05.12.2020, 12:43
Ist die Arbeit als VG Richter rechtlich nicht eher langweilig?
Ich mag Öffentliches Recht, aber am Ende entscheidet man doch ständig über den gleichen Kram (Baugenehmigung, Rücknahme einer Gaststättenerlaubnis, Sondernutzungserlaubnis, Nutzung der Stadthalle durch die Partei) ohne dass man dafür nun juristische Höchstleistungen vollbringen muss?
Frage mich nur, ob sich da nicht schnell Langeweile einstellt.
Ich mag Öffentliches Recht, aber am Ende entscheidet man doch ständig über den gleichen Kram (Baugenehmigung, Rücknahme einer Gaststättenerlaubnis, Sondernutzungserlaubnis, Nutzung der Stadthalle durch die Partei) ohne dass man dafür nun juristische Höchstleistungen vollbringen muss?
Frage mich nur, ob sich da nicht schnell Langeweile einstellt.
05.12.2020, 12:50
(05.12.2020, 12:43)Gast schrieb: Ist die Arbeit als VG Richter rechtlich nicht eher langweilig?
Ich mag Öffentliches Recht, aber am Ende entscheidet man doch ständig über den gleichen Kram (Baugenehmigung, Rücknahme einer Gaststättenerlaubnis, Sondernutzungserlaubnis, Nutzung der Stadthalle durch die Partei) ohne dass man dafür nun juristische Höchstleistungen vollbringen muss?
Frage mich nur, ob sich da nicht schnell Langeweile einstellt.
Wenn du juristische Höchstleistungen vollbringen willst: Finanzgerichtsbarkeit
05.12.2020, 13:30
(05.12.2020, 12:43)Gast schrieb: Ist die Arbeit als VG Richter rechtlich nicht eher langweilig?
Ich mag Öffentliches Recht, aber am Ende entscheidet man doch ständig über den gleichen Kram (Baugenehmigung, Rücknahme einer Gaststättenerlaubnis, Sondernutzungserlaubnis, Nutzung der Stadthalle durch die Partei) ohne dass man dafür nun juristische Höchstleistungen vollbringen muss?
Frage mich nur, ob sich da nicht schnell Langeweile einstellt.
Also Fälle wie die von dir genannten sind mir im ersten Berufsjahr noch nicht untergekommen. Diese Fälle sind eher in der juristischen Ausbildung deutlich überrepräsentiert.
So die Hälfte der Fälle ist bei mir juristisch eher einfach gelagert, die andere Hälfte bespreche ich durchaus in meiner Kammer weil dort recht komplexe rechtliche Fragen auftauchen, die mir Spaß machen.
05.12.2020, 16:58
Kann jemand berichten, wie es mit Homeoffice am VG gehandhabt wird? Ist dies ohne weiteres möglich oder kommt es auf die jeweilige Kammer an?
05.12.2020, 17:55
Bin seit zwei Jahren am VG und habe noch keinen Gaststattenfall, keinen Fall mit Parteien, keine Versammlung oder Abschleppfall zu verhandeln gehabt. Dafür schon jede Menge Baurecht. Manche Verfahren sind anspruchsvoller als andere.
Asylrecht ist dagegen in der Regel nur den Sachverhalt aufklären und die Beweiswürdigung. Wenn man seine Textbausteine und Erkenntnismittel zusammenhält, ist es dann nur noch eine Frage, ob man den Klägern glaubt. Und meistens reicht es selbst wenn man es als wahr unterstellt, nicht aus. Rechtlich gibts in der Regel nur in den 10000 verschiedenen Dublin III-VO erhöhten Aufwand.
Homeoffice ist bei uns kein Problem, liegt aber auch an der guten EDV-Ausstattung und der eAkte. Gerade derzeit wird Homeoffice sogar teilweise empfohlen. So kommt man auch um die Maskenpflicht im Gebäude herum (:
Hängt aber auch stark von Vorsitzenden und den restlichen Kammermitgliedern ab. Der Umgang mit Eilfällen muss vorab geklärt werden, dann gibt es aber kein Problem. Für Posteingänge ist eine regelmäßige Präsenz aber erforderlich. Kann man mit Absprache der Kollegen aber auch auf ein Mindestmaß halten.
Während des Frühjahrslockdown war bei uns im ganzen Gericht jeweils immer nur ein Kammervertreter anwesend, jetzt versteckt man sich halt vor den Kollegen im Büro oder trägt Maske.
Asylrecht ist dagegen in der Regel nur den Sachverhalt aufklären und die Beweiswürdigung. Wenn man seine Textbausteine und Erkenntnismittel zusammenhält, ist es dann nur noch eine Frage, ob man den Klägern glaubt. Und meistens reicht es selbst wenn man es als wahr unterstellt, nicht aus. Rechtlich gibts in der Regel nur in den 10000 verschiedenen Dublin III-VO erhöhten Aufwand.
Homeoffice ist bei uns kein Problem, liegt aber auch an der guten EDV-Ausstattung und der eAkte. Gerade derzeit wird Homeoffice sogar teilweise empfohlen. So kommt man auch um die Maskenpflicht im Gebäude herum (:
Hängt aber auch stark von Vorsitzenden und den restlichen Kammermitgliedern ab. Der Umgang mit Eilfällen muss vorab geklärt werden, dann gibt es aber kein Problem. Für Posteingänge ist eine regelmäßige Präsenz aber erforderlich. Kann man mit Absprache der Kollegen aber auch auf ein Mindestmaß halten.
Während des Frühjahrslockdown war bei uns im ganzen Gericht jeweils immer nur ein Kammervertreter anwesend, jetzt versteckt man sich halt vor den Kollegen im Büro oder trägt Maske.
07.12.2020, 16:46
Wie sind den aktuell/in den nächsten Jahren die Einstellungschancen für die Verwaltungsgerichtsbarkeit? Hält sich noch das 2x 2-stellig (aka „von den guten nur die netten“) oder ist es tatsächlich so, dass auch den Verwaltungsgerichten die Richter wegfallen (Pension, etc.)?
07.12.2020, 16:50
(07.12.2020, 16:46)Gast schrieb: Wie sind den aktuell/in den nächsten Jahren die Einstellungschancen für die Verwaltungsgerichtsbarkeit? Hält sich noch das 2x 2-stellig (aka „von den guten nur die netten“) oder ist es tatsächlich so, dass auch den Verwaltungsgerichten die Richter wegfallen (Pension, etc.)?
Klar werden auch Verwaltungsrichter älter. Aber dort ist in den meisten Bundesländern hinsichtlich der durchschnittlichen Einstellungsnote nochmal ein gewisser Unterschied zur ordentlichen Gerichtsbarkeit (in Hessen sollen es wohl vor nur ein paar Jahren noch über 1,5 Punkte gewesen sein). Dass 2x10 noch gilt, kann ich mir außerhalb Hamburgs aber auch in der Verwaltungsgerichtbarkeit schon jetzt kaum mehr vorstellen.
07.12.2020, 17:26
(07.12.2020, 16:50)Gast schrieb:(07.12.2020, 16:46)Gast schrieb: Wie sind den aktuell/in den nächsten Jahren die Einstellungschancen für die Verwaltungsgerichtsbarkeit? Hält sich noch das 2x 2-stellig (aka „von den guten nur die netten“) oder ist es tatsächlich so, dass auch den Verwaltungsgerichten die Richter wegfallen (Pension, etc.)?
Klar werden auch Verwaltungsrichter älter. Aber dort ist in den meisten Bundesländern hinsichtlich der durchschnittlichen Einstellungsnote nochmal ein gewisser Unterschied zur ordentlichen Gerichtsbarkeit (in Hessen sollen es wohl vor nur ein paar Jahren noch über 1,5 Punkte gewesen sein). Dass 2x10 noch gilt, kann ich mir außerhalb Hamburgs aber auch in der Verwaltungsgerichtbarkeit schon jetzt kaum mehr vorstellen.
Danke, gut zu wissen!
07.12.2020, 18:20
(07.12.2020, 16:50)Gast schrieb:(07.12.2020, 16:46)Gast schrieb: Wie sind den aktuell/in den nächsten Jahren die Einstellungschancen für die Verwaltungsgerichtsbarkeit? Hält sich noch das 2x 2-stellig (aka „von den guten nur die netten“) oder ist es tatsächlich so, dass auch den Verwaltungsgerichten die Richter wegfallen (Pension, etc.)?
Klar werden auch Verwaltungsrichter älter. Aber dort ist in den meisten Bundesländern hinsichtlich der durchschnittlichen Einstellungsnote nochmal ein gewisser Unterschied zur ordentlichen Gerichtsbarkeit (in Hessen sollen es wohl vor nur ein paar Jahren noch über 1,5 Punkte gewesen sein). Dass 2x10 noch gilt, kann ich mir außerhalb Hamburgs aber auch in der Verwaltungsgerichtbarkeit schon jetzt kaum mehr vorstellen.
Hier (NRW) sind viele zukünftige Einstellungen im Hinblick auf die Asylverfahren vorgezogen worden. Manche Stellen werden wieder abgeschmolzen werden müssen. Es ist absehbar, dass die Zeiten - für die Verwaltungsgerichtsbarkeit - massenhafter Einstellungen vorbei ist. Wir stellen uns bei uns am Gericht darauf ein, dass für längere Zeit kein neuer Kollege mehr kommen wird.
08.12.2020, 00:01
(07.12.2020, 18:20)Gast schrieb:(07.12.2020, 16:50)Gast schrieb:(07.12.2020, 16:46)Gast schrieb: Wie sind den aktuell/in den nächsten Jahren die Einstellungschancen für die Verwaltungsgerichtsbarkeit? Hält sich noch das 2x 2-stellig (aka „von den guten nur die netten“) oder ist es tatsächlich so, dass auch den Verwaltungsgerichten die Richter wegfallen (Pension, etc.)?
Klar werden auch Verwaltungsrichter älter. Aber dort ist in den meisten Bundesländern hinsichtlich der durchschnittlichen Einstellungsnote nochmal ein gewisser Unterschied zur ordentlichen Gerichtsbarkeit (in Hessen sollen es wohl vor nur ein paar Jahren noch über 1,5 Punkte gewesen sein). Dass 2x10 noch gilt, kann ich mir außerhalb Hamburgs aber auch in der Verwaltungsgerichtbarkeit schon jetzt kaum mehr vorstellen.
Hier (NRW) sind viele zukünftige Einstellungen im Hinblick auf die Asylverfahren vorgezogen worden. Manche Stellen werden wieder abgeschmolzen werden müssen. Es ist absehbar, dass die Zeiten - für die Verwaltungsgerichtsbarkeit - massenhafter Einstellungen vorbei ist. Wir stellen uns bei uns am Gericht darauf ein, dass für längere Zeit kein neuer Kollege mehr kommen wird.
Na super hahaha. Na gut, dann versucht man in der Zwischenzeit halt, etwas anderes sinnvolles zu machen und dann den Sprung in die Verwaltungsgerichtsbarkeit zu schaffen.