23.09.2023, 16:57
Hallo zusammen,
hier im Forum scheinen sich ja relativ viele für einen Einstieg bei der Justiz Hessen zu interessieren.
Ich bin derzeit in BaWü als Proberichter und denke über einen Wechsel nach Hessen nach, um einen (Zwangs-)Wechsel zur Staatsanwaltschaft zu vermeiden.
Allerdings hab ich im Kopf, dass die Gerichte in Hessen relativ überlastet sein sollen. Wie sind da so eure Erfahrungen, konkret bei der ordentlichen Gerichtsbarkeit? Sind nur die Baukammern am LG abgesoffen? Lässt es sich am AG ganz gut aushalten? Wie ist die Stimmung so?
hier im Forum scheinen sich ja relativ viele für einen Einstieg bei der Justiz Hessen zu interessieren.
Ich bin derzeit in BaWü als Proberichter und denke über einen Wechsel nach Hessen nach, um einen (Zwangs-)Wechsel zur Staatsanwaltschaft zu vermeiden.
Allerdings hab ich im Kopf, dass die Gerichte in Hessen relativ überlastet sein sollen. Wie sind da so eure Erfahrungen, konkret bei der ordentlichen Gerichtsbarkeit? Sind nur die Baukammern am LG abgesoffen? Lässt es sich am AG ganz gut aushalten? Wie ist die Stimmung so?
Erste Infos zum Bewerbungsverfahren für den Justizdienst findest Du auf den Richter-Infoseiten von Juristenkoffer.de:
https://www.juristenkoffer.de/richter/
Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
https://www.juristenkoffer.de/richter/
Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
24.09.2023, 08:30
Hängt immer von dem Dezernat ab, als Neuling machst du am AG überwiegend allgemeines Zivilrecht und davon nicht wenig.. habe das Gefühl bei den Richtern die ich in Hessen am AG kennen gelernt habe, dass die viel arbeiten (mehr als die 40h) dafür gibt es aber selten Zwangsversetzungen zur StA oder andere Standorte…
24.09.2023, 09:30
Ich höre von einer Kollegin aus Hessen immer nur ganz Schreckliches - keine Ahnung, wie repräsentativ das ist.
Umgekehrt hatte ich bei der StA eine sehr gute Zeit - im Leben hätte ich kein Bundesland gewechselt, um das zu vermeiden. Was schreckt Dich denn an der StA so? Selbst wenn es einem nicht so arg liegt, macht man dort wichtige Erfahrungen.
Umgekehrt hatte ich bei der StA eine sehr gute Zeit - im Leben hätte ich kein Bundesland gewechselt, um das zu vermeiden. Was schreckt Dich denn an der StA so? Selbst wenn es einem nicht so arg liegt, macht man dort wichtige Erfahrungen.
24.09.2023, 11:48
(24.09.2023, 09:30)Praktiker schrieb: Ich höre von einer Kollegin aus Hessen immer nur ganz Schreckliches - keine Ahnung, wie repräsentativ das ist.
Umgekehrt hatte ich bei der StA eine sehr gute Zeit - im Leben hätte ich kein Bundesland gewechselt, um das zu vermeiden. Was schreckt Dich denn an der StA so? Selbst wenn es einem nicht so arg liegt, macht man dort wichtige Erfahrungen.
Hmm, magst du ausführen, was du aus Hessen so gehört hast?
Bei der StA macht man zwangsläufig Strafrecht und das macht mir nicht besonders viel Spaß. Der Einblick in nicht so schöne Lebenswelten und die eher schwierige Kundschaft schrecken mich ab. Und das für 2 - 3 Jahre bis zur Verplanung machen kann ich mir nicht wirklich vorstellen.
24.09.2023, 13:39
Ich würde behaupten das kann man - wie so häufig - pauschal nicht beantworten.
Es gibt Kollegen, die klagen über absolut überlastete Dezernate und es gibt Kollegen die sind ordentlich aufgestellt und eher entspannt.
Gerade bei den Landgerichten im Rhein-Main-Gebiet und den dort angesiedelten Präsidialamtsgerichten besteht ein enorm hohes Fallaufkommen. Wenn man dort in ein eh bereits abgesoffenes Dezernat kommt, dann wird man wohl eher Schwierigkeiten haben eben jenes aufzuräumen oder zu reduzieren, ohne einen weit über dem geforderte Maß liegenden Arbeitsaufwand zu zeigen.
Im "ländlichen" Bereich ist der Arbeitsanfall bei Land- und Amtsgerichten, soweit ich das von Kollegen mitbekommen habe und auch selbst festgestellt habe, im Regelfall im Rahmen von 40 - 45 h pro Woche gut machbar. Wenn man in einem Dezernat eingearbeitet ist und Erfahrung und Routine hat, würde ich sogar sagen, dass die 40h selten überschritten werden müssen um seine Arbeit (gut) zu schaffen.
Zusammenfassung: Ich glaube nicht, dass die Situation in Hessen so katastrophal ist, wie sie manchmal dargestellt wird. Dennoch gibts gerade im Rhein-Main-Gebiet sicherlich einige Dezernate die so gar keinen Spaß machen werden und die man wohl ohne große Umschichtungen auch nie wieder wird retten können. Auf der anderen Seite gibt's aber eben auch viele Stellen, die vom Arbeitsaufwand so gestaltet sind, wie es von der Idee her eigentlich alle sein sollten. Zudem sind "Zwangswechsel" zur StA im Rahmen der Probezeit in Hessen eher die Ausnahme, da in der Regel die beiden Laufbahnen getrennt werden.
Es gibt Kollegen, die klagen über absolut überlastete Dezernate und es gibt Kollegen die sind ordentlich aufgestellt und eher entspannt.
Gerade bei den Landgerichten im Rhein-Main-Gebiet und den dort angesiedelten Präsidialamtsgerichten besteht ein enorm hohes Fallaufkommen. Wenn man dort in ein eh bereits abgesoffenes Dezernat kommt, dann wird man wohl eher Schwierigkeiten haben eben jenes aufzuräumen oder zu reduzieren, ohne einen weit über dem geforderte Maß liegenden Arbeitsaufwand zu zeigen.
Im "ländlichen" Bereich ist der Arbeitsanfall bei Land- und Amtsgerichten, soweit ich das von Kollegen mitbekommen habe und auch selbst festgestellt habe, im Regelfall im Rahmen von 40 - 45 h pro Woche gut machbar. Wenn man in einem Dezernat eingearbeitet ist und Erfahrung und Routine hat, würde ich sogar sagen, dass die 40h selten überschritten werden müssen um seine Arbeit (gut) zu schaffen.
Zusammenfassung: Ich glaube nicht, dass die Situation in Hessen so katastrophal ist, wie sie manchmal dargestellt wird. Dennoch gibts gerade im Rhein-Main-Gebiet sicherlich einige Dezernate die so gar keinen Spaß machen werden und die man wohl ohne große Umschichtungen auch nie wieder wird retten können. Auf der anderen Seite gibt's aber eben auch viele Stellen, die vom Arbeitsaufwand so gestaltet sind, wie es von der Idee her eigentlich alle sein sollten. Zudem sind "Zwangswechsel" zur StA im Rahmen der Probezeit in Hessen eher die Ausnahme, da in der Regel die beiden Laufbahnen getrennt werden.
24.09.2023, 20:45
(24.09.2023, 11:48)Leo@ius schrieb:(24.09.2023, 09:30)Praktiker schrieb: Ich höre von einer Kollegin aus Hessen immer nur ganz Schreckliches - keine Ahnung, wie repräsentativ das ist.
Umgekehrt hatte ich bei der StA eine sehr gute Zeit - im Leben hätte ich kein Bundesland gewechselt, um das zu vermeiden. Was schreckt Dich denn an der StA so? Selbst wenn es einem nicht so arg liegt, macht man dort wichtige Erfahrungen.
Hmm, magst du ausführen, was du aus Hessen so gehört hast?
Bei der StA macht man zwangsläufig Strafrecht und das macht mir nicht besonders viel Spaß. Der Einblick in nicht so schöne Lebenswelten und die eher schwierige Kundschaft schrecken mich ab. Und das für 2 - 3 Jahre bis zur Verplanung machen kann ich mir nicht wirklich vorstellen.
Nicht im Detail... aber es waren dauernde Dezernatswechsel, Vertretungen und unsinnige Änderungen im Geschäftsverteilungsplan.
Bei der StA macht man nicht so arg viel Strafrecht - der Schwerpunkt liegt im Tatsächlichen, in der Kommunikation mit der Polizei und im Strukturieren des Ermittlungsverfahrens. Und für 153 ff. wäre ich als Zivilrichter dankbar gewesen ;)
Ich bin auch kein Strafrechtler. Aber das Kommunikative und Strategische und die oft hochkuriosen Sachverhalte haben mir Spaß gemacht. Und nach einiger Zeit darf man ja auch wieder weg. Oder findet Gefallen und bleibt - in BW gibt es viele EStA-Stellen...
27.09.2023, 19:15
(24.09.2023, 20:45)Praktiker schrieb:(24.09.2023, 11:48)Leo@ius schrieb:(24.09.2023, 09:30)Praktiker schrieb: Ich höre von einer Kollegin aus Hessen immer nur ganz Schreckliches - keine Ahnung, wie repräsentativ das ist.
Umgekehrt hatte ich bei der StA eine sehr gute Zeit - im Leben hätte ich kein Bundesland gewechselt, um das zu vermeiden. Was schreckt Dich denn an der StA so? Selbst wenn es einem nicht so arg liegt, macht man dort wichtige Erfahrungen.
Hmm, magst du ausführen, was du aus Hessen so gehört hast?
Bei der StA macht man zwangsläufig Strafrecht und das macht mir nicht besonders viel Spaß. Der Einblick in nicht so schöne Lebenswelten und die eher schwierige Kundschaft schrecken mich ab. Und das für 2 - 3 Jahre bis zur Verplanung machen kann ich mir nicht wirklich vorstellen.
Nicht im Detail... aber es waren dauernde Dezernatswechsel, Vertretungen und unsinnige Änderungen im Geschäftsverteilungsplan.
Bei der StA macht man nicht so arg viel Strafrecht - der Schwerpunkt liegt im Tatsächlichen, in der Kommunikation mit der Polizei und im Strukturieren des Ermittlungsverfahrens. Und für 153 ff. wäre ich als Zivilrichter dankbar gewesen ;)
Ich bin auch kein Strafrechtler. Aber das Kommunikative und Strategische und die oft hochkuriosen Sachverhalte haben mir Spaß gemacht. Und nach einiger Zeit darf man ja auch wieder weg. Oder findet Gefallen und bleibt - in BW gibt es viele EStA-Stellen...
Hmm okay, das lässt die StA zumindest ein wenig angenehmer klingen als ich vielleicht vermute.
Eigentlich würd ich letztlich gerne dort bleiben, wo ich gerade bin, weil es mir dort fachlich und menschlich gut gefällt. Das kennt man so glaube ich auch nur beim öffentlichen Dienst, dass man "gezwungen" wird, die Stelle nochmal zu wechseln.
02.10.2023, 13:34
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