05.07.2021, 21:28
(05.07.2021, 21:15)Gast schrieb:(05.07.2021, 20:44)Gastio schrieb: Naja keine Ahnung, ob es was taugt, was der gute Herr da sagt. Aber scheint mir jemand zu sein, der sich damit auch beruflich beschäftigt hat. Aber stimmt schon, die beiden lassen die Rechtssytematik ein wenig aus dem Auge.
Ok, hab ich es mir fast gedacht. Das ist nämlich der Knackpunkt der ganzen Debatte, es wird immer irgend was aus den USA stumpf auf Europa übertragen. Dabei ist das US case law system in vielen Bereichen wesentlich binärer und wertungsunabhängiger als das Zivilrecht, das sich entsprechend viel viel schlechter für eine KI übersetzen lässt. Eine KI kann bereits ganz gut Datenbanken durchsuchen und querverbindungen feststellen nach dem Motto "es gibt einen Präzidenzfall zu einem Postkutschenraub, der Parallelen im Tatbetand zu diesem Cybercrime enthält, daher wird das ruling voraussichtlich X sein". So läuft das aber in Deutschland nicht, wo nicht die Frage Präzidenz ja oder nein oder Gesetz ja oder nein entscheidend ist, sondern fast überall die Abwägung innerhalb der Norm und das Ermessen dazu.
Ich bin viel in dem Bereich unterwegs und wenn man mit den Legal Tech Leuten mal privat spricht, sagen die einem auch nichts anderes als "das deutsche Rechtssystem lässt sich mit einer KI bearbeiten, aber eben dann, wenn die KI 99% menschenähnlich ist, also entsprechend auch Wert- und Moralurteile nachzeichnen kann und Abwägungsentscheidungen begründen. Wann das sein wird, können wir nicht sagen, aber wenn es soweit ist, sind wir alle arbeitslos, nicht nur Juristen, weil das das einzige menschliche Alleinstellungsmerkmal ist."
Also ja, irgendwann werden deutsche Anwälte überflüssig, aber das wird der Tag sein, an dem Menschen im Arbeitsleben generell überflüssig werden.
Das ist was ich zu dem Thema schon gesagt habe an anderer Stelle.
Ich finde nicht, dass man dazu besonders studiert haben muss. Man muss sich nur ansehen was die sogenannte "KI" derzeit so leistet und was die Juristerei und andere Zweige ausmacht und kann sich dann den Rest ungefähr denken. Die Schlussfolgerung, dass dann mit dem Aussterben der Juristen auch viele andere Zweige wegfielen ist dann ja klar.
05.07.2021, 21:51
(05.07.2021, 21:21)Gast schrieb:Zitat:Bwler sind nunmal auch weniger von der Digitaliserung als Juristen betroffen, da es bei ihnen auch oft um strategische sowie kreative Aufgaben und Projekte geht.
Wo ich schon dabei bin, das ist ca. das Laienlevel von Fehlverständnis von Legal Tech, das vergleichbar ist mit "Mord ist mit Vorsatz und Totschlag ohne". Das Gegenteil ist der Fall, BWLer sind MASSIV von Digitalisierung betroffen udn zwar viel mehr und stärker als Juristen (in Deutschland), weil sie eine wesentlich systematisierbarere und berechenbarere Aufgabe haben als Juristen. Letztens gab es mal ne Studie in der WiWo (kA wie gut die gemacht ist, aber deckt sich in etwa mit den mir bekannten Einschätzungen) da hatten BWLartige Berufe wie Beratung, Unternehmensorganisation usw. ein Substituierungspotential von 28%, Rechtsberufe bei gerade mal 18% und letzteres ist mE schon sehr großzügig geschätzt.
https://www.wiwo.de/erfolg/beruf/studie-...850-2.html
Oder anders ausgedrückt: viele BWLer aus meinem Freundeskreis machen jetzt schon teilweise andere Sachen, als sie vor 5 Jahren beim Berufseinstieg gemacht haben, weil diese Sachen mittlerweile von Programmen besser gemacht werden. beck online kriegt es nicht hin mir das Urteil zu finden, das ich suche, selbst wenn ich 3/4 der Wörter im Leitsatz in die Suchzeile tippe. Legal Tech im nennenswerten Umfang ist auf GK Ebene abseits von Marketingblabla nicht existent. Dabei würde ich sehr sehr gerne mal etwas Arbeit an eine Maschine abgeben.
Bei Bwlern ist das auf der großen Bandbreite an Jobs ziemlich schwer zu sagen. Ein Jurist ist natürlich deutlich weniger automatisierbar als ein Buchhalter oder Controller. Anders sieht es da aber natürlich mit den top-Bwl-Berufen wie Strategieberater, Investmentbanker oder Private-Equity-Manger aus; diese Jobs sind m.M.n. dann doch weitaus weniger automatisierbar als ein Jurist.
05.07.2021, 22:03
(05.07.2021, 21:51)Gast schrieb:(05.07.2021, 21:21)Gast schrieb:Zitat:Bwler sind nunmal auch weniger von der Digitaliserung als Juristen betroffen, da es bei ihnen auch oft um strategische sowie kreative Aufgaben und Projekte geht.
Wo ich schon dabei bin, das ist ca. das Laienlevel von Fehlverständnis von Legal Tech, das vergleichbar ist mit "Mord ist mit Vorsatz und Totschlag ohne". Das Gegenteil ist der Fall, BWLer sind MASSIV von Digitalisierung betroffen udn zwar viel mehr und stärker als Juristen (in Deutschland), weil sie eine wesentlich systematisierbarere und berechenbarere Aufgabe haben als Juristen. Letztens gab es mal ne Studie in der WiWo (kA wie gut die gemacht ist, aber deckt sich in etwa mit den mir bekannten Einschätzungen) da hatten BWLartige Berufe wie Beratung, Unternehmensorganisation usw. ein Substituierungspotential von 28%, Rechtsberufe bei gerade mal 18% und letzteres ist mE schon sehr großzügig geschätzt.
https://www.wiwo.de/erfolg/beruf/studie-...850-2.html
Oder anders ausgedrückt: viele BWLer aus meinem Freundeskreis machen jetzt schon teilweise andere Sachen, als sie vor 5 Jahren beim Berufseinstieg gemacht haben, weil diese Sachen mittlerweile von Programmen besser gemacht werden. beck online kriegt es nicht hin mir das Urteil zu finden, das ich suche, selbst wenn ich 3/4 der Wörter im Leitsatz in die Suchzeile tippe. Legal Tech im nennenswerten Umfang ist auf GK Ebene abseits von Marketingblabla nicht existent. Dabei würde ich sehr sehr gerne mal etwas Arbeit an eine Maschine abgeben.
Bei Bwlern ist das auf der großen Bandbreite an Jobs ziemlich schwer zu sagen. Ein Jurist ist natürlich deutlich weniger automatisierbar als ein Buchhalter oder Controller. Anders sieht es da aber natürlich mit den top-Bwl-Berufen wie Strategieberater, Investmentbanker oder Private-Equity-Manger aus; diese Jobs sind m.M.n. dann doch weitaus weniger automatisierbar als ein Jurist.
Investmentbanking ist zu sehr großen Teilen automatisierbar. Das was die Associates da machen, kann ein Computer auch - Unternehmenszahlen, Marktsituation und Vorstandsbewertungen lassen sich super als Zahlen in einer Formel der KI ausdrücken.
Am Ende muss da dann noch ein Partner drüber gucken und die grundlegenden Wertungsentscheidungen treffen, aber 90% der Jobs dürften wegfallen.
Ich meine sogar, dass ich letztens Werbung von der Sparkasse für einen KI-betriebenen Fonds bekommen hab.
05.07.2021, 22:10
Naja Vorsicht! BWLer haben den Vorteil sich vielseitig zu entwickeln und sind demgemäß auch flexibel einsetzbar. Die Arbeitskraft geht daher auch durch eine "KI" nicht einfach verloren, sondern sucht sich seinen Weg. Während wir ehrlicherweise in unserem juristischen Saft schmoren müssten und keinen ernsthaften Weg heraus finden
05.07.2021, 22:26
Ich arbeite in einer Gk die sogar recht prominent mit Legal tech wirbt. Das ist ausschließlich Werbung. Dahinter ist wirklich nichts vorhanden mit Ausnahme einer Idee von einer klauseldatenbank. Wenn die dahinterstehende Logik - Stichwort zu Fundstelle - alles ist, was Legal T zu bieten hat, muss ich mir wenigstens für die nächsten Jahre keine Sorgen machen.
05.07.2021, 22:45
(05.07.2021, 22:26)Gast schrieb: Ich arbeite in einer Gk die sogar recht prominent mit Legal tech wirbt. Das ist ausschließlich Werbung. Dahinter ist wirklich nichts vorhanden mit Ausnahme einer Idee von einer klauseldatenbank. Wenn die dahinterstehende Logik - Stichwort zu Fundstelle - alles ist, was Legal T zu bieten hat, muss ich mir wenigstens für die nächsten Jahre keine Sorgen machen.
Naja so eine Einstellung halte ich dann doch für sehr naiv.
Was lässt dich daran glauben, dass GKs mit ihren Umsätzen, tatsächlich ein vehementes Interesse daran hegen, sich und ihre Geschäftsmodell überflüssig zu machen?
Im Übrigen GKs beschäftigen meines Wissens nach hauptsächlich Juristen und evtl. interne Infos (nicht zu vergleichen mit KI-Forschern). Ich glaube kaum, dass die Beschäftigung die nötige IT-Kompetenz vorweisen, um die künftige KI-Entwicklung holistisch zu beurteilen.
Und überhaupt, das ganze ist ja echt eine spannende Diskussion und ein sicherlich notwendiges Betätigungsfeld, aber wir sind nunmal am Ende des Tages auch nur Juristen und keine KI-Forscher. Evtl. CL like den Profis überlassen, abwarten, sich weiterbilden and that's it.
Und denjenigen und diejenigen die sich jetzt noch für ein Jurastudium entschieden haben, Wohl bekomms!
06.07.2021, 00:16
(05.07.2021, 22:26)Gast schrieb: Ich arbeite in einer Gk die sogar recht prominent mit Legal tech wirbt. Das ist ausschließlich Werbung. Dahinter ist wirklich nichts vorhanden mit Ausnahme einer Idee von einer klauseldatenbank. Wenn die dahinterstehende Logik - Stichwort zu Fundstelle - alles ist, was Legal T zu bieten hat, muss ich mir wenigstens für die nächsten Jahre keine Sorgen machen.
kenne ich so auch aus einem LegalTechStartUp....
06.07.2021, 02:00
Ey Leute, ganz ehrlich
Ihr macht euch unnötig Gedanken. Weder Anwälte, noch Lehrer, Ärzte, BWLer oder Ingenieure können ersetzt werden, weil sie immer gebraucht werden. Die Technik müsste ziemlich fortgeschritten sein, das ist es aber (noch) nicht. Wenn dann in (sehr) ferner Zukunft.
Ihr macht euch unnötig Gedanken. Weder Anwälte, noch Lehrer, Ärzte, BWLer oder Ingenieure können ersetzt werden, weil sie immer gebraucht werden. Die Technik müsste ziemlich fortgeschritten sein, das ist es aber (noch) nicht. Wenn dann in (sehr) ferner Zukunft.
06.07.2021, 09:04
(06.07.2021, 00:16)Gast schrieb:(05.07.2021, 22:26)Gast schrieb: Ich arbeite in einer Gk die sogar recht prominent mit Legal tech wirbt. Das ist ausschließlich Werbung. Dahinter ist wirklich nichts vorhanden mit Ausnahme einer Idee von einer klauseldatenbank. Wenn die dahinterstehende Logik - Stichwort zu Fundstelle - alles ist, was Legal T zu bieten hat, muss ich mir wenigstens für die nächsten Jahre keine Sorgen machen.
kenne ich so auch aus einem LegalTechStartUp....
So kenne ich das auch. Wer jemals Ra Micro etc bedient hat, der weiß dass Legal Tech noch 20-30 Jahre braucht. Es ist einfach Mist aktuell und absehbar
06.07.2021, 10:00
(06.07.2021, 09:04)Gast schrieb:(06.07.2021, 00:16)Gast schrieb:(05.07.2021, 22:26)Gast schrieb: Ich arbeite in einer Gk die sogar recht prominent mit Legal tech wirbt. Das ist ausschließlich Werbung. Dahinter ist wirklich nichts vorhanden mit Ausnahme einer Idee von einer klauseldatenbank. Wenn die dahinterstehende Logik - Stichwort zu Fundstelle - alles ist, was Legal T zu bieten hat, muss ich mir wenigstens für die nächsten Jahre keine Sorgen machen.
kenne ich so auch aus einem LegalTechStartUp....
So kenne ich das auch. Wer jemals Ra Micro etc bedient hat, der weiß dass Legal Tech noch 20-30 Jahre braucht. Es ist einfach Mist aktuell und absehbar
Leute überschätzen halt auch die Sprungzeit von wirklich disruptiven Innovationen. Ich errinere mich, dass ich bereits in den 90ern auf meinem ersten PC so Spracherkennungstools ausprobiert hatte (von meinem Vater von der Arbeit mitgebracht). Sollten das nächste große Dinge sein, also ins Mikro sprechen und die Worte in Word sehen. Das hat so...semi semi semi gut geklappt. Jetzt sind 30 Jahre vergangen und es gibt endlich Programme wie Dragon die marktfähig sind. Aber das ist auch schon alles, es halt also etwa 30 Jahre gedauert um ein voll entwickeltes Konzept das bereits auf den Markt war und für das es alle technischen Voraussetzungen bereits gab so zu perfektionieren, dass man damit auch wirklich was anfangen kann.
Ein Programm, dass auch nur entfernt Anwaltsarbeit machen kann = ich werde Sachverhalt oben rein und unten kommt ein Schriftsatz/Gutachten in gutem Deutsch, ist noch nicht mal ganz entfernt am Horizont irgendwo annährend zu erkennen. Von Nutzbarkeit und Marktreife ganz zu schweigen.