12.11.2024, 21:06
Hallo Zusammen,
bin jetzt seit kurzer Zeit mit dem 2. Examen durch und notentechnisch in einem Bereich in dem zumindest auf dem Papier fast alle Möglichkeiten bestehen.
Bin gerade in der Entscheidungsfindung noch zwischen Justiz und Anwaltschaft zum Einstieg. Im Ref hat mir beides durchaus gefallen besonders die Staatsanwaltschaft, aber auch Anwaltschaft mit Gerichtsterminen und Mandantenkontakt (wobei ich keine Großkanzlei Erfahrung habe).
Was die Justiz angeht würde ich mich dann aufgrund der Bundeslandgebundenheit doch wieder in BW meiner ursprünglichen Heimat sehen. Interessant finde ich, dass man in BW beides "auspropiert" sprich Richter und Sta und auch relativ gute Chancen auf interessante Abordnungen ins Ministerium usw. hat. Auch die Aussichten an einem Wunschstandort unterzukommen sind im moment wohl gut. Gerade die Abwechslung durch Abordnungen im weiteren Karriereverlauf wäre für mich durchaus ein Argument direkt in die Justiz zu gehen, die Probezeit zu absolvieren und nicht erst etwas als Anwalt zu Arbeiten.
Persönlich hatte ich bei meinen Ausbildern (nicht in BW) das Gefühl, dass diese mit der Berufswahl weitestgehend zufrieden sind. Auch wenn mich bei Gericht etwas abschreckt, dass man wohl doch viel sein eigenes Ding einsam im Büro macht (was aber sicher auch Vorteile haben kann).
Jetzt liest man hier doch häufiger von schlechten Bedingungen, Überlastung und hohen Arbeitszeiten und darauf bezogen unangemessenem Gehalt, was sich nicht unbedingt mit dem Eindruck den meine Ausbilder erweckt haben deckt. Klar ist aber auch, dass die kurzen Anwesenheiten im Ref und Akten zuhause bearbeiten keinen wirklichen Schluss auf eine Vollzeitätigkeit zuläst.
Konkret daher die Frage, ob es hier Erfahrungen zu Arbeitsatmosphäre/Belastung und Kollegialität in der Justiz in BW besonders in den größeren Städten gibt und wie realistisch die Chancen auf interessante Abordnungen und Berücksichtigung von Einsatzwünschen sind. Vielleicht ist ja auch jemand direkt nach dem Ref in BW eingestiegen und kann einen Direkteinstieg ohne Ausflug in die Wirtschaft empfehlen? Danke!
bin jetzt seit kurzer Zeit mit dem 2. Examen durch und notentechnisch in einem Bereich in dem zumindest auf dem Papier fast alle Möglichkeiten bestehen.
Bin gerade in der Entscheidungsfindung noch zwischen Justiz und Anwaltschaft zum Einstieg. Im Ref hat mir beides durchaus gefallen besonders die Staatsanwaltschaft, aber auch Anwaltschaft mit Gerichtsterminen und Mandantenkontakt (wobei ich keine Großkanzlei Erfahrung habe).
Was die Justiz angeht würde ich mich dann aufgrund der Bundeslandgebundenheit doch wieder in BW meiner ursprünglichen Heimat sehen. Interessant finde ich, dass man in BW beides "auspropiert" sprich Richter und Sta und auch relativ gute Chancen auf interessante Abordnungen ins Ministerium usw. hat. Auch die Aussichten an einem Wunschstandort unterzukommen sind im moment wohl gut. Gerade die Abwechslung durch Abordnungen im weiteren Karriereverlauf wäre für mich durchaus ein Argument direkt in die Justiz zu gehen, die Probezeit zu absolvieren und nicht erst etwas als Anwalt zu Arbeiten.
Persönlich hatte ich bei meinen Ausbildern (nicht in BW) das Gefühl, dass diese mit der Berufswahl weitestgehend zufrieden sind. Auch wenn mich bei Gericht etwas abschreckt, dass man wohl doch viel sein eigenes Ding einsam im Büro macht (was aber sicher auch Vorteile haben kann).
Jetzt liest man hier doch häufiger von schlechten Bedingungen, Überlastung und hohen Arbeitszeiten und darauf bezogen unangemessenem Gehalt, was sich nicht unbedingt mit dem Eindruck den meine Ausbilder erweckt haben deckt. Klar ist aber auch, dass die kurzen Anwesenheiten im Ref und Akten zuhause bearbeiten keinen wirklichen Schluss auf eine Vollzeitätigkeit zuläst.
Konkret daher die Frage, ob es hier Erfahrungen zu Arbeitsatmosphäre/Belastung und Kollegialität in der Justiz in BW besonders in den größeren Städten gibt und wie realistisch die Chancen auf interessante Abordnungen und Berücksichtigung von Einsatzwünschen sind. Vielleicht ist ja auch jemand direkt nach dem Ref in BW eingestiegen und kann einen Direkteinstieg ohne Ausflug in die Wirtschaft empfehlen? Danke!
Wer Richter auf Probe bzw. Staatsanwalt werden möchte, sollte sich mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Das Karriere-Dossier ist als Print-Buch sowie als E-Book für alle 16 Bundesländer erhältlich:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
12.11.2024, 22:16
Ich habe mich vor kurzer Zeit beworben, meine Noten entsprachen voll den Anforderungen (1x vb, 1xb). Aus meiner Erfahrung kann ich leider die gute Standortwahl nicht bestätigen. Ich sollte an einem AG anfangen, das über eine Stunde Pendelzeit von meinem Wohnort entfernt gewesen wäre. Das wollte ich mir für den 1. Job nicht antun, daher arbeite ich jetzt etwas anderes uns versuche es ggf. in ein paar Jahren erneut.
13.11.2024, 12:05
Kann dir von meinen Erfahrungen berichten: Bin am AG tätig und komme - nach anfänglicher Einarbeitung - locker mit 40 Stunden in der Woche aus. Wenn nicht gerade Rückstände aus Urlaubs- oder Krankheitszeiten aufzuholen sind, können es auch mal weniger als 40 Stunden sein. Die Kollegialität ist super, ich konnte von Anfang an und auch heute noch jederzeit bei den Kolleginnen und Kollegen mit meinen Fragen vorbeikommen. Wenn mal niemand mehr im Haus war, hab ich hierzu gelegentlich auch bei Kolleg/innen von anderen Gerichten angerufen, auch von dort bestand jederzeit Hilfsbereitschaft.
Die Vorzüge der richterlichen Unabhängigkeit sind dir bestimmt bekannt. Die freie Zeiteinteilung möchte ich auf jeden Fall nicht mehr missen.
Was den Standort angeht, versucht das Personalreferat Stellen mit Wohnortnähe zuzuweisen. Das hat - nach den Berichten anderer Assessoren und Assessorinnen aus den Anfängerfortbildungen - meistens (aber nicht immer) geklappt.
Probier die Justiz doch einfach mal aus. Wenn es für dich nichts ist, kannst du immer noch in die Anwaltschaft.
Die Vorzüge der richterlichen Unabhängigkeit sind dir bestimmt bekannt. Die freie Zeiteinteilung möchte ich auf jeden Fall nicht mehr missen.
Was den Standort angeht, versucht das Personalreferat Stellen mit Wohnortnähe zuzuweisen. Das hat - nach den Berichten anderer Assessoren und Assessorinnen aus den Anfängerfortbildungen - meistens (aber nicht immer) geklappt.
Probier die Justiz doch einfach mal aus. Wenn es für dich nichts ist, kannst du immer noch in die Anwaltschaft.
13.11.2024, 18:03
(12.11.2024, 22:16)ripro schrieb: Ich habe mich vor kurzer Zeit beworben, meine Noten entsprachen voll den Anforderungen (1x vb, 1xb). Aus meiner Erfahrung kann ich leider die gute Standortwahl nicht bestätigen. Ich sollte an einem AG anfangen, das über eine Stunde Pendelzeit von meinem Wohnort entfernt gewesen wäre. Das wollte ich mir für den 1. Job nicht antun, daher arbeite ich jetzt etwas anderes uns versuche es ggf. in ein paar Jahren erneut.
Hast du dann telefonisch nur diesen einen Ort angeboten bekommen? Und wurde dir Bedenkzeit gegeben? Weißt du, inwiefern das einem negativ angelastet wird, wenn man absagt und es nach paar Jahren wieder versucht?
13.11.2024, 18:13
Ja, ich habe nur diesen Ort angeboten bekommen, auch nachdem ich gesagt habe, dass ich das aufgrund der langen Pendelzeit eher nicht machen möchte. Bedenkzeit habe ich genug bekommen; auch die Leute waren sehr nett, aber vom Ort abgerückt sind sie nicht.
Ob einem eine Absage negativ angelastet wird, kann ich nicht sagen. Angesichts der Personalnot kann ich mir das aber kaum vorstellen.
Ob einem eine Absage negativ angelastet wird, kann ich nicht sagen. Angesichts der Personalnot kann ich mir das aber kaum vorstellen.
13.11.2024, 18:21
(12.11.2024, 21:06)Complet schrieb: Hallo Zusammen,
bin jetzt seit kurzer Zeit mit dem 2. Examen durch und notentechnisch in einem Bereich in dem zumindest auf dem Papier fast alle Möglichkeiten bestehen.
Bin gerade in der Entscheidungsfindung noch zwischen Justiz und Anwaltschaft zum Einstieg. Im Ref hat mir beides durchaus gefallen besonders die Staatsanwaltschaft, aber auch Anwaltschaft mit Gerichtsterminen und Mandantenkontakt (wobei ich keine Großkanzlei Erfahrung habe).
Was die Justiz angeht würde ich mich dann aufgrund der Bundeslandgebundenheit doch wieder in BW meiner ursprünglichen Heimat sehen. Interessant finde ich, dass man in BW beides "auspropiert" sprich Richter und Sta und auch relativ gute Chancen auf interessante Abordnungen ins Ministerium usw. hat. Auch die Aussichten an einem Wunschstandort unterzukommen sind im moment wohl gut. Gerade die Abwechslung durch Abordnungen im weiteren Karriereverlauf wäre für mich durchaus ein Argument direkt in die Justiz zu gehen, die Probezeit zu absolvieren und nicht erst etwas als Anwalt zu Arbeiten.
Persönlich hatte ich bei meinen Ausbildern (nicht in BW) das Gefühl, dass diese mit der Berufswahl weitestgehend zufrieden sind. Auch wenn mich bei Gericht etwas abschreckt, dass man wohl doch viel sein eigenes Ding einsam im Büro macht (was aber sicher auch Vorteile haben kann).
Jetzt liest man hier doch häufiger von schlechten Bedingungen, Überlastung und hohen Arbeitszeiten und darauf bezogen unangemessenem Gehalt, was sich nicht unbedingt mit dem Eindruck den meine Ausbilder erweckt haben deckt. Klar ist aber auch, dass die kurzen Anwesenheiten im Ref und Akten zuhause bearbeiten keinen wirklichen Schluss auf eine Vollzeitätigkeit zuläst.
Konkret daher die Frage, ob es hier Erfahrungen zu Arbeitsatmosphäre/Belastung und Kollegialität in der Justiz in BW besonders in den größeren Städten gibt und wie realistisch die Chancen auf interessante Abordnungen und Berücksichtigung von Einsatzwünschen sind. Vielleicht ist ja auch jemand direkt nach dem Ref in BW eingestiegen und kann einen Direkteinstieg ohne Ausflug in die Wirtschaft empfehlen? Danke!
Hey, dürfte ich nach deinen Noten fragen? Würde gerne für mich wissen, ab wann eine realistische Chance auf eine Einstellung in der Justiz besteht
14.11.2024, 01:13
(12.11.2024, 21:06)Complet schrieb: Interessant finde ich, dass man in BW beides "auspropiert" sprich Richter und Sta und auch relativ gute Chancen auf interessante Abordnungen ins Ministerium usw. hat. Auch die Aussichten an einem Wunschstandort unterzukommen sind im moment wohl gut. Gerade die Abwechslung durch Abordnungen im weiteren Karriereverlauf wäre für mich durchaus ein Argument direkt in die Justiz zu gehen, die Probezeit zu absolvieren und nicht erst etwas als Anwalt zu Arbeiten.
Konkret daher die Frage, ob es hier Erfahrungen zu Arbeitsatmosphäre/Belastung und Kollegialität in der Justiz in BW besonders in den größeren Städten gibt und wie realistisch die Chancen auf interessante Abordnungen und Berücksichtigung von Einsatzwünschen sind. Vielleicht ist ja auch jemand direkt nach dem Ref in BW eingestiegen und kann einen Direkteinstieg ohne Ausflug in die Wirtschaft empfehlen? Danke!
Ich habe direkt nach dem Examen angefangen und es nie bereut. Bei StA und Gericht sehr kollegial, gute ALs/Vorsitzende und verschiedene Sonderverwendungen. Langfristig kommt man auch an den Wunschort. Im Einzelfall mag alles auch mal anders sein, aber ich hätte es in der Gesamtschau nicht besser treffen können.