31.01.2024, 23:28
Kann man von einem niedrigeren UBT im Bereich der Tier 1-3 Kanzleien darauf schließen, dass auch die Arbeitsbelastung, insbesondere Arbeitszeiten, niedriger ist?
Beispiel: FBD 877 Mio UBT, Gleiss 764 = bei Gleiss geringere Arbeitsbelastung?
Natürlich nur als Faustformel.
Oder wovon würdet ihr sowas abhängig machen? Rechtsgebiet? Stellung im Markt (Tier-X)? Transaktionsbezug?
Beispiel: FBD 877 Mio UBT, Gleiss 764 = bei Gleiss geringere Arbeitsbelastung?
Natürlich nur als Faustformel.
Oder wovon würdet ihr sowas abhängig machen? Rechtsgebiet? Stellung im Markt (Tier-X)? Transaktionsbezug?
31.01.2024, 23:50
Entweder hast du weniger abgerechnete Stunden oder geringere Stundensätze. Letzterer hängt u.a. vom Rechtsgebiet und der Region ab. Hat eine Kanzlei eine große Compliance Praxis (wie etwa FBD), steigt der UBT im Schnitt an. Du müsstest also den konkreten Zuschnitt + die Regionen vergleichen, um zu schauen, wie sehr sich die Stundensätze unterscheiden werden. Wenn du den UBT hiernach bereinigst, können signifikante Abweichungen einen allgemeinen Schluss zulassen, mehr aber nicht, u.a. weil die abgerechneten Stunden dir nicht sagen, wie viel Arbeit da on top drinsteckt.
Ob Du die ganze Recherche selbst leisten kannst, weiss ich nicht. Nur: Das hilft dir aber für das konkrete Team am konkreten Standort mit dem konkreten Partner nicht. Es gibt halt auch Leute, die 60 Stunden für geringe Umsätze buckeln. Daher würde ich eher dahin abraten, solche Gedankenspiele zu weit zu drehen. In einer GK wirst du im allgemeinen sehr viel arbeiten. Ob das nun 55 oder 56 Stunden sind, wäre für mich zweitrangig.
Ob Du die ganze Recherche selbst leisten kannst, weiss ich nicht. Nur: Das hilft dir aber für das konkrete Team am konkreten Standort mit dem konkreten Partner nicht. Es gibt halt auch Leute, die 60 Stunden für geringe Umsätze buckeln. Daher würde ich eher dahin abraten, solche Gedankenspiele zu weit zu drehen. In einer GK wirst du im allgemeinen sehr viel arbeiten. Ob das nun 55 oder 56 Stunden sind, wäre für mich zweitrangig.
01.02.2024, 00:36
Daran anschließend:
Lässt sich der Grundsatz aufstellen, dass in T2/T3 Kanzleien üblicherweise humanere Arbeitszeiten herrschen als in den Top T1 Kanzleien?
Ansonsten sollte man in Anbetracht des Gehaltsunterschieds und des Rennommes doch immer in T1 gehen, oder übersehe ich was?
Lässt sich der Grundsatz aufstellen, dass in T2/T3 Kanzleien üblicherweise humanere Arbeitszeiten herrschen als in den Top T1 Kanzleien?
Ansonsten sollte man in Anbetracht des Gehaltsunterschieds und des Rennommes doch immer in T1 gehen, oder übersehe ich was?
01.02.2024, 09:06
(01.02.2024, 00:36)Anfänger24 schrieb: Daran anschließend:
Lässt sich der Grundsatz aufstellen, dass in T2/T3 Kanzleien üblicherweise humanere Arbeitszeiten herrschen als in den Top T1 Kanzleien?
Ansonsten sollte man in Anbetracht des Gehaltsunterschieds und des Rennommes doch immer in T1 gehen, oder übersehe ich was?
Nein. Wie geschrieben wurde, Arbeitsbelastung hängt auch vom Partner und dem Rechtsgebiet ab. Natürlich arbeitest du bei Taylor Wessing tendenziell weniger als bei Kirkland aber daraus kann man keine allgemeingültige Regel ableiten.
Wieso trotzdem zur Kanzlei mit weniger Geld? Praxisgruppe kann renommierter sein, die Kollegen/Partner netter, bessere Aufstiegschancen… in der Regel sollte man seinen Arbeitgeber nach dem Gesamtpaket aussuchen und nicht bloß danach, wo man am meisten Kohle für die Arbeit bekommt. Insbesondere beim Einstieg.
01.02.2024, 09:44
Diese Tiers gibt es halt auch nicht wirklich. Das ist mehr oder weniger Marketing. In jeder GK wird viel gearbeitet. Das Ziel ist es Geld und noch mehr Geld zu erwirtschaften. Eine Tier 3 GK wird sich also nicht denken:"Oh wir sind nicht FBD, also gehen alle um 16 Uhr nach Hause." Die denken sich eher:"Wir haben weniger UBT als FBD, also geht keiner vor 0 Uhr."
01.02.2024, 11:41
Vielen Dank für euren Input!
Aktuell bin ich auf der Suche nach einem passenden Einstieg im M&A/Corporate.
Wegen so mancher Schauergeschichten bzgl. der extremen Arbeitszeiten (regelmäßig Mitternacht, Wochenende gibts nicht, Urlaub zumindest paar Stunden am Tag) und dem rauen Umgang habe ich die ,,T1-Kanzleien“ in dem Gebiet (Latham, Freshfields, Linklaters, Kirkland, Weil etc) eher außer Acht gelassen.
Daher habe ich bisher eher an einen Einstieg bei DLA, Eversheds, Baker, Taylor etc. gedacht.
Aber nach dem, was ich in letzter Zeit so gelesen habe, sollen die Unterschiede gar nicht mehr so groß sein
Ich hätte noch eine Anschlussfrage:
Oben wurde gesagt, dass man etwaige Aufstiegschancen im Blick haben sollte. Wie lässt sich so etwas herausfinden?
Worauf sollte man noch achten (außer Sympathie zu den Leuten)?
Danke!
Aktuell bin ich auf der Suche nach einem passenden Einstieg im M&A/Corporate.
Wegen so mancher Schauergeschichten bzgl. der extremen Arbeitszeiten (regelmäßig Mitternacht, Wochenende gibts nicht, Urlaub zumindest paar Stunden am Tag) und dem rauen Umgang habe ich die ,,T1-Kanzleien“ in dem Gebiet (Latham, Freshfields, Linklaters, Kirkland, Weil etc) eher außer Acht gelassen.
Daher habe ich bisher eher an einen Einstieg bei DLA, Eversheds, Baker, Taylor etc. gedacht.
Aber nach dem, was ich in letzter Zeit so gelesen habe, sollen die Unterschiede gar nicht mehr so groß sein
Ich hätte noch eine Anschlussfrage:
Oben wurde gesagt, dass man etwaige Aufstiegschancen im Blick haben sollte. Wie lässt sich so etwas herausfinden?
Worauf sollte man noch achten (außer Sympathie zu den Leuten)?
Danke!
01.02.2024, 17:22
Aufstiegschancen lassen sich, zumindest teilweise, am Verhältnis von Partner zu Associates messen, ferner kannst du darauf achten, wie oft Partner aus den eigenen Reihen ernannt werden.
Karrieretechnisch sei vielleicht darauf hingewiesen, dass Senior Associates, Counsel etc. halbwegs regelmäßig in Kanzleien 'nach unten' wechseln, dort aber dafür Partner werden. Demnach könnte sich ein Einstieg in 'Tier 1' empfehlen und wenn es nach der vorgegeben Zeit für die Partnerschaft nicht reicht, dann über einen Wechsel in eine Kanzlei nachdenken, in der es eben schon reicht.
Ferner lässt auch der UBT gewisse Rückschlüsse zu. Partner wird, nach wie vor, in erster Linie derjenige der de Umsatz generiert.
Folglich wirst du bei K&E mit einem Umsatz von 900k keine Partnerperspektive haben, bei Luther hingegen schon. Das ist aber eben nicht ganz zuverlässig, da bei K&E eben auch deutlich höhere Stundensätze abgerechnet werden als bei Luther und du demnach bei Luther zur Erreichung der 900k deutlich mehr arbeiten musst.
Und zuletzt: FBD, G&L würde ich vielleicht noch nicht aus deinen Überlegungen ausschließen. K&E hingegen schon, dort wird bekanntermaßen mit am meisten gearbeitet.
Liebe Grüße und viel Erfolg!
Karrieretechnisch sei vielleicht darauf hingewiesen, dass Senior Associates, Counsel etc. halbwegs regelmäßig in Kanzleien 'nach unten' wechseln, dort aber dafür Partner werden. Demnach könnte sich ein Einstieg in 'Tier 1' empfehlen und wenn es nach der vorgegeben Zeit für die Partnerschaft nicht reicht, dann über einen Wechsel in eine Kanzlei nachdenken, in der es eben schon reicht.
Ferner lässt auch der UBT gewisse Rückschlüsse zu. Partner wird, nach wie vor, in erster Linie derjenige der de Umsatz generiert.
Folglich wirst du bei K&E mit einem Umsatz von 900k keine Partnerperspektive haben, bei Luther hingegen schon. Das ist aber eben nicht ganz zuverlässig, da bei K&E eben auch deutlich höhere Stundensätze abgerechnet werden als bei Luther und du demnach bei Luther zur Erreichung der 900k deutlich mehr arbeiten musst.
Und zuletzt: FBD, G&L würde ich vielleicht noch nicht aus deinen Überlegungen ausschließen. K&E hingegen schon, dort wird bekanntermaßen mit am meisten gearbeitet.
Liebe Grüße und viel Erfolg!
01.02.2024, 18:43
(01.02.2024, 17:22)JuraHassLiebe schrieb: Aufstiegschancen lassen sich, zumindest teilweise, am Verhältnis von Partner zu Associates messen, ferner kannst du darauf achten, wie oft Partner aus den eigenen Reihen ernannt werden.
Karrieretechnisch sei vielleicht darauf hingewiesen, dass Senior Associates, Counsel etc. halbwegs regelmäßig in Kanzleien 'nach unten' wechseln, dort aber dafür Partner werden. Demnach könnte sich ein Einstieg in 'Tier 1' empfehlen und wenn es nach der vorgegeben Zeit für die Partnerschaft nicht reicht, dann über einen Wechsel in eine Kanzlei nachdenken, in der es eben schon reicht.
Ferner lässt auch der UBT gewisse Rückschlüsse zu. Partner wird, nach wie vor, in erster Linie derjenige der de Umsatz generiert.
Folglich wirst du bei K&E mit einem Umsatz von 900k keine Partnerperspektive haben, bei Luther hingegen schon. Das ist aber eben nicht ganz zuverlässig, da bei K&E eben auch deutlich höhere Stundensätze abgerechnet werden als bei Luther und du demnach bei Luther zur Erreichung der 900k deutlich mehr arbeiten musst.
Und zuletzt: FBD, G&L würde ich vielleicht noch nicht aus deinen Überlegungen ausschließen. K&E hingegen schon, dort wird bekanntermaßen mit am meisten gearbeitet.
Liebe Grüße und viel Erfolg!
Ist das wirklich so?
Ich war im Ref bei 'Tier 1' und habe eine Rechnung zu Gesicht bekommen, bei der für den Associate 360 €, für den Partner 450 € abgerechnet wurden. Bin jetzt bei einer Boutique und wir rechnen standardmäßig 330 für den Associate, 360 für den Partner ab. So sehr scheinen die Sätze sich nicht zu unterscheiden.
01.02.2024, 21:19
Kommt stark auf die Mandanten an. Internationale Mandanten, v.a. USA zahlen oft weit mehr, die sind ganz andere Sätze gewohnt.