21.09.2022, 20:11
Ich frage mich, inwieweit es tatsächlich unsinnig ist, direkt als Berufseinsteiger eine Inhouse-Position anzustreben (vorausgesetzt, man bekommt da etwas, da ja doch öfter Berufserfahrung vorausgesetzt wird). Von Kanzleiseite wird das ja gerne so kommuniziert, dass man nach 3 bis 5 Jahren dann gleich viel höher im Unternehmen einsteigen würde etc., aber die haben natürlich auch ein Interesse daran, dass die frischen Absolventen erst mal ein paar Jahre zu ihnen kommen...
Ist es wirklich so, dass ich, vorausgesetzt ich bewerbe mich nach 3 Jahren Inhouse bei einem halbwegs bekannten Unternehmen auf eine andere, höhere Inhouse-Stelle bei dem gleichen oder einem anderen Unternehmen, schlechtere Karten habe, als der Anwalt, der bis dahin drei Jahre bei irgendeiner GK war?
Und falls ja, ist es für Unternehmen dann von auschlaggebender Relevanz, ob ich bis dahin in einer GK den "full deal" gemacht habe oder beispielsweise in Teilzeit à la 4-Tage-Woche unterwegs war?
Irgendwelche Erfahrungen?
Ist es wirklich so, dass ich, vorausgesetzt ich bewerbe mich nach 3 Jahren Inhouse bei einem halbwegs bekannten Unternehmen auf eine andere, höhere Inhouse-Stelle bei dem gleichen oder einem anderen Unternehmen, schlechtere Karten habe, als der Anwalt, der bis dahin drei Jahre bei irgendeiner GK war?
Und falls ja, ist es für Unternehmen dann von auschlaggebender Relevanz, ob ich bis dahin in einer GK den "full deal" gemacht habe oder beispielsweise in Teilzeit à la 4-Tage-Woche unterwegs war?
Irgendwelche Erfahrungen?
21.09.2022, 21:09
Das hängt davon ab, ob für die Stelle Berufserfahrung Voraussetzung ist. In einem Unternehmen mit kleiner Rechtsabteilung bist du unter Umständen der einzige, der ein bestimmtes Rechtsgebiet bearbeitet. Dafür ist ein Berufsanfänger eher ungeeignet, es ist aber auch nicht unmöglich, an solche Positionen zu kommen.
Wenn du die Wirtschaftsnachrichten verfolgst, hörst du oft, dass ein Unternehmen Person X oder Y aus dem bekannten Unternehmen Z abgeworben hat. Man macht also Werbung mit den Neuzugängen. Selbst wenn das Unternehmen nicht so relevant ist, dass es in der Presse auftaucht, kann man damit auf der Webseite werben, wenn die Ansprechpartner mit kurzer Vita vorgestellt werden. Im Übrigen wüsste ich nicht, was der Vorteil eines Externen gegenüber einem Internen ist, außer dass er Erfahrung bei anderen Unternehmen und deren Arbeitsweise gesammelt hat.
Wohin willst du denn aufsteigen? Erstmal wirst du in der Rechtsabteilung einsteigen. Ob du von dort ins Management aufsteigen kannst, hängt viel mit der internen Firmenpolitik zusammen und ob du dich mit den richtigen Leuten gut stellst. Außerdem muss erstmal ein entsprechender Posten frei werden. Es ist nicht so, dass ich viel Ahnung davon hätte, aber wenn ich mich in meinem Umfeld umschaue, sind die wenigsten Firmenintern aufgestiegen, sondern wurden von anderen Unternehmen auf diese Positionen abgeworben. Ein ehemaliger Kollege von mir ist auf diese Weise vom "einfachen Steuerberater" über eine Next10 WP-Gesellschaft in ein Unternehmen als CFO gewechselt.
Wenn du die Wirtschaftsnachrichten verfolgst, hörst du oft, dass ein Unternehmen Person X oder Y aus dem bekannten Unternehmen Z abgeworben hat. Man macht also Werbung mit den Neuzugängen. Selbst wenn das Unternehmen nicht so relevant ist, dass es in der Presse auftaucht, kann man damit auf der Webseite werben, wenn die Ansprechpartner mit kurzer Vita vorgestellt werden. Im Übrigen wüsste ich nicht, was der Vorteil eines Externen gegenüber einem Internen ist, außer dass er Erfahrung bei anderen Unternehmen und deren Arbeitsweise gesammelt hat.
Wohin willst du denn aufsteigen? Erstmal wirst du in der Rechtsabteilung einsteigen. Ob du von dort ins Management aufsteigen kannst, hängt viel mit der internen Firmenpolitik zusammen und ob du dich mit den richtigen Leuten gut stellst. Außerdem muss erstmal ein entsprechender Posten frei werden. Es ist nicht so, dass ich viel Ahnung davon hätte, aber wenn ich mich in meinem Umfeld umschaue, sind die wenigsten Firmenintern aufgestiegen, sondern wurden von anderen Unternehmen auf diese Positionen abgeworben. Ein ehemaliger Kollege von mir ist auf diese Weise vom "einfachen Steuerberater" über eine Next10 WP-Gesellschaft in ein Unternehmen als CFO gewechselt.
21.09.2022, 21:50
Ernsthaft? Die Unternehmen zahlen 500 € die Stunde für den Rechtsbeistand, den sie dann für ein Angestelltengehalt kriegen.
21.09.2022, 22:01
22.09.2022, 08:48
Ich glaube, das Verständnis des TEs von den Hierarchien in Rechtsabteilungen von Unternehmern entspricht nicht ganz der Realität.
Da gibt es sehr, sehr wenige „höhere“ Stellen.
Das Gros stellen Syndizi (deren Gehalt mit zunehmender Erfahrung geringfügig steigt), dann kommt eine Handvoll Bereichs-/Gruppen/-Abteilungsleiter (wie man es nennen mag) und eben der Leiter der Rechtsabteilung. Die nächste Stufe wäre dann i.d.R. tatsächlich der Vorstand.
Der Sprung von einer in die nächste Ebene kann locker 10 Jahre dauern.
Mit 3-5 Jahren bewirbt man sich also nicht für eine leitende Position, sondern für eine etwas besser vergütete Syndikusstelle.
Ein Unterschied besteht tatsächlich darin, dass Leute mit GK-Erfahrung gehaltstechnisch in aller Regel besser eingestuft werden als eigene Syndizi, die vor ein paar Jahren als Berufseinsteiger im Unternehmen gestartet sind.
Da gibt es sehr, sehr wenige „höhere“ Stellen.
Das Gros stellen Syndizi (deren Gehalt mit zunehmender Erfahrung geringfügig steigt), dann kommt eine Handvoll Bereichs-/Gruppen/-Abteilungsleiter (wie man es nennen mag) und eben der Leiter der Rechtsabteilung. Die nächste Stufe wäre dann i.d.R. tatsächlich der Vorstand.
Der Sprung von einer in die nächste Ebene kann locker 10 Jahre dauern.
Mit 3-5 Jahren bewirbt man sich also nicht für eine leitende Position, sondern für eine etwas besser vergütete Syndikusstelle.
Ein Unterschied besteht tatsächlich darin, dass Leute mit GK-Erfahrung gehaltstechnisch in aller Regel besser eingestuft werden als eigene Syndizi, die vor ein paar Jahren als Berufseinsteiger im Unternehmen gestartet sind.
22.09.2022, 09:37
Sehr viele Unternehmen wollen einfach keinen Berufseinsteiger einlernen. Mit bisschen Erfahrung hast du daher viel mehr Optionen. Wenn ein Unternehmen auch Einsteiger will, dann kannst du natürlich direkt rein. Es gilt halt trotzdem die goldene Regel, dass Jobwechsel die größten Gehaltssprünge ermöglichen.
22.09.2022, 09:48
Welche Kanzlei wirbt denn bei Berufseinsteigern damit, dass sie die Kanzlei nach 3-5 Jahren wieder profitabel verlassen können?
22.09.2022, 10:43
Möglich ist das - das sehe ich in meinem Umfeld. Aber deine Verhandlungsposition ist dann deutlich schlechter und du wirst Probleme bekommen, das Gehaltsniveau der Kollegen zu erreichen, die vorher als RA gearbeitet haben. So jedenfalls mein Eindruck.
22.09.2022, 15:52
Mal wegen von den monetären Themen hin zum Arbeitsalltag. Nach meiner Erfahrung ist es für die Arbeit in der Rechtsabteilung durchaus vorteilhaft wenn du vorher auch schonmal die "andere Seite" gesehen hast.
Damit hast du die Möglichkeit die Strukturen und Arbeitsabläufe in Unternehmen verschiedener Größe mal von außen zu betrachten. Außerdem wirst du im Anwaltsberuf in schneller Abfolge verschiedene Rechtsfragen beantworten, dass kann dann im Unternehmen nur hilfreich sein. Solltest du in einem Unternehmen landen, dass auch extern mandatiert, hilft die Erfahrung als Anwalt dir enorm in der Kommunikation und der Arbeit mit den externen Kollegen, da du genau weißt wo da die pain points liegen.
Zuletzt: Der Wechsel von Kanzlei nach Inhouse ist immer einfacher als in der umgekehrten Richtung, es bietet sich also an mit Kanzlei zu starten.
Zwingend ist Kanzlei vorher nicht, ich (3 Jahre Boutique, jetzt Inhouse) würde es dir aber empfehlen.
Damit hast du die Möglichkeit die Strukturen und Arbeitsabläufe in Unternehmen verschiedener Größe mal von außen zu betrachten. Außerdem wirst du im Anwaltsberuf in schneller Abfolge verschiedene Rechtsfragen beantworten, dass kann dann im Unternehmen nur hilfreich sein. Solltest du in einem Unternehmen landen, dass auch extern mandatiert, hilft die Erfahrung als Anwalt dir enorm in der Kommunikation und der Arbeit mit den externen Kollegen, da du genau weißt wo da die pain points liegen.
Zuletzt: Der Wechsel von Kanzlei nach Inhouse ist immer einfacher als in der umgekehrten Richtung, es bietet sich also an mit Kanzlei zu starten.
Zwingend ist Kanzlei vorher nicht, ich (3 Jahre Boutique, jetzt Inhouse) würde es dir aber empfehlen.
26.09.2022, 15:28
(22.09.2022, 15:52)Gast schrieb: Mal wegen von den monetären Themen hin zum Arbeitsalltag. Nach meiner Erfahrung ist es für die Arbeit in der Rechtsabteilung durchaus vorteilhaft wenn du vorher auch schonmal die "andere Seite" gesehen hast.
Damit hast du die Möglichkeit die Strukturen und Arbeitsabläufe in Unternehmen verschiedener Größe mal von außen zu betrachten. Außerdem wirst du im Anwaltsberuf in schneller Abfolge verschiedene Rechtsfragen beantworten, dass kann dann im Unternehmen nur hilfreich sein. Solltest du in einem Unternehmen landen, dass auch extern mandatiert, hilft die Erfahrung als Anwalt dir enorm in der Kommunikation und der Arbeit mit den externen Kollegen, da du genau weißt wo da die pain points liegen.
Zuletzt: Der Wechsel von Kanzlei nach Inhouse ist immer einfacher als in der umgekehrten Richtung, es bietet sich also an mit Kanzlei zu starten.
Zwingend ist Kanzlei vorher nicht, ich (3 Jahre Boutique, jetzt Inhouse) würde es dir aber empfehlen.
Klingt gut, bist du nach dem 2. StEx in die Boutique eingestiegen? Darf man nach Gehalt und ein paar grobe Eckdaten (im Rahmen des anonymen) fragen?