07.02.2024, 21:31
Ich befürchte, dass das ein "mimimi"-Post wird, aber ich leide sehr unter den Zweifeln und erhoffe mir einen Austausch mit Gleichgesinnten. Das Ref hat mein Selbstwertgefühl extrem angeschlagen.
Ich bin aus dem 1. Examen mit einem knappen VB raus und der Wunsch, zur Justiz zu gehen, war zu dem Zeitpunkt bereits sehr groß. Obwohl ich wusste, dass vieles im Ref-System verbesserungsbedürftig ist, bin ich sehr motiviert und offen ins Ref gestartet. Ich habe gleich in der 1. Station gemerkt, dass z.B. vieles ausbilderabhängig ist, aber das habe ich einfach hingenommen, Probleme unterdrückt und mich auf das Lernen konzentriert.
Für mich geht es jetzt auf das Ende der Anwaltsstation zu und wenn ich die letzten 1,5 Jahre Revue passieren lasse, muss ich feststellen, dass ich sehr viel Groll in mir trage - und zwar fast nur in Bezug auf die Justizstationen. Vielleicht hatte ich einfach nur unglückliche Begegnungen, nicht so gute Ausbilder oder keine Ahnung. Aber wenn ich den Vergleich zu der Verwaltungs- und Anwaltsstation ziehe, habe ich in den Justizstationen ein ganz anderes, deutlich schlechteres Klima wahrgenommen - das gilt ganz besonders für die Staatsanwaltschaft. Es herrscht eine sehr große "Wir hatten es auch nicht besser"-Mentalität, was ich in der Anwaltschaft in diesen Ausmaß nicht erlebt habe. Das macht mich aktuell sehr traurig.
Auch meine Beurteilungen in den Justizstationen waren zwar nicht schlecht, aber auch nicht sonderlich gut. Ich hatte durchschnittliche Noten, musste sie mir aber regelrecht erkämpfen. Die Bewertungen meiner Entwürfe empfand ich damals als streng, aber dachte mir nicht viel dabei und habe einfach versucht, es nächstes Mal besser und besser zu machen und aus meinen Fehlern zu lernen. Aber irgendwie genügte ich nie, obwohl mir die Arbeit durchaus Spaß machte. In den Besprechungen musste ich mir beispielsweise anhören, warum ich denn jetzt ein Semikolon und keinen Punkt gesetzt habe und dann wurde ewig auf so etwas rumgeritten. Teilweise fielen diskriminierende Aussagen. Ich hatte oft das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. Und dann hatte ich den Vergleich zu anderen aus der AG, denen teilweise (nach eigenen Aussagen) Punkte und Empfehlungen für die Justiz "hinterhergeschmissen" wurden und ich fühlte mich noch dümmer und noch schlechter.
Meine Probeklausuren laufen relativ gut und wegen des Examens mache ich mir (noch) keine allzu großen Sorgen. Aber ich zweifle immer mehr daran, ob ich ich für die Praxis in der Justiz geeignet bin und ob ich meine Zukunft überhaupt in so einem "verstaubten" Umfeld verbringen möchte. Dabei ist die Justiz seit Jahren ein Traum von mir, aber ich habe irgendwie eine Abneigung gegen dieses Arbeitsumfeld entwickelt und habe Angst, die falsche Entscheidung für den Berufseinstieg zu treffen. Vielleicht sind meine Erfahrungen aber auch einfach nur Einzelfälle und ich hatte Pech mit den Menschen, die mir begegnet sind. Ich weiß es einfach nicht.
Ging oder geht es hier jemandem ähnlich? Wofür habt oder werdet ihr euch für eure berufliche Zukunft entscheiden? Bereut ihr es?
Ich bin aus dem 1. Examen mit einem knappen VB raus und der Wunsch, zur Justiz zu gehen, war zu dem Zeitpunkt bereits sehr groß. Obwohl ich wusste, dass vieles im Ref-System verbesserungsbedürftig ist, bin ich sehr motiviert und offen ins Ref gestartet. Ich habe gleich in der 1. Station gemerkt, dass z.B. vieles ausbilderabhängig ist, aber das habe ich einfach hingenommen, Probleme unterdrückt und mich auf das Lernen konzentriert.
Für mich geht es jetzt auf das Ende der Anwaltsstation zu und wenn ich die letzten 1,5 Jahre Revue passieren lasse, muss ich feststellen, dass ich sehr viel Groll in mir trage - und zwar fast nur in Bezug auf die Justizstationen. Vielleicht hatte ich einfach nur unglückliche Begegnungen, nicht so gute Ausbilder oder keine Ahnung. Aber wenn ich den Vergleich zu der Verwaltungs- und Anwaltsstation ziehe, habe ich in den Justizstationen ein ganz anderes, deutlich schlechteres Klima wahrgenommen - das gilt ganz besonders für die Staatsanwaltschaft. Es herrscht eine sehr große "Wir hatten es auch nicht besser"-Mentalität, was ich in der Anwaltschaft in diesen Ausmaß nicht erlebt habe. Das macht mich aktuell sehr traurig.
Auch meine Beurteilungen in den Justizstationen waren zwar nicht schlecht, aber auch nicht sonderlich gut. Ich hatte durchschnittliche Noten, musste sie mir aber regelrecht erkämpfen. Die Bewertungen meiner Entwürfe empfand ich damals als streng, aber dachte mir nicht viel dabei und habe einfach versucht, es nächstes Mal besser und besser zu machen und aus meinen Fehlern zu lernen. Aber irgendwie genügte ich nie, obwohl mir die Arbeit durchaus Spaß machte. In den Besprechungen musste ich mir beispielsweise anhören, warum ich denn jetzt ein Semikolon und keinen Punkt gesetzt habe und dann wurde ewig auf so etwas rumgeritten. Teilweise fielen diskriminierende Aussagen. Ich hatte oft das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. Und dann hatte ich den Vergleich zu anderen aus der AG, denen teilweise (nach eigenen Aussagen) Punkte und Empfehlungen für die Justiz "hinterhergeschmissen" wurden und ich fühlte mich noch dümmer und noch schlechter.
Meine Probeklausuren laufen relativ gut und wegen des Examens mache ich mir (noch) keine allzu großen Sorgen. Aber ich zweifle immer mehr daran, ob ich ich für die Praxis in der Justiz geeignet bin und ob ich meine Zukunft überhaupt in so einem "verstaubten" Umfeld verbringen möchte. Dabei ist die Justiz seit Jahren ein Traum von mir, aber ich habe irgendwie eine Abneigung gegen dieses Arbeitsumfeld entwickelt und habe Angst, die falsche Entscheidung für den Berufseinstieg zu treffen. Vielleicht sind meine Erfahrungen aber auch einfach nur Einzelfälle und ich hatte Pech mit den Menschen, die mir begegnet sind. Ich weiß es einfach nicht.
Ging oder geht es hier jemandem ähnlich? Wofür habt oder werdet ihr euch für eure berufliche Zukunft entscheiden? Bereut ihr es?
Erste Infos zum Bewerbungsverfahren für den Justizdienst findest Du auf den Richter-Infoseiten von Juristenkoffer.de:
https://www.juristenkoffer.de/richter/
Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
https://www.juristenkoffer.de/richter/
Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
07.02.2024, 21:45
Zum Glück werden deine Urteile im Falle eines Einstieges in der Justiz nicht mehr derart lehrerhaft bewertet. Du könntest theoretisch einen charakterlich schwierigen Vorsitzenden kriegen, aber auch das wäre nur eine Station, die man aussitzen kann. Solltest du als Lebenszeitrichter in einer Kammer tätig sein und auch da wieder einen schwierigen Vorsitzenden kriegen, der derartig "korrigiert", könntest du halt in die Diskussion einsteigen und eine gewisse Augenhöhe aufbauen.
Solche schwierigen Charaktere wie von dir beschrieben finden sich übrigens auch zuhauf in der Anwaltschaft. Wenn du da an den falschen Partner gerätst, darfst du dir auch so etwas anhören
Solche schwierigen Charaktere wie von dir beschrieben finden sich übrigens auch zuhauf in der Anwaltschaft. Wenn du da an den falschen Partner gerätst, darfst du dir auch so etwas anhören
07.02.2024, 22:09
Man kann es natürlich nicht pauschal für DIE Justiz so sagen, aber völlig untypisch sind deine Erfahrungen leider nicht. ME hat die Justiz einfach noch nicht die „Zeitenwende“ auf dem juristischen Arbeitsmarkt während der letzten 10-15 Jahre mitbekommen bzw im Umgang mit dem Nachwuchs verinnerlicht, was einfach auch daran liegen dürfte, dass diejenigen in Personalverantwortung in einer Zeit angefangen haben, in der die Justiz sich dank einer Juristenschwemme und Massenarbeitslosigkeit die Top-Leute frei aussuchen konnte. Ich bin immer wieder verwundert, welcher rüde Umgangston Berufsanfängern seitens der Hausleitung bzw der Vorsitzenden gegenüber der immer wählerischen und zudem schrumpfenden Zielgruppe angeschlagen wird. Da ist es kein Wunder, dass man in den letzten Jahren immer häufiger von Anträgen auf Entlassung oder Abordnung mit dem ziel der Versetzung hört, vermehrt auch bei Lebenszeiternannten.
Meine Erwartung ist, dass der zunehmende Arbeitskräftemangel bald auf einen Generationswechsel in den Chefetagen trifft, was ein deutliches Umdenken mit sich bringen dürfte. Wenn man heute dank zahlreicher Sparrunden und des allgemeinen Preisanstiegs mit 2 Richter-/StA-Gehältern vielerorts schon kein Reihenhaus mehr abbezahlen kann, sollte man wenigstens nett zu den Leuten sein, die in der Anwaltschaft locker das Doppelte verdienen könnten und häufig in erster Linie aus Idealismus zur Justiz gegangen sind.
Die gute Nachricht ist, dass bereits die aktuelle Generation Z sich die von dir beschriebene Behandlung - auch aufgrund ihres höheren Marktwertes - immer weniger gefallen lässt. Viele lassen sich nicht mehr mit (bescheidenen) Beförderungsmöglichkeiten alleine ködern, sondern fordern eine angemessene Work-Life-Balance und einen wertschätzenden Umgang ein.
Spätestens mit der Verplanung relativiert sich aber auch heute schon vieles und der Umgang wird - mangels Drohkulisse - gemäßigter.
Meine Erwartung ist, dass der zunehmende Arbeitskräftemangel bald auf einen Generationswechsel in den Chefetagen trifft, was ein deutliches Umdenken mit sich bringen dürfte. Wenn man heute dank zahlreicher Sparrunden und des allgemeinen Preisanstiegs mit 2 Richter-/StA-Gehältern vielerorts schon kein Reihenhaus mehr abbezahlen kann, sollte man wenigstens nett zu den Leuten sein, die in der Anwaltschaft locker das Doppelte verdienen könnten und häufig in erster Linie aus Idealismus zur Justiz gegangen sind.
Die gute Nachricht ist, dass bereits die aktuelle Generation Z sich die von dir beschriebene Behandlung - auch aufgrund ihres höheren Marktwertes - immer weniger gefallen lässt. Viele lassen sich nicht mehr mit (bescheidenen) Beförderungsmöglichkeiten alleine ködern, sondern fordern eine angemessene Work-Life-Balance und einen wertschätzenden Umgang ein.
Spätestens mit der Verplanung relativiert sich aber auch heute schon vieles und der Umgang wird - mangels Drohkulisse - gemäßigter.
07.02.2024, 22:27
Es tut mir leid, dass du das so erlebt hast. Hattest du tendenziell ältere Ausbilder*innen bei der Justiz? Meine Erfahrung war und ist, dass der anstehende Generationenwechsel da viel Hoffnung macht. Tatsächlich hat mich meine Station bei der Justiz zur selben gebracht und der anwaltliche Ausbilder hat mich von der Anwaltschaft abgeschreckt.
Die Pingeligkeit, die du beschreibst, ist wohl sehr personenabhängig und es klingt, als hättest du da auch Pech gehabt.
Alles Gute weiterhin und wenn Du in NRW bist und mehr Einschätzungen zur Justiz dort haben willst, melde dich gern via dm (falls es sowas gibt)
Die Pingeligkeit, die du beschreibst, ist wohl sehr personenabhängig und es klingt, als hättest du da auch Pech gehabt.
Alles Gute weiterhin und wenn Du in NRW bist und mehr Einschätzungen zur Justiz dort haben willst, melde dich gern via dm (falls es sowas gibt)
07.02.2024, 22:58
Da kann ich einfach nur den Kopf schütteln. Die Justiz kann sich sowas einfach nicht erlauben, leider höre aber auch ich oft solche Geschichten. Auch von Berufsanfängern. Das Problem dort ist dann ja auch, dass man den Gerichtsbezirk oder die Kammer nicht mal eben schnell wechseln kann. In der Anwaltschaft hingegen selten ein Problem.
Tut mir sehr leid, dass du diese Erfahrungen machen musstest.
Tut mir sehr leid, dass du diese Erfahrungen machen musstest.
22.02.2024, 02:37
(07.02.2024, 21:31)Refin24 schrieb: Ich habe gleich in der 1. Station gemerkt, dass z.B. vieles ausbilderabhängig ist, aber das habe ich einfach hingenommen, Probleme unterdrückt und mich auf das Lernen konzentriert.
Für mich geht es jetzt auf das Ende der Anwaltsstation zu und wenn ich die letzten 1,5 Jahre Revue passieren lasse, muss ich feststellen, dass ich sehr viel Groll in mir trage - und zwar fast nur in Bezug auf die Justizstationen.
Auch meine Beurteilungen in den Justizstationen waren zwar nicht schlecht, aber auch nicht sonderlich gut. Ich hatte durchschnittliche Noten, musste sie mir aber regelrecht erkämpfen. Die Bewertungen meiner Entwürfe empfand ich damals als streng, aber dachte mir nicht viel dabei und habe einfach versucht, es nächstes Mal besser und besser zu machen und aus meinen Fehlern zu lernen.
Meine Antwort wird dir leider nicht helfen, weil ich selbst erst das Ref hinter mir habe und auch nicht in die Justiz gehe(n kann). Aber ich hab trotzdem das Bedürfnis, das zu teilen, weil meine Erfahrungen (wie anscheinend auch die einiger deiner Kurs-Kollegen) so gravierend anders waren. Eigentlich kann ich deinen gesamten Absatz 1:1 unterschreiben, nur mit vertauschten Rollen zwischen Justiz- und anderen Stationen.
Zweistellige Noten für eher moderate Arbeitsbelastung und (insbes. in der ersten Zivilstation) wahrscheinlich nur begrenzt verwertbare Ergebnisse waren normal beim Landgericht und StA. Beim VerwG gab es für fast 20 seitige Urteilsentwürfe - natürlich mit kleinen Fehlerchen, wir sind ja auch noch in der Ausbildung, aber aus meiner Sicht wirklich höheren Aufwand und Einsatz - maximal 8 Pkt. Das gleiche galt für die Bewertung der Klausuren im Kurs, zumindest die meiste Zeit, und für die Qualität der AGs. Und die Krönung war die Station bei der Verwaltung (Stadt), bei der ich wirklich ganz offen(sichtlich) als billige Arbeitskraft ausgenutzt wurde für eine dermaßen unliebsame Aufgabe, die offenbar seit Jahren niemand machen wollte und wirklich nichts mehr mit der Materie des 1. oder 2. Examens zu tun hatte (und davon abgesehen noch, hätte man sie ernsthaft versucht ordentlich zu machen, den Umfang mehrerer Doktorarbeiten hätte haben müssen).
Am meisten haben für mich aber die menschlichen Erfahrungen herausgestochen. Bei der Justiz war es richtig "love at first sight"-mäßig - da war eine Art Vertrauensverhältnis und sehr wertschätzender und offener Umgang von Sekunde 1 an, sowie auch sehr transparente Kommunikation und beeindruckende Arbeitsweise (in Verhandlungen). Allein, diese Ausbilder kennenlernen zu dürfen, war extrem viel wert für mich. Deshalb habe ich quasi den umgekehrten Fall wie du: Typmäßig würde die Justiz (mal abgesehen davon, dass ich die Note nicht habe) nicht zu mir passen, aber nur aufgrund der Kollegen die ich kennengelernt habe, bleibt es so ein mini-Wunschtraum á la "wäre bestimmt schön geworden".
Umgekehrt hab ich aber genauso von anderen Beispielen mitbekommen (also wie bei dir) - entspannte & sympathische öR-Stationen, super krasser Stress bei der StA mit sofort & ständig Sitzungsdienst egal ob man bereit ist, unberechtigte Kritik, und nicht zuletzt hab ich auch selbst Schriftsätze (von eher jungen und besonders "ehrgeizigen") StA gesehen, die echt besorgniserregend aggressiv ggü RAs waren.
Aber auch da sind meine Erfahrungen wieder (ausnahmslos) umgekehrt wie deine - die älteren StA's und Richter waren allesamt toll, die jungen hatten eher ein größeres Schadenspotential und auch eine konservativere Einstellung als die älteren.
Deshalb würde ich einfach sagen: Lass dich von solchen stichprobeartigen Erfahrungen nicht von deinem Ziel abbringen. Wenn du die Staatsnote hast, bist du ja nicht gezwungen, bei StA XY einzusteigen. Du kannst (i guess- kenn mich mit den Einzelheiten des Bewerbungsprozesses nicht aus) bestimmt auch erstmal schauen, wo du hinkommen würdest, wie es dort ist (bzw. die Kollegen), und wie die Aussichten perspektivisch wären, an einen Wunschort zu kommen. Eine Ref-Kollegin von mir bekam nur eine sehr kurze Bedenkzeit von ein paar Tagen, in diesen Tagen könntest du aber trotzdem, wenn die Kollegschaft für dich so ein entscheidendes Kriterium ist, ans fragliche Gericht/StA fahren und dort einfach mal anklopfen und dich vorstellen (und schauen, welchen Eindruck du von den Leuten gewinnst).
Viel Erfolg beim Examen und deinem Berufsweg :)
22.02.2024, 12:26
Hallo,
vielleicht hilft dir mein Erfahrungsbericht etwas.
Zu meinem Background, ich war ein Jahr als Rechtsanwalt tätig und bin gerade als Proberichter an einem Amtsgericht in einer Großstadt eingesetzt.
Vorweg: ich habe den Wechsel bisher zu keiner Sekunde bereut.
Wenn du dir die Justiz Beiträge mal anschaust, gibt es eigentlich nur zwei Lager.
Die einen, für die der Job in der Justiz der beste Job der Welt ist und die anderen, die sich nur über alles beschweren. Ob man in der Justiz glücklich wird, ist nicht rational sondern mMn emotional zu bewerten. Es fehlt zudem auch oft die notwendige Differenzierung zwischen den einzelnen Tätigkeiten innerhalb der Justiz. Ein Amtsrichter arbeitet anders, als ein Richter am Landgericht. Staatsanwälte sowieso. Der eine kann glücklich als Amtsrichter, aber als Richter am Landgericht total unglücklich sein.
Natürlich ist nicht alles gut, das ist es nirgendswo und ja, einige Kollegen und Mitarbeiter haben teilweise eine Einstellung zu ihrer Beschäftigung, die ich nicht teile. Es herrscht auch eine überdurchschnittliche Meckerkultur, von der man sich leider anstecken lassen kann. Davon kann und muss man sich einfach frei machen.
Jedenfalls am Amtsgericht hat man als Richter die Freiheit, seine Verfahren so zu führen, wie man es mit seinem Gewissen für richtig erachtet (und zwar trotz dem sog. Erledigungsdruck, der übrigens meist von einem selbst kommt). Diese Freiheit hatte ich als Rechtsanwalt nicht.
Für diesen Beruf muss man allerdings einfach eine gewisse Leidenschaft mitbringen. Fehlt diese, wird es meiner Meinung nach schwer, glücklich zu werden. Leider verlieren einige der Kollegen diese Leidenschaft mit der Zeit.
Du hattest wohl einfach Pech mit deinen Ausbildern, dass diese vielleicht zur letzteren Sorte gehören. Der Großteil meiner Kollegen (jedenfalls an meinem Gericht) sind weiterhin sehr leidenschaftlich dabei und versuchen nicht einfach Recht zu sprechen, sondern auch das gesprochene Recht zu vermitteln.
Ich ziehe sehr viel Energie aus der Arbeit, auch wenn es mich auf der menschlichen Ebene teilweise auch mitnimmt. Es gibt immer zwei Seiten der Medaille.
Für mich war es der richtige Schritt. Das heißt natürlich nicht, dass es für dich auch so sein wird. Aber was hält dich ab, es zu probieren?
vielleicht hilft dir mein Erfahrungsbericht etwas.
Zu meinem Background, ich war ein Jahr als Rechtsanwalt tätig und bin gerade als Proberichter an einem Amtsgericht in einer Großstadt eingesetzt.
Vorweg: ich habe den Wechsel bisher zu keiner Sekunde bereut.
Wenn du dir die Justiz Beiträge mal anschaust, gibt es eigentlich nur zwei Lager.
Die einen, für die der Job in der Justiz der beste Job der Welt ist und die anderen, die sich nur über alles beschweren. Ob man in der Justiz glücklich wird, ist nicht rational sondern mMn emotional zu bewerten. Es fehlt zudem auch oft die notwendige Differenzierung zwischen den einzelnen Tätigkeiten innerhalb der Justiz. Ein Amtsrichter arbeitet anders, als ein Richter am Landgericht. Staatsanwälte sowieso. Der eine kann glücklich als Amtsrichter, aber als Richter am Landgericht total unglücklich sein.
Natürlich ist nicht alles gut, das ist es nirgendswo und ja, einige Kollegen und Mitarbeiter haben teilweise eine Einstellung zu ihrer Beschäftigung, die ich nicht teile. Es herrscht auch eine überdurchschnittliche Meckerkultur, von der man sich leider anstecken lassen kann. Davon kann und muss man sich einfach frei machen.
Jedenfalls am Amtsgericht hat man als Richter die Freiheit, seine Verfahren so zu führen, wie man es mit seinem Gewissen für richtig erachtet (und zwar trotz dem sog. Erledigungsdruck, der übrigens meist von einem selbst kommt). Diese Freiheit hatte ich als Rechtsanwalt nicht.
Für diesen Beruf muss man allerdings einfach eine gewisse Leidenschaft mitbringen. Fehlt diese, wird es meiner Meinung nach schwer, glücklich zu werden. Leider verlieren einige der Kollegen diese Leidenschaft mit der Zeit.
Du hattest wohl einfach Pech mit deinen Ausbildern, dass diese vielleicht zur letzteren Sorte gehören. Der Großteil meiner Kollegen (jedenfalls an meinem Gericht) sind weiterhin sehr leidenschaftlich dabei und versuchen nicht einfach Recht zu sprechen, sondern auch das gesprochene Recht zu vermitteln.
Ich ziehe sehr viel Energie aus der Arbeit, auch wenn es mich auf der menschlichen Ebene teilweise auch mitnimmt. Es gibt immer zwei Seiten der Medaille.
Für mich war es der richtige Schritt. Das heißt natürlich nicht, dass es für dich auch so sein wird. Aber was hält dich ab, es zu probieren?
24.02.2024, 14:38
(22.02.2024, 12:26)BlnUser schrieb: Hallo,
vielleicht hilft dir mein Erfahrungsbericht etwas.
Zu meinem Background, ich war ein Jahr als Rechtsanwalt tätig und bin gerade als Proberichter an einem Amtsgericht in einer Großstadt eingesetzt.
Vorweg: ich habe den Wechsel bisher zu keiner Sekunde bereut.
Wenn du dir die Justiz Beiträge mal anschaust, gibt es eigentlich nur zwei Lager.
Die einen, für die der Job in der Justiz der beste Job der Welt ist und die anderen, die sich nur über alles beschweren. Ob man in der Justiz glücklich wird, ist nicht rational sondern mMn emotional zu bewerten. Es fehlt zudem auch oft die notwendige Differenzierung zwischen den einzelnen Tätigkeiten innerhalb der Justiz. Ein Amtsrichter arbeitet anders, als ein Richter am Landgericht. Staatsanwälte sowieso. Der eine kann glücklich als Amtsrichter, aber als Richter am Landgericht total unglücklich sein.
Natürlich ist nicht alles gut, das ist es nirgendswo und ja, einige Kollegen und Mitarbeiter haben teilweise eine Einstellung zu ihrer Beschäftigung, die ich nicht teile. Es herrscht auch eine überdurchschnittliche Meckerkultur, von der man sich leider anstecken lassen kann. Davon kann und muss man sich einfach frei machen.
Jedenfalls am Amtsgericht hat man als Richter die Freiheit, seine Verfahren so zu führen, wie man es mit seinem Gewissen für richtig erachtet (und zwar trotz dem sog. Erledigungsdruck, der übrigens meist von einem selbst kommt). Diese Freiheit hatte ich als Rechtsanwalt nicht.
Für diesen Beruf muss man allerdings einfach eine gewisse Leidenschaft mitbringen. Fehlt diese, wird es meiner Meinung nach schwer, glücklich zu werden. Leider verlieren einige der Kollegen diese Leidenschaft mit der Zeit.
Du hattest wohl einfach Pech mit deinen Ausbildern, dass diese vielleicht zur letzteren Sorte gehören. Der Großteil meiner Kollegen (jedenfalls an meinem Gericht) sind weiterhin sehr leidenschaftlich dabei und versuchen nicht einfach Recht zu sprechen, sondern auch das gesprochene Recht zu vermitteln.
Ich ziehe sehr viel Energie aus der Arbeit, auch wenn es mich auf der menschlichen Ebene teilweise auch mitnimmt. Es gibt immer zwei Seiten der Medaille.
Für mich war es der richtige Schritt. Das heißt natürlich nicht, dass es für dich auch so sein wird. Aber was hält dich ab, es zu probieren?
Sehr gute und ausgewogene Antwort, der ich mich anschließen möchte.
Ich bin selbst seit ca. vier Jahren Richter. Ich habe sowohl in einer Zivilkammer als auch an Amtsgerichten gearbeitet und bin derzeit in einer großen Strafkammer. Bei der Staatsanwaltschaft war ich nicht. In dieser Zeit habe ich viele motivierte und auch unzufriedene Kollegen gesehen. In der Justiz sind genauso wie in der Anwaltschaft und auch anderswo viele unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Charakteren vertreten.
Möchtest du einer anspruchsvollen und selbstbestimmten Tätigkeit mit hoher gesellschaftlicher Bedeutung nachgehen? Wenn ja, kannst du in der Justiz richtig sein.
24.02.2024, 14:51
(24.02.2024, 14:38)Luke schrieb:(22.02.2024, 12:26)BlnUser schrieb: Hallo,
vielleicht hilft dir mein Erfahrungsbericht etwas.
Zu meinem Background, ich war ein Jahr als Rechtsanwalt tätig und bin gerade als Proberichter an einem Amtsgericht in einer Großstadt eingesetzt.
Vorweg: ich habe den Wechsel bisher zu keiner Sekunde bereut.
Wenn du dir die Justiz Beiträge mal anschaust, gibt es eigentlich nur zwei Lager.
Die einen, für die der Job in der Justiz der beste Job der Welt ist und die anderen, die sich nur über alles beschweren. Ob man in der Justiz glücklich wird, ist nicht rational sondern mMn emotional zu bewerten. Es fehlt zudem auch oft die notwendige Differenzierung zwischen den einzelnen Tätigkeiten innerhalb der Justiz. Ein Amtsrichter arbeitet anders, als ein Richter am Landgericht. Staatsanwälte sowieso. Der eine kann glücklich als Amtsrichter, aber als Richter am Landgericht total unglücklich sein.
Natürlich ist nicht alles gut, das ist es nirgendswo und ja, einige Kollegen und Mitarbeiter haben teilweise eine Einstellung zu ihrer Beschäftigung, die ich nicht teile. Es herrscht auch eine überdurchschnittliche Meckerkultur, von der man sich leider anstecken lassen kann. Davon kann und muss man sich einfach frei machen.
Jedenfalls am Amtsgericht hat man als Richter die Freiheit, seine Verfahren so zu führen, wie man es mit seinem Gewissen für richtig erachtet (und zwar trotz dem sog. Erledigungsdruck, der übrigens meist von einem selbst kommt). Diese Freiheit hatte ich als Rechtsanwalt nicht.
Für diesen Beruf muss man allerdings einfach eine gewisse Leidenschaft mitbringen. Fehlt diese, wird es meiner Meinung nach schwer, glücklich zu werden. Leider verlieren einige der Kollegen diese Leidenschaft mit der Zeit.
Du hattest wohl einfach Pech mit deinen Ausbildern, dass diese vielleicht zur letzteren Sorte gehören. Der Großteil meiner Kollegen (jedenfalls an meinem Gericht) sind weiterhin sehr leidenschaftlich dabei und versuchen nicht einfach Recht zu sprechen, sondern auch das gesprochene Recht zu vermitteln.
Ich ziehe sehr viel Energie aus der Arbeit, auch wenn es mich auf der menschlichen Ebene teilweise auch mitnimmt. Es gibt immer zwei Seiten der Medaille.
Für mich war es der richtige Schritt. Das heißt natürlich nicht, dass es für dich auch so sein wird. Aber was hält dich ab, es zu probieren?
Sehr gute und ausgewogene Antwort, der ich mich anschließen möchte.
Ich bin selbst seit ca. vier Jahren Richter. Ich habe sowohl in einer Zivilkammer als auch an Amtsgerichten gearbeitet und bin derzeit in einer großen Strafkammer. Bei der Staatsanwaltschaft war ich nicht. In dieser Zeit habe ich viele motivierte und auch unzufriedene Kollegen gesehen. In der Justiz sind genauso wie in der Anwaltschaft und auch anderswo viele unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Charakteren vertreten.
Möchtest du einer anspruchsvollen und selbstbestimmten Tätigkeit mit hoher gesellschaftlicher Bedeutung nachgehen? Wenn ja, kannst du in der Justiz richtig sein.
Ist die Arbeitsbelastung in der Zivilkammer am LG am höchsten?
25.02.2024, 00:05
(24.02.2024, 14:51)9erDart schrieb:(24.02.2024, 14:38)Luke schrieb:(22.02.2024, 12:26)BlnUser schrieb: Hallo,
vielleicht hilft dir mein Erfahrungsbericht etwas.
Zu meinem Background, ich war ein Jahr als Rechtsanwalt tätig und bin gerade als Proberichter an einem Amtsgericht in einer Großstadt eingesetzt.
Vorweg: ich habe den Wechsel bisher zu keiner Sekunde bereut.
Wenn du dir die Justiz Beiträge mal anschaust, gibt es eigentlich nur zwei Lager.
Die einen, für die der Job in der Justiz der beste Job der Welt ist und die anderen, die sich nur über alles beschweren. Ob man in der Justiz glücklich wird, ist nicht rational sondern mMn emotional zu bewerten. Es fehlt zudem auch oft die notwendige Differenzierung zwischen den einzelnen Tätigkeiten innerhalb der Justiz. Ein Amtsrichter arbeitet anders, als ein Richter am Landgericht. Staatsanwälte sowieso. Der eine kann glücklich als Amtsrichter, aber als Richter am Landgericht total unglücklich sein.
Natürlich ist nicht alles gut, das ist es nirgendswo und ja, einige Kollegen und Mitarbeiter haben teilweise eine Einstellung zu ihrer Beschäftigung, die ich nicht teile. Es herrscht auch eine überdurchschnittliche Meckerkultur, von der man sich leider anstecken lassen kann. Davon kann und muss man sich einfach frei machen.
Jedenfalls am Amtsgericht hat man als Richter die Freiheit, seine Verfahren so zu führen, wie man es mit seinem Gewissen für richtig erachtet (und zwar trotz dem sog. Erledigungsdruck, der übrigens meist von einem selbst kommt). Diese Freiheit hatte ich als Rechtsanwalt nicht.
Für diesen Beruf muss man allerdings einfach eine gewisse Leidenschaft mitbringen. Fehlt diese, wird es meiner Meinung nach schwer, glücklich zu werden. Leider verlieren einige der Kollegen diese Leidenschaft mit der Zeit.
Du hattest wohl einfach Pech mit deinen Ausbildern, dass diese vielleicht zur letzteren Sorte gehören. Der Großteil meiner Kollegen (jedenfalls an meinem Gericht) sind weiterhin sehr leidenschaftlich dabei und versuchen nicht einfach Recht zu sprechen, sondern auch das gesprochene Recht zu vermitteln.
Ich ziehe sehr viel Energie aus der Arbeit, auch wenn es mich auf der menschlichen Ebene teilweise auch mitnimmt. Es gibt immer zwei Seiten der Medaille.
Für mich war es der richtige Schritt. Das heißt natürlich nicht, dass es für dich auch so sein wird. Aber was hält dich ab, es zu probieren?
Sehr gute und ausgewogene Antwort, der ich mich anschließen möchte.
Ich bin selbst seit ca. vier Jahren Richter. Ich habe sowohl in einer Zivilkammer als auch an Amtsgerichten gearbeitet und bin derzeit in einer großen Strafkammer. Bei der Staatsanwaltschaft war ich nicht. In dieser Zeit habe ich viele motivierte und auch unzufriedene Kollegen gesehen. In der Justiz sind genauso wie in der Anwaltschaft und auch anderswo viele unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Charakteren vertreten.
Möchtest du einer anspruchsvollen und selbstbestimmten Tätigkeit mit hoher gesellschaftlicher Bedeutung nachgehen? Wenn ja, kannst du in der Justiz richtig sein.
Ist die Arbeitsbelastung in der Zivilkammer am LG am höchsten?
Ja, das würde ich schon sagen. Meine erste Station war in einer Zivilkammer am LG. Ich hatte als kompletter Anfänger viel zu tun, habe aber auch nicht über Monate mehr als 45 Stunden die Woche gearbeitet. Ich finde, dass Zivilrecht rein juristisch auch am anspruchsvollsten ist. Das kostet natürlich Zeit.