06.07.2021, 12:29
Hallo,
ich bin nun am Ende meiner juristischen Ausbildung, habe beide Staatsexamen im oberen B Bereich und überlege mir nun, wie es weitergehen soll.
Ich hatte schon während der Examensvorbereitung fürs erste Examen festgestellt, dass mich das System Jura ziemlich aufregt. Man lernte gefühlt nur für den Korrektor, das Staatsexamen schwebt über allem und es gibt eine viel zu große Menge an arroganten Idioten, die das gleiche machen. Ich habe es trotzdem durchgezogen, aus Gründen von „oftmals trotzdem interessant“, „jetzt bist du schon so weit“ usw.
Das erste (halbe) Jahr Referendariat fand ich dann wirklich toll, ich bin gern zur Zivilstation, danach hat es mich nur noch genervt. Gleiche scheiße in grün, nur noch mehr Klausuren. Die Praxisstationen habe ich zwar gut gewählt und ich denke ich habe viele Bereiche sehen können, aber es war einfach immer noch zu viel Staatsexamen über alles.
Meine wohl viel zu naive Hoffnung, einen gut bezahlten Job auf 40h Basis zu bekommen, wie es meine Freunde und Bekannten außerhalb der Jurawelt hinbekommen haben, wurde nun mit der harten Realität konfrontiert.
Mal dahingestellt, ob die Noten überhaupt für die Justiz reichen würden, kann ich mir das angesichts der Arbeitsbedingungen dort nicht vorstellen. Behörde kommt nicht in Betracht, Unternehmen fand ich in meinen Stationen ziemlich langweilig.
Den Anwaltsberuf fand ich durchgehend am interessantesten. Allerdings scheint es hier so zu sein: entweder man verdient sich in einer GK eine goldene Nase, tauscht dafür aber sein komplettes Leben gegen Geld. Oder man geht in eine MK, arbeitet dort für deutlich weniger Geld deutlich länger als 40h. Und in der KK gibts regelmäßig so wenig Geld, dass man sich schon fragen muss, warum man überhaupt eine so lange Ausbildung durchlaufen hat.
Klingt für mich alles nicht nach einem guten Deal. Ich fühle mich nun eher so, als dass ich in einem System gefangen bin, mit dem ich mich nun arrangieren muss. Ich fand Jura immer interessant, aber es war nie die große Liebe. Ich brenne nicht dafür, das jeden Tag 10h zu machen und dafür auch noch gerne Überstunden zu Lasten von Freizeit zu machen.
Ich würde am liebsten die Zeit zurückdrehen, und sowas wie Informatik studieren. Geht natürlich nicht.
War oder ist hier jemand in vergleichbarer Stimmung? Was sind eure Ideen und Lösungen für eure Zukunft?
ich bin nun am Ende meiner juristischen Ausbildung, habe beide Staatsexamen im oberen B Bereich und überlege mir nun, wie es weitergehen soll.
Ich hatte schon während der Examensvorbereitung fürs erste Examen festgestellt, dass mich das System Jura ziemlich aufregt. Man lernte gefühlt nur für den Korrektor, das Staatsexamen schwebt über allem und es gibt eine viel zu große Menge an arroganten Idioten, die das gleiche machen. Ich habe es trotzdem durchgezogen, aus Gründen von „oftmals trotzdem interessant“, „jetzt bist du schon so weit“ usw.
Das erste (halbe) Jahr Referendariat fand ich dann wirklich toll, ich bin gern zur Zivilstation, danach hat es mich nur noch genervt. Gleiche scheiße in grün, nur noch mehr Klausuren. Die Praxisstationen habe ich zwar gut gewählt und ich denke ich habe viele Bereiche sehen können, aber es war einfach immer noch zu viel Staatsexamen über alles.
Meine wohl viel zu naive Hoffnung, einen gut bezahlten Job auf 40h Basis zu bekommen, wie es meine Freunde und Bekannten außerhalb der Jurawelt hinbekommen haben, wurde nun mit der harten Realität konfrontiert.
Mal dahingestellt, ob die Noten überhaupt für die Justiz reichen würden, kann ich mir das angesichts der Arbeitsbedingungen dort nicht vorstellen. Behörde kommt nicht in Betracht, Unternehmen fand ich in meinen Stationen ziemlich langweilig.
Den Anwaltsberuf fand ich durchgehend am interessantesten. Allerdings scheint es hier so zu sein: entweder man verdient sich in einer GK eine goldene Nase, tauscht dafür aber sein komplettes Leben gegen Geld. Oder man geht in eine MK, arbeitet dort für deutlich weniger Geld deutlich länger als 40h. Und in der KK gibts regelmäßig so wenig Geld, dass man sich schon fragen muss, warum man überhaupt eine so lange Ausbildung durchlaufen hat.
Klingt für mich alles nicht nach einem guten Deal. Ich fühle mich nun eher so, als dass ich in einem System gefangen bin, mit dem ich mich nun arrangieren muss. Ich fand Jura immer interessant, aber es war nie die große Liebe. Ich brenne nicht dafür, das jeden Tag 10h zu machen und dafür auch noch gerne Überstunden zu Lasten von Freizeit zu machen.
Ich würde am liebsten die Zeit zurückdrehen, und sowas wie Informatik studieren. Geht natürlich nicht.
War oder ist hier jemand in vergleichbarer Stimmung? Was sind eure Ideen und Lösungen für eure Zukunft?
06.07.2021, 12:37
(06.07.2021, 12:29)G4st schrieb: Den Anwaltsberuf fand ich durchgehend am interessantesten. Allerdings scheint es hier so zu sein: entweder man verdient sich in einer GK eine goldene Nase, tauscht dafür aber sein komplettes Leben gegen Geld. Oder man geht in eine MK, arbeitet dort für deutlich weniger Geld deutlich länger als 40h. Und in der KK gibts regelmäßig so wenig Geld, dass man sich schon fragen muss, warum man überhaupt eine so lange Ausbildung durchlaufen hat.
Das stimmt in der Allgemeinheit so nicht. Natürlich sind die top GKs mit ihren Gehältern außerhalb jeden Vergleichs, das gilt aber auch für nicht-juristische Berufe. In vielen MKs, kleineren GKs und Boutiquen findest du aber eine gute Work-Life-Balance. Sicherlich nicht in jeder aber wenn man sich etwas umhört und sucht, klappt das schon.
Alternativ hätte ich bei dir aber echt an Unternehmen gedacht. Langweilig ist es dort eigentlich nicht, wenn man sich vielleicht einen Bereich/Unternehmen aussucht, in denen man auch etwas zu entscheiden hat (vulgo nicht im größten Dax-Konzern mit 38 Hierarchiestufen sitzt).
06.07.2021, 12:40
Warum kommt Behörde nicht in Betracht?
06.07.2021, 12:45
Ich selbst arbeite in der Behörde und zwar eng mit der IT zusammen, vielleicht wär das was? Mit den Noten wärst uns auch willkommen.
Müsstest nur das AC bestehen.
Müsstest nur das AC bestehen.
06.07.2021, 12:45
*in einer Behörde
06.07.2021, 13:09
Behörde kommt aus diversen Gründen nicht in Betracht. Zunächst passe ich einfach nicht in den Behördensumpf, da würde ich vermutlich durchdrehen. Dann sind das regelmäßig Rechtsgebiete, die mich nicht interessieren und zuletzt stört mich das starre Gehaltsgefüge.
06.07.2021, 13:23
(06.07.2021, 12:29)G4st schrieb: Hallo,
ich bin nun am Ende meiner juristischen Ausbildung, habe beide Staatsexamen im oberen B Bereich und überlege mir nun, wie es weitergehen soll.
Ich hatte schon während der Examensvorbereitung fürs erste Examen festgestellt, dass mich das System Jura ziemlich aufregt. Man lernte gefühlt nur für den Korrektor, das Staatsexamen schwebt über allem und es gibt eine viel zu große Menge an arroganten Idioten, die das gleiche machen. Ich habe es trotzdem durchgezogen, aus Gründen von „oftmals trotzdem interessant“, „jetzt bist du schon so weit“ usw.
Das erste (halbe) Jahr Referendariat fand ich dann wirklich toll, ich bin gern zur Zivilstation, danach hat es mich nur noch genervt. Gleiche scheiße in grün, nur noch mehr Klausuren. Die Praxisstationen habe ich zwar gut gewählt und ich denke ich habe viele Bereiche sehen können, aber es war einfach immer noch zu viel Staatsexamen über alles.
Meine wohl viel zu naive Hoffnung, einen gut bezahlten Job auf 40h Basis zu bekommen, wie es meine Freunde und Bekannten außerhalb der Jurawelt hinbekommen haben, wurde nun mit der harten Realität konfrontiert.
Mal dahingestellt, ob die Noten überhaupt für die Justiz reichen würden, kann ich mir das angesichts der Arbeitsbedingungen dort nicht vorstellen. Behörde kommt nicht in Betracht, Unternehmen fand ich in meinen Stationen ziemlich langweilig.
Den Anwaltsberuf fand ich durchgehend am interessantesten. Allerdings scheint es hier so zu sein: entweder man verdient sich in einer GK eine goldene Nase, tauscht dafür aber sein komplettes Leben gegen Geld. Oder man geht in eine MK, arbeitet dort für deutlich weniger Geld deutlich länger als 40h. Und in der KK gibts regelmäßig so wenig Geld, dass man sich schon fragen muss, warum man überhaupt eine so lange Ausbildung durchlaufen hat.
Klingt für mich alles nicht nach einem guten Deal. Ich fühle mich nun eher so, als dass ich in einem System gefangen bin, mit dem ich mich nun arrangieren muss. Ich fand Jura immer interessant, aber es war nie die große Liebe. Ich brenne nicht dafür, das jeden Tag 10h zu machen und dafür auch noch gerne Überstunden zu Lasten von Freizeit zu machen.
Ich würde am liebsten die Zeit zurückdrehen, und sowas wie Informatik studieren. Geht natürlich nicht.
War oder ist hier jemand in vergleichbarer Stimmung? Was sind eure Ideen und Lösungen für eure Zukunft?
Lustig, mir geht es ganz genauso. Schreibe zwar erst in zwei Monaten Examen, aber wenn ich an die Zeit danach denke, kriege ich jetzt schon den ober Abturner. Stationen waren bisher alle okay, aber ich weiß ganz genau, dass ich nach 3 Monaten wieder auf Jobbörsen rumhängen würde, um wir was anderes zu suchen. Den Staatsdienst hat mir das Ref. sowieso komplett versaut.
Ich rede mir gerade ein, dass ich nach all den Jahren ohne Kohle erstmal großes Geld verdienen müsste, weiß aber im Umkehrschluss, dass das mit Frau und Kind nur zu Lasten der beiden gehen wird.
Also, genauso planlos wie du. Vor Jahren habe ich mal einen Juristen kennengelernt, der war Syndikus in so nem Weinhandelunternehmen. Der war mega happy, hat nie mehr als 40 Stunden die Woche gearbeitet, freie Zeiteinteilung (auch trinkt er selbst persönlich gerne Wein, hat alles günstiger bekommen, ist natürlich auch ne gute Sache) - vielleicht sowas in die Richtung ? Nach oben hin ist ja alles offen, du kannst gucken, ob du irgendwann Geschäftsführer werden kannst etc. Das zumindest irgendwie etwas, an dem man sich orientieren kann.
06.07.2021, 13:25
Nach Luxemburg auswandern. Weniger Steuern = mehr Gehalt.
06.07.2021, 14:18
Geht hier vielen so. Die einen geben es zu, die anderen nicht. Mach dir nichts draus! That's Life! Es hätte schlimmer kommen können.
Ich hätte auch viel lieber Info oder Winfo studiert. Habe mich dann aber unerklärlicherweise für Jura entschieden, in der Vorstellung das sei was ganz "Bedeutendes" und ganz "Großes". Zumindest treten Juristen ja immer so auf, während Infos und Naturwissenschaftler eher demütig wirken, sodass man den falschen Eindruck erhält, dass diese Berufsgruppen nichts "leisten" würden. Heute weiß man es besser.
Nagut, so kurz nach dem 2. Examen, schau ich auf meinen Freundeskreis, die ein einfaches Studium durchlaufen haben, nun eine ausgewogene Work Life Balance bei gutem Verdienst haben, wo ich mir denken was zum Teufel hab ich da studiert? Und wieso hab ich mich von dieser schlipstragenden Scheinwelt so blenden lassen xD Na ja, nimms mit Humor! Jammern hilft nichts und so schlecht ist der Verdienst am Ende ja auch nicht.
Ich hätte auch viel lieber Info oder Winfo studiert. Habe mich dann aber unerklärlicherweise für Jura entschieden, in der Vorstellung das sei was ganz "Bedeutendes" und ganz "Großes". Zumindest treten Juristen ja immer so auf, während Infos und Naturwissenschaftler eher demütig wirken, sodass man den falschen Eindruck erhält, dass diese Berufsgruppen nichts "leisten" würden. Heute weiß man es besser.
Nagut, so kurz nach dem 2. Examen, schau ich auf meinen Freundeskreis, die ein einfaches Studium durchlaufen haben, nun eine ausgewogene Work Life Balance bei gutem Verdienst haben, wo ich mir denken was zum Teufel hab ich da studiert? Und wieso hab ich mich von dieser schlipstragenden Scheinwelt so blenden lassen xD Na ja, nimms mit Humor! Jammern hilft nichts und so schlecht ist der Verdienst am Ende ja auch nicht.
06.07.2021, 14:32
(06.07.2021, 14:18)Gast09 schrieb: Geht hier vielen so. Die einen geben es zu, die anderen nicht. Mach dir nichts draus! That's Life! Es hätte schlimmer kommen können.
Ich hätte auch viel lieber Info oder Winfo studiert. Habe mich dann aber unerklärlicherweise für Jura entschieden, in der Vorstellung das sei was ganz "Bedeutendes" und ganz "Großes". Zumindest treten Juristen ja immer so auf, während Infos und Naturwissenschaftler eher demütig wirken, sodass man den falschen Eindruck erhält, dass diese Berufsgruppen nichts "leisten" würden. Heute weiß man es besser.
Nagut, so kurz nach dem 2. Examen, schau ich auf meinen Freundeskreis, die ein einfaches Studium durchlaufen haben, nun eine ausgewogene Work Life Balance bei gutem Verdienst haben, wo ich mir denken was zum Teufel hab ich da studiert? Und wieso hab ich mich von dieser schlipstragenden Scheinwelt so blenden lassen xD Na ja, nimms mit Humor! Jammern hilft nichts und so schlecht ist der Verdienst am Ende ja auch nicht.
Exakt so ist es. Im Vergleich zu den Studiengängen bzw. eigentlich der gesamten Studentenleben meines Umkreises war meine Laufbahn eher zum kotzen. Natürlich nicht alles scheiße, aber ich habe schon extrem den Eindruck, dass das Gras auf der anderen Seite nicht nur grüner ist, viel mehr ist mein Garten im Vergleich geradezu verdorrt.
Und diesen Mythos von wegen Generation Y und Z werden einen Wandel herbeiführen seh ich jedenfalls aktuell auch überhaupt nicht. Ich bin ja durchaus bereit was zu leisten, aber das was so zur Auswahl steht überzeugt mich halt gar nicht.