11.06.2025, 14:47
Hallo ihr Lieben,
meine Frage richtet sich primär an diejenigen, die ihre Zielvorstellungen im Examen erreicht haben. Vor knapp zwei Wochen habe ich mein Referendariat abgeschlossen. Mit knapp 11 Punkten habe ich mehr erreicht, als ich zu träumen gewagt habe. Ich bin über meinen Umgang mit der Situation aber sehr überrascht. Keine überschwängliche Freude, keine wirkliche Erleichterung, kein Genießen-Können. Es fühlt sich falsch an, dass ich meine eigene Leistung der vergangenen Jahre so wenig würdige.
Ich wollte daher gerne wissen, wie ihr die Tage und Wochen nach dem Examen verbracht und empfunden habt?
Habt ihr euch voller Tatendrang dem Berufseinstieg gewidmet? Wann kam der Moment, indem ihr eure eigene Leistung wirklich realisiert und wertgeschätzt habt?
Ich würde mich über einen kleinen Meinungsaustausch freuen.
meine Frage richtet sich primär an diejenigen, die ihre Zielvorstellungen im Examen erreicht haben. Vor knapp zwei Wochen habe ich mein Referendariat abgeschlossen. Mit knapp 11 Punkten habe ich mehr erreicht, als ich zu träumen gewagt habe. Ich bin über meinen Umgang mit der Situation aber sehr überrascht. Keine überschwängliche Freude, keine wirkliche Erleichterung, kein Genießen-Können. Es fühlt sich falsch an, dass ich meine eigene Leistung der vergangenen Jahre so wenig würdige.
Ich wollte daher gerne wissen, wie ihr die Tage und Wochen nach dem Examen verbracht und empfunden habt?
Habt ihr euch voller Tatendrang dem Berufseinstieg gewidmet? Wann kam der Moment, indem ihr eure eigene Leistung wirklich realisiert und wertgeschätzt habt?
Ich würde mich über einen kleinen Meinungsaustausch freuen.
11.06.2025, 15:30
Ich habe meine Zielvorstellungen nicht unbedingt erreicht. In meinem Bekanntenkreis dafür aber einige. Manche sind so reflektiert, dass sie den (insbesondere in der Mündlichen nicht zu unterschätzenden) Glücksfaktor wahrnehmen und, auch in Zusammenschau mit den Ergebnissen von anderen/Freunden, sich daher nicht so überschwänglich freuen können wie sie sich das vielleicht Jahre davor ausgemalt haben. Andere wiederum stürzen sich schnell in einen Job und werden entsprechend von dem Stress und der Erkenntnis, dass sie auf der Karriereleiter wieder ziemlich bei Null anfangen, eingeholt.
Dazu muss man aber sagen, dass sehr, sehr viele mit sehr ordentlichen Noten, also etwa einem Prädikat, formal zwar das Ziel erreicht haben, dass sie nach außen vorgegeben haben. Sie sind aber trotz dieses tollen Erfolges ernüchtert: Man fühlt sich iwie doch zu schlecht bewertet, weil das 1. Examen um 1-3 Punkte besser lief, fühlt sich im Vergleich mit Mitprüflingen unfair bewertet, oder man hat insgeheim auf 1-2 Punkte mehr gehofft, weil man sich bestimmte Kanzleien, die wirklich hohe Anforderungen haben, oder z.B. das Nur-Notariat safe offenhalten wollte.
Dazu muss man aber sagen, dass sehr, sehr viele mit sehr ordentlichen Noten, also etwa einem Prädikat, formal zwar das Ziel erreicht haben, dass sie nach außen vorgegeben haben. Sie sind aber trotz dieses tollen Erfolges ernüchtert: Man fühlt sich iwie doch zu schlecht bewertet, weil das 1. Examen um 1-3 Punkte besser lief, fühlt sich im Vergleich mit Mitprüflingen unfair bewertet, oder man hat insgeheim auf 1-2 Punkte mehr gehofft, weil man sich bestimmte Kanzleien, die wirklich hohe Anforderungen haben, oder z.B. das Nur-Notariat safe offenhalten wollte.
11.06.2025, 17:28
Hey Mojo,
deine Situation kann ich deshalb so gut nachvollziehen, weil ich sie gerade auch durchlebe. Bin kürzlich knapp unter 11 Punkten gelandet und habe meine Erwartungen damit weit übertroffen. Angebracht wäre eigentlich eine unbändige Freude...diese will sich aber nicht einstellen. Es ist eher Erleichterung, dass dieses Kapitel nun vorbei ist. Meinem Vorredner kann ich mich nur anschließen; die Gründe für die fehlende Ekstase sind wohl vielfältig und spielen sich wahrscheinlich halb unbewusst im Kopf ab. Insbesondere im nun folgenden Kapitel (der Arbeitswelt) wird es sicher nicht viel leichter werden, als es bis hierhin gewesen ist.
Last but Not least: Herzlichen Glückwunsch zu deinem super tollen Examensergebnis
deine Situation kann ich deshalb so gut nachvollziehen, weil ich sie gerade auch durchlebe. Bin kürzlich knapp unter 11 Punkten gelandet und habe meine Erwartungen damit weit übertroffen. Angebracht wäre eigentlich eine unbändige Freude...diese will sich aber nicht einstellen. Es ist eher Erleichterung, dass dieses Kapitel nun vorbei ist. Meinem Vorredner kann ich mich nur anschließen; die Gründe für die fehlende Ekstase sind wohl vielfältig und spielen sich wahrscheinlich halb unbewusst im Kopf ab. Insbesondere im nun folgenden Kapitel (der Arbeitswelt) wird es sicher nicht viel leichter werden, als es bis hierhin gewesen ist.
Last but Not least: Herzlichen Glückwunsch zu deinem super tollen Examensergebnis

11.06.2025, 22:00
Mir ging es damals nach dem 1. Examen genauso (nach dem 2. Examen komischer Weise nicht). 1 Woche Hochgefühl, dass alles endlich erst mal vorbei war und dann kam das Loch. Plötzlich war das Ziel der letzten Jahre weg und übrig blieb eine Urkunde mit einer Zahl drauf.
„Besser glücklich unterwegs als am Ziel“ heisst es doch 😉 Man muss sich also einfach schnellstmöglich ein neues Ziel suchen, das dürfte in deinem Fall der Berufseinstieg sein. Erst dann wird aus einer Zahl auf einer Urkunde etwas Greifbares.
„Besser glücklich unterwegs als am Ziel“ heisst es doch 😉 Man muss sich also einfach schnellstmöglich ein neues Ziel suchen, das dürfte in deinem Fall der Berufseinstieg sein. Erst dann wird aus einer Zahl auf einer Urkunde etwas Greifbares.
12.06.2025, 11:17
Starkes Ergebnis, Glückwunsch! Ich fand die Situation nach erfolgreichem 2. Examen etwas surreal, da plötzlich alles vorbei ist, kein Druck, keine Verpflichtungen und alle Möglichkeiten stehen offen. Am Tag der mündlichen Prüfung habe ich im kleinen Familienkreis gefeiert, große Party war wegen Coronamaßnahmen nicht drin. Die nächsten zwei Monate habe ich einfach mal nichts gemacht, d.h. in den Tag hinein gelebt und bestenfalls Freunde und Familie besucht. Das hat Kraft gegeben, um danach mit der Diss anzufangen. Genieße die Zeit!
13.06.2025, 07:03
(11.06.2025, 22:00)Spencer schrieb: Mir ging es damals nach dem 1. Examen genauso (nach dem 2. Examen komischer Weise nicht). 1 Woche Hochgefühl, dass alles endlich erst mal vorbei war und dann kam das Loch. Plötzlich war das Ziel der letzten Jahre weg und übrig blieb eine Urkunde mit einer Zahl drauf.
„Besser glücklich unterwegs als am Ziel“ heisst es doch 😉 Man muss sich also einfach schnellstmöglich ein neues Ziel suchen, das dürfte in deinem Fall der Berufseinstieg sein. Erst dann wird aus einer Zahl auf einer Urkunde etwas Greifbares.
So ist es. Ich bin nach beiden Examina erstmal zwei, drei Wochen in ein Loch gefallen und habe mich selbst darüber gewundert.
Aber nach fünf bzw. sieben Jahren, in denen man immer ein Ziel vor Augen hatte ist es doch verständlich, dass man sich danach erstmal neu kalibrieren muss 😄