20.06.2022, 12:00
(20.06.2022, 09:38)Gast schrieb: Man muss für die Frage erst einmal differenzieren, wo man genau arbeiten will. "Die Medien" sind ja vielfältig. Ich würde hier zwischen redaktioneller Arbeit, Presse und "Jurist in Medienunternehmen" unterscheiden.
- redaktionelle Arbeit: Das ist das "Klassische", wenn man für Fernsehen, Radio, Zeitung oder online arbeitet. Man schreibt also Online-Texte zu Rechtsthemen, macht Radiobeiträge oder Fernsehberichte. In dem Bereich hauptberuflich als Jurist zu arbeiten, sodass man ausschließlich davon leben kann, ist sehr schwer. Als einzige Stellen fallen mir da die ARD-Rechtsredaktion in Karlsruhe beim SWR, die ZDF-Redaktion "Recht und Justiz" in Mainz oder LTO (Berlin/Köln) ein. Da in Vollzeit reinzukommen, ist aber kaum möglich, wenn nicht - wie z.B. letztens beim ZDF - explizit was ausgeschrieben ist und man sehr gute journalistische Vorkenntnisse hat (und da rede ich jetzt nicht von 1-2 Beiträgen für die Lokalzeitung, da muss man schon deutlich mehr mitbringen).
Selbstverständlich kann man bei fast allen Medien auch als freier Mitarbeiter arbeiten, z.B. als "Rechtsexperte" für bestimmte Themen, als Gerichtsreporter für die Lokalzeitung oder als Gastautor, z.B. bei der LTO. Da reichts einfach mal formlos anzufragen. Da muss einem aber klar sein, dass das fast immer nur ein "Nebenbrot" sein wird, von dem alleine man nicht leben kann. Oft ist es einfach so, dass Redaktionen bei Rechtsthemen auf externe Anwälte oder Institutionen (z.B. Verbraucherzentrale) setzen und sie daher keinen eigenen "Rechtsredakteur" brauchen (denn der kostet ja auch).
- Presse-/Öffentlichkeitsarbeit: Hier geht es darum, als Pressesprecher z.B. bei einem Gericht oder einer Behörde zu arbeiten (etwa in einem Ministerium oder bei einem größeren Gericht). Es ist hier wohl meist aber so, dass solche Stellen nicht explizit ausgeschrieben sind, sondern innerhalb einer Laufbahn mit vorgesehen sind. Bei meinem örtlichen Landgericht gibt es zum Beispiel nicht den Vollzeit-Job "Pressesprecher des Landgerichts", sondern das macht ein Richter, der eben für einen gewissen Zeitanteil von der Richtertätigkeit freigestellt ist und dann die Pressearbeit machen kann. Ich kenne aber auch Leute, die innerhalb ihrer Laufbahn zum Beispiel als Proberichter an einem Gericht anfingen und sich dann in die Pressestelle des entsprechenden Ministeriums abordnen haben lassen, weil sie Presse einfach interessiert und die dann für ein paar Jahre auch wirklich "Vollzeit" im Pressebereich arbeiten dürfen.
Natürlich kann man sich auch hier in der freien Wirtschaft umsehen, ob z.B. Verbraucherzentralen, Wettbewerbszentralen o.Ä. im Pressebereich Stellen haben. Für ausgeschlossen halte ich das nicht; man dürfte aber örtlich sehr gebunden sein.
- juristische Beratung in Medienunternehmen: Ein letzter Punkt wäre die Möglichkeit, in einem Medienunternehmen z.B. als juristischer Referent zu arbeiten. Denkbar wäre hier zB die Arbeit in einer Landesmedienanstalt (was vor allem dann super-interessant sein kann, wenn man die Medienbranche in seinem Bundesland schon etwas aus der Praxis kennt), bei einer Landesrundfunkanstalt oder in einem Medienkonzern (Springer etc.). Auch hier kommt es natürlich immer auf die Stellenlage an. Hier wird man aber tatsächlich viel mehr juristisch als redaktionell arbeiten. Man kann daran aber auch Freude haben, wenn man "die Medienwelt" einfach auch aus der juristischen Perspektive betrachten will - also wenn man z.B. Interesse an Urheberrecht, Presserecht, JuSchG, JMStV oder am Medienstaatsvertrag hat. Das kann sehr interessant sein.
Ich hoffe, ich konnte ein bisschen Einblick geben - letzten Endes muss man sich fragen, was einem liegt, aber sich auch klar machen, was überhaupt möglich ist. Wenn du noch Fragen hast, kannst du gerne jederzeit schreiben (bin selbst Volljurist und habe eine journalistische Ausbildung, stand also vor der gleichen Frage).
Das geht leider nur wenn du dich hier ebenfalls registrierst.
20.06.2022, 15:13
Du kannst deine Frage ja auch hier stellen (wenn du möchtest), vielleicht interessiert sie ja andere inhaltlich auch....
20.06.2022, 15:41
(20.06.2022, 15:13)Jurist1403 schrieb: Du kannst deine Frage ja auch hier stellen (wenn du möchtest), vielleicht interessiert sie ja andere inhaltlich auch....In welcher Struktur bist du tätig?
Hast du vorher Erfahrung in einer GK gesammelt? Hast du Stationen im Referendariat mit thematisch passenden Bezügen absolviert?
Wie sinnvoll ist ein zusätzlicher Master in diesem Bereich? Berlin, Mainz und andere Unis bieten entsprechende Programme an.
Vielen Dank!
20.06.2022, 15:51
Ich arbeite bei einem Vermarktungsunternehmen (für Werbung) und habe viel mit dem Medienstaatsvertrag, Werbesatzung, Jugendschutz, Datenschutz, Glückspielstaatsvertrag etc zu tun.
Evtl wären auch Marketingagenturen etwas für dich.
Evtl wären auch Marketingagenturen etwas für dich.
20.06.2022, 17:16
(20.06.2022, 15:41)Joko schrieb:(20.06.2022, 15:13)Jurist1403 schrieb: Du kannst deine Frage ja auch hier stellen (wenn du möchtest), vielleicht interessiert sie ja andere inhaltlich auch....In welcher Struktur bist du tätig?
Hast du vorher Erfahrung in einer GK gesammelt? Hast du Stationen im Referendariat mit thematisch passenden Bezügen absolviert?
Wie sinnvoll ist ein zusätzlicher Master in diesem Bereich? Berlin, Mainz und andere Unis bieten entsprechende Programme an.
Vielen Dank!
Ich bin derzeit gar nicht mehr im "Medienbereich" tätig. In einer GK war ich nicht und ich habe auch keinen Master in der Richtung.
Im Ref. war ich in der Wahlstation in Karlsruhe bei der ARD, habe also redaktionell gearbeitet.
Gefühlt würde ich sagen, dass, wenn man bei den Medien als Jurist arbeiten will, auch (zumindest ein bisschen) Praxiserfahrung aus dem Medienbereich erforderlich ist, auch wenn es nur ein Praktikum ist. Denn - so ist es mein Gefühl - man will da auch jemanden sitzen haben, der das Thema, über das er redet, auch kapiert. Ich nehm als Beispiel immer gerne den Herrn Solmecke von WBS. Die Qualität der Zielgruppe, die er auf YT anspricht, mal außen vor gelassen: Er ist Medienrechtsanwalt, hat aber vorher zum Beispiel viel beim Radio (ich meine WDR) gearbeitet und das man sieht man auch in seinen Clips. Man muss das auch aus Sicht der Personaler sehen: Was macht dich anders im Vergleich zu anderen? Wer da mit Vorerfahrung punkten kann, hat einen großen Vorteil.
20.06.2022, 17:23
(20.06.2022, 17:16)Gast schrieb:(20.06.2022, 15:41)Joko schrieb:(20.06.2022, 15:13)Jurist1403 schrieb: Du kannst deine Frage ja auch hier stellen (wenn du möchtest), vielleicht interessiert sie ja andere inhaltlich auch....In welcher Struktur bist du tätig?
Hast du vorher Erfahrung in einer GK gesammelt? Hast du Stationen im Referendariat mit thematisch passenden Bezügen absolviert?
Wie sinnvoll ist ein zusätzlicher Master in diesem Bereich? Berlin, Mainz und andere Unis bieten entsprechende Programme an.
Vielen Dank!
Ich bin derzeit gar nicht mehr im "Medienbereich" tätig. In einer GK war ich nicht und ich habe auch keinen Master in der Richtung.
Im Ref. war ich in der Wahlstation in Karlsruhe bei der ARD, habe also redaktionell gearbeitet.
Gefühlt würde ich sagen, dass, wenn man bei den Medien als Jurist arbeiten will, auch (zumindest ein bisschen) Praxiserfahrung aus dem Medienbereich erforderlich ist, auch wenn es nur ein Praktikum ist. Denn - so ist es mein Gefühl - man will da auch jemanden sitzen haben, der das Thema, über das er redet, auch kapiert. Ich nehm als Beispiel immer gerne den Herrn Solmecke von WBS. Die Qualität der Zielgruppe, die er auf YT anspricht, mal außen vor gelassen: Er ist Medienrechtsanwalt, hat aber vorher zum Beispiel viel beim Radio (ich meine WDR) gearbeitet und das man sieht man auch in seinen Clips. Man muss das auch aus Sicht der Personaler sehen: Was macht dich anders im Vergleich zu anderen? Wer da mit Vorerfahrung punkten kann, hat einen großen Vorteil.
Ok vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Bezüglich Vorerfahrung bin ich dran :D das kann ich mir auch gut vorstellen dass man wenigstens ein wenig in den Bereich reinschnuppern sollte (Schwerpunkt theoretisch, Praktikum, Wahlstation im Ref).
Einfach „weil es cool ist“ als Begründung angeben reicht wahrscheinlich nicht.