16.02.2021, 11:19
(15.02.2021, 13:05)Gast schrieb: Das ist nicht gut. Nichts zu tun haben ist immer schlecht. Denn so wird Dir keine Praxis vermittelt. Ich hatte eine Kanzlei, die zwar super war und ich hatte auch genug Arbeit, aber selten Feedback. Das kommt aufs Gleiche raus. Und später im richtigen Leben bringt Dir das niemand bei. Keine einzige Kanzlei hat Lust darauf, irgendwen auf eigene Kosten auszubilden, wenn er Anfänger ist. Ich spreche aus eigener Erfahrung. Auch wenn da steht, "wir bilden aus". Selbst wenn Du Dein Examen schaffst und eine Stelle bekommst, bilde Dir nicht ein, das hätte irgendwas auch nur im Entferntesten damit zu tun, was man im Studium oder im Referendariat lernt. Ich würde an Deiner Stelle ein ernstes Wort mit Deinem Ausbilder haben und ihm das auch sagen. Eine Stelle, die nicht bereit ist, Dir zu sagen, was gut und was falsch ist und die Dir keine Arbeit gibt, kommt Dir später im Berufsleben teuer zu stehen. Es ist nur genau das, was man Referendaren nicht sagt. Also sitze nicht Deine Zeit ab, sondern mach den Leuten Dampf....
Naja man sollte die Bedeutung der Anwaltsstation auch nicht zu hoch gewichten. Wer glaubt, dass ihm in der Anwaltsstation ernsthaft die Praxis derart vermittelt werden könnte, dass man anschließend gut ausgebildet in den Job startet, hat vollkommen überzogene Erwartungen und täuscht sich ganz gewaltig. Die Anwaltsstation dauert 9 Monate, davon wird im Normalfall oftmals etwa die Hälfte getaucht. Im Übrigen geht man 3-4 Tage pro Woche arbeiten, wobei auch ggf. Pflichtveranstaltungen im Ref besucht werden müssen. Man kann doch nicht ernsthaft glauben, dass man nach einem reinen Theoriestudium innerhalb von 4-5 Monaten, in denen man noch nicht mal Vollzeit arbeitet, gut ausgebildet für die Praxis ist. Das gilt höchstens für den Einzelanwalt, der von 3/4 seiner Mandate null Ahnung hat und irgendeine Scheiße in Schriftsätze kloppt, um irgendwas abrechnen zu können (oft genug in der Zivilstation beim AG erlebt). Natürlich kann man auch aufs Tauchen in der Station verzichten und 9 Monate Vollzeit arbeiten - dann ist man zwar ggf. tatsächlich praktisch halbwegs ausgebildet, jedoch dürfte sich das bei 90% der Kandidaten auch in der Prüfungsnote widerspiegeln.
17.02.2021, 00:35
Ich habe auch nicht gesagt, dass man sich da etwas vorzuwerfen hat. Aber ich habe jetzt schon erlebt, dass ich von vielen praktischen Dingen in der Kanzlei , in der ich gearbeitet habe und zwar gegen Bezahlung trotz meiner beiden Examina irre Schwierigkeiten hatte, in die Praxis zu kommen. Die Brücke von Theorie zu Praxis ist irre schwer zu schlagen. Bildet Euch nicht ein, dass da jemand wirklich ausgebildet wird, wenn er den Job hat. Eine Bekannte von mir hat die ersten Monate ihrer Anwaltskarriere die Kanzlei alleine führen müssen, weil die anderen Kollegen im Urlaub waren. Eine andere Bekannte hat tagelang nur geflennt. Ihr müsst nicht glauben, dass der liebe Anwalt ja so viel Verständnis hat und versteht, dass das Referendariat nicht so praxisorientiert war. Ihr werdet reingeworfen. So sieht die Wahrheit aus. Ich spreche aus eigener Erfahrung. Nicht jede Kanzlei macht es sich leicht. Es gibt auch solche Kanzleien, die aktiv nach Referendaren suchen. Die wollen dementsprechend eine Arbeitsentlastung, aber sie fordern eben und geben Einblick ins richtige Leben. Denn ungefähr so wird es sein. Ref ist der Zuckerguss im Vergleich dazu. Tauchen hin, tauchen her. Natürlich sind die Noten im Examen das Wichtigste. Aber wenn Ihr nur nach Skripten lernt, ohne praktische Erfahrungen zu machen, dann kann man das daheim. Ihr werdet danach nie mehr jemanden haben, der Euch gratis auf Staatskosten ausbildet und das macht den entscheidenden Unterschied. Mir hat das auch keiner gesagt. Aber die Praxis ist das, was zählt. Abläufe, Arbeitsroutine, Taktik das ist es, was zählt.
22.02.2021, 14:07
Hier nochmal die TE'in.
Vielen Dank für eure Rückmeldungen!
Ein von mir angestoßenes Gespräch hat leider nicht viel gebracht. Mir wurde vorgeschlagen, dass ich doch bei den anderen Standorten der Kanzlei mal nachfragen könnte, ob es etwas zu tun gibt (hier aber dann JEDES Rechtsgebiet). Bisher kamen dann immer nur vereinzelt ein paar Rechercheaufgaben oder stumpfsinniges Unterlagen heraussuchen. Wenn ich kein Geld bekommen würde, würde ich jetzt mal auf die Kacke hauen.
Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als die Zeit irgendwie abzusitzen. Ist doch klar, wenn ich bei anderen Standorten nachfrage, die selbst ihre eigenen Referendare haben, bekomme ich nur die wirklich undankbaren Aufgaben.
Ich könnte auch einfach nichts tun. Nicht nachfragen und einfach abwarten, bis was reinkommt. Allerdings soll ich regelmäßig eine Liste mit meinen Tätigkeiten ausfüllen, die ich am Ende des Monats abzugeben habe. Es ist mir aber einfach unangenehm, etwas einzureichen, in dem nichts drinsteht. Gerade auch wegen des Arbeitszeugnisses.
Vielen Dank für eure Rückmeldungen!
Ein von mir angestoßenes Gespräch hat leider nicht viel gebracht. Mir wurde vorgeschlagen, dass ich doch bei den anderen Standorten der Kanzlei mal nachfragen könnte, ob es etwas zu tun gibt (hier aber dann JEDES Rechtsgebiet). Bisher kamen dann immer nur vereinzelt ein paar Rechercheaufgaben oder stumpfsinniges Unterlagen heraussuchen. Wenn ich kein Geld bekommen würde, würde ich jetzt mal auf die Kacke hauen.
Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als die Zeit irgendwie abzusitzen. Ist doch klar, wenn ich bei anderen Standorten nachfrage, die selbst ihre eigenen Referendare haben, bekomme ich nur die wirklich undankbaren Aufgaben.
Ich könnte auch einfach nichts tun. Nicht nachfragen und einfach abwarten, bis was reinkommt. Allerdings soll ich regelmäßig eine Liste mit meinen Tätigkeiten ausfüllen, die ich am Ende des Monats abzugeben habe. Es ist mir aber einfach unangenehm, etwas einzureichen, in dem nichts drinsteht. Gerade auch wegen des Arbeitszeugnisses.
23.02.2021, 16:55
Wenns dir einfach nur darum geht, dass du irgendwas abarbeiten kannst, ums aufs Zeugnis schreiben zu können, dann frag doch mal bei anderen Refs oder WissMits. Denke, die würden was abgeben?
23.02.2021, 18:42
(22.02.2021, 14:07)Gast schrieb: Hier nochmal die TE'in.
Vielen Dank für eure Rückmeldungen!
Ein von mir angestoßenes Gespräch hat leider nicht viel gebracht. Mir wurde vorgeschlagen, dass ich doch bei den anderen Standorten der Kanzlei mal nachfragen könnte, ob es etwas zu tun gibt (hier aber dann JEDES Rechtsgebiet). Bisher kamen dann immer nur vereinzelt ein paar Rechercheaufgaben oder stumpfsinniges Unterlagen heraussuchen. Wenn ich kein Geld bekommen würde, würde ich jetzt mal auf die Kacke hauen.
Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als die Zeit irgendwie abzusitzen. Ist doch klar, wenn ich bei anderen Standorten nachfrage, die selbst ihre eigenen Referendare haben, bekomme ich nur die wirklich undankbaren Aufgaben.
Ich könnte auch einfach nichts tun. Nicht nachfragen und einfach abwarten, bis was reinkommt. Allerdings soll ich regelmäßig eine Liste mit meinen Tätigkeiten ausfüllen, die ich am Ende des Monats abzugeben habe. Es ist mir aber einfach unangenehm, etwas einzureichen, in dem nichts drinsteht. Gerade auch wegen des Arbeitszeugnisses.
Also zunächst erstmal: Hut ab dafür, dass du dich so um Arbeit kümmerst. Ich kenne deine Situation sehr gut. Ich habe auch mal in einer Kanzlei als Wissmit gearbeitet, wo ich teilweise nichts zu tun hatte. Ich bin dann immer zu den Büros der Anwälte gegangen und habe nach Arbeit gefragt. Die hatten meistens nichts. Ich habe mir dann einfach eigene "Projekte" gesucht. Beispielsweise habe ich Skripte bearbeitet oder Klausuren versucht stichpunktartig zu lösen.
23.02.2021, 19:54
Gibt es sonst nicht Associates in deinem Team, die Du fragen kannst? Du hast ja nur von der Partnerin geschrieben, aber oft läuft die Aufgabenverteilung ja doch über die Associates.