03.12.2023, 15:21
Liebe Referendare,
in knapp sechs Monaten geht es für mich in den Freiversuch. Bisher habe ich eher wenige soziale Kontakte geschlossen und bin
ehrlich gesagt etwas verzweifelt, was mich erwartet. Unter meinen Kommilitonen existieren Meinungen und Gerüchte von machbar
bis schwer. Einige sind aus der "vier-gewinnt"-Fraktion und andere meinen jedes Urteil nachlesen zu müssen.
Ich war bisher immer ein mittelmäßiger Student. Die letzten Probeklausuren waren alle im oberen Befriedigend bzw. einige sogar im
Prädikatsbereich. Tatsächliche habe ich aber festgestellt, dass ich erstens zu wenig Klausuren geschrieben habe und zweitens die
Qualität der Bewertungen weit auseinander. Teilweise werden Sachen als "überflüssig" angemerkt, bei anderen Korrekturen als fehlend.
Ich verfüge über solides Grundwissen, auch in den Nebengebieten. Urteile lese ich meistens nur die des BGH, BVerfG und BVerwG. Zum
Beispiel aktuell das Urteil um den verfassungswidrigen Haushalt.
Insgesamt habe ich enorme Probleme einzuschätzen, wo ich gerade stehe und wie ich mich persönlich verbessern könnte.
Daher meine Fragen an euch Referedare:
- Habt Ihr für euer erstes Examen auch Mindermeinungen kurz überflogen (klar man sollte nicht stur auswendig lernen, aber die Wiederholung von Streitständen führt letztendlich auch zur Wiederholung des materiellen Stoffs) oder eher nur die bekanntesten Probleme ?
- Seid Ihr der Meinung, dass man sich intensiv mit Methodenlehre auseinander setzen sollte oder reicht der klassischer Viererkanon der Auslegung ? Welche Relevanz würdet Ihr der Auslegung als solches zuschreiben ?
- Wieviele Klausuren habt Ihr mehr oder weniger mitgeschrieben ?
- Was sind eure Tipps für ein gutes (wenn möglich) Prädikatsexamen ?
- Womit habt Ihr gute bzw. schlechte Erfahrungen gemacht ?
Ich bin über jeden Ratschlag dankbar, insbesondere über jede Inspiration wie das Examen leichter wird ...
in knapp sechs Monaten geht es für mich in den Freiversuch. Bisher habe ich eher wenige soziale Kontakte geschlossen und bin
ehrlich gesagt etwas verzweifelt, was mich erwartet. Unter meinen Kommilitonen existieren Meinungen und Gerüchte von machbar
bis schwer. Einige sind aus der "vier-gewinnt"-Fraktion und andere meinen jedes Urteil nachlesen zu müssen.
Ich war bisher immer ein mittelmäßiger Student. Die letzten Probeklausuren waren alle im oberen Befriedigend bzw. einige sogar im
Prädikatsbereich. Tatsächliche habe ich aber festgestellt, dass ich erstens zu wenig Klausuren geschrieben habe und zweitens die
Qualität der Bewertungen weit auseinander. Teilweise werden Sachen als "überflüssig" angemerkt, bei anderen Korrekturen als fehlend.
Ich verfüge über solides Grundwissen, auch in den Nebengebieten. Urteile lese ich meistens nur die des BGH, BVerfG und BVerwG. Zum
Beispiel aktuell das Urteil um den verfassungswidrigen Haushalt.
Insgesamt habe ich enorme Probleme einzuschätzen, wo ich gerade stehe und wie ich mich persönlich verbessern könnte.
Daher meine Fragen an euch Referedare:
- Habt Ihr für euer erstes Examen auch Mindermeinungen kurz überflogen (klar man sollte nicht stur auswendig lernen, aber die Wiederholung von Streitständen führt letztendlich auch zur Wiederholung des materiellen Stoffs) oder eher nur die bekanntesten Probleme ?
- Seid Ihr der Meinung, dass man sich intensiv mit Methodenlehre auseinander setzen sollte oder reicht der klassischer Viererkanon der Auslegung ? Welche Relevanz würdet Ihr der Auslegung als solches zuschreiben ?
- Wieviele Klausuren habt Ihr mehr oder weniger mitgeschrieben ?
- Was sind eure Tipps für ein gutes (wenn möglich) Prädikatsexamen ?
- Womit habt Ihr gute bzw. schlechte Erfahrungen gemacht ?
Ich bin über jeden Ratschlag dankbar, insbesondere über jede Inspiration wie das Examen leichter wird ...
03.12.2023, 18:40
Leichter wird es leider nicht. Wenn du sehr gestresst bist, lernst du wahrscheinlich zu viel. Dann kann ich nur mehr Pausen empfehlen.
Zu den inhaltlichen Fragen:
- klassischer Auslegungskanon reicht. Das spielt keine Rolle im schriftlichen. Wenn du dir überhaupt mal die Frage gestellt hast, was es da noch geben könnte hast du mehr gemacht als die allermeisten
- Rechtsprechung lernen halte ich für bedingt sinnvoll, wenn man Zeit hat ja, sonst kann das als erstes weg
- Am wichtigsten finde ich lernen des materiellen rechts mit Lehrbüchern und Skripten und dass dann so viel wie möglich an Fällen üben. Wiederholung ist auch elementar.
- Gute lernpläne fand ich auch sehr wichtig: einen groben und dann wöchentlich oder täglich einen kleinteiligeren. Das hilft zur Orientierung und dann auch dranzubleiben. Kann aber auch hart sein, wenn der ambitioniert ist und man dafür hart arbeitne muss. Kann aber auch ein tolles Gefühl sein wenn man das soll dann erfüllt hat. Dann muss man sich aber durchringen auch aufzuhören um sich zu belohnen und nicht nochmal random was zu lernen, das Gefühl der randlosigkeit stresst dann wieder enorm.
Das war mein Ansatz, aber viele Wege führen nach Rom :) viel Erfolg weiter beim lernen!
Zu den inhaltlichen Fragen:
- klassischer Auslegungskanon reicht. Das spielt keine Rolle im schriftlichen. Wenn du dir überhaupt mal die Frage gestellt hast, was es da noch geben könnte hast du mehr gemacht als die allermeisten
- Rechtsprechung lernen halte ich für bedingt sinnvoll, wenn man Zeit hat ja, sonst kann das als erstes weg
- Am wichtigsten finde ich lernen des materiellen rechts mit Lehrbüchern und Skripten und dass dann so viel wie möglich an Fällen üben. Wiederholung ist auch elementar.
- Gute lernpläne fand ich auch sehr wichtig: einen groben und dann wöchentlich oder täglich einen kleinteiligeren. Das hilft zur Orientierung und dann auch dranzubleiben. Kann aber auch hart sein, wenn der ambitioniert ist und man dafür hart arbeitne muss. Kann aber auch ein tolles Gefühl sein wenn man das soll dann erfüllt hat. Dann muss man sich aber durchringen auch aufzuhören um sich zu belohnen und nicht nochmal random was zu lernen, das Gefühl der randlosigkeit stresst dann wieder enorm.
Das war mein Ansatz, aber viele Wege führen nach Rom :) viel Erfolg weiter beim lernen!
07.12.2023, 15:26
Meine Empfehlungen:
- Jede angebotene Probeklausur mitschreiben (und auch abgeben!) und die Fehler ordentlich nacharbeiten. Der Klausurenkurs hat mir pers. am meisten in meiner Vorbereitung geholfen, auch wenn die Ergebnisse am Anfang ernüchternd waren. Habe mir jegliche Fehler auch immer in ein Karteikartenprogramm (Anki) eingetragen, um diese häufig zu wiederholen.
- Arbeite mit Karteikarten, welche relativ ausführlich gestaltet sind (Bsp.: Komplette Prüfungsschemata oder einzelne Streitstände). Bietet häufig den Vorteil, dass man in Klausuren auch bei unbekannten Themen nicht vollkommen überfragt ist, da man sich über die Karteikarten immer wieder den Stoff zumindest in seinen Grundsätzen ins Gedächtnis gerufen hatte.
- Unproblematisches in Klausuren kurz fassen, aber trotzdem stringent prüfen. An Stellen, wo eine "freiere" Argumentation gefahren werden kann auch gerne an dieser versuchen (Normenauslegung, Schutzwürdigkeitsaspekte usw.). Im Sachenrecht zum Beispiel empfehle ich größtenteils ein Vorgehen nach einer stringenten Prüfungsweise. Ich korrigiere selber Klausuren des Klausurenkurses und sehe, dass es vielen Leuten grade an diesem Schreibstil mangelt.
- Schonungslos die Grundlagen, aber auch die Zusammenhänge zwischen den Normen (Systematik) lernen; insbesondere im Zivilrecht ("Warum gibt es den und den Anspruch und warum eigentlich?") Wer das versteht, bekommt fast automatisch ein gutes Bild von dem jeweiligen Rechtsgebiet
Dies sind meine Empfehlungen, die mich dieses Jahr mit einer vernünftigen Note durch mein Examen gebracht haben.
- Jede angebotene Probeklausur mitschreiben (und auch abgeben!) und die Fehler ordentlich nacharbeiten. Der Klausurenkurs hat mir pers. am meisten in meiner Vorbereitung geholfen, auch wenn die Ergebnisse am Anfang ernüchternd waren. Habe mir jegliche Fehler auch immer in ein Karteikartenprogramm (Anki) eingetragen, um diese häufig zu wiederholen.
- Arbeite mit Karteikarten, welche relativ ausführlich gestaltet sind (Bsp.: Komplette Prüfungsschemata oder einzelne Streitstände). Bietet häufig den Vorteil, dass man in Klausuren auch bei unbekannten Themen nicht vollkommen überfragt ist, da man sich über die Karteikarten immer wieder den Stoff zumindest in seinen Grundsätzen ins Gedächtnis gerufen hatte.
- Unproblematisches in Klausuren kurz fassen, aber trotzdem stringent prüfen. An Stellen, wo eine "freiere" Argumentation gefahren werden kann auch gerne an dieser versuchen (Normenauslegung, Schutzwürdigkeitsaspekte usw.). Im Sachenrecht zum Beispiel empfehle ich größtenteils ein Vorgehen nach einer stringenten Prüfungsweise. Ich korrigiere selber Klausuren des Klausurenkurses und sehe, dass es vielen Leuten grade an diesem Schreibstil mangelt.
- Schonungslos die Grundlagen, aber auch die Zusammenhänge zwischen den Normen (Systematik) lernen; insbesondere im Zivilrecht ("Warum gibt es den und den Anspruch und warum eigentlich?") Wer das versteht, bekommt fast automatisch ein gutes Bild von dem jeweiligen Rechtsgebiet
Dies sind meine Empfehlungen, die mich dieses Jahr mit einer vernünftigen Note durch mein Examen gebracht haben.