29.11.2020, 18:52
(29.11.2020, 18:16)Gast schrieb:(29.11.2020, 17:37)Gast schrieb:(29.11.2020, 17:06)Gast schrieb:(29.11.2020, 16:49)Gast schrieb:(29.11.2020, 16:47)Gast schrieb: Das Problem ist, dass die hiesigen Mimosen auch die von dir beschriebenen (völlig normalen) Arbeitszeiten für unzumutbar halten. Übrigens: Dass sich nach einigen Urlaubstagen die Arbeit türmt, ist in so ziemlich jedem Job so. Die Jammerer hier haben halt in der Regel vorher nie gearbeitet. Nennt sich dann Praxisschock. Verbunden mit der intimen Vorstellung, als Anwalt in einer Kanzlei oder im Unternehmen sähe die Welt besser aus. Ich kann euch versichern: dem ist nicht so.
Indem du das ständig wiederholst, wird es nicht wahr.
Richtig. Verlasse doch einfach das Forum, wenn dich die Mimosenhaftigkeit so aufregt. Das nennt sich Erfahrungsaustausch. Ich bezweifle ebenfalls, dass es hier überwiegend Trolle gibt.
Sicher steckt in einigen kritischen Beiträgen viel Wahres. Und Personal- und Ausstattungsmängel in der Justiz sind natürlich ebenfalls kein Staatsgeheimnis.
Es stellt sich aber schon die Frage, wie objektivierbar die hier geäußerten subjektiven Eindrücke sind. Selbst wenn man wohlwollend unterstellt, dass hier kein einziger Troll unterwegs ist, lässt sich kaum bestreiten, dass hier sehr viel individueller Frust abgeladen wird. Es wird extrem formuliert und dargestellt, geeignete und motivierte Nachwuchskräfte (deren Fehlen ja gerade bemängelt wird!) nehmen das für bare Münze und werden so demotiviert und deprimiert, noch bevor sie in die Justiz eingetreten sind. Das halte ich nicht für besonders zielführend.
Ich halte das für sehr zielführend. Hätte ich die Erfahrungsberichte gekannt, wäre ich nämlich nicht vor 2 Jahren Richter in Baden Württemberg geworden. Ich wäre dankbar gewesen! Stattdessen habe ich die mE geschönten Berichte der ach so glücklichen Richter aus Foren wie jurawelt geglaubt. Und was ist passiert? Ich bin mit dem Berufseinstieg brutal in der Realität aufgeschlagen, die ich auch aus dem ref nicht kannte.
Weil nämlich auch die Ausbilder kein ehrliches Bild vermitteln, braucht es genau dieses Forum.
Es ist schon allein deshalb nicht zielführend, weil der Justiznachwuchs gebraucht wird und es doch auch in Deinem Interesse liegen sollte, möglichst motivierte und fähige Nachwuchsjuristen in die Justiz zu holen, oder?
Dein Beitrag bestätigt außerdem alles, was ich zuvor beschrieben habe: Vollkommen subjektiv, das geforderte „ehrliche Bild“ basiert allein auf Deiner individuellen Erfahrung, keinesfalls aber auf der individuellen Erfahrung deines Ausbilders, von dessen Verhalten Du pauschal auf das aller anderen Ausbilder schließt. Warum sind die Erfahrungen hier richtiger als die in der Jurawelt?
Solche Verengungen machen dieses Forum so anstrengend. Sieht man auch weiter oben im Verlauf: berichtet jemand im Einzelfall positiv, wird der zuvor vertretene pauschale Ansatz „überall ist alles schlimm“ ergänzt um ein „Ja Bayern/SH ist aber auch vergleichsweise harmlos!“. Plötzlich ist also Differenzierung möglich, wo zuvor alles über einen Kamm geschert wurde. Wo habt Ihr diese Art des Diskurses gelernt?
29.11.2020, 18:55
(29.11.2020, 18:52)Gast schrieb:(29.11.2020, 18:16)Gast schrieb:(29.11.2020, 17:37)Gast schrieb:(29.11.2020, 17:06)Gast schrieb:(29.11.2020, 16:49)Gast schrieb: Indem du das ständig wiederholst, wird es nicht wahr.
Richtig. Verlasse doch einfach das Forum, wenn dich die Mimosenhaftigkeit so aufregt. Das nennt sich Erfahrungsaustausch. Ich bezweifle ebenfalls, dass es hier überwiegend Trolle gibt.
Sicher steckt in einigen kritischen Beiträgen viel Wahres. Und Personal- und Ausstattungsmängel in der Justiz sind natürlich ebenfalls kein Staatsgeheimnis.
Es stellt sich aber schon die Frage, wie objektivierbar die hier geäußerten subjektiven Eindrücke sind. Selbst wenn man wohlwollend unterstellt, dass hier kein einziger Troll unterwegs ist, lässt sich kaum bestreiten, dass hier sehr viel individueller Frust abgeladen wird. Es wird extrem formuliert und dargestellt, geeignete und motivierte Nachwuchskräfte (deren Fehlen ja gerade bemängelt wird!) nehmen das für bare Münze und werden so demotiviert und deprimiert, noch bevor sie in die Justiz eingetreten sind. Das halte ich nicht für besonders zielführend.
Ich halte das für sehr zielführend. Hätte ich die Erfahrungsberichte gekannt, wäre ich nämlich nicht vor 2 Jahren Richter in Baden Württemberg geworden. Ich wäre dankbar gewesen! Stattdessen habe ich die mE geschönten Berichte der ach so glücklichen Richter aus Foren wie jurawelt geglaubt. Und was ist passiert? Ich bin mit dem Berufseinstieg brutal in der Realität aufgeschlagen, die ich auch aus dem ref nicht kannte.
Weil nämlich auch die Ausbilder kein ehrliches Bild vermitteln, braucht es genau dieses Forum.
Es ist schon allein deshalb nicht zielführend, weil der Justiznachwuchs gebraucht wird und es doch auch in Deinem Interesse liegen sollte, möglichst motivierte und fähige Nachwuchsjuristen in die Justiz zu holen, oder?
Dein Beitrag bestätigt außerdem alles, was ich zuvor beschrieben habe: Vollkommen subjektiv, das geforderte „ehrliche Bild“ basiert allein auf Deiner individuellen Erfahrung, keinesfalls aber auf der individuellen Erfahrung deines Ausbilders, von dessen Verhalten Du pauschal auf das aller anderen Ausbilder schließt. Warum sind die Erfahrungen hier richtiger als die in der Jurawelt?
Solche Verengungen machen dieses Forum so anstrengend. Sieht man auch weiter oben im Verlauf: berichtet jemand im Einzelfall positiv, wird der zuvor vertretene pauschale Ansatz „überall ist alles schlimm“ ergänzt um ein „Ja Bayern/SH ist aber auch vergleichsweise harmlos!“. Plötzlich ist also Differenzierung möglich, wo zuvor alles über einen Kamm geschert wurde. Wo habt Ihr diese Art des Diskurses gelernt?
Es ist nicht (mehr) in meinem Interesse. Ich habe der Justiz den Rücken gekehrt.
29.11.2020, 19:22
War vielleicht nicht der richtige Job für dich? Ich war in einer GK nicht glücklich, bin es aber jetzt in der Justiz. Bei anderen ist es anders. Das ist okay.
29.11.2020, 20:28
(29.11.2020, 18:16)Gast schrieb: Ich halte das für sehr zielführend. Hätte ich die Erfahrungsberichte gekannt, wäre ich nämlich nicht vor 2 Jahren Richter in Baden Württemberg geworden. Ich wäre dankbar gewesen! Stattdessen habe ich die mE geschönten Berichte der ach so glücklichen Richter aus Foren wie jurawelt geglaubt. Und was ist passiert? Ich bin mit dem Berufseinstieg brutal in der Realität aufgeschlagen, die ich auch aus dem ref nicht kannte.
Weil nämlich auch die Ausbilder kein ehrliches Bild vermitteln, braucht es genau dieses Forum.
Also ich bin auch in der Justiz und nicht sehr zufrieden. Bin aber schon der Meinung, man sollte sich sein eigenes Bild machen. Dann ist man halt 1-2 Jahre mal Richter, danach kann man immer noch entscheiden ob das was ist oder nicht. Glaube nicht das man sich dadurch was verbaut.
Das Problem ist mE in der Justiz das sich Leistung nicht lohnt. Wie bereits beschrieben, man kann sich in der Justiz schon n ruhiges Leben machen gar keine Frage. Aber wir alle brauchen halt Richter und StA, die nicht nur einstellen und früh Feierabend machen wollen.
Ich für meinen Teil kann mir nicht vorstellen, warum ich den steinigen Weg zum LG (Vorsitzenden?!) gehen sollte. Viel mehr Geld als r1 ist es nicht, aber deutlich mehr Arbeit und Verantwortung. Viel Lob und Rückendeckung von der Behörde etc gibt es auch nicht.
Und nur für Gerechtigkeit mehr und stressiger arbeiten ist jetzt nicht meins. Mir scheint aber als wäre es das was das System erfordert. Ich hoffe es gibt genug Leute dafür.
Und nur zu der Notenabsenkung. In meinen Augen würde der Job dadruch noch unattraktiver. Wenn der Job noch diesen Nymbus verliert, dass den nur die richtigen guten machen können, ist es nur noch n juristischer Sachbearbeiter. Ich hätte da leine Lust zu. Ist ein bisschen assi, weiß ich. Aber ist so.
29.11.2020, 20:28
(29.11.2020, 19:22)Gast schrieb: War vielleicht nicht der richtige Job für dich? Ich war in einer GK nicht glücklich, bin es aber jetzt in der Justiz. Bei anderen ist es anders. Das ist okay.
Unter den katastrophalen Bedingungen nicht, nein. Ich ziehe den Hut vor den Leuten, die das das ganze Berufsleben durchziehen.
29.11.2020, 20:48
(29.11.2020, 18:46)Gast schrieb:(29.11.2020, 18:35)Proberichter aus Hessen schrieb: In der Justiz fehlt einfach Ehrlichkeit: in GKen ist klar was einen erwartet, richtig viel Arbeit und dafür ein ordentlicher Verdienst.
In der Justiz müsste es heißen: wir schicken sie dahin, wo es uns passt, also wo Bedarf herrscht. Wir wissen das zwar schon Monate vorher, sagen es ihnen vielleicht aber erst ein bis zwei Wochen vorher. Und was das Präsidium sich dann für sie einfallen lässt wissen wir nicht. Aber egal was man vor Ort mit ihnen macht, wenn die Zahlen nicht stimmen liegt das allein an ihrem Unvermögen und dann bestellen wir sie vielleicht einfach mal ein und fragen, was mit ihnen nicht stimmt, oder verlängern ihre Probezeit.
Junge ich kann es nicht mehr hören! Wechsel doch einfach in eine GK oder hör auf zu heulen, weil so schlimm kann es dann ja auch nicht sein als dass du nix an deiner Situation änderst.
Ich glaube nicht, dass diese Schärfe uns weiterbringt.
Ich stelle mal folgende Frage in den Raum: Darf sich ein Justizangehöriger 1. dazu äußern, wie er sich die Justiz und die Arbeitsbedingungen in der Justiz vorstellt, wenn die - im wesentlichen von der Exekutive geprägte - Realität nicht seinen Vorstellungen entspricht? Oder ist er 2. verpflichtet, die Bedingungen entweder hinzunehmen oder die Justiz zu verlassen?
Ich bin für 1., sofern die Äußerungen konstruktiv sind. 2. wäre eine Kapitulation vor der Exekutive, und zugleich eine Kapitulation vor der Aufgabe, die Macht der Exekutive zu begrenzen. Und zu dieser Aufgabe gehört natürlich auch, eine ausreichende Ausstattung mit Personal und Sachmitteln selbstbewusst einzufordern.
Was ich aber stattdessen vielfach erlebe sind Richter, die durch die Beurteilungs-Sozialisierung in der Probezeit allein auf ihre Statistik fixiert sind, vielfach auf der Suche nach dem dünnsten Brett, um Akten wegzubekommen, und dabei ihre eigentliche Aufgabe, die Wahrung des Rechtsfriedens durch Schaffung von Akzeptanz bei den Beteiligten, häufig aus dem Blick verlieren. Und das regelmäßig in der vagen Hoffnung, dass die Exekutive sich irgendwann erbarmt, ihnen ein R2-Brotkrumen abfallen zu lassen.
Ich will aber auch nicht verhehlen, dass das Problem nicht allein die Exekutive ist, sondern auch die Kollegen in den Präsidien, die nicht für eine ausgewogene Verteilung der Geschäfte sorgen, sondern nach meiner Wahrnehmung regelmäßig ihre eigenen Interessen im Blick haben bzw. nach dem Motto „Lehrjahre sind keine Herrenjahre verfahren“. Oder wieviele dem Präsidium angehörende Richter mit geteilten Dezernaten plus Grundbuch/Handelsregister/Nachlass kennt ihr so? Und wenn man seine Proberichter wie Lehrlinge im ersten Jahr behandelt muss man sich auch nicht wundern, wenn sie einen wieder verlassen.
29.11.2020, 20:59
(29.11.2020, 20:48)Justizgast schrieb:(29.11.2020, 18:46)Gast schrieb:(29.11.2020, 18:35)Proberichter aus Hessen schrieb: In der Justiz fehlt einfach Ehrlichkeit: in GKen ist klar was einen erwartet, richtig viel Arbeit und dafür ein ordentlicher Verdienst.
In der Justiz müsste es heißen: wir schicken sie dahin, wo es uns passt, also wo Bedarf herrscht. Wir wissen das zwar schon Monate vorher, sagen es ihnen vielleicht aber erst ein bis zwei Wochen vorher. Und was das Präsidium sich dann für sie einfallen lässt wissen wir nicht. Aber egal was man vor Ort mit ihnen macht, wenn die Zahlen nicht stimmen liegt das allein an ihrem Unvermögen und dann bestellen wir sie vielleicht einfach mal ein und fragen, was mit ihnen nicht stimmt, oder verlängern ihre Probezeit.
Junge ich kann es nicht mehr hören! Wechsel doch einfach in eine GK oder hör auf zu heulen, weil so schlimm kann es dann ja auch nicht sein als dass du nix an deiner Situation änderst.
Ich glaube nicht, dass diese Schärfe uns weiterbringt.
Ich stelle mal folgende Frage in den Raum: Darf sich ein Justizangehöriger 1. dazu äußern, wie er sich die Justiz und die Arbeitsbedingungen in der Justiz vorstellt, wenn die - im wesentlichen von der Exekutive geprägte - Realität nicht seinen Vorstellungen entspricht? Oder ist er 2. verpflichtet, die Bedingungen entweder hinzunehmen oder die Justiz zu verlassen?
Ich bin für 1., sofern die Äußerungen konstruktiv sind. 2. wäre eine Kapitulation vor der Exekutive, und zugleich eine Kapitulation vor der Aufgabe, die Macht der Exekutive zu begrenzen. Und zu dieser Aufgabe gehört natürlich auch, eine ausreichende Ausstattung mit Personal und Sachmitteln selbstbewusst einzufordern.
Was ich aber stattdessen vielfach erlebe sind Richter, die durch die Beurteilungs-Sozialisierung in der Probezeit allein auf ihre Statistik fixiert sind, vielfach auf der Suche nach dem dünnsten Brett, um Akten wegzubekommen, und dabei ihre eigentliche Aufgabe, die Wahrung des Rechtsfriedens durch Schaffung von Akzeptanz bei den Beteiligten, häufig aus dem Blick verlieren. Und das regelmäßig in der vagen Hoffnung, dass die Exekutive sich irgendwann erbarmt, ihnen ein R2-Brotkrumen abfallen zu lassen.
Ich will aber auch nicht verhehlen, dass das Problem nicht allein die Exekutive ist, sondern auch die Kollegen in den Präsidien, die nicht für eine ausgewogene Verteilung der Geschäfte sorgen, sondern nach meiner Wahrnehmung regelmäßig ihre eigenen Interessen im Blick haben bzw. nach dem Motto „Lehrjahre sind keine Herrenjahre verfahren“. Oder wieviele dem Präsidium angehörende Richter mit geteilten Dezernaten plus Grundbuch/Handelsregister/Nachlass kennt ihr so? Und wenn man seine Proberichter wie Lehrlinge im ersten Jahr behandelt muss man sich auch nicht wundern, wenn sie einen wieder verlassen.
Stimme dir voll zu, gut auf den Punkt gebracht.
29.11.2020, 21:11
Man muss halt auch die Alternativen im Blick haben. Typisch ist der Wechsel GK>Justiz, nicht andersrum. Natürlich ist die Ausbildung und die individuelle Förderung in der GK besser, die Kollegen jünger und dynamischer und weniger Arbeit im stillen Kämmerlein. Über 60 Wochenstunden regt sich aber keiner auf, im Urlaub und abends wird man angerufen, wer nicht performt, wird gegangen. 60h in der Justiz dürfte wirklich das absolute Maximum sein, die meisten Richter hauen spätestens um 18 Uhr ab. GK ist also - natürlich auch hinsichtlich des Lohns - nicht vergleichbar. Was bleibt dann? In Unternehmen verdienen viele Juristen schlechter als R1, insbesondere wenn man Pension und PKV mit einbezieht. Da hat man auch mindestens 40h, kann genau so irgendwo landen, wo es 50 sind. Aufstiegschancen oft auch gleich null, weil es halt nur einen Leiter der Rechtsabteilung gibt. Die Lohnsteigerungen fallen da nicht besser aus als im öD. Weniger Stress mag man in vielen Fällen haben, da wird dann halt über Langeweile geklagt. Von kleineren/mittleren Kanzleien brauchen wir nicht reden. Da wird wesentlich mehr gearbeitet, oft auch für weniger Geld. Zudem überhaupt keine Absicherung.
Was ich sagen will: R1 ist sicher nicht die eierlegende Wollmillchsau. Genug derer, die sich über "nur" 4000 Euro netto für 45h/Woche selbstbestimmter Arbeit mit homeoffice und allem pipapo beschweren, haben einfach noch nie wo anders gearbeitet.
Was ich sagen will: R1 ist sicher nicht die eierlegende Wollmillchsau. Genug derer, die sich über "nur" 4000 Euro netto für 45h/Woche selbstbestimmter Arbeit mit homeoffice und allem pipapo beschweren, haben einfach noch nie wo anders gearbeitet.
29.11.2020, 21:18
(29.11.2020, 20:48)Justizgast schrieb:(29.11.2020, 18:46)Gast schrieb:(29.11.2020, 18:35)Proberichter aus Hessen schrieb: In der Justiz fehlt einfach Ehrlichkeit: in GKen ist klar was einen erwartet, richtig viel Arbeit und dafür ein ordentlicher Verdienst.
In der Justiz müsste es heißen: wir schicken sie dahin, wo es uns passt, also wo Bedarf herrscht. Wir wissen das zwar schon Monate vorher, sagen es ihnen vielleicht aber erst ein bis zwei Wochen vorher. Und was das Präsidium sich dann für sie einfallen lässt wissen wir nicht. Aber egal was man vor Ort mit ihnen macht, wenn die Zahlen nicht stimmen liegt das allein an ihrem Unvermögen und dann bestellen wir sie vielleicht einfach mal ein und fragen, was mit ihnen nicht stimmt, oder verlängern ihre Probezeit.
Junge ich kann es nicht mehr hören! Wechsel doch einfach in eine GK oder hör auf zu heulen, weil so schlimm kann es dann ja auch nicht sein als dass du nix an deiner Situation änderst.
Ich glaube nicht, dass diese Schärfe uns weiterbringt.
Ich stelle mal folgende Frage in den Raum: Darf sich ein Justizangehöriger 1. dazu äußern, wie er sich die Justiz und die Arbeitsbedingungen in der Justiz vorstellt, wenn die - im wesentlichen von der Exekutive geprägte - Realität nicht seinen Vorstellungen entspricht? Oder ist er 2. verpflichtet, die Bedingungen entweder hinzunehmen oder die Justiz zu verlassen?
Ich bin für 1., sofern die Äußerungen konstruktiv sind. 2. wäre eine Kapitulation vor der Exekutive, und zugleich eine Kapitulation vor der Aufgabe, die Macht der Exekutive zu begrenzen. Und zu dieser Aufgabe gehört natürlich auch, eine ausreichende Ausstattung mit Personal und Sachmitteln selbstbewusst einzufordern.
Was ich aber stattdessen vielfach erlebe sind Richter, die durch die Beurteilungs-Sozialisierung in der Probezeit allein auf ihre Statistik fixiert sind, vielfach auf der Suche nach dem dünnsten Brett, um Akten wegzubekommen, und dabei ihre eigentliche Aufgabe, die Wahrung des Rechtsfriedens durch Schaffung von Akzeptanz bei den Beteiligten, häufig aus dem Blick verlieren. Und das regelmäßig in der vagen Hoffnung, dass die Exekutive sich irgendwann erbarmt, ihnen ein R2-Brotkrumen abfallen zu lassen.
Ich will aber auch nicht verhehlen, dass das Problem nicht allein die Exekutive ist, sondern auch die Kollegen in den Präsidien, die nicht für eine ausgewogene Verteilung der Geschäfte sorgen, sondern nach meiner Wahrnehmung regelmäßig ihre eigenen Interessen im Blick haben bzw. nach dem Motto „Lehrjahre sind keine Herrenjahre verfahren“. Oder wieviele dem Präsidium angehörende Richter mit geteilten Dezernaten plus Grundbuch/Handelsregister/Nachlass kennt ihr so? Und wenn man seine Proberichter wie Lehrlinge im ersten Jahr behandelt muss man sich auch nicht wundern, wenn sie einen wieder verlassen.
Stimme inhaltlich zu. Allerdings sehe ich nicht, wo hier irgendwem verwehrt wird, seine Eindrücke zu äußern oder die (Justiz-)Verwaltung zu kritisieren. Wozu also dieser rhetorische Aufmacher? Schärfe nimmt er jedenfalls nicht raus.
Noch einmal: Es ist ein Unterschied, ob man strukturelle Defizite erkennt, analysiert und kritisiert oder ob man die ganz persönliche Berufssituation als ultimativen Indikator für den Zustand der Justiz insgesamt wahrnimmt und es nicht aushält, wenn sich ein Kollege/eine Kollegin im Großen und Ganzen zufrieden äußert. Wobei letztere hier durchgängig auch (gemäßigt) Kritik äußern.
29.11.2020, 21:19
(29.11.2020, 20:48)Justizgast schrieb:(29.11.2020, 18:46)Gast schrieb:(29.11.2020, 18:35)Proberichter aus Hessen schrieb: In der Justiz fehlt einfach Ehrlichkeit: in GKen ist klar was einen erwartet, richtig viel Arbeit und dafür ein ordentlicher Verdienst.
In der Justiz müsste es heißen: wir schicken sie dahin, wo es uns passt, also wo Bedarf herrscht. Wir wissen das zwar schon Monate vorher, sagen es ihnen vielleicht aber erst ein bis zwei Wochen vorher. Und was das Präsidium sich dann für sie einfallen lässt wissen wir nicht. Aber egal was man vor Ort mit ihnen macht, wenn die Zahlen nicht stimmen liegt das allein an ihrem Unvermögen und dann bestellen wir sie vielleicht einfach mal ein und fragen, was mit ihnen nicht stimmt, oder verlängern ihre Probezeit.
Junge ich kann es nicht mehr hören! Wechsel doch einfach in eine GK oder hör auf zu heulen, weil so schlimm kann es dann ja auch nicht sein als dass du nix an deiner Situation änderst.
Ich glaube nicht, dass diese Schärfe uns weiterbringt.
Ich stelle mal folgende Frage in den Raum: Darf sich ein Justizangehöriger 1. dazu äußern, wie er sich die Justiz und die Arbeitsbedingungen in der Justiz vorstellt, wenn die - im wesentlichen von der Exekutive geprägte - Realität nicht seinen Vorstellungen entspricht? Oder ist er 2. verpflichtet, die Bedingungen entweder hinzunehmen oder die Justiz zu verlassen?
Ich bin für 1., sofern die Äußerungen konstruktiv sind. 2. wäre eine Kapitulation vor der Exekutive, und zugleich eine Kapitulation vor der Aufgabe, die Macht der Exekutive zu begrenzen. Und zu dieser Aufgabe gehört natürlich auch, eine ausreichende Ausstattung mit Personal und Sachmitteln selbstbewusst einzufordern.
Was ich aber stattdessen vielfach erlebe sind Richter, die durch die Beurteilungs-Sozialisierung in der Probezeit allein auf ihre Statistik fixiert sind, vielfach auf der Suche nach dem dünnsten Brett, um Akten wegzubekommen, und dabei ihre eigentliche Aufgabe, die Wahrung des Rechtsfriedens durch Schaffung von Akzeptanz bei den Beteiligten, häufig aus dem Blick verlieren. Und das regelmäßig in der vagen Hoffnung, dass die Exekutive sich irgendwann erbarmt, ihnen ein R2-Brotkrumen abfallen zu lassen.
Ich will aber auch nicht verhehlen, dass das Problem nicht allein die Exekutive ist, sondern auch die Kollegen in den Präsidien, die nicht für eine ausgewogene Verteilung der Geschäfte sorgen, sondern nach meiner Wahrnehmung regelmäßig ihre eigenen Interessen im Blick haben bzw. nach dem Motto „Lehrjahre sind keine Herrenjahre verfahren“. Oder wieviele dem Präsidium angehörende Richter mit geteilten Dezernaten plus Grundbuch/Handelsregister/Nachlass kennt ihr so? Und wenn man seine Proberichter wie Lehrlinge im ersten Jahr behandelt muss man sich auch nicht wundern, wenn sie einen wieder verlassen.
Stimme inhaltlich zu. Allerdings sehe ich nicht, wo hier irgendwem verwehrt wird, seine Eindrücke zu äußern oder die (Justiz-)Verwaltung zu kritisieren. Wozu also dieser rhetorische Aufmacher? Schärfe nimmt er jedenfalls nicht raus.
Noch einmal: Es ist ein Unterschied, ob man strukturelle Defizite erkennt, analysiert und kritisiert oder ob man die ganz persönliche Berufssituation als ultimativen Indikator für den Zustand der Justiz insgesamt wahrnimmt und es nicht aushält, wenn sich ein Kollege/eine Kollegin im Großen und Ganzen zufrieden äußert. Wobei letztere hier durchgängig auch (gemäßigt) Kritik äußern.