08.11.2022, 04:07
Hi zusammen,
eine Frage aus Neugier an die GK-Erfahrenen. Dort herrscht ja eine hohe Fluktuation. Aber was, glaubt ihr, machen diejenigen anders, die dort länger bleiben?
- Sind sie einfach talentierter oder haben mehr Fachwissen und kommen mit der Arbeit besser zurecht?
- Sind sie körperlich und/oder psychisch belastbarer?
- Sind sie einfach motivierter und opferbereiter als die anderen?
- Oder hängt es mit Glück zusammen (die richtigen Kollegen, Vorgesetzten, Mandate, ...)?
Wäre cool, mal eine Einschätzung zu bekommen, wie stark die einzelnen Faktoren eine Rolle spielen!
eine Frage aus Neugier an die GK-Erfahrenen. Dort herrscht ja eine hohe Fluktuation. Aber was, glaubt ihr, machen diejenigen anders, die dort länger bleiben?
- Sind sie einfach talentierter oder haben mehr Fachwissen und kommen mit der Arbeit besser zurecht?
- Sind sie körperlich und/oder psychisch belastbarer?
- Sind sie einfach motivierter und opferbereiter als die anderen?
- Oder hängt es mit Glück zusammen (die richtigen Kollegen, Vorgesetzten, Mandate, ...)?
Wäre cool, mal eine Einschätzung zu bekommen, wie stark die einzelnen Faktoren eine Rolle spielen!
08.11.2022, 04:14
... Es würde mich auch interessieren, wieviele überhaupt mit dem Ziel kommen, länger zu bleiben. Aber das könnte man schon zu Opferbereitschaft zählen.
08.11.2022, 08:56
1. Fachkompetenz, weil man sonst untergeht.
2. Richtig gute Jura-Skills im Allgemeinen.
3. Wille
4. Sozialkompetenz, wenn du nicht ins Team passt, gehst du irgendwann
5. Interesse am Rechtsgebiet
Des Gelded wegen hält man das nicht lange durch. Wenn man sich nicht dafür interessiert und für sich einen Sinn darin sieht, gibt man sich sehr schnell mit einem Beamtengehalt zufrieden.
2. Richtig gute Jura-Skills im Allgemeinen.
3. Wille
4. Sozialkompetenz, wenn du nicht ins Team passt, gehst du irgendwann
5. Interesse am Rechtsgebiet
Des Gelded wegen hält man das nicht lange durch. Wenn man sich nicht dafür interessiert und für sich einen Sinn darin sieht, gibt man sich sehr schnell mit einem Beamtengehalt zufrieden.
08.11.2022, 09:51
(08.11.2022, 04:07)Gast234 schrieb: - Sind sie einfach talentierter oder haben mehr Fachwissen und kommen mit der Arbeit besser zurecht?
- Sind sie körperlich und/oder psychisch belastbarer?
- Sind sie einfach motivierter und opferbereiter als die anderen?
- Oder hängt es mit Glück zusammen (die richtigen Kollegen, Vorgesetzten, Mandate, ...)?
Es hängt von all diesen Faktoren ab. Es gab Kollegen, die waren super klug und hatten ein cooles Team, sind aber nicht damit zurechtgekommen 60 Stunden die Woche zu arbeiten. Andere haben einen richtig miesen Chef aber ballern einfach so durch, die sitzen dann halt an ihrem Geburtstag um 22 Uhr im Büro vorm PC. Wieder andere hatten Glück und sind schlicht im richtigen Moment in eine wachsende Praxisgruppe gekommen und wurden gefördert. Andere hatten Pech und hatten immer zwei etwas ältere Kollegen vor sich, die alles schon mitgenommen haben.
08.11.2022, 09:53
(08.11.2022, 04:14)Gast234 schrieb: ... Es würde mich auch interessieren, wieviele überhaupt mit dem Ziel kommen, länger zu bleiben. Aber das könnte man schon zu Opferbereitschaft zählen.
Das kann dir keiner vernünftig sagen. Ich kenne Kollegen, die haben mit der typischen M&A-Attitüde gestartet ("Nur GK ist das Wahre, Richter sein ist doch das schlimmste auf der Welt.") und waren vier Jahre später Richter am Amtsgericht Duisburg. Genauso kenne ich Kollegen, die vor sieben Jahren in die GK gekommen sind mit der Einstellung, dass sie sich es nur mal kurz anschauen wollen.
08.11.2022, 10:36
Was ich vor dem Einstieg nicht auf dem Schirm hatte: Dienstleistermentalität. Wer das nicht kann, wird es sehr schwer haben.
Ist manchmal wie mit (quengelnden) Kindern. Sachen müssen für den Mandanten vorgekaut werden. Dieselben Fragen müssen zum tausendsten Mal beantwortet werden. Man erstellt manchmal absolut sinnfreie Arbeitsprodukte, nur weil der Mandant sie will. Auf Mandantenanfragen muss möglichst sofort reagiert werden. Man muss stets freundlich bleiben, auch wenn der Mandant pampig wird. Insbesondere im angelsächsischen Bereich wird man nicht als honoriges Organ der Rechtspflege, sondern als Berater wahrgenommen.
Ist manchmal wie mit (quengelnden) Kindern. Sachen müssen für den Mandanten vorgekaut werden. Dieselben Fragen müssen zum tausendsten Mal beantwortet werden. Man erstellt manchmal absolut sinnfreie Arbeitsprodukte, nur weil der Mandant sie will. Auf Mandantenanfragen muss möglichst sofort reagiert werden. Man muss stets freundlich bleiben, auch wenn der Mandant pampig wird. Insbesondere im angelsächsischen Bereich wird man nicht als honoriges Organ der Rechtspflege, sondern als Berater wahrgenommen.
08.11.2022, 22:54
(08.11.2022, 10:36)DonJuansohn schrieb: Was ich vor dem Einstieg nicht auf dem Schirm hatte: Dienstleistermentalität. Wer das nicht kann, wird es sehr schwer haben.
Ist manchmal wie mit (quengelnden) Kindern. Sachen müssen für den Mandanten vorgekaut werden. Dieselben Fragen müssen zum tausendsten Mal beantwortet werden. Man erstellt manchmal absolut sinnfreie Arbeitsprodukte, nur weil der Mandant sie will. Auf Mandantenanfragen muss möglichst sofort reagiert werden. Man muss stets freundlich bleiben, auch wenn der Mandant pampig wird. Insbesondere im angelsächsischen Bereich wird man nicht als honoriges Organ der Rechtspflege, sondern als Berater wahrgenommen.
Das gilt nun aber für jeden Anwalt.
Zum Topic: ich glaube, dass man Spaß bei der Arbeit haben muss und einen Partner braucht, der einen fördert. Ohne diese Förderung merkst du schnell, dass du nur eine austauschbare Maschine Nr. 46 bist, die halt nach 2-3 Jahren durch Nr. 47 ersetzt wird. Es ist die Kunst zu erkennen, ob du Förderungsobjekt oder nur Maschine bist. Ich meine dass ich zur ersten Gruppe zähle. Ich könnte aber auch ein Depp sein :)
08.11.2022, 23:24
Wenn es Spaß macht geht das schon. Themen müssen interessant sein und man braucht ein tolles Team und gute Partner.
09.11.2022, 11:14
(08.11.2022, 23:24)omnimodo schrieb: Wenn es Spaß macht geht das schon. Themen müssen interessant sein und man braucht ein tolles Team und gute Partner.
Was aber keinen/kaum Einfluss darauf hat, ob man Lust darauf hat so viel zu arbeiten. Thema und Team waren bei mir damals auch super, trotzdem war es für mich kein Dauerzustand unter der Woche praktisch kein Leben zu haben und beispielsweise mit meiner Frau höchstens einmal alle zwei Wochen zusammen zu Abend zu essen (Werktags). Vielleicht hat sich das durch neue HO Regeln geändert aber früher war es nun einmal so, dass man im Büro gelebt hat und da hat mir dann doch der Spaß gefehlt, 90% meiner wachen Zeit vor einem Monitor zu verbringen.
09.11.2022, 12:24
(09.11.2022, 11:14)Patenter Gast schrieb:(08.11.2022, 23:24)omnimodo schrieb: Wenn es Spaß macht geht das schon. Themen müssen interessant sein und man braucht ein tolles Team und gute Partner.
Was aber keinen/kaum Einfluss darauf hat, ob man Lust darauf hat so viel zu arbeiten. Thema und Team waren bei mir damals auch super, trotzdem war es für mich kein Dauerzustand unter der Woche praktisch kein Leben zu haben und beispielsweise mit meiner Frau höchstens einmal alle zwei Wochen zusammen zu Abend zu essen (Werktags). Vielleicht hat sich das durch neue HO Regeln geändert aber früher war es nun einmal so, dass man im Büro gelebt hat und da hat mir dann doch der Spaß gefehlt, 90% meiner wachen Zeit vor einem Monitor zu verbringen.
War bei mir z.B. anders. Ich hatte im Studium absolut kein Interesse an GKen, weil ich der Meinung war, keine Lust zu haben, etliche Stunden im Büro zu verbringen, wenn ich meinen Batzen Geld eigentlich sowieso nicht richtig genießen kann. Ich hab dann M&A in einer GK im Ref probiert, damit ich wenigstens aus Erfahrung und nicht nur wegen Vorurteile sagen kann, GK ist nichts für mich. Die Inhalte haben mich dann aber so abgeholt, dass ich dafür in der GK geblieben bin. Die negativen Aspekte habe ich wegen der Themen und auch wegen des Teams in Kauf genommen bzw. weil ich so viel Spaß an der Arbeit hatte, waren mir die Arbeitszeiten auch ziemlich lange recht egal, muss ich sagen. Auch, weil ich mir das ausgesucht habe (ich hätte ja woanders hingehen können) und persönlich der Meinung bin, dass der Deal war "überdurchschnittliches Gehalt gegen Privatleben" (die Mandanten einer GK sind i.d.R. entsprechend drauf - das Team/Chef kann auch nicht immer unbedingt was für die Arbeitszeiten). Gegangen bin ich nicht wegen der Inhalte, sondern wegen der Dauerbelastung, des u.a. weil manche Teammitglieder mit der Zeit angefangen haben, sich entsprechend der Einstellung mancher hier im Forum zu verhalten, die ich persönlich als sehr schwierig in der GK, in der man nun mal freiwillig ist, empfinde (Dienst nach Vorschrift, Stift fallen lassen, etc. - das sind sicherlich alles legitime Anliegen, passt aber m.E. ua nicht mit den Gehältern, Teamatmosphäre und Arbeitsweise aus der GK zusammen). Ich hatte Bock viel zu arbeiten - aber nicht den Job für einen Kollegen mitzumachen (und nicht auch sein Gehalt zu kassieren), nur weil er - ohne zumindest unmittelbare Konsequenzen - macht, was er will.