21.11.2020, 00:06
(20.11.2020, 23:58)Jesper schrieb:(20.11.2020, 22:12)Gast schrieb: mir tun die Richter in Baudezernaten leid. Als Anwalt für privates Baurecht, weiß ich wie scheiße das ist.
So zutreffend. Bin Richter in einer Baukammer. Es ist die Hölle. Bin zwar frisch dabei, dennoch sitze ich 11h/Tag im Gericht und komme nicht annähernd hinterher am WE arbeite ich mindestens zusätzliche 8h; die Akten sind dick und rechtlich sehr anspruchsvoll. Ich finde, dass man zumindest in dem 1. Jahr nicht in die Baukammer eingesetzt werden dürfte.
Hört sich ja gruselig an. Da würde ich sogar lieber zu Private Equity-Transaktionen beraten...
Naja, hat ja nie jemand behauptet, dass der juristische Traumjob nicht auch ein Albtraum sein kann.
21.11.2020, 02:00
(20.11.2020, 22:04)Gast schrieb:An Sozial-, Familien-, Arbeits- und Verwaltungsgerichte geht es natürlich niemals ums Geld....niemand klagt auf höhere ALG II-Leistungen, Kindesunterhalt, Arbeitsentgelt oder Subventionen :rolleyes: Und bei den anderen beiden Gerichten wird zwar nicht direkt auf Geld geklagt, aber da ist Geld in aller Regel ein Motiv für die Handlung, die zur Verhandlung geführt hat.(20.11.2020, 21:57)Gast schrieb:(20.11.2020, 21:40)Gast schrieb:(20.11.2020, 21:39)Gast schrieb: Auf keinen Fall GK, weil ich ein Leben will. Justiz zu langweilig und verstaubt.
Mich für Menschenrechte einsetzen und etwas für die Gesellschaft zu erreichen wäre toll. Dafür mache ich Abstriche beim Gehalt, doch das ist mir wert. Gerne als Anwalt + FA.
Nach zwei bis drei Jahren dann Partner werden.
Warum findest du die Justiz langweilig?
Mir hat dort der Menschenkontakt gefehlt. 1x die Woche Sitzungsdienst/ Verhandlung und ansonsten nur im Büro sitzen und mit Akten bombardiert werden, letzteres vorallem bei der StA.
Finde es auch ganz schön ab und an mal ein anderes Rechtsgebiet zu bearbeiten und außergerichtliche Erfolge zu erziehlen. Zudem reizen mich dynamische Gebiete, wie Migrations- und Sozialrecht. Als Richter ging es stets nur darum wer wieviel Geld von wem bekommt. Das rein juridtische ist das einzig interessante, mir aber ein zu geringer Aspekt der Arbeit gewesen.
Dann hast du nie reingeschnuppert beim
Sozialgericht oder Familiengericht oder Strafgericht oder Jugendgericht oder Arbeitsgericht oder Verwaltungsgericht ... Da gehts um Freiheit, häuslichen Schutz, elterliche Sorge, Asyl, Versicherungsschutz, lebensnotwendige Medikamente und Behandlungen, Grundrechtsschutz, Arbeitsplätze, Zugang zu Bildung etc. pp - nicht um Geld.
Es kommt immer drauf an, wo man landet. Und das ist auch der Hauptgrund warum ich nicht in die Justiz gehe. Selbst wenn man an das Wunschgericht im Wunschort kommt, gibt es in der Geschäftsverteilung immer noch so viele böse Überraschungen, die einem das Leben echt zur Hölle machen können. Am VG hat man zwar immer etwas Asylrecht dabei, ist aber wahrscheinlich für ein Land zuständig, bei dem man 98% Ablehnungsquote hat. Dazu noch sowas wie Heimrecht oder Recht des öffentlichen Dienstes und man will sich nur noch einbuddeln. Am Familiengericht dauernd mitanzusehen, wie Scheidungspaare sich aus Egogründen um Nichtigkeiten, macht auf Dauer auch nur kaputt. Und am AG für Betreuungen zuständig zu sein führt entweder zu kaum zu stemmenden Therapiekosten oder lässt einen innerlich absterben. Sich am Sozialgericht mitansehen zu müssen, wie Eltern für ihre Kinder auf Kostenübernahme für die Klassenfahrt klagen müssen, ist ebenfalls nicht vergnügungssteuerpflichtig. Und das Elend, dass man sich in der Strafgerichtsbarkeit manchmal geben muss, dürfte ja jeder aus der Station kennen.
Es geht an allen Gerichtsbarkeiten irgendwie um Geld und irgendwie auch immer um menschliche Schicksale. Die Baurechtskammer am LG entscheidet ja im Zweifelsfall auch über die finanzielle Zukunft des Bauunternehmers. Das lässt sich ja selten trennen.
21.11.2020, 10:20
(20.11.2020, 22:13)Gast schrieb:(20.11.2020, 22:06)Gast schrieb:(20.11.2020, 22:04)Gast schrieb:(20.11.2020, 21:57)Gast schrieb:(20.11.2020, 21:40)Gast schrieb: Warum findest du die Justiz langweilig?
Mir hat dort der Menschenkontakt gefehlt. 1x die Woche Sitzungsdienst/ Verhandlung und ansonsten nur im Büro sitzen und mit Akten bombardiert werden, letzteres vorallem bei der StA.
Finde es auch ganz schön ab und an mal ein anderes Rechtsgebiet zu bearbeiten und außergerichtliche Erfolge zu erziehlen. Zudem reizen mich dynamische Gebiete, wie Migrations- und Sozialrecht. Als Richter ging es stets nur darum wer wieviel Geld von wem bekommt. Das rein juridtische ist das einzig interessante, mir aber ein zu geringer Aspekt der Arbeit gewesen.
Dann hast du nie reingeschnuppert beim
Sozialgericht oder Familiengericht oder Strafgericht oder Jugendgericht oder Arbeitsgericht oder Verwaltungsgericht ... Da gehts um Freiheit, häuslichen Schutz, elterliche Sorge, Asyl, Versicherungsschutz, lebensnotwendige Medikamente und Behandlungen, Grundrechtsschutz, Arbeitsplätze, Zugang zu Bildung etc. pp - nicht um Geld.
Ich war leider am LG in der Kammer für Baurecht.
Gerne geb ich aber dem VG eine Chance. Dort trete ich in 2 Monaten die Wahlstation an. Leider schwer ne Stelle zu bekommen.
Man bekommt derzeit aber gut eine Stelle in der ordentlichen und der Sozialgerichtsbarkeit und du kannst nach ein paar Jahren wechseln.
In Strafsachen hast du vielerorts mindestens 2-3 Sitzungstage pro Woche.
Möglich sind auch Mischdezernate, da hast du mehr Abwechslung.
Und vielleicht schaust du mal beim Sozialgericht rein... strenge Schulatmosphäre herrscht dort ganz und gar nicht und da du immer mit Schöffen verhandelt, herrscht eigentlich immer
reger Kontakt mit anderen Menschen ...
das mit der schulatmosphäre hat auch jemand andees gesagt. die richter, die ich kenne sind auch ganz entspannt. wenn ich die notengrenze schaffe schau ich mal rein. und wenn ichs doch doof finde wechsel ich halt.
die Ablwhnungsquote im Asylrecht muss übrigens nicht gleich zur ablehnung insgesamt führen. einiges lässt sich über Duldung regeln
21.11.2020, 10:33
(20.11.2020, 23:58)Jesper schrieb:(20.11.2020, 22:12)Gast schrieb: mir tun die Richter in Baudezernaten leid. Als Anwalt für privates Baurecht, weiß ich wie scheiße das ist.
So zutreffend. Bin Richter in einer Baukammer. Es ist die Hölle. Bin zwar frisch dabei, dennoch sitze ich 11h/Tag im Gericht und komme nicht annähernd hinterher am WE arbeite ich mindestens zusätzliche 8h; die Akten sind dick und rechtlich sehr anspruchsvoll. Ich finde, dass man zumindest in dem 1. Jahr nicht in die Baukammer eingesetzt werden dürfte.
mein richter war kurz vorm pensionsalter - ein kraftpaket an erfahrung. er hat den parteien direkt ewig lange und teure beweisaufnahmen in aussicht gestellt. der könig der gerichtsvergleiche.
1x hat er mir aber auch ne fiese akte gegeben. 8 anträge, 4 auf leistung; 4 auf feststellung (unzulässig zum glück), 2 beklagte, architekt, bauausführer, der dachdecker als streithelfer für den beklagten zu 2. - 9 häuser, millionenschäden... alter ich hab da 10h dran gesessen
21.11.2020, 10:41
Als junge*r Jurist*in:
3 - 5 Jahre GK oder Boutique im Wunschrechtsgebiet - ideal mit Secondment bei einem Topmandanten oder in einem ausländischen Standort
(Es macht einfach Spaß, internationale, rechtlich- und wirtschaftlich anspruchsvolle Mandate zu bearbeiten. Man hat -mit dem richtigen Partner und Team- ne steile Lernkurve, kann sich beweisen und verdient ordentlich. Man erarbeitet juristische Lösungen oder Möglichkeiten und wirkt so bestenfalls gestalterisch...)
Leider habe ich dabei festgestellt, dass mich einige Aspekte der Anwaltschaft (die sich aber zwischenzeitlich teilweise geändert haben) nerven, zB ständige Akquise, Alt-Herren-Runden von Partnern und der Geschäftsführung der Mandantschaft, Druck schwachsinnige Statussymbole anzuschaffen (wieso keine vernünftige Uhr?), vermehrt administrative Aufgaben...
Inzwischen beim Traumjob angekommen - anspruchsvolle Rechtsfragen, die sich selbst zutragen. Zusammenarbeit mit Topjuristen mit deutlich geringerem Konkurrenz-Druck.. An der Ausstattung darf sich aber gerne was ändern!
3 - 5 Jahre GK oder Boutique im Wunschrechtsgebiet - ideal mit Secondment bei einem Topmandanten oder in einem ausländischen Standort
(Es macht einfach Spaß, internationale, rechtlich- und wirtschaftlich anspruchsvolle Mandate zu bearbeiten. Man hat -mit dem richtigen Partner und Team- ne steile Lernkurve, kann sich beweisen und verdient ordentlich. Man erarbeitet juristische Lösungen oder Möglichkeiten und wirkt so bestenfalls gestalterisch...)
Leider habe ich dabei festgestellt, dass mich einige Aspekte der Anwaltschaft (die sich aber zwischenzeitlich teilweise geändert haben) nerven, zB ständige Akquise, Alt-Herren-Runden von Partnern und der Geschäftsführung der Mandantschaft, Druck schwachsinnige Statussymbole anzuschaffen (wieso keine vernünftige Uhr?), vermehrt administrative Aufgaben...
Inzwischen beim Traumjob angekommen - anspruchsvolle Rechtsfragen, die sich selbst zutragen. Zusammenarbeit mit Topjuristen mit deutlich geringerem Konkurrenz-Druck.. An der Ausstattung darf sich aber gerne was ändern!
21.11.2020, 10:46
(21.11.2020, 10:41)Auch Bln schrieb: Als junge*r Jurist*in:
3 - 5 Jahre GK oder Boutique im Wunschrechtsgebiet - ideal mit Secondment bei einem Topmandanten oder in einem ausländischen Standort
(Es macht einfach Spaß, internationale, rechtlich- und wirtschaftlich anspruchsvolle Mandate zu bearbeiten. Man hat -mit dem richtigen Partner und Team- ne steile Lernkurve, kann sich beweisen und verdient ordentlich. Man erarbeitet juristische Lösungen oder Möglichkeiten und wirkt so bestenfalls gestalterisch...)
Leider habe ich dabei festgestellt, dass mich einige Aspekte der Anwaltschaft (die sich aber zwischenzeitlich teilweise geändert haben) nerven, zB ständige Akquise, Alt-Herren-Runden von Partnern und der Geschäftsführung der Mandantschaft, Druck schwachsinnige Statussymbole anzuschaffen (wieso keine vernünftige Uhr?), vermehrt administrative Aufgaben...
Inzwischen beim Traumjob angekommen - anspruchsvolle Rechtsfragen, die sich selbst zutragen. Zusammenarbeit mit Topjuristen mit deutlich geringerem Konkurrenz-Druck.. An der Ausstattung darf sich aber gerne was ändern!
Was ist denn dieser Traumjob, bei dem du angekommen bist?
21.11.2020, 14:37
(21.11.2020, 10:46)Gast schrieb:(21.11.2020, 10:41)Auch Bln schrieb: Als junge*r Jurist*in:
3 - 5 Jahre GK oder Boutique im Wunschrechtsgebiet - ideal mit Secondment bei einem Topmandanten oder in einem ausländischen Standort
(Es macht einfach Spaß, internationale, rechtlich- und wirtschaftlich anspruchsvolle Mandate zu bearbeiten. Man hat -mit dem richtigen Partner und Team- ne steile Lernkurve, kann sich beweisen und verdient ordentlich. Man erarbeitet juristische Lösungen oder Möglichkeiten und wirkt so bestenfalls gestalterisch...)
Leider habe ich dabei festgestellt, dass mich einige Aspekte der Anwaltschaft (die sich aber zwischenzeitlich teilweise geändert haben) nerven, zB ständige Akquise, Alt-Herren-Runden von Partnern und der Geschäftsführung der Mandantschaft, Druck schwachsinnige Statussymbole anzuschaffen (wieso keine vernünftige Uhr?), vermehrt administrative Aufgaben...
Inzwischen beim Traumjob angekommen - anspruchsvolle Rechtsfragen, die sich selbst zutragen. Zusammenarbeit mit Topjuristen mit deutlich geringerem Konkurrenz-Druck.. An der Ausstattung darf sich aber gerne was ändern!
Was ist denn dieser Traumjob, bei dem du angekommen bist?
Na, die Justiz dürfte gemeint sein :D
21.11.2020, 14:53
Dann scheint es in Berlin ja paradiesische Verhältnisse zu geben. Da bin ich etwas neidisch. Ich ackere an die 60 Stunden und schaffe trotzdem nicht genügend Erledigungen.
21.11.2020, 14:56
21.11.2020, 15:05
Bbg