07.07.2021, 12:03
Ich arbeite selber als WiMi promotionsbegleitend in der GK (zwischen Ref und erstem 4 Tage, jetzt 2 Tage). Da kann ich auch zehn Stunden am Tag meist konzentriert Recherchen durchballern, einfach weil man den Druck hat: "Der Mandant benötigt unser Ergebnis bis morgen früh". Da durchforstet man einfach Beck/Juris und gängige Kommentare nach einschlägiger Rechtsprechung. Urteile lese ich selten ganz. Mit der Stichwortsuche guckt man nach passenden Stellen.
Bei einer Diss arbeitet man hingegen viel gründlicher und liest sich auch Monographien etc. durch. Ich lese gerade ein 200-Seitiges englisches Urteil von vorne bis hinten. Außerdem habe ich hier keinen ungeduldigen Partner im Nacken, der heute Abend das Ergebnis erwartet. Deshalb kann ich in diesem blöden Forum prokrastinieren.
Fazit: Wer 10 Stunden am Tag in der Kanzlei konzentriert und mit 4 Tassen Kaffee durchballern kann, schafft das nicht auch zwangsläufig bei einer Diss. Die Arbeit ist grundverschieden.
Bei einer Diss arbeitet man hingegen viel gründlicher und liest sich auch Monographien etc. durch. Ich lese gerade ein 200-Seitiges englisches Urteil von vorne bis hinten. Außerdem habe ich hier keinen ungeduldigen Partner im Nacken, der heute Abend das Ergebnis erwartet. Deshalb kann ich in diesem blöden Forum prokrastinieren.
Fazit: Wer 10 Stunden am Tag in der Kanzlei konzentriert und mit 4 Tassen Kaffee durchballern kann, schafft das nicht auch zwangsläufig bei einer Diss. Die Arbeit ist grundverschieden.
07.07.2021, 12:08
(07.07.2021, 10:58)Gast schrieb: 50% des Schreibprozesses sind normalerweise Zweifel und Unsicherheit.
Wer als routinierter GKler gewöhnt ist 50 Seiten Bullshit rauszulassen, der wird also weniger Hemmungen haben und das Ding dirty runter schreiben.
Ist dann eben nur eine Frage, ob das dem Dr.-Vater und dem Zweitgutachter reicht. Mein Dr.-Vater, bei dem ich extern promoviert habe, hat mich direkt zu Beginn über seine Anspruchshaltung aufgeklärt und dass er auch bereits einmal etwas nicht angenommen hat, was seinen Ansprüchen nicht genügt hat und womit er sich nicht beim Zweitgutachter blamieren wollte. Auch sollte man keine politische Karriere anstreben, denn "dirty runterschreiben" ist mit korrekter Zitierweise (und erforderlicher Eigenleistung) ein Haufen Arbeit, der idR nicht in 6 Monaten möglich ist, so dass Werk nicht den Umfang eines Pixie-Heftchens hat.
07.07.2021, 22:30
Schön für knackige Dissertationen dürfte etwa die Prüfung der Verfassungsmäßigkeit irgendeiner randseitigen wirtschaftsverwaltungsrechtlichen Norm sein (Art. 12, 14, 3 I, 2 I GG...). Natürlich, bevor das BVerfG bzw. der Gesetzgeber die kicken. Mit einem Auge sollte man also immer auf Referentenentwürfe des zuständigen Ressorts achten - dann läuft die Uhr. Ich kenne einen Freund, der sowas zum SteuerR (auch gutes Gebiet für Schmalspurdiss) gemacht hat und dessen Arbeit kurz nach Disputatio rechtshistorisch wurde. ;)
08.07.2021, 12:01
(01.06.2021, 22:01)Gast schrieb:(01.06.2021, 18:11)Gast HE schrieb: Auch wenn wir uns mittlerweile recht weit vom Thema lösen:Allen, die sich für eine promotionsbegleitende Beschäftigung am Lehrstuhl interessieren, kann ich nur nachdrücklich sagen, dass die Arbeitszeiten mit Pech deutlich über der angegebenen Zeit liegen und die nützlichen Tipps des Profs ein frommer Wunsch sind.
Ich jobbe neben der Diss an zwei Tagen pro Woche in einer Kanzlei. Das ist eigentlich immer eine nette Ablenkung. Dass eine 50% Stelle als Wiss. Mit. nur zeitraubend ist und die Promotionszeit verdoppelt, bezweifle ich. Nachdem ich mit den Kanzleitagen durch bin, kann ich mich immer besonders gut auf die Diss konzentrieren.
Für wissenschaftliche Mitarbeiter an der Uni gilt das erst recht. Einige sind zwar wirklich eingespannt, meistens liegt die Arbeitsbelastung aber deutlich unter der ausgeschriebenen. Gerade in der vorlesungsfreien Zeit gibt es da ja wenig zu tun. Zudem steht man als WissMit meist im engeren Kontakt zum Doktorvater/der Doktormutter, die nützliche Tipps geben kann.
So isses. Ich bin WiMi an einer Uni und die Arbeitsbelastung liegt DEUTLICH über den vereinbarten 50%. Ist schwierig, sich da rauszuziehen, weils halt viele Deadlines gibt und man die Kolleg*innen ja nicht hängen lassen will. Dazu kommen ja noch Lehre, Klausurenkorrekturen etc etc. Das frisst alles Zeit.
Und Tipps vom Dr.-Vater/Mutter.. das ist so eine Sache für sich. Die haben ja meistens x Doktorand*innen und sind gar nicht so tief im Thema drin, dass sie dir ad hoc irgendwelche guten Tipps geben könnten. Die Durcharbeitung von Kapitel-Entwürfen kann dann eher mal Monate dauern.
29.06.2022, 00:31
Kann jemand eine konkrete Professur empfehlen, die eine 6 monatige Diss. akzeptiert?
Notfalls auch nur vom Hörensagen?
Notfalls auch nur vom Hörensagen?
11.07.2022, 16:00
Ganz ehrlich, das Problem ist dabei NULL, einen entsprechenden Prof. zu finden, sondern tatsächlich etwas Annehmbares in dieser Zeit zu produzieren. Such dir doch einfach "normal" einen Doktorvater und gib dann eben nach 6 Monaten dein Werk ab - wenn du es so schnell hinbekommst.
Glaube nicht, dass das viele Profs ablehnen würden, wenn der Inhalt stimmt. Das Problem ist halt, dass der Output oft entsprechend mau ist, wenn man schon mit der Vorgabe reingeht, nicht mehr als 6 Monate zu brauchen.
Glaube nicht, dass das viele Profs ablehnen würden, wenn der Inhalt stimmt. Das Problem ist halt, dass der Output oft entsprechend mau ist, wenn man schon mit der Vorgabe reingeht, nicht mehr als 6 Monate zu brauchen.
11.07.2022, 19:25
(29.06.2022, 00:31)Gast schrieb: Kann jemand eine konkrete Professur empfehlen, die eine 6 monatige Diss. akzeptiert?
Notfalls auch nur vom Hörensagen?
Ja. Charlotte Gaitanides soll da sehr aufgeschlossen sein. Oder Hans-Peter Schwintowski. Der legt aber schon sehr strenge Maßstäbe an methodisch einwandfreies Arbeiten an.