24.05.2021, 20:54
Hallo,
ich habe vor einigen Monaten als Richter angefangen und habe schnell gemerkt, dass ich etwas desillusioniert bin. Schlechte Ausstattung, von Beginn an absurder Fokus auf Erledigungszahlen, ein anstrengender Präsident, man ist eigentlich nur ein besserer Sachbearbeiter. Trotzdem sehe ich auch die Vorteile des Berufs: relativ freie Zeiteinteilung, richterliche Unabhängigkeit, wenn man wie ich auf dem Land lebt durchaus passable Bezahlung, Verhandlungen machen mir Spaß.
Zu Beginn meiner Tätigkeit war ich der Meinung, unbedingt „Karriere“ machen zu wollen. Mittlerweile denke ich mir: mein Beruf ist nicht meine Berufung sondern eben einfach nur mein Beruf, er bringt mir Geld. Ich möchte meine Arbeit gut machen, aber auch nicht mehr machen als nötig. Anders als meine Proberichter-Kollegen reizt mich eine Abordnung null und ich will auch niemanden mit meiner Tätigkeit beeindrucken. Anders als die anderen Proberichter sitze ich auch nicht von morgens bis abends im Büro und arbeite auch nicht am Wochenende. Ich sehe es nicht als meine Aufgabe als Proberichter an, ein völlig abgesoffenes Dezernat, das mit zugeteilt wurde, in einem Jahr zu sanieren.
Kurzum: ich möchte natürlich meinen Job gut und „richtig“ machen, bin aber gleichzeitig eher ein Low Performer. Und fühle mich damit ganz gut.
Wie geht es euch als Richter? Ich habe ein bisschen das Gefühl ich müsste mich schlecht fühlen, weil ich nur von 9-17 Uhr arbeiten will, mich Abordnungen nicht interessieren und ich einfach nur auf meine Verplanung warte, damit mir dann niemand mehr was kann.
Beste Grüße
ich habe vor einigen Monaten als Richter angefangen und habe schnell gemerkt, dass ich etwas desillusioniert bin. Schlechte Ausstattung, von Beginn an absurder Fokus auf Erledigungszahlen, ein anstrengender Präsident, man ist eigentlich nur ein besserer Sachbearbeiter. Trotzdem sehe ich auch die Vorteile des Berufs: relativ freie Zeiteinteilung, richterliche Unabhängigkeit, wenn man wie ich auf dem Land lebt durchaus passable Bezahlung, Verhandlungen machen mir Spaß.
Zu Beginn meiner Tätigkeit war ich der Meinung, unbedingt „Karriere“ machen zu wollen. Mittlerweile denke ich mir: mein Beruf ist nicht meine Berufung sondern eben einfach nur mein Beruf, er bringt mir Geld. Ich möchte meine Arbeit gut machen, aber auch nicht mehr machen als nötig. Anders als meine Proberichter-Kollegen reizt mich eine Abordnung null und ich will auch niemanden mit meiner Tätigkeit beeindrucken. Anders als die anderen Proberichter sitze ich auch nicht von morgens bis abends im Büro und arbeite auch nicht am Wochenende. Ich sehe es nicht als meine Aufgabe als Proberichter an, ein völlig abgesoffenes Dezernat, das mit zugeteilt wurde, in einem Jahr zu sanieren.
Kurzum: ich möchte natürlich meinen Job gut und „richtig“ machen, bin aber gleichzeitig eher ein Low Performer. Und fühle mich damit ganz gut.
Wie geht es euch als Richter? Ich habe ein bisschen das Gefühl ich müsste mich schlecht fühlen, weil ich nur von 9-17 Uhr arbeiten will, mich Abordnungen nicht interessieren und ich einfach nur auf meine Verplanung warte, damit mir dann niemand mehr was kann.
Beste Grüße
Erste Infos zum Bewerbungsverfahren für den Justizdienst findest Du auf den Richter-Infoseiten von Juristenkoffer.de:
https://www.juristenkoffer.de/richter/
Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
https://www.juristenkoffer.de/richter/
Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
24.05.2021, 21:06
Bin zwar kein Richter, aber das bringt die Freiheit dieses Berufs halt mit sich. Einige Richterinnen und Richter wollen "Karriere" machen, andere wiederum geben sich damit zufrieden, stets zu bleiben wo sie sind. Wenn du dich damit abfinden kannst, ist doch alles super, solange du - wie du ja erwähntest - deine Arbeit qualitativ sauber erledigst und quantitativ nicht komplett absäufst. Ich kenne selbst einen älteren Amtsrichter, seinerzeit einer der wirklich ganz guten seiner Jahrgänge. Er meinte, er sei zufrieden mit dem was er hat, weswegen er Abordnungen auch ganz bewusst ablehnte. So kann's gehen. Low performer ist er sicher nicht, und du auch nicht, solange deine Arbeit in vertretbarer Weise erledigt wird.
24.05.2021, 21:35
(24.05.2021, 20:54)Gast schrieb: Wie geht es euch als Richter? Ich habe ein bisschen das Gefühl ich müsste mich schlecht fühlen, weil ich nur von 9-17 Uhr arbeiten will, mich Abordnungen nicht interessieren und ich einfach nur auf meine Verplanung warte, damit mir dann niemand mehr was kann.
Das dürfte die Grundhaltung der meisten Proberichter ganz gut wiedergeben. Wer 50 Stunden in der Woche arbeitet, macht das meistens nicht, weil er mal zum BGH möchte, sondern um sein Zeug zu schaffen. Von dem Dutzend Proberichtern, die mir begegnet sind, ist eine dabei, die ernsthaft Karriere machen will. Die hat auch freiwillig das ganze Streberprogramm mitgemacht, Richterbund, Netzwerken etc.
Der Rest will einfach nur einen vernünftigen Job machen und die Ochsentour bis zur Lebenszeiternennung durchstehen.
Wenn bei dir 8 Stunden Anwesenheit ausreichen, um das erwartete Pensum zu schaffen, ist doch alles perfekt. Wenn allerdings die Zahlen dauerhaft nicht stimmen sollten, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis dir der nervige Präsident auf's Dach steigt.
24.05.2021, 22:37
Karriere ist erstens nicht planbar und zweitens relativ. R2 ist ja jetzt nicht soooo viel toller als R1 und auch nicht so viel mehr.
Ich finde Deine Arbeitszeiten OK und finde es außerdem daneben, Assessoren abgesoffene Dezernate zu geben.
Meiner Meinung nach solltest Du aber etwas anderes bedenken. Abordnungen sind spannende Erfahrungen und bringen einem neue Erkenntnisse und Einblicke. Das ist also auch etwas für Dich, wodurch Du über den Tellerrand schaust und nicht im immer gleichen Trott bleibst. Zweitens wird es irgendwann passieren, dass andere R2 werden und wenn es doof läuft Dein Abteilungsleiter oder Vorsitzender, die vielleicht weniger können oder weniger Anspruch haben als Du oder Dich einfach nerven. Wenn das in 10 bis 15 Jahren so sein wird und Du Dir denkst: jetzt hätte ich doch lieber mal was Neues oder wäre doch lieber selbst Vorsitzender, dann ist es möglicherweise zu spät.
Das ist bisschen wie mit dem Kinderkriegen: ist anstrengend, aber wenn man sich dagegen entscheidet, kann es sein, dass man es irgendwann bereut. Vielleicht auch nicht, aber wenn ist es zu spät.
Ich finde Deine Arbeitszeiten OK und finde es außerdem daneben, Assessoren abgesoffene Dezernate zu geben.
Meiner Meinung nach solltest Du aber etwas anderes bedenken. Abordnungen sind spannende Erfahrungen und bringen einem neue Erkenntnisse und Einblicke. Das ist also auch etwas für Dich, wodurch Du über den Tellerrand schaust und nicht im immer gleichen Trott bleibst. Zweitens wird es irgendwann passieren, dass andere R2 werden und wenn es doof läuft Dein Abteilungsleiter oder Vorsitzender, die vielleicht weniger können oder weniger Anspruch haben als Du oder Dich einfach nerven. Wenn das in 10 bis 15 Jahren so sein wird und Du Dir denkst: jetzt hätte ich doch lieber mal was Neues oder wäre doch lieber selbst Vorsitzender, dann ist es möglicherweise zu spät.
Das ist bisschen wie mit dem Kinderkriegen: ist anstrengend, aber wenn man sich dagegen entscheidet, kann es sein, dass man es irgendwann bereut. Vielleicht auch nicht, aber wenn ist es zu spät.
24.05.2021, 22:41
Im Übrigen finde ich nicht, dass es "low performen" ist, wenn Du Deine Arbeit gut machen willst. Es ist eher übertrieben und irgendwie seltsam, in der Probezeit schon die Anordnung anzupeilen.
25.05.2021, 08:54
(24.05.2021, 20:54)Gast schrieb: Hallo,
ich habe vor einigen Monaten als Richter angefangen und habe schnell gemerkt, dass ich etwas desillusioniert bin. Schlechte Ausstattung, von Beginn an absurder Fokus auf Erledigungszahlen, ein anstrengender Präsident, man ist eigentlich nur ein besserer Sachbearbeiter. Trotzdem sehe ich auch die Vorteile des Berufs: relativ freie Zeiteinteilung, richterliche Unabhängigkeit, wenn man wie ich auf dem Land lebt durchaus passable Bezahlung, Verhandlungen machen mir Spaß.
Zu Beginn meiner Tätigkeit war ich der Meinung, unbedingt „Karriere“ machen zu wollen. Mittlerweile denke ich mir: mein Beruf ist nicht meine Berufung sondern eben einfach nur mein Beruf, er bringt mir Geld. Ich möchte meine Arbeit gut machen, aber auch nicht mehr machen als nötig. Anders als meine Proberichter-Kollegen reizt mich eine Abordnung null und ich will auch niemanden mit meiner Tätigkeit beeindrucken. Anders als die anderen Proberichter sitze ich auch nicht von morgens bis abends im Büro und arbeite auch nicht am Wochenende. Ich sehe es nicht als meine Aufgabe als Proberichter an, ein völlig abgesoffenes Dezernat, das mit zugeteilt wurde, in einem Jahr zu sanieren.
Kurzum: ich möchte natürlich meinen Job gut und „richtig“ machen, bin aber gleichzeitig eher ein Low Performer. Und fühle mich damit ganz gut.
Wie geht es euch als Richter? Ich habe ein bisschen das Gefühl ich müsste mich schlecht fühlen, weil ich nur von 9-17 Uhr arbeiten will, mich Abordnungen nicht interessieren und ich einfach nur auf meine Verplanung warte, damit mir dann niemand mehr was kann.
Beste Grüße
Du schreibst ja, zu Beginn deiner Tätigkeit hattest du noch Ambitionen. Du machst mittlerweile aber mehr oder weniger nur noch Dienst nach Vorschrift.
Die Frage ist daher, ob du das jetzt wirklich die nächsten 30 Jahre so weiter machen willst? Oder dir doch was anderes suchst? Es gibt leider zu viele Richter, die keinen Bock mehr haben. Und dafür ist es bei dir definitiv zu früh.
25.05.2021, 09:28
Genau solche Leute braucht die Justiz - nicht. Ich empfehle zum Besten aller Beteiligten eine Neuorientierung
25.05.2021, 11:38
25.05.2021, 12:07
25.05.2021, 12:15
Streich dieses Wort aus deinem Wortschatz. Das trieft vor dummen Gedanken und falschen Annahmen. Jemand, der bis 22 Uhr im Büro sitzt schafft nicht zwingend mehr als jemand, der um 5 geht. Vielleicht bleibt die Person länger, weil sie sonst ihr Pensum nicht schafft. Vielleicht, um andere zu beeindrucken. Vielleicht weil es zu Hause nicht schön ist. Vielleicht ein Mix. Vielleicht was anderes. Die Arbeitszeit hat nur bedingt etwas mit der Qualität der Arbeit zu tun. Man kann in ein Urteil noch das xte BGH-Urteil raussuchen oder sagt halt "ständige Rspr, zuletzt..." und gut ist.