20.03.2023, 10:35
Überall herrscht Mangel an guten Juristen. In allen Bereichen wird man als Kandidat umworben:
Finde ich sehr ernüchternd.
- "Kommen Sie als SHK an meinen Lehrstuhl! Sie haben doch eine gute Klausur geschrieben."
- "Super Scheinklausuren, machen Sie gerne ein Praktikum bei uns."
- "Tolles Examen. Promovieren Sie doch bei mir."
- "Gute Abschlüsse, werden Sie doch Associate hier."
- "Holen Sie doch mal einen Kaffee. Bewirten Sie doch die Gäste bei der Konferenz."
- "Kopieren Sie diese 500 Seiten."
- "Schreiben Sie diesen Aufsatz für mich, dann werden Sie in der Fußnote erwähnt."
- Freitag, 21 Uhr: "Machen Sie das bis Montag fertig. PS: ich bin dann mal im Wochenende"
Finde ich sehr ernüchternd.
20.03.2023, 10:46
Kann ich nicht bestätigen. Tut mir leid, dass du diese Erfahrungen gemacht hast.
20.03.2023, 11:10
Ich kann es auch so nicht bestätigen. ABER du musst natürlich auch deine Position im Verhältnis sehen.
Als studentische Hilfskraft bist du, wie der Name sagt, Hilfskraft. Irgendwer muss die 500 Seiten kopieren und das ist eben die Hilfskraft. Auch wenn dich der Prof super findet. Genauso wenn man als Associate irgendwo einsteigt und der/die Jüngste im Team ist. Klar, dann bleiben einem erstmal die Deppenaufgaben an einem hängen.
Davon abzugrenzen sind natürlich Dinge, bei denen man einfach nur ausgenutzt wird. Aber hier gilt die alte Weisheit, Worte/Lob ist günstig und tut nicht weh. Also überschüttet man im Zweifel einen Bewerber einfach mit Lob, kostet ja nichts. Die spätere Praxis sieht dann anders aus, wenn es ums Geld geht.
Als studentische Hilfskraft bist du, wie der Name sagt, Hilfskraft. Irgendwer muss die 500 Seiten kopieren und das ist eben die Hilfskraft. Auch wenn dich der Prof super findet. Genauso wenn man als Associate irgendwo einsteigt und der/die Jüngste im Team ist. Klar, dann bleiben einem erstmal die Deppenaufgaben an einem hängen.
Davon abzugrenzen sind natürlich Dinge, bei denen man einfach nur ausgenutzt wird. Aber hier gilt die alte Weisheit, Worte/Lob ist günstig und tut nicht weh. Also überschüttet man im Zweifel einen Bewerber einfach mit Lob, kostet ja nichts. Die spätere Praxis sieht dann anders aus, wenn es ums Geld geht.
20.03.2023, 11:29
Lehrjahre sind nunmal keine Herrenjahre. Das scheinen manche zu vergessen. Ich hatte letztens einen Referendar der allen Ernstes erwartete, bei uns in der MK eigene Fälle zu bekommen, die er alleine bearbeiten kann. Rechercheaufgaben wären unter seiner Würde
20.03.2023, 14:48
(20.03.2023, 11:29)ALTER MANN schrieb: Lehrjahre sind nunmal keine Herrenjahre. Das scheinen manche zu vergessen. Ich hatte letztens einen Referendar der allen Ernstes erwartete, bei uns in der MK eigene Fälle zu bekommen, die er alleine bearbeiten kann. Rechercheaufgaben wären unter seiner Würde
Im Grunde genommen stimme ich dir zu. Allerdings ist das mMn zu pauschal. Wenn ich Associate in einer Kanzlei bin, habe ich eine Zulassung als RA, damit die Befähigung eigene Mandate zu betreuen. Wenn mir dann aber immer "nur" die vorgenannten Aufgaben übertragen werden, kann ich wenig bis gar nichts lernen im Sinne von Lehrjahren. Recherchearbeiten können im Zweifel auch Zweitsemester erledigen. Was dann noch oben draufkommt ist, dass man als Associate, zumindest in kleineren Buden, meistens die richtig ekeligen Fälle bekommt, die keiner machen will. Hat das dann noch was mit Lehrjahren zutun oder ist das nicht vielmehr Ausnutzung im Sinne von der menschgewordene Mülleimer?
20.03.2023, 14:50
(20.03.2023, 11:29)ALTER MANN schrieb: Lehrjahre sind nunmal keine Herrenjahre. Das scheinen manche zu vergessen. Ich hatte letztens einen Referendar der allen Ernstes erwartete, bei uns in der MK eigene Fälle zu bekommen, die er alleine bearbeiten kann. Rechercheaufgaben wären unter seiner Würde
na auf Grund dieses Auftritts wird er sicher direkt nach dem Examen als neuer Kollege bei Euch anfangen :D
das deckt sich aber auch ein wenig mit meinen Erfahrungen. Teilweise haben die Referendare schon tolle Vorstellungen, was sie in der Zeit bei uns machen können. Selbstüberschätzung und Überheblichkeit sind schon eine grenzwertige Mischung
20.03.2023, 15:54
Insgesamt ist das ganze Prinzip der SHK bei den meisten Professuren eine billige Aushilfe. Nicht mehr nicht weniger. Oftmals haben die natürlich die Wahl zwischen guten Studenten mit guter Zwischenprüfung zB. Aber für die Zukunft bringt das nahezu gar nichts, denn stimmt die Note nicht bist du dem Prof egal. „Wie sie haben kein vb geschafft? Tut mir leid sojemanden wollen wir nicht zum promovieren.“
Ich persönlich finde es auf der einen Seite zwar glaubwürdig dass es einen Mangel an Juristen gibt, wenn sich das aber nur auf die Topabsolventen bezieht dann stimmt ja auch etwas nicht mit dem System. Dann soll man eben weniger Leute studieren lassen (NC, Auswahlverfahren..?) und diese Leute besser betreuen und zu guten Leistungen bringen. Insgesamt haben die Bedingungen sich im Beruf ja selbst für gute Absolventen kaum verbessert, es Herrscht Kampf um Stunden und Billables, Stress und Druck. Der Staat senkt lieber die Noten als das Gehalt anzupassen oder den Beruf durch andere Dinge attraktiver zu machen.
Ich persönlich finde es auf der einen Seite zwar glaubwürdig dass es einen Mangel an Juristen gibt, wenn sich das aber nur auf die Topabsolventen bezieht dann stimmt ja auch etwas nicht mit dem System. Dann soll man eben weniger Leute studieren lassen (NC, Auswahlverfahren..?) und diese Leute besser betreuen und zu guten Leistungen bringen. Insgesamt haben die Bedingungen sich im Beruf ja selbst für gute Absolventen kaum verbessert, es Herrscht Kampf um Stunden und Billables, Stress und Druck. Der Staat senkt lieber die Noten als das Gehalt anzupassen oder den Beruf durch andere Dinge attraktiver zu machen.
20.03.2023, 16:09
(20.03.2023, 15:54)ForumBenutzer schrieb: Insgesamt ist das ganze Prinzip der SHK bei den meisten Professuren eine billige Aushilfe. Nicht mehr nicht weniger. Oftmals haben die natürlich die Wahl zwischen guten Studenten mit guter Zwischenprüfung zB. Aber für die Zukunft bringt das nahezu gar nichts, denn stimmt die Note nicht bist du dem Prof egal. „Wie sie haben kein vb geschafft? Tut mir leid sojemanden wollen wir nicht zum promovieren.“
Ich persönlich finde es auf der einen Seite zwar glaubwürdig dass es einen Mangel an Juristen gibt, wenn sich das aber nur auf die Topabsolventen bezieht dann stimmt ja auch etwas nicht mit dem System. Dann soll man eben weniger Leute studieren lassen (NC, Auswahlverfahren..?) und diese Leute besser betreuen und zu guten Leistungen bringen. Insgesamt haben die Bedingungen sich im Beruf ja selbst für gute Absolventen kaum verbessert, es Herrscht Kampf um Stunden und Billables, Stress und Druck. Der Staat senkt lieber die Noten als das Gehalt anzupassen oder den Beruf durch andere Dinge attraktiver zu machen.
Da muss ich aber an mehreren Stellen widersprechen.
1. Ja, SHK ist eine Aushilfe. Wie die Jobbezeichnung schon sagt, man ist Hilfskraft.
2. Eine SHK-Stelle kann einem beim richtigen Prof sehr viel bringen. Natürlich, wenn man im StrafR landet bei einem Prof, der seit zehn Jahren die Arbeit faktisch eingestellt hat, kann man sich davon wenig kaufen. Aber es gibt genug Profs, die wirtschaftsnah arbeiten und mit den Anwälten gut vernetzt sind. Die empfehlen eine gerne weiter, wenn man als SHK gute Arbeit abgeliefert hat. So ein Kontakt kann einem mehr bringen als 1 Punkt mehr im Examen.
3. Die Bedingungen haben sich für gute Absolventen kaum verbessert? Die Einstiegsgehälter sind innerhalb von acht Jahren um 60% oder sogar noch mehr gestiegen. In keiner anderen Branche gab es so krasse Gehaltssteigerungen. Ja, man muss weiterhin viel arbeiten aber jetzt mal ernsthaft, dann gehst du auf Teilzeit oder suchst dir eine Kanzlei mit etwas weniger Druck. Die gibt es auch und deren Gehälter sind auch gestiegen. Das ist Jammern auf ganz hohem Niveau.
20.03.2023, 16:40
(20.03.2023, 10:35)Kandidatus schrieb: Überall herrscht Mangel an guten Juristen. In allen Bereichen wird man als Kandidat umworben:
Aber wenn man dann erstmal drin ist, kann man fast überall gedemütigt werden:
- "Kommen Sie als SHK an meinen Lehrstuhl! Sie haben doch eine gute Klausur geschrieben."
- "Super Scheinklausuren, machen Sie gerne ein Praktikum bei uns."
- "Tolles Examen. Promovieren Sie doch bei mir."
- "Gute Abschlüsse, werden Sie doch Associate hier."
Das gilt dann in allen Bereichen. Was, Sie sind ein super Jurist mit gutem ersten Examen? Egal, hier ist Ref, hier bin ich der Chef, der Krümel hat nichts zu sagen, Sie haben keine Ahnung. Was, Sie haben zwei super Examina? Egal, Sie müssen trotzdem Mädchen für alles am Lehrstuhl/in der Kanzlei/wo auch immer spielen.
- "Holen Sie doch mal einen Kaffee. Bewirten Sie doch die Gäste bei der Konferenz."
- "Kopieren Sie diese 500 Seiten."
- "Schreiben Sie diesen Aufsatz für mich, dann werden Sie in der Fußnote erwähnt."
- Freitag, 21 Uhr: "Machen Sie das bis Montag fertig. PS: ich bin dann mal im Wochenende"
Finde ich sehr ernüchternd.
Zumindest für das richtige Arbeitsleben (Kanzlei) gilt in vielen Rechtsgebieten, insbesondere in der GK, nun mal, dass man auch mit 2 X Sehr Gut am Anfang nichts kann und somit wieder bei 0 anfängt.
20.03.2023, 17:39
Kann ich als Referendarin nicht bestätigen. War in keiner meiner Kanzleien bisher so.. Vielleicht hast du einfach nur Pech oder ich Glück gehabt.