21.01.2021, 16:33
Gibt es hier WiMis mit zwei Staatsexamina, die vor dem „richtigen“ Berufsleben nochmal an einen Lehrstuhl sind oder können von ihren Erfahrungen berichten?
21.01.2021, 18:08
21.01.2021, 18:15
(21.01.2021, 18:08)Gast schrieb:(21.01.2021, 16:33)Gast schrieb: Gibt es hier WiMis mit zwei Staatsexamina, die vor dem „richtigen“ Berufsleben nochmal an einen Lehrstuhl sind oder können von ihren Erfahrungen berichten?
Ich habe nach dem 2. StEx promoviert und dabei als WissMit gearbeitet.
Was interessiert dich konkret?
Danke dir für deine Antwort!
Mich würde einmal interessieren, wie lange man am Lehrstuhl bleibt und promoviert. Wenn es nur auf die Diss hinausläuft, will man dort ja nicht 10 Jahre verbringen, sondern irgendwann in den Beruf starten :)
Dann frage ich mich, wie das eigene Standing ist. Ist man dort der "Alte" zwischen Studenten und anderen WiMis mit erstem Examen oder wird man sogar respektvoll behandelt, weil man ja immerhin schon das Ref hat.
Und zuletzt (vielleicht fällt mir später noch mehr ein) frage ich mich, wie der wissenschaftliche Schlenker später beim neuen AG ankommt. :)
Danke dir, wenn du deine Erfahrung teilst :)
21.01.2021, 19:18
Bei uns am Lehrstuhl wurde der Mitarbeiter mit 2. StEx sehr respektvoll behandelt und hat (vermeintlich anspruchsvollere) Aufgaben übernommen, die WiMis mit 1. StEx nicht übernommen haben, z. B. Ersatzvorlesungen, Klausurbesprechungen.
Dass er schon älter war, hat eher zu seiner Autorität beigetragen, wobei der Umgang trotzdem kollegial und freundlich war.
Dass er schon älter war, hat eher zu seiner Autorität beigetragen, wobei der Umgang trotzdem kollegial und freundlich war.
21.01.2021, 20:07
Ich war nach dem 2. kurze Zeit am Lehrstuhl. Null Probleme. Die Studis können das nicht unterscheiden. Die Diplomjuristen haben gelegentlich nach Tipps fürs 2. gefragt. In den Augen der Habilitanden wurde ich nach meiner Wahrnehmung eher zur Peer Group gezählt als die anderen WiMis. Professorin hab ich aufgrund von Langzeiterkrankung nicht kennengelernt. Wurde mir dann schnell zu langweilig und ich bin in die Praxis gegangen.
21.01.2021, 20:40
Vielen Dank für eure Beiträge! Das klingt ja erstmal nicht so schlecht!
Und wie lange wurde da durchschnittlich „rumgedisst“?
Und wie lange wurde da durchschnittlich „rumgedisst“?
21.01.2021, 20:46
Hab 2 Jahre und 129 Tage dran geschrieben. Bei einer 50%-Stelle
21.01.2021, 23:00
(21.01.2021, 18:15)Gast schrieb:(21.01.2021, 18:08)Gast schrieb:(21.01.2021, 16:33)Gast schrieb: Gibt es hier WiMis mit zwei Staatsexamina, die vor dem „richtigen“ Berufsleben nochmal an einen Lehrstuhl sind oder können von ihren Erfahrungen berichten?
Ich habe nach dem 2. StEx promoviert und dabei als WissMit gearbeitet.
Was interessiert dich konkret?
Danke dir für deine Antwort!
Mich würde einmal interessieren, wie lange man am Lehrstuhl bleibt und promoviert. Wenn es nur auf die Diss hinausläuft, will man dort ja nicht 10 Jahre verbringen, sondern irgendwann in den Beruf starten :)
Dann frage ich mich, wie das eigene Standing ist. Ist man dort der "Alte" zwischen Studenten und anderen WiMis mit erstem Examen oder wird man sogar respektvoll behandelt, weil man ja immerhin schon das Ref hat.
Und zuletzt (vielleicht fällt mir später noch mehr ein) frage ich mich, wie der wissenschaftliche Schlenker später beim neuen AG ankommt. :)
Danke dir, wenn du deine Erfahrung teilst :)
Ich war 3,5 Jahre am Lehrstuhl. Meine Diss habe ich in zwei Jahren runtergeschrieben. Die Themenfindung hat bei mir lange gedauert. Ich musste mehrere Exposes schreiben bis mein Betreuer sein ok gab.
Ich war nach dem 2. Anfang 30, aber nicht der Älteste am LS. SHKs sind natürlich erheblich jünger, die meisten Kollegen hatten erst ihr 1. Examen bzw. waren WHKs neben dem Referendariat. Ich wurde anerkennend beneidet, dass ich das 2. hinter mir habe. Zwischenmenschlich hatte ich Glück- es ging sehr kollegial/freundschaftlich zu inkl. gemeinsamen Ausflügen, Feiern und fast täglichen Mittagessen. Alle haben sich geduzt (Professoren ausgenommen).
An anderen Lehrstühlen ging es reservierter und hierarchischer zu. Oft ging das mit einer hohen Personalfluktuation einher. Viel wird durch die Atmosphäre beeinflusst, die der jeweilige LS-Inhaber schafft - und durch die Auswahl der Mitarbeiter.
Der Workload war sehr unterschiedlich. Klausur- und Hausarbeitsphasen sind der anstrengendste Teil der Arbeit. Dazu kommt die Unterstützung der wissenschaftlichen Arbeit deines Profs. Auch hier gibt es sehr große Unterschiede. Wenn man gut mit seiner Promotion vorankommen will, muss man darauf achten, sich genügend Freiräume zu schaffen. Viele WissMits vertrödeln ihre Zeit mit Kaffeepausen. Man muss auch dafür sorgen, dass man sich nicht zu sehr von seinem Betreuer für die Lehr- und Korrekturarbeit einspannen lässt. Das Verhältnis Prof-WissMit ist schwierig. Die Zeit verfliegt unheimlich schnell. Die Diss ist in vielen Phasen der unbequemste Teil der Arbeit. Der Abbruch ist eher die Regel als die Ausnahme. Ich musste mich stark abgrenzen, um fertig zu werden.
Ob man sich die Zeit nach dem 2. Examen nehmen will, ist eine Abwägungsfrage. Mit einer 50%-Stelle wäre ich wahrscheinlich frühzeitig ins "richtige" Berufsleben gestartet. Mit 100% E13 kann man aber ganz gut leben. Ich hatte in meiner Bewerbungsphase mehrere Zusagen von (mittelständischen) Kanzleien, bin aber in die Verwaltung gegangen. Mein Alter war bei keiner Bewerbung Thema. Das wird in der Justiz nicht anders sein. In GKs wird man wahrscheinlich schräg angeguckt.
Der größte Vorteil an der Arbeit als WissMit ist definitiv die große Freiheit, die man hat. Der spannende Teil der Juristerei findet außerhalb der Examina statt. Wenn du dich für Jura interessierst, ist wissenschaftliche Arbeit super. Der Titel, der am Ende rauskommt, ist aber nur in der Wirtschaft von Vorteil.