen fangen da doch kaum mehr an.
06.12.2020, 14:35
(05.12.2020, 19:52)User schrieb: Mich werden jetzt wahrscheinlich viele steinigen, aber wenn du glücklich im Staatsdienst sein willst, musst du dieses Statistikspiel beherrschen. Das heißt: du musst Schwerpunkte setzten. Bei den großen und wichtigen Verfahren musst du dir Mühe geben alles bis aufs Kleinste zu ermitteln und dich in einer späteren Verhandlung wenig angreifbar zu machen. Bei dem Kleinkram: Schau, dass die Akte von deinem Tisch kommt. Wenn du einstellen kannst => Stell ein, denn der Tatnachweis ist im Zweifel eh nicht gegeben. Hab keine Hemmungen den 154 großzügig einzusetzen. Schau halt bloß, dass du die Einstellungsverfügung dem Gericht in deinem Bezugsverfahren mitteilst, damit die Bescheid wissen, dass da noch mehr läuft. Die Delikte, die von 374 StPO umfasst sind, verweist du auch auf das Privatklageverfahren, es sei denn die Beschuldigten sind einschlägig vorbestraft, die Verletzungen sind übel oder es sind Polizeibeamte betroffen. Hab Freude daran eine Akte nach der anderen wegzulegen und dein Abteilungsleiter wird begeistert von dir sein. Ich kenne so viele Kollegen, die jeden Scheiß bis ins letzte Detail ausermitteln und dann jammern, wenn sie eine 60 h Woche schieben müssen. Deine Stelle ist auf 41h ausgelegt, also arbeite auch entsprechend so.
Seitdem ich genau so arbeite, geht es mir wesentlich besser. Guter Ratschlag!
06.12.2020, 14:39
Sitzungstage nur grob vorbereiten und in der Verhandlung noch weitere Akten wegmachen. Die wichtigen Verfahren durchexerzieren und abschließen und die kleinen Verfahren möglichst schnell vom Tisch kriegen. Nebenbei noch viel an die Polizei delegieren. Nur so überlebt man mit 45-55 Std die Woche.
06.12.2020, 18:07
(06.12.2020, 13:10)Gastgast schrieb:(06.12.2020, 12:59)Gast schrieb: Dann hast du doch deine Frage schon beantwortet. Du findest es sinnlos. Das ist keine Grundlage für eine dauerhafte Erwerbstätigkeit. In welchem Rechtsamt verdienst du üblicherweise genauso wie in R1?
Ich persönlich schätze insgesamt die Freiheit, die ich habe. Es ist grundsätzlich egal, wann du was machst. Man kann auch früh gehen. Man kann mit Aufwand, sein Dezernat auch aufräumen. Viele lassen es jedoch weiter vor sich hinvegetieren.
Du kannst Opfern durch bestimmte Maßnahmen auch helfen. Insbesondere auch bei Vermögensdelikten. Ich hatte tatsächlich schon einige Anrufen von Geschädigten, die infolge meiner Maßnahmen hohe Geldbeträge zurückerhalten konnten (Konto einfrieren etc.).
Ich könnte hier aber auch einiges Positives mehr erwähnen. Mache ich demnächst auch.
In jedem?! A13 fängt ja ziemlich genau wie r1 an. Nach 3 Jahren wird man ihr auf a14 gefördert, dass ist sogar mehr als r1 in der entsprechenden Erfahrungsstufe. Dann muss man halt - um auch am Ende mitzuhalten - den weg nach a15 gehen, der derzeit aber auch eher die Regel als die Ausnahme ist. Zugegeben ist a15 in endstufe etwas weniger als r1 in endstufe, aber viel ist es nicht.
Zudem sehe ich die Chancen auf a16 höher als auf r2.
Das freut mich wenn es dir gefällt. Ich gebe mir auch Mühe zu sinnvollen Ergebnissen zu kommen, diese gehen aber krass zu Lasten meiner Freizeit. Und so wichtig ist es mir dann halt nicht. Dann stelle ich es lieber ein und sitze ne Stunde oder mehr früher im Garten oder gehe zum Sport...
Sofern ich stempeln könnte und Überstunden bezahlt bekommen oder abfeiern könnte, würde ich wohl bleiben.
Zumal ich auch den Eindruck habe, dass die Kompetenz innerhalb der StA stellenweise schon sehr zu wünschen übrig lässt. Gute Jusristen fangen da doch kaum mehr an.
Bei dem Kollegen oben war grob von „Rechtsamt“ die Rede. Was immer er meinte. Zumindest für mein Bundesland kann ich bereits in gleicher Steuerklasse im Netto 200 € Unterschied feststellen. Ferner geht es dann auch um die weiteren Anstiege. Wenn das für dich gleich ist, ok.
06.12.2020, 18:09
„Zumal ich auch den Eindruck habe, dass die Kompetenz innerhalb der StA stellenweise schon sehr zu wünschen übrig lässt. Gute Jusristen fangen da doch kaum mehr an.“
Reichlich fundiert.
Reichlich fundiert.
06.12.2020, 18:18
Eingangszahlen ca. 100 - Erledigung regelmäßig ähnlich.
Die Kunst ist es doch, die Verfahren nicht unnötig aufzublähen und diejenigen Verfahren, die wirklich kompliziert sind, im Blick zu haben und nicht die Kontrolle zu verlieren. Die Anzahl der offenen Verfahren kann auch 250 sein. Wenn das jeweils nur eBay-Betrug ist - wen interessierte? Schlimmer sind 10 Umfangsverfahren mit Kisten usw, die immer nur von einem Dezernenten zum nächsten durchgeschleppt werden, selbst wenn es nur diese 10 offenen sind.
Die Kunst ist es doch, die Verfahren nicht unnötig aufzublähen und diejenigen Verfahren, die wirklich kompliziert sind, im Blick zu haben und nicht die Kontrolle zu verlieren. Die Anzahl der offenen Verfahren kann auch 250 sein. Wenn das jeweils nur eBay-Betrug ist - wen interessierte? Schlimmer sind 10 Umfangsverfahren mit Kisten usw, die immer nur von einem Dezernenten zum nächsten durchgeschleppt werden, selbst wenn es nur diese 10 offenen sind.