11.10.2020, 04:24
Liebe Gemeinde,
ich bin als Junganwalt in Anstellung in einer kleineren (aber überörtlich agierenden) Kanzlei mit 6 Berufsträgern tätig.
Mein Arbeitgeber wünscht sich natürlich, dass ich bald Spezialist in irgendeinem Gebiet bin und dementsprechend Fachanwaltskurse besuche.
So einen richtigen Spezialisierungswunsch habe ich aber eigentlich nicht (mein AG sieht mich gern in der Vertragsgestaltung und im IT - Recht)
Ich selbst finde von allem vieles ganz cool - simple zivilrechtsfragen (Standard Repertoire eben - kaufrecht, Werkrecht, reiserecht, agb, vertragsgestaltung - und was man eben recht zügig bearbeiten kann), Strafrecht, Öffrecht, IT - Recht, Verkehrsrecht, Arbeitsrecht
Vielleicht nicht so mein Fall dürfte sein: Erbrecht, Mietrecht, Bau - und Architektenrecht.
Zu vielen Gebieten hatte ich aber auch noch nie bisher Kontakt gehabt (z.B. Vergaberecht, Urheberrecht, Sozialrecht, Steuerrecht, Versicherungsrecht, Insolvenzrecht)
Meine Fragen:
1. Ab wann haltet ihr (mal unabhängig von den Wünschen des Arbeitgebers) eine Spezialisierung sinnvoll? Es wird ja immer nur nach Spezialisten geschrien, obwohl wir als Generalisten ausgebildet wurden
2. Soll ich jetzt einfach erstmal einen FA - Kurs mitnehmen (mein AG zahlt den natürlich) und dann schauen? - ich würde für meinen Arbeitgeber natürlich auch dranbleiben, aber was wenn ich später keine Lust mehr darauf habe?
3. Mit welchen Kriterien habt ihr euch für eure Spezialisierung entschieden?
4. Was ist über den FA - Kurs und entsprechenden Praxisfällen hinaus noch erforderlich, um einer Spezialisierung einigermaßen gerecht zu werden? Alles wird man wohl selbst in einer Spezialmaterie nicht aus dem FF beherrschen können...
5. Ganz blöde Frage: Sind die Klausuren in den FA - Kursen so konzipiert, dass ich nicht dafür büffeln muss wie für die Examina?
Vielleicht noch zu mir: ich war in der Ausbildung (NRW) hauptsächlich im Strafrecht unterwegs (strafrechtlicher Schwerpunktbereich; Anwaltsstation bei einem Strafrechtler - aber eher nur als WissMit. „missbraucht“ worden; Wahlstation bei der StA - für die Justiz reichen meine Noten leider nicht). Mein Arbeitgeber möchte nicht, dass ich Strafrecht mache, weil er ungern gewisses Klientel in dem Büroräumen sehen möchte (ich möchte aber gern erstmal dort bleiben).
Besten Dank im Voraus für Eure Rückmeldungen!
ich bin als Junganwalt in Anstellung in einer kleineren (aber überörtlich agierenden) Kanzlei mit 6 Berufsträgern tätig.
Mein Arbeitgeber wünscht sich natürlich, dass ich bald Spezialist in irgendeinem Gebiet bin und dementsprechend Fachanwaltskurse besuche.
So einen richtigen Spezialisierungswunsch habe ich aber eigentlich nicht (mein AG sieht mich gern in der Vertragsgestaltung und im IT - Recht)
Ich selbst finde von allem vieles ganz cool - simple zivilrechtsfragen (Standard Repertoire eben - kaufrecht, Werkrecht, reiserecht, agb, vertragsgestaltung - und was man eben recht zügig bearbeiten kann), Strafrecht, Öffrecht, IT - Recht, Verkehrsrecht, Arbeitsrecht
Vielleicht nicht so mein Fall dürfte sein: Erbrecht, Mietrecht, Bau - und Architektenrecht.
Zu vielen Gebieten hatte ich aber auch noch nie bisher Kontakt gehabt (z.B. Vergaberecht, Urheberrecht, Sozialrecht, Steuerrecht, Versicherungsrecht, Insolvenzrecht)
Meine Fragen:
1. Ab wann haltet ihr (mal unabhängig von den Wünschen des Arbeitgebers) eine Spezialisierung sinnvoll? Es wird ja immer nur nach Spezialisten geschrien, obwohl wir als Generalisten ausgebildet wurden
2. Soll ich jetzt einfach erstmal einen FA - Kurs mitnehmen (mein AG zahlt den natürlich) und dann schauen? - ich würde für meinen Arbeitgeber natürlich auch dranbleiben, aber was wenn ich später keine Lust mehr darauf habe?
3. Mit welchen Kriterien habt ihr euch für eure Spezialisierung entschieden?
4. Was ist über den FA - Kurs und entsprechenden Praxisfällen hinaus noch erforderlich, um einer Spezialisierung einigermaßen gerecht zu werden? Alles wird man wohl selbst in einer Spezialmaterie nicht aus dem FF beherrschen können...
5. Ganz blöde Frage: Sind die Klausuren in den FA - Kursen so konzipiert, dass ich nicht dafür büffeln muss wie für die Examina?
Vielleicht noch zu mir: ich war in der Ausbildung (NRW) hauptsächlich im Strafrecht unterwegs (strafrechtlicher Schwerpunktbereich; Anwaltsstation bei einem Strafrechtler - aber eher nur als WissMit. „missbraucht“ worden; Wahlstation bei der StA - für die Justiz reichen meine Noten leider nicht). Mein Arbeitgeber möchte nicht, dass ich Strafrecht mache, weil er ungern gewisses Klientel in dem Büroräumen sehen möchte (ich möchte aber gern erstmal dort bleiben).
Besten Dank im Voraus für Eure Rückmeldungen!
11.10.2020, 10:33
Wenn ich dich richtig verstehe, machst du im Moment ja alles querbeet. Ich würde daher mit dem Fachanwaltskurs warten, bis sich herausstellt, welche Fälle du besonders oft bearbeitest und ob die dann auch unter einen entsprechenden FA fallen. Den Titel bekommst du ja sowieso erst frühestens nach drei Jahren, deshalb kann der Kurs selbst noch warten.
Aus meiner Erfahrung nimmt man im Kurs auch mehr mit, wenn man zumindest schon etliche Fälle aus dem entsprechenden Gebiet bearbeitet hat. Leider geht aber der Trend dahin, dass jeder blutige Anfänger ohne Erfahrung in den Kurs geht. Hilft nicht unbedingt dem Kursniveau.
Aus meiner Erfahrung nimmt man im Kurs auch mehr mit, wenn man zumindest schon etliche Fälle aus dem entsprechenden Gebiet bearbeitet hat. Leider geht aber der Trend dahin, dass jeder blutige Anfänger ohne Erfahrung in den Kurs geht. Hilft nicht unbedingt dem Kursniveau.
11.10.2020, 11:57
(11.10.2020, 10:33)Gast schrieb: Wenn ich dich richtig verstehe, machst du im Moment ja alles querbeet. Ich würde daher mit dem Fachanwaltskurs warten, bis sich herausstellt, welche Fälle du besonders oft bearbeitest und ob die dann auch unter einen entsprechenden FA fallen. Den Titel bekommst du ja sowieso erst frühestens nach drei Jahren, deshalb kann der Kurs selbst noch warten.
Aus meiner Erfahrung nimmt man im Kurs auch mehr mit, wenn man zumindest schon etliche Fälle aus dem entsprechenden Gebiet bearbeitet hat. Leider geht aber der Trend dahin, dass jeder blutige Anfänger ohne Erfahrung in den Kurs geht. Hilft nicht unbedingt dem Kursniveau.
Querbeet trifft es schon ganz gut. Ich hatte auch vor, die Kursteilnahme noch etwas hinauszuzögern.
Was meinst du genau mit dem Kursniveau? Ich verstehe den FA - Kurs bisher so, dass man einfach ein gewisses vorgegebenes Stoffprogramm, durcharbeitet und die Prüfungen schreibt. Sorry, man findet im Netz kaum Infos über die Qualität und Inhalte von den Kursen :blush:
Viele Grüße!
11.10.2020, 13:36
Klar, es gibt verschiedene Themen/Module und am Ende jeweils die Prüfungen.
Was ich meinte, ist etwas anderes: Jedenfalls bei den Präsenzveranstaltungen gibt es ja auch Austausch mit den Kollegen und Dozenten, du kannst Fragen stellen usw. Wenn du in dem Rechtsgebiet jetzt aber praktisch wenig Erfahrung hast, kannst du solche Frage („Bei mir kommt immer xy vor, wie löst ihr das?“) natürlich auch nicht stellen. Wenn man länger in einem Rechtsgebiet dabei ist, ist somit auch der „Aha-Effekt“ größer.
Bestehen wirst du die meisten Kurse auch ohne große praktische Erfahrung (gibt ja auch etliche Referendare, die einen Kurs schon nebenbei machen).
Was ich meinte, ist etwas anderes: Jedenfalls bei den Präsenzveranstaltungen gibt es ja auch Austausch mit den Kollegen und Dozenten, du kannst Fragen stellen usw. Wenn du in dem Rechtsgebiet jetzt aber praktisch wenig Erfahrung hast, kannst du solche Frage („Bei mir kommt immer xy vor, wie löst ihr das?“) natürlich auch nicht stellen. Wenn man länger in einem Rechtsgebiet dabei ist, ist somit auch der „Aha-Effekt“ größer.
Bestehen wirst du die meisten Kurse auch ohne große praktische Erfahrung (gibt ja auch etliche Referendare, die einen Kurs schon nebenbei machen).
11.10.2020, 22:08
(11.10.2020, 13:36)Gast schrieb: Klar, es gibt verschiedene Themen/Module und am Ende jeweils die Prüfungen.
Was ich meinte, ist etwas anderes: Jedenfalls bei den Präsenzveranstaltungen gibt es ja auch Austausch mit den Kollegen und Dozenten, du kannst Fragen stellen usw. Wenn du in dem Rechtsgebiet jetzt aber praktisch wenig Erfahrung hast, kannst du solche Frage („Bei mir kommt immer xy vor, wie löst ihr das?“) natürlich auch nicht stellen. Wenn man länger in einem Rechtsgebiet dabei ist, ist somit auch der „Aha-Effekt“ größer.
Bestehen wirst du die meisten Kurse auch ohne große praktische Erfahrung (gibt ja auch etliche Referendare, die einen Kurs schon nebenbei machen).
Ah okay, dann habe ich deinen Kommentar verstanden!
Danke nochmal für deinen Beitrag!
Ich werde mir wohl noch ein paar Gedanken machen!