28.07.2020, 22:40
(28.07.2020, 22:02)guga schrieb: niedrige Steuern..hahahhahahahahahahahahahahahahhahaa
Ist so. Guck Dir die Steuersätze mal im Zeitverlauf an. Selbst der neoliberale Thinktank INSM konnte sich das nicht schön rechnen.
Noch größer wird der Unterschied natürlich, wenn man sich die Steuerzahlungen aus Unternehmen anschaut. Da sind wir inzwischen bei nur noch einem Bruchteil dessen, was in den 1950er Jahren normal war.
28.07.2020, 22:43
(28.07.2020, 19:01)Auch Bln schrieb: Ich freue mich immer, wenn mir in meinem fortgeschrittenen Alter noch Naivität unterstellt wirdKurzfristig hat sie das ja jetzt schon. Jedenfalls wurde mir auf meine 8-Punkte-Bewerbung mitgeteilt, dass ich da wohl ein halbes Jahr zu spät bin :)
Ich habe nirgends geschrieben, dass ich von einer zeitnahen signifikanten Erhöhung der Besoldung ausgehe.
Aber man muss schon über ein besonderes Maß an Optimismus verfügen, wenn man davon ausgeht, die Corona-Krise werde keine Auswirkungen auf die Neueinstellungen und das Bewerberfeld in der Justiz haben...
Mittelfristig glaube ich das aber eher nicht. Die Absolventenzahlen gehen weiter zurück, der Bedarf in der Justiz bleibt weiter hoch und die sehr restriktive Einstellungspolitik der konkurrierenden Kanzleien und Unternehmen dürfte sich auch bald wieder legen.
29.07.2020, 09:49
(28.07.2020, 22:43)Gast schrieb:(28.07.2020, 19:01)Auch Bln schrieb: Ich freue mich immer, wenn mir in meinem fortgeschrittenen Alter noch Naivität unterstellt wirdKurzfristig hat sie das ja jetzt schon. Jedenfalls wurde mir auf meine 8-Punkte-Bewerbung mitgeteilt, dass ich da wohl ein halbes Jahr zu spät bin :)
Ich habe nirgends geschrieben, dass ich von einer zeitnahen signifikanten Erhöhung der Besoldung ausgehe.
Aber man muss schon über ein besonderes Maß an Optimismus verfügen, wenn man davon ausgeht, die Corona-Krise werde keine Auswirkungen auf die Neueinstellungen und das Bewerberfeld in der Justiz haben...
Mittelfristig glaube ich das aber eher nicht. Die Absolventenzahlen gehen weiter zurück, der Bedarf in der Justiz bleibt weiter hoch und die sehr restriktive Einstellungspolitik der konkurrierenden Kanzleien und Unternehmen dürfte sich auch bald wieder legen.
Ich glaube was teilweise bei der Beurteilung des zukünftigen Einstellungsbedarfs unterschätzt wird, ist der Effekt der Digitalisierung. Schon jetzt beobachtet man in GKs und Start-Ups (z.B. Flightright) den vermehrten Einsatz von Technik, welche den Mensch weitgehend ersetzt. So werden etwa in Großstädten die Amtsgerichte mit Klagen wg. Fluggastrechten überschüttet, die allein von einem Computerprogramm erstellt worden sind. Ein Anwalt ist dafür nicht erforderlich, es reicht eine Inkassolizenz des Anbieters. In GKs wird man für die DD keine 20 Associates mehr abrechnen können, sondern Standartverfahren werden allein von Computerprogrammen ausgeführt werden. In der Justiz werden immer mehr Stimmen laut, auf diese "Phänomene" ebenfalls mit Technik zu reagieren. Gerade in Masseverfahren wird das in den nächsten Jahren kommen, denn die technischen Möglichkeiten schreiten rasant voran und die potentielle Geldersparnis treibt der Politik Freudentränen in die Augen. Der Personalbedarf wird dadurch massiv sinken. Wir stehen hier in den nächsten 10 Jahren vor massiven Umwälzungen, auch weil Nicht-Juristen immer mehr in juristische Berufsbilder vordringen. Weiter kommt hinzu, dass nicht nur die Absolventenzahlen sinken, sondern auch die Bevölkerung insgesamt schrumpft. Der Bedarf wird daher in Zukunft eher rückläufig sein. Schon jetzt werden Gerichtsbezirke zusammengelegt oder geschlossen, weil auf dem Land die Bevölkerungszahlen keine eigene Gerichtsinfrastruktur mehr rechtfertigen.
Aber klar ist auch: Gute Leute wird man immer brauchen. Ich glaube allerdings nicht, dass einfach immer alles so bleibt.
29.07.2020, 09:54
Naja, das wird ja schon immer gepredigt. Die Vefahrenszahlen sind ja (seit dem Mahnverfahren zB) stark rücklaufig - die Arbeit wird trotzdem nicht weniger, weil die Prozesse eben komplizierter werden. Durch Technik etc. werden erstmal die einfachen Jobs wegfallen, elektronische Aktenführung und so weiter. Dadurch wird wieder mehr (!) Arbeit auf die Richter verlagert, weil irgendwer die Programme auch bedienen muss.
29.07.2020, 10:04
Bevor in der verstaubten Justiz die Digitalisierung Jobs wegschafft, gehen erstmal über die Hälfte der Staatsdiener in den Ruhestand. Und dann müssen sie einstellen. Corona und Haushaltsplanung hin oder her. Es seidenn man möchte, dass noch mehr Straftäter aus der U-Haft entlassen werden müssen, weil es nie zu einem Verfahren kommt. Schon passiert.
29.07.2020, 10:09
(29.07.2020, 09:54)Gast schrieb: Naja, das wird ja schon immer gepredigt. Die Vefahrenszahlen sind ja (seit dem Mahnverfahren zB) stark rücklaufig - die Arbeit wird trotzdem nicht weniger, weil die Prozesse eben komplizierter werden. Durch Technik etc. werden erstmal die einfachen Jobs wegfallen, elektronische Aktenführung und so weiter. Dadurch wird wieder mehr (!) Arbeit auf die Richter verlagert, weil irgendwer die Programme auch bedienen muss.
Mal sehen. In ein paar Jahren wissen wir mehr. Ich habe auch keine Glaskugel. Ich wollte lediglich zu bedenken geben, dass es genauso gute Argumente gegen einen zukünftig hohen Bedarf an Juristen in der Justiz gibt, wie für einen solchen. Nichts lässt sich so wenig voraussagen wie wirtschaftliche Entwicklungen, schon gar nicht für einen Zeitraum von 5-10 oder noch mehr Jahren. Es bleibt einem daher nur, sich so gut wie möglich auszubilden. Dann findet man immer was (Stand jetzt!).
29.07.2020, 10:10
(29.07.2020, 10:04)Gast schrieb: Bevor in der verstaubten Justiz die Digitalisierung Jobs wegschafft, gehen erstmal über die Hälfte der Staatsdiener in den Ruhestand. Und dann müssen sie einstellen. Corona und Haushaltsplanung hin oder her. Es seidenn man möchte, dass noch mehr Straftäter aus der U-Haft entlassen werden müssen, weil es nie zu einem Verfahren kommt. Schon passiert.
Mit solchen Plattitüden bist Du am Stammtisch sicher der Boss!
Wer Richter auf Probe bzw. Staatsanwalt werden möchte, sollte sich mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Das Karriere-Dossier ist als Print-Buch sowie als E-Book für alle 16 Bundesländer erhältlich:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
29.07.2020, 10:14
Im Zweifelsfall ist die Richtereinstellung Politik pur. Wir haben jetzt schon bzw. in der Zukunft noch umso mehr die Wahl zwischen:
- Ewig langen Verfahrensdauern, insbesondere der Freilassung potentiell gefährlicher Tatverdächtiger aus der U-Haft
- Mehr Personal:
- a) durch Besoldung der Richter auf GK-Niveau
- b) Herabsenken der Anforderungen
Wenn die Justiz in den nächsten Jahren aufgrund von Massenpensionierungen kollabiert, wird die Politik Maßnahmen ergreifen müssen - und das wird wie immer nicht die höhere Besoldung sein. Glaubt hier jemand ernsthaft, dass die Parteien und Boulevardmedien es nicht ausschlachten werden, wenn in den nächsten Jahren reihenweise Verdächtige freikommen? Die Einstellung des Loveparade-Prozesses war ja auch wieder so ein Desaster.
Man wird auf lange Sicht nicht darum herum kommen, jeden interessierten Bewerber einzustellen. Und warum auch nicht? Das Beispiel Ostdeutschland zeigt, dass die Qualität der Rechtsprechung nicht an formalen Notenkriterien zu messen ist. Und man muss nicht zur juristischen Elite gehören, um am Amtsgericht über Handy- und Fitnessstudioverträge, Mietmängel, Beleidigungen oder einfache Körperverletzungen urteilen zu können.
- Ewig langen Verfahrensdauern, insbesondere der Freilassung potentiell gefährlicher Tatverdächtiger aus der U-Haft
- Mehr Personal:
- a) durch Besoldung der Richter auf GK-Niveau
- b) Herabsenken der Anforderungen
Wenn die Justiz in den nächsten Jahren aufgrund von Massenpensionierungen kollabiert, wird die Politik Maßnahmen ergreifen müssen - und das wird wie immer nicht die höhere Besoldung sein. Glaubt hier jemand ernsthaft, dass die Parteien und Boulevardmedien es nicht ausschlachten werden, wenn in den nächsten Jahren reihenweise Verdächtige freikommen? Die Einstellung des Loveparade-Prozesses war ja auch wieder so ein Desaster.
Man wird auf lange Sicht nicht darum herum kommen, jeden interessierten Bewerber einzustellen. Und warum auch nicht? Das Beispiel Ostdeutschland zeigt, dass die Qualität der Rechtsprechung nicht an formalen Notenkriterien zu messen ist. Und man muss nicht zur juristischen Elite gehören, um am Amtsgericht über Handy- und Fitnessstudioverträge, Mietmängel, Beleidigungen oder einfache Körperverletzungen urteilen zu können.
29.07.2020, 10:34
Da hier ja ständig von den niedrigen Einstellungsvoraussetzungen nach der Wende berichtet wird - weiß jemand wirklich aus erster Hand, wie das damals aussah?
Ich hab nämlich leichter Zweifel, dass da wirklich - wie hier angedeutet - reihenweise 2xa-Juristen Richter wurden. War es nicht eher so, dass zu der Zeit im Westen sehr wenige Richterstellen frei wurden und entsprechend auch Leute mit Doppel-VB dort teilweise nicht untergekommen sind?
Ich hab nämlich leichter Zweifel, dass da wirklich - wie hier angedeutet - reihenweise 2xa-Juristen Richter wurden. War es nicht eher so, dass zu der Zeit im Westen sehr wenige Richterstellen frei wurden und entsprechend auch Leute mit Doppel-VB dort teilweise nicht untergekommen sind?
29.07.2020, 10:40
(29.07.2020, 10:34)Gast schrieb: Da hier ja ständig von den niedrigen Einstellungsvoraussetzungen nach der Wende berichtet wird - weiß jemand wirklich aus erster Hand, wie das damals aussah?
Ich hab nämlich leichter Zweifel, dass da wirklich - wie hier angedeutet - reihenweise 2xa-Juristen Richter wurden. War es nicht eher so, dass zu der Zeit im Westen sehr wenige Richterstellen frei wurden und entsprechend auch Leute mit Doppel-VB dort teilweise nicht untergekommen sind?
Also im OLG Hamm Bezirk, wenn man bereit war, am Arsch der Welt zu arbeiten, ist man da schon mit unteren B reingekommen. War jedenfalls bei einer Freundin so. Aber mit 2x Ausreichend kann ich mir nicht vorstellen.