12.06.2022, 13:09
Hallo,
ich befinde mich nach kürzlich absolviertem Referendariat in einer mehr oder minder stark ausgeprägten "Existenzkrise". Im Moment macht mir Jura überhaupt keinen Spaß mehr und ich kann mir nicht vorstellen, sofort einen juristischen Beruf zu ergreifen. Derzeit überlege ich mir, ein Zweitstudium zu beginnen und die Juristerei erstmal hinter mir zu lassen. Als Fachrichtung könnte ich mir eine Geisteswissenschaft vorstellen, etwa Soziologie oder Politikwissenschaft.
Gibt es hier jemanden, der einen ähnlichen Weg eingeschlagen hat und ein wenig von seinen Erfahrungen berichten kann? Insbesondere interessiert mich, wie man dieses Zweitstudium finanzieren könnte und wie schwer ein etwaiger Wiedereinstieg in die Juristerei wäre, wenn man erstmal ein paar Jahre fachfremd unterwegs war.
Zu den Eckdaten: 27 Jahre alt und 20 Punkte aus 2 Examina.
Vielen Dank!
ich befinde mich nach kürzlich absolviertem Referendariat in einer mehr oder minder stark ausgeprägten "Existenzkrise". Im Moment macht mir Jura überhaupt keinen Spaß mehr und ich kann mir nicht vorstellen, sofort einen juristischen Beruf zu ergreifen. Derzeit überlege ich mir, ein Zweitstudium zu beginnen und die Juristerei erstmal hinter mir zu lassen. Als Fachrichtung könnte ich mir eine Geisteswissenschaft vorstellen, etwa Soziologie oder Politikwissenschaft.
Gibt es hier jemanden, der einen ähnlichen Weg eingeschlagen hat und ein wenig von seinen Erfahrungen berichten kann? Insbesondere interessiert mich, wie man dieses Zweitstudium finanzieren könnte und wie schwer ein etwaiger Wiedereinstieg in die Juristerei wäre, wenn man erstmal ein paar Jahre fachfremd unterwegs war.
Zu den Eckdaten: 27 Jahre alt und 20 Punkte aus 2 Examina.
Vielen Dank!
Ich kann Dir empfehlen, zur Vorbereitung auf das Referendariat das Buch "99 Tipps & Hinweise für ein erfolgreiches Rechtsreferendariat" zu lesen. Das Buch gibt es als Print-Ausgabe und E-Book. Infos hierzu findest Du auf folgender Seite:
https://www.juristenkoffer.de/rechtsreferendariat/99-tipps-hinweise.php
Neben Tipps zur Planung des Referendariats beinhaltet das Buch auch viele hilfreiche Hinweise zur optimalen Examensvorbereitung sowie viele konkrete Tipps für das Schreiben der Klausuren.
https://www.juristenkoffer.de/rechtsreferendariat/99-tipps-hinweise.php
Neben Tipps zur Planung des Referendariats beinhaltet das Buch auch viele hilfreiche Hinweise zur optimalen Examensvorbereitung sowie viele konkrete Tipps für das Schreiben der Klausuren.
12.06.2022, 13:52
mit 20 Punkten aus zwei Examina wirst du jederzeit wieder gut einsteigen können! Also nur zu!
12.06.2022, 14:46
Hört sich für mich eigentlich an, als würde sich das in zwei, drei Monaten legen. Dann kommt auch die Lust auf was Juristisches zurück mmn.
Aber probier's ruhig aus, Rückkehroptionen werden nicht zu schlecht sein, wie schon gesagt wurde.
Aber probier's ruhig aus, Rückkehroptionen werden nicht zu schlecht sein, wie schon gesagt wurde.
12.06.2022, 16:16
Mit solchen super Noten kannst du dir solche Ausflüge leisten. Mach was dir Spaß macht!
12.06.2022, 18:50
Ist die Frage, was du später beruflich machen willst.
Willst du studieren, weil dich ein bestimmtes Fach interessiert? Z.b. Philosophie? Dann mach es. Willst du später in so einem Fach arbeiten und weißt noch nicht welches, würde ich mir das stark überlegen. Geisteswissenschaften produziert die höchste Anzahl an arbeitslosen und später fachfremd arbeitenden Akademiker. Dann kannst du dir auch jetzt schon einen Job suchen, der dich interessiert oder deine Zeit anderweitig besser verwenden (reisen etc.). Nur studieren, weil man noch keinen Plan für die Zukunft hat, halte ich für verschwendete Zeit.
Willst du studieren, weil dich ein bestimmtes Fach interessiert? Z.b. Philosophie? Dann mach es. Willst du später in so einem Fach arbeiten und weißt noch nicht welches, würde ich mir das stark überlegen. Geisteswissenschaften produziert die höchste Anzahl an arbeitslosen und später fachfremd arbeitenden Akademiker. Dann kannst du dir auch jetzt schon einen Job suchen, der dich interessiert oder deine Zeit anderweitig besser verwenden (reisen etc.). Nur studieren, weil man noch keinen Plan für die Zukunft hat, halte ich für verschwendete Zeit.
13.06.2022, 00:00
Befinde mich in einer ähnlichen Situation.
Bzüglich der Finanzierbarkeit würde ich mir aber keine Sorgen machen. Schon gar nicht, wenn du "nur" Geisteswissenschaften studieren willst. Meinem Eindruck nach ist die Belastung da doch erheblich geringer als in so ziemlich jedem anderen Studiengang (solange man keine schwieirge Fremdsprache lernen muss), wenn einem das Fach halbwegs zusagt. Ich kenne einige Juristen, die quasi nebenbei zum Jurastudium einen B.A. erworben haben, alle haben das als Spaziergang empfunden. Da sollten ein oder zwei Tage pro Woche für eine Berufstätigkeit frei bleiben. Mit den Noten solltest du problemlos in einer gut zahlenden Kanzlei als WissMit unterkommen. Mit Anwaltszulassung kannst du dir ja etwas dazu verdienen. Du würdest es finanziell besser haben als so mancher normaler Student.
Ein B.A. Studium dauert drei Jahre. Du kannst davon ausgehen, dass trotz Berufstätigkeit in Regelstudienzeit zu schaffen (und das locker). Wenn du als Nebenfach (meistens sind es Zweifachbachelor) Jura oder sowas nimmst und dir da viel anrechnen lassen kannst, schaffst du es vllt sogar noch schneller. Das dauert insgesamt auch nicht länger als viele Promotionsprojekte. Wie solltest du dann keinen Job mehr finden können? Vielmehr hast du doch etwas im Lebenslauf, was dich interessant macht.
Ich würde mich eher fragen, ob das jetzt wirklich das Ziel der Ziele sein soll. Und warum so plötzlich? Gerade in den Geisteswissenschaften kann man ggf. auch mit Jura-Studium promovieren. Bzw. weisen doch viele Jura-Promotionen starke Bezüge zu (anderen) Geisteswissenschaften auf. Wäre dieser Weg vielleicht besser? Oder ein eher "interdisziplinär" angelegter Master, ggf. im Ausland?
Die ganzen B.A.-Abschlüsse sind (abgesehen von Psychologie oder vllt Architektur) alle nicht irgendwie berufsqualifizierend. Die menschen mit diesen Abschlüssen machen am Ende alles mögliche, nur werden sie keine Philosophen und Historiker. Am Ende landen sie bei irgendwelchen Behörden oder Verbänden und würden sich wünschen, eine juristische Qualifkation zu haben. Dann ist wieder die Frage, welchen Beruf du denn eigentlich ergreifen willst? Ich befürchte, dass du auch mit dem B.A.-Studium tendenziell wieder bei etwas Juristischem landest (und das vllt. gar nicht so verkehrt ist).
Es gibt aber auch viele untypische Jura-Berufe. Und dir stehen schon jetzt (und viel mehr als mit B.A.) verschiedene ganz unjuristische Jobs offen. Warum muss es also ein neues Studium sein? Niemand zwingt dich, Richter zu werden.
Vielleicht ist das Problem eher die Anpassung an den drohenden Berufsalltag? Der Abschied vom Studentenleben? Damit tun sich viele schwer und es kann zu Anpassungsstörungen kommen, die als Existenzkrise empfunden werden.
Wenn dich Geisteswissenschaften so sehr interessieren, kannst du sie auch als Hobby nebenbei machen. Durchaus auch in Form eines Studiums. Wie gesagt sind die B.A.-Studiengänge größtenteils nicht wirklich zeitraubend.
Bzüglich der Finanzierbarkeit würde ich mir aber keine Sorgen machen. Schon gar nicht, wenn du "nur" Geisteswissenschaften studieren willst. Meinem Eindruck nach ist die Belastung da doch erheblich geringer als in so ziemlich jedem anderen Studiengang (solange man keine schwieirge Fremdsprache lernen muss), wenn einem das Fach halbwegs zusagt. Ich kenne einige Juristen, die quasi nebenbei zum Jurastudium einen B.A. erworben haben, alle haben das als Spaziergang empfunden. Da sollten ein oder zwei Tage pro Woche für eine Berufstätigkeit frei bleiben. Mit den Noten solltest du problemlos in einer gut zahlenden Kanzlei als WissMit unterkommen. Mit Anwaltszulassung kannst du dir ja etwas dazu verdienen. Du würdest es finanziell besser haben als so mancher normaler Student.
Ein B.A. Studium dauert drei Jahre. Du kannst davon ausgehen, dass trotz Berufstätigkeit in Regelstudienzeit zu schaffen (und das locker). Wenn du als Nebenfach (meistens sind es Zweifachbachelor) Jura oder sowas nimmst und dir da viel anrechnen lassen kannst, schaffst du es vllt sogar noch schneller. Das dauert insgesamt auch nicht länger als viele Promotionsprojekte. Wie solltest du dann keinen Job mehr finden können? Vielmehr hast du doch etwas im Lebenslauf, was dich interessant macht.
Ich würde mich eher fragen, ob das jetzt wirklich das Ziel der Ziele sein soll. Und warum so plötzlich? Gerade in den Geisteswissenschaften kann man ggf. auch mit Jura-Studium promovieren. Bzw. weisen doch viele Jura-Promotionen starke Bezüge zu (anderen) Geisteswissenschaften auf. Wäre dieser Weg vielleicht besser? Oder ein eher "interdisziplinär" angelegter Master, ggf. im Ausland?
Die ganzen B.A.-Abschlüsse sind (abgesehen von Psychologie oder vllt Architektur) alle nicht irgendwie berufsqualifizierend. Die menschen mit diesen Abschlüssen machen am Ende alles mögliche, nur werden sie keine Philosophen und Historiker. Am Ende landen sie bei irgendwelchen Behörden oder Verbänden und würden sich wünschen, eine juristische Qualifkation zu haben. Dann ist wieder die Frage, welchen Beruf du denn eigentlich ergreifen willst? Ich befürchte, dass du auch mit dem B.A.-Studium tendenziell wieder bei etwas Juristischem landest (und das vllt. gar nicht so verkehrt ist).
Es gibt aber auch viele untypische Jura-Berufe. Und dir stehen schon jetzt (und viel mehr als mit B.A.) verschiedene ganz unjuristische Jobs offen. Warum muss es also ein neues Studium sein? Niemand zwingt dich, Richter zu werden.
Vielleicht ist das Problem eher die Anpassung an den drohenden Berufsalltag? Der Abschied vom Studentenleben? Damit tun sich viele schwer und es kann zu Anpassungsstörungen kommen, die als Existenzkrise empfunden werden.
Wenn dich Geisteswissenschaften so sehr interessieren, kannst du sie auch als Hobby nebenbei machen. Durchaus auch in Form eines Studiums. Wie gesagt sind die B.A.-Studiengänge größtenteils nicht wirklich zeitraubend.