27.12.2020, 18:54
Hallo,
ich bin Richter auf Probe im ersten Jahr und fürchte, dass ich im zweiten Jahr an ein Amtsgericht komme. Ich möchte aber ungerne Familiensachen machen. Habt ihr gute Argumente gegen eine Verwendung als Familienrichter?
ich bin Richter auf Probe im ersten Jahr und fürchte, dass ich im zweiten Jahr an ein Amtsgericht komme. Ich möchte aber ungerne Familiensachen machen. Habt ihr gute Argumente gegen eine Verwendung als Familienrichter?
27.12.2020, 18:56
Ich kann mir keine vorstellen, die nicht allgemein auch gegen eine Verwendung als Richter sprächen
27.12.2020, 19:02
Die Frage ist immer, inwieweit Argumente dort helfen. Wichtig ist bei Familiensachen immer, dass man mit einer Ernsthaftigkeit dabei ist, weil es oftmals hochemotionale und einschneidende Rechtsstreite sind (Umgangsrecht etc).
Gleichwohl wird dir in der Zeit als Proberichter die Zuweisung an ein AG nicht erspart bleiben. Die Zuweisung eines Dezernates erfolgt dann durch das Präsidium. Hier könnte man beispielsweise mal in die aktuellen GVP schauen, ob Proberichter*innen in Familiendezernaten eingesetzt werden. Es gibt viele Amtsgerichte, da werden Dezernate von probeRi zu ProbeRi übergeben.
Man mag argumentieren, dass man, weil man jung und vielleicht ohne eigene Kinder / eigene Familie sich nicht in der Lage sieht, dies emotional zu bearbeiten. Rein dienstlich musst das das rechtlich objektiv und emotionslos erledigen. Leider kann man als Richter und Proberichter im speziellen kaum Argumente gegen die eigene Verwendung vorbringen. Man kann ja auch nicht sagen, dass man keine Strafsachen machen möchte oder so.
Oftmals ist es aber gerade gewünscht, eine Zeit in der Proberichterzeit verschiedenes auszuprobieren, das ist ja immer befristet bzw. zeitlich begrenzt. Da muss man da durch und lernt manches auch neu kennen
Gleichwohl wird dir in der Zeit als Proberichter die Zuweisung an ein AG nicht erspart bleiben. Die Zuweisung eines Dezernates erfolgt dann durch das Präsidium. Hier könnte man beispielsweise mal in die aktuellen GVP schauen, ob Proberichter*innen in Familiendezernaten eingesetzt werden. Es gibt viele Amtsgerichte, da werden Dezernate von probeRi zu ProbeRi übergeben.
Man mag argumentieren, dass man, weil man jung und vielleicht ohne eigene Kinder / eigene Familie sich nicht in der Lage sieht, dies emotional zu bearbeiten. Rein dienstlich musst das das rechtlich objektiv und emotionslos erledigen. Leider kann man als Richter und Proberichter im speziellen kaum Argumente gegen die eigene Verwendung vorbringen. Man kann ja auch nicht sagen, dass man keine Strafsachen machen möchte oder so.
Oftmals ist es aber gerade gewünscht, eine Zeit in der Proberichterzeit verschiedenes auszuprobieren, das ist ja immer befristet bzw. zeitlich begrenzt. Da muss man da durch und lernt manches auch neu kennen
06.01.2021, 18:57
Ich wurde als Proberichter am FamG eingesetzt und fand es ehrlich gesagt ziemlich toll.... Davor muss man keine Angst haben.
06.01.2021, 19:00
06.01.2021, 19:07
(06.01.2021, 19:00)Gast schrieb:(06.01.2021, 18:57)Gast schrieb: Ich wurde als Proberichter am FamG eingesetzt und fand es ehrlich gesagt ziemlich toll.... Davor muss man keine Angst haben.
Was hat dich daran so begeistert?
Perfekte Mischung aus Amtsermittlung und ZPO sowie kompliziertem Zivilrecht , extrem viele Freiräume rechtlich (Billigkeitserwägungen), es geht immer um ordentlich was (entweder Kindesschicksal oder sehr hohe Streitwerte wie sonst nur am LG), man kann rechnen und knobeln, Verhandlungen sind nicht wie im Strafrecht an Protokollkraft gebunden, Rechtsmittel gehen direkt zum OLG, wo man positiv auffallen kann, wenn man sich Mühe gibt...
06.01.2021, 19:23
Mal was mit Menschen machen. Die Zukunft regeln. Hochschäumende Emotionen. Teils komplizierte Rechtsmaterie. Eine wirkliche Herausforderung, die neben den rechtlichen Dingen viel Fingerspitzengefühl, ein hochprofessionelles Kommunikationsverhalten und viel Selbstorganisation erfordert. Eigentlich das, wofür viele mal angetreten sind.
06.01.2021, 20:07
(06.01.2021, 19:07)Gast schrieb:(06.01.2021, 19:00)Gast schrieb:(06.01.2021, 18:57)Gast schrieb: Ich wurde als Proberichter am FamG eingesetzt und fand es ehrlich gesagt ziemlich toll.... Davor muss man keine Angst haben.
Was hat dich daran so begeistert?
Perfekte Mischung aus Amtsermittlung und ZPO sowie kompliziertem Zivilrecht , extrem viele Freiräume rechtlich (Billigkeitserwägungen), es geht immer um ordentlich was (entweder Kindesschicksal oder sehr hohe Streitwerte wie sonst nur am LG), man kann rechnen und knobeln, Verhandlungen sind nicht wie im Strafrecht an Protokollkraft gebunden, Rechtsmittel gehen direkt zum OLG, wo man positiv auffallen kann, wenn man sich Mühe gibt...
06.01.2021, 22:34
Viele Gelegenheiten Rechtsfortbildung zu betreiben... Kindesanhörungen machen Spaß... Anwaltszwang bei Streitsachen.... viele schnell zu erledigende Sachen wie einvernehmliche Scheidungen....