26.04.2024, 14:01
(26.04.2024, 13:50)Gastinnn schrieb:(26.04.2024, 12:27)RefHess2022 schrieb: An die beiden Forummitglieder, die bald in Hessen anfangen: Wann hattet ihr euch beworben ?
Anfang März, wobei ich da eher später dran war (viele hatten sich bereits im Februar beworben). Wurde dann innerhalb 1 Woche zum ersten Gespräch geladen. Ich denke, da waren viele Einladungen schon raus, daher eher kurzfristiger.
Die Regel ist wohl, dass die Einstellung selbst eher frühestens ca. 2 Wochen nach dem Riwa erfolgt. Der Riwa war am 23.4., bei mir ging es daher sehr flott insgesamt - wurde aber auch davor "gewarnt", dass es auch sehr schnell gehen kann, wenn ich das will, was ich von Anfang an bejaht habe.
Wenn du Fragen zum Bewerbungsprozess hast, kannst du dich auch gerne per PN melden.
Danke für deine Rückmeldung und für das Angebot :)
Ich habe mich beworben und warte seit einer Weile auf eine Rückmeldung.
27.04.2024, 09:21
Noch ein kleiner Tipp: Nicht entmutigen lassen! Die ersten drei Tage werden sehr anstrengend. Nach drei Wochen denkt man, dass es besser läuft und dann kommen je nach Dezernat die ersten "Fehler" zurück. Das ist aber nicht schlimm. Gehört zum Berufseinstieg dazu. Nach drei Monaten kommt man dann langsam rein.
27.04.2024, 10:51
Falls es zivil ist: Es wird Dich überraschen, wie hoch der Postumlauf ist. Idealerweise setzt sich jemand neben Dich und zeigt Dir, was zu tun ist. Urteile schreiben, beherrschst Du sicherlich schon ganz gut, und die mündliche Verhandlung wirst Du hinbekommen (probier das Diktiergerät vorher aus, und mach dir ein Formular, wo Du jeweils den Ablauf einträgst mit wiederkehrenden Belehrungen usw., Hinweisen und Anträgen - habe ich bis zum Ende meiner Richterzeit so gemacht). Was aber wirklich wichtig ist und leider auch nicht alle erfahrenen Kollegen beherrschen, ist die Kunst, ein Verfahren zu steuern, ohne vor dem Termin zu viel herumzulesen. Ich habe immer bei Klageeingang die Anträge geprüft, also ob schlüssig, keine Rechenfehler usw., und ggf. dann schon Hinweise gegeben. Klageerwiderung und weitere Schriftsätze überfliegt man und achtet darauf, ob Beweisantritte passen, Vortrag substantiiert ist und ob die Parteien sich in Nebensächliches vertiefen. Und idealerweise wirklich früher erster Termin, damit die Akte nicht zu dick wird. Da gut vorbereitet rein und offenes Rechtsgespräch mit gut begründetem Vergleichsvorschlag, wenn nötig Folgetermin gleich absprechen und bestimmen, dann kommen auch keine Verlegungsanträge. Alles was das Verfahren beschleunigt und die Akte dünn hält, ist gut...
27.04.2024, 11:40
(26.04.2024, 12:09)Gastinnn schrieb:Ich bin noch im Ref, aber würde gerne auch Richterin in Hessen werden. Deshalb bin ich dankbar über Erfahrungen, was Bewerbungsgespräch usw betrifft. Es gibt hier einige Threads, aber so wirklich aktuell ist nichts dabei. Falls du mir erzählen magst, wie es bei dir lief, und geheime Supertipps hast, nur her damit :D(26.04.2024, 11:53)marls schrieb: Hi, ich weiß, dass das deine Frage nicht beantwortet, aber fängst du in Hessen an?
durchaus möglich :D warum fragst Du? :)
29.04.2024, 09:42
(27.04.2024, 10:51)Praktiker schrieb: Falls es zivil ist: Es wird Dich überraschen, wie hoch der Postumlauf ist. Idealerweise setzt sich jemand neben Dich und zeigt Dir, was zu tun ist. Urteile schreiben, beherrschst Du sicherlich schon ganz gut, und die mündliche Verhandlung wirst Du hinbekommen (probier das Diktiergerät vorher aus, und mach dir ein Formular, wo Du jeweils den Ablauf einträgst mit wiederkehrenden Belehrungen usw., Hinweisen und Anträgen - habe ich bis zum Ende meiner Richterzeit so gemacht). Was aber wirklich wichtig ist und leider auch nicht alle erfahrenen Kollegen beherrschen, ist die Kunst, ein Verfahren zu steuern, ohne vor dem Termin zu viel herumzulesen. Ich habe immer bei Klageeingang die Anträge geprüft, also ob schlüssig, keine Rechenfehler usw., und ggf. dann schon Hinweise gegeben. Klageerwiderung und weitere Schriftsätze überfliegt man und achtet darauf, ob Beweisantritte passen, Vortrag substantiiert ist und ob die Parteien sich in Nebensächliches vertiefen. Und idealerweise wirklich früher erster Termin, damit die Akte nicht zu dick wird. Da gut vorbereitet rein und offenes Rechtsgespräch mit gut begründetem Vergleichsvorschlag, wenn nötig Folgetermin gleich absprechen und bestimmen, dann kommen auch keine Verlegungsanträge. Alles was das Verfahren beschleunigt und die Akte dünn hält, ist gut...
Diesen Hinweisen kann ich mich nachdrücklich anschließen. Insbesondere dem Tipp, die Akte möglichst dünn zu halten. Die meisten Sachen sind nach Klageschrift + Klageerwiderung im Wesentlichen ausgeschrieben. Spätestens nach der Replik sind Schriftsätze weitgehend unnötig und ufern nur aus, sofern man da nicht frühzeitig ein paar Leitplanken einzieht. Oftmals sind sie (was natürlich Entscheidungsfreudigkeit voraussetzt, die der Threadersteller sicherlich hat) dann auch entscheidungsreif.
30.04.2024, 10:34
@Praktiker @ChiquitaLaw
Vielen Dank für eure detaillierten Hinweise. Das ist wirklich sehr hilfreich. Ich werde diese insbesondere brauchen, wenn ich in einem Jahr oder so zu Zivil versetzt werde. Inzwischen habe ich nämlich erfahren, dass ich mit einem reinen Strafdezernat anfangen werde! Spannend.
@marls
Es gibt Protokolle für die Vorstellungsgespräche online, läuft so ähnlich ab wie bei den Protokollen für die mündliche. Daneben kann ich wirklich nur empfehlen, sich nicht zu verrückt zu machen! Das Wichtigste in meiner Erfahrung war, dass man die eigene Motivation für den Beruf authentisch und überzeugend darlegen kann. Es werden keine fachlichen Fragen gestellt (nur bei den Vorauswahl-Gesprächen für die Verwaltungsgerichtsbarkeit mag es das geben - die haben nämlich regelmäßig ein Interview mehr als die Bewerber für die Ordentliche, da Angebot und Nachfrage sehr auseinanderfallen). Die Protokolle geben einen guten Überblick über die Fragen, die Atmosphäre usw. Im Wesentlich soll dieser Bewerbungsprozess wohl sicherstellen, dass die Kandidaten den Beruf ernst nehmen, ihn wirklich aus eher "idealistischen Gründen" (Neutralität, Rechtstaat umsetzen usw.) ausüben wollen und sich der Belastung und Verantwortung voll bewusst sind. Wenn das zutrifft und man das in den Gesprächen rüberbringt und souverän bleibt, ist man nach meiner Einschätzung recht sicher. Schwieriger dürfte es sein, die Note im Examen zu bekommen, die man für die Justiz braucht oder die man sich wünscht
Vielen Dank für eure detaillierten Hinweise. Das ist wirklich sehr hilfreich. Ich werde diese insbesondere brauchen, wenn ich in einem Jahr oder so zu Zivil versetzt werde. Inzwischen habe ich nämlich erfahren, dass ich mit einem reinen Strafdezernat anfangen werde! Spannend.
@marls
Es gibt Protokolle für die Vorstellungsgespräche online, läuft so ähnlich ab wie bei den Protokollen für die mündliche. Daneben kann ich wirklich nur empfehlen, sich nicht zu verrückt zu machen! Das Wichtigste in meiner Erfahrung war, dass man die eigene Motivation für den Beruf authentisch und überzeugend darlegen kann. Es werden keine fachlichen Fragen gestellt (nur bei den Vorauswahl-Gesprächen für die Verwaltungsgerichtsbarkeit mag es das geben - die haben nämlich regelmäßig ein Interview mehr als die Bewerber für die Ordentliche, da Angebot und Nachfrage sehr auseinanderfallen). Die Protokolle geben einen guten Überblick über die Fragen, die Atmosphäre usw. Im Wesentlich soll dieser Bewerbungsprozess wohl sicherstellen, dass die Kandidaten den Beruf ernst nehmen, ihn wirklich aus eher "idealistischen Gründen" (Neutralität, Rechtstaat umsetzen usw.) ausüben wollen und sich der Belastung und Verantwortung voll bewusst sind. Wenn das zutrifft und man das in den Gesprächen rüberbringt und souverän bleibt, ist man nach meiner Einschätzung recht sicher. Schwieriger dürfte es sein, die Note im Examen zu bekommen, die man für die Justiz braucht oder die man sich wünscht

30.04.2024, 10:36
(27.04.2024, 09:21)Luke schrieb: Noch ein kleiner Tipp: Nicht entmutigen lassen! Die ersten drei Tage werden sehr anstrengend. Nach drei Wochen denkt man, dass es besser läuft und dann kommen je nach Dezernat die ersten "Fehler" zurück. Das ist aber nicht schlimm. Gehört zum Berufseinstieg dazu. Nach drei Monaten kommt man dann langsam rein.
Danke. Egal wie oft einem das gesagt wird, dass die erste Zeit schwierig wird und man sich nicht entmutigen lassen soll, es tut immer gut. Ich rechne tatsächlich mit kompletter Überforderung, aber eben auch damit, dass diese sich mit der Zeit legt:) dass das normal ist, ist wirklich wichtig zu verinnerlichen..
30.04.2024, 11:54
Kann jemand noch was zu den Themen drum herum berichten?
Also ist es üblich / ratsam zu Beginn eine kurze Vorstellungsmail im Haus rumzuschicken wo man knapp sagt wer man ist, was man vorher gemacht hat, sich auf die Zusammenarbeit freut etc. oder kommt das sehr altertümlich? Ist wahrscheinlich auch Typsache…
Berichtet doch gerne mal wie ihr das gehandhabt habt!
Fände zB beim Einstieg als Staatsanwalt auch gut, mal beim Polizeirevier mit dem man in seinem Dezernat zu tun hat, vorbeizuschauen und sich vorzustellen und nicht nur mittels Verfügungen zu kommunizieren oder ab und an zu telefonieren…
Also ist es üblich / ratsam zu Beginn eine kurze Vorstellungsmail im Haus rumzuschicken wo man knapp sagt wer man ist, was man vorher gemacht hat, sich auf die Zusammenarbeit freut etc. oder kommt das sehr altertümlich? Ist wahrscheinlich auch Typsache…
Berichtet doch gerne mal wie ihr das gehandhabt habt!
Fände zB beim Einstieg als Staatsanwalt auch gut, mal beim Polizeirevier mit dem man in seinem Dezernat zu tun hat, vorbeizuschauen und sich vorzustellen und nicht nur mittels Verfügungen zu kommunizieren oder ab und an zu telefonieren…
30.04.2024, 14:38
(30.04.2024, 11:54)Mindermeinung schrieb: Kann jemand noch was zu den Themen drum herum berichten?
Also ist es üblich / ratsam zu Beginn eine kurze Vorstellungsmail im Haus rumzuschicken wo man knapp sagt wer man ist, was man vorher gemacht hat, sich auf die Zusammenarbeit freut etc. oder kommt das sehr altertümlich? Ist wahrscheinlich auch Typsache…
Berichtet doch gerne mal wie ihr das gehandhabt habt!
Fände zB beim Einstieg als Staatsanwalt auch gut, mal beim Polizeirevier mit dem man in seinem Dezernat zu tun hat, vorbeizuschauen und sich vorzustellen und nicht nur mittels Verfügungen zu kommunizieren oder ab und an zu telefonieren…
Zu 1: nein, man lernt die Kollegen im Umfeld des eigenen Büros schon kennen. Lieber persönlich vorbeischauen. Bei größeren Gerichten aber jetzt nicht alle 50 bis 150 Richter des Hauses abklappern ;) man arbeitet ja auch nicht zusammen. Rundmail habe ich in 3 Gerichtsbarkeiten allenfalls zum Abschied von ProRi mal gesehen.
Zu 2: klingt unüblich, die werden keine Ahnung haben wer du sein sollst, du würdest als StA anfangs definitiv allgemeines Massengeschäft machen, in dem der Polizeibeamte den Vorgang an die StA abgibt und du stellst ein oder auch nicht und ansonsten erscheint mir die Kommunikation begrenzt. Ich war nie bei der StA, aber jede StA ist weit konzentrierter als Polizeidienststellen nehme ich an. Du müsstest also im Zweifel mehr als eine Dienststelle anfahren und dann sprichst du mit POM Müller? Außerdem haben die wirklich anderes zu tun.
30.04.2024, 20:23
Mitunter ist es üblich, dass Präsident/Direktor/Vorsitzender/Abteilungsleiter einen durchs Haus führen und vorstellen. Teils erwarten selbst Geschäftsstellen, mit denen man nichts zu tun hat, einen Vorstellungsbesuch. Frag einfach, wie es üblich ist. Wenn man es sonst jahrelang nachgetragen bekommt, kann es die investierte Zeit wert sein.
Polizei besuchen ist nur bei Spezialdezernaten sinnvoll, wo man mit einer Kriminalpolizeiinspektion o.ä. viel zu tun hat, etwas OK. Ansonsten lohnt es sich bei einem Zahlenverhältnis von 1 Richter/StA zu 50 Polizisten nicht so sehr...
Polizei besuchen ist nur bei Spezialdezernaten sinnvoll, wo man mit einer Kriminalpolizeiinspektion o.ä. viel zu tun hat, etwas OK. Ansonsten lohnt es sich bei einem Zahlenverhältnis von 1 Richter/StA zu 50 Polizisten nicht so sehr...