27.04.2022, 11:11
Eine Frage an Euch: Erhält man wenn man zur Neueinstellung aus NRW nach Berlin geht Trennungsgeld/Unzugskostenhilfe?
Geht um ne TVÖD Stelle im hD. In der Ausschreibung steht dazu nichts gesondertes.
Geht um ne TVÖD Stelle im hD. In der Ausschreibung steht dazu nichts gesondertes.
27.04.2022, 23:18
Trennungsgeld gibt es nur bei Abordnung.
28.04.2022, 09:57
(27.04.2022, 10:41)Tiger schrieb:(25.04.2022, 19:01)Gast schrieb: Hier nochmal die AL:
Ich habe einige Kolleginnen und Kollegen, die irgendwann mal aus der GK gekommen sind. Das ist kein seltener Weg.
Die nerven im öD halt andere Dinge: Dass man kein Sekretariat hat und sehr viel selbst machen muss, viel mit Orgakram usw. beschäftigt ist. Ja, man steht dann auch mal zwei Stunden am Kopierer. Die strikte Hierarchie ist auch ein Riesenthema. Und viele tun sich auch mit der politischen Komponente sehr schwer. Je länger die Kolleginnen und Kollegen als Anwälte gearbeitet haben, desto schwerer tun die sich erfahrungsgemäß mit der Umgewöhnung. Ich habe eine ganze Weile lang Juristen für die Rechtsabteilung eingestellt und habe irgendwann die Finger von denen gelassen, die länger als zwei Jahre Anwalt waren.
In meinem Einstiegsamt bin ich mit den 40 Stunden übrigens gut hingekommen. Ich hätte auch 40 Dienstjahre lang Widersprüche bearbeiten und um 15:30 Feierabend machen können. Aber das entspricht nicht so meinem Naturell und übrigens meist auch nicht dem Naturell derjenigen, die aus der GK kommen. Bei mir hat die Arbeitsbelastung im Laufe der Zeit kontinuierlich zugenommen, bei meinen Freundinnen in den Kanzleien eher abgenommen.
Und auch wenn man ab einem gewissen Punkt unkündbar ist, gibt es auch eine ganze Menge Methoden von Vorgesetzten im öD, einem das Leben schwer zu machen. Das sollte man auch nicht unterschätzen.
Zusammengefasst kann ich immer wieder nur dazu raten, sich einen Job zu suchen, an dem man vor allem Freude hat. 30-40 Jahre einen Großteil seines Tages mit etwas zu verbringen, was einem Zuwider ist, muss man sich nicht antun.
Danke nochmals für die tollen Einblicke.
Was stört die Leute denn an der Hierarchie genau? Ich stelle mir das auch schwer vor und frage mich, ob ich mich da so unterordnen könnte...
Und was meinst du mit politischer Komponente?
Gerne! Ich weiß noch sehr gut, dass ich damals auch immer von solchen Erfahrungsberichten profitiert habe.
Viele, die schon jahrelang als Anwälte gearbeitet haben, sind es halt gewohnt, selbst Verantwortung für ihre Empfehlungen/Schriftsätze etc. zu übernehmen. Und dann kommt man in die Behördenlandschaft und merkt, dass im Zweifel immer der Vorgesetzte entscheidet. Ich finde Hierarchie in vielen Fällen gut und sinnvoll, es kann einen auch entlasten und ich versuche immer, meinen Führungskräften und Mitarbeitern genau dieses Gefühl zu geben und gebe ihnen sonst recht freie Hand. Es kann aber auch Vorgesetzte geben, die einen regelrecht quälen. Dann bekommt man Vermerke 10 mal wieder umgeschrieben zurück (gerne auch besonders popeligen Angelegenheiten). Oder man hat sich, wie man selbst findet, richtig gute Dinge überlegt und hört dann vom Vorgesetzten "Das ändern wir bestimmt nicht, denn das haben wir immer schon so gemacht" - ohne dass derjenige sich irgendwie sachlich damit auseinander gesetzt hat.
Im Rechtsamt hatte ich z.B. mal einen Vorgesetzten, der sich alles hat vorlegen lassen. Ich durfte nicht mal eine Verteidigungsanzeige ohne Zustimmung rausschicken. Soooo übel. Zum Glück war ich da nur für eine kurze Zeit ganz zu Beginn meiner Laufbahn, wo man eh noch alle paar Monate von links nach rechts versetzt wird.
Die Politik muss man im Ministerium halt immer mitdenken. Ich habe kein Parteibuch und habe schon in Häusern ganz unterschiedlicher Farbe gearbeitet, da muss man sich immer ein bisschen drauf einstellen. Ich mag das ja, den Zeitgeist mitzuschnuppern und behaupte einfach mal, dass ich da ein gutes Gefühl für entwickelt habe. Z.B ist es immer schlau, wenn man selbst einen Vorschlag für irgendwas Neues unterbreitet, seiner Hausleitung gleich mitgeben zu können, dass die eigene Fraktion das auch supertoll findet. Und ob die nicht mal einen entsprechenden Fraktionsantrag stellen will... und für die Ausschüsse, sowohl Haushalts- als auch Fachausschuss, ist es natürlich auch gut, wenn man ein bisschen Gespür für Politik mitbringt.... und Fragen antizipieren kann... und so gut vorbereitet ist. Viele Juristen tun sich da halt einfach schwer. Wir sind von Grund auf eher so gepolt, zu rechtlichen Lösungen zu kommen und man muss erst lernen, dass man mit einer tollen rechtlichen Lösung für sich genommen keinen Blumentopf holt. Man muss schon verknüpfen können, was das für die Hausleitung politisch bedeuten kann, einer Empfehlung zu folgen oder nicht zu folgen. Oder sie manchmal auch überzeugen, dass man einen bestimmten Weg gehen muss, auch wenn es erstmal unpopulär ist, weil es sonst noch viel schlimmere Folgen haben könnte.
Ich hoffe, das hat die Nachfragen beantwortet?
23.05.2022, 10:25
(28.04.2022, 09:57)Gast schrieb:(27.04.2022, 10:41)Tiger schrieb:(25.04.2022, 19:01)Gast schrieb: Hier nochmal die AL:
Ich habe einige Kolleginnen und Kollegen, die irgendwann mal aus der GK gekommen sind. Das ist kein seltener Weg.
Die nerven im öD halt andere Dinge: Dass man kein Sekretariat hat und sehr viel selbst machen muss, viel mit Orgakram usw. beschäftigt ist. Ja, man steht dann auch mal zwei Stunden am Kopierer. Die strikte Hierarchie ist auch ein Riesenthema. Und viele tun sich auch mit der politischen Komponente sehr schwer. Je länger die Kolleginnen und Kollegen als Anwälte gearbeitet haben, desto schwerer tun die sich erfahrungsgemäß mit der Umgewöhnung. Ich habe eine ganze Weile lang Juristen für die Rechtsabteilung eingestellt und habe irgendwann die Finger von denen gelassen, die länger als zwei Jahre Anwalt waren.
In meinem Einstiegsamt bin ich mit den 40 Stunden übrigens gut hingekommen. Ich hätte auch 40 Dienstjahre lang Widersprüche bearbeiten und um 15:30 Feierabend machen können. Aber das entspricht nicht so meinem Naturell und übrigens meist auch nicht dem Naturell derjenigen, die aus der GK kommen. Bei mir hat die Arbeitsbelastung im Laufe der Zeit kontinuierlich zugenommen, bei meinen Freundinnen in den Kanzleien eher abgenommen.
Und auch wenn man ab einem gewissen Punkt unkündbar ist, gibt es auch eine ganze Menge Methoden von Vorgesetzten im öD, einem das Leben schwer zu machen. Das sollte man auch nicht unterschätzen.
Zusammengefasst kann ich immer wieder nur dazu raten, sich einen Job zu suchen, an dem man vor allem Freude hat. 30-40 Jahre einen Großteil seines Tages mit etwas zu verbringen, was einem Zuwider ist, muss man sich nicht antun.
Danke nochmals für die tollen Einblicke.
Was stört die Leute denn an der Hierarchie genau? Ich stelle mir das auch schwer vor und frage mich, ob ich mich da so unterordnen könnte...
Und was meinst du mit politischer Komponente?
Gerne! Ich weiß noch sehr gut, dass ich damals auch immer von solchen Erfahrungsberichten profitiert habe.
Viele, die schon jahrelang als Anwälte gearbeitet haben, sind es halt gewohnt, selbst Verantwortung für ihre Empfehlungen/Schriftsätze etc. zu übernehmen. Und dann kommt man in die Behördenlandschaft und merkt, dass im Zweifel immer der Vorgesetzte entscheidet. Ich finde Hierarchie in vielen Fällen gut und sinnvoll, es kann einen auch entlasten und ich versuche immer, meinen Führungskräften und Mitarbeitern genau dieses Gefühl zu geben und gebe ihnen sonst recht freie Hand. Es kann aber auch Vorgesetzte geben, die einen regelrecht quälen. Dann bekommt man Vermerke 10 mal wieder umgeschrieben zurück (gerne auch besonders popeligen Angelegenheiten). Oder man hat sich, wie man selbst findet, richtig gute Dinge überlegt und hört dann vom Vorgesetzten "Das ändern wir bestimmt nicht, denn das haben wir immer schon so gemacht" - ohne dass derjenige sich irgendwie sachlich damit auseinander gesetzt hat.
Im Rechtsamt hatte ich z.B. mal einen Vorgesetzten, der sich alles hat vorlegen lassen. Ich durfte nicht mal eine Verteidigungsanzeige ohne Zustimmung rausschicken. Soooo übel. Zum Glück war ich da nur für eine kurze Zeit ganz zu Beginn meiner Laufbahn, wo man eh noch alle paar Monate von links nach rechts versetzt wird.
Die Politik muss man im Ministerium halt immer mitdenken. Ich habe kein Parteibuch und habe schon in Häusern ganz unterschiedlicher Farbe gearbeitet, da muss man sich immer ein bisschen drauf einstellen. Ich mag das ja, den Zeitgeist mitzuschnuppern und behaupte einfach mal, dass ich da ein gutes Gefühl für entwickelt habe. Z.B ist es immer schlau, wenn man selbst einen Vorschlag für irgendwas Neues unterbreitet, seiner Hausleitung gleich mitgeben zu können, dass die eigene Fraktion das auch supertoll findet. Und ob die nicht mal einen entsprechenden Fraktionsantrag stellen will... und für die Ausschüsse, sowohl Haushalts- als auch Fachausschuss, ist es natürlich auch gut, wenn man ein bisschen Gespür für Politik mitbringt.... und Fragen antizipieren kann... und so gut vorbereitet ist. Viele Juristen tun sich da halt einfach schwer. Wir sind von Grund auf eher so gepolt, zu rechtlichen Lösungen zu kommen und man muss erst lernen, dass man mit einer tollen rechtlichen Lösung für sich genommen keinen Blumentopf holt. Man muss schon verknüpfen können, was das für die Hausleitung politisch bedeuten kann, einer Empfehlung zu folgen oder nicht zu folgen. Oder sie manchmal auch überzeugen, dass man einen bestimmten Weg gehen muss, auch wenn es erstmal unpopulär ist, weil es sonst noch viel schlimmere Folgen haben könnte.
Ich hoffe, das hat die Nachfragen beantwortet?
Danke, das hat vieles klarer gemacht :)