25.11.2020, 13:08
Ich kann nur berichten, dass ich den Aktenbock versemmelt habe, aber trotzdem genommen wurde. In diesem "strukturierten Gespräch" sollte man einfach möglichst menschlich sein und denken. Da ist nicht das Jura am Hochreck gefragt.
25.11.2020, 16:28
Frage an die frustrierten Richter hier: habt ihr die Warnungen hier im Forum ignoriert? Oder warum seid ihr Richter geworden?
25.11.2020, 16:55
(25.11.2020, 16:28)Gast schrieb: Frage an die frustrierten Richter hier: habt ihr die Warnungen hier im Forum ignoriert? Oder warum seid ihr Richter geworden?
Jemand, der die Voraussetzungen hat, Richter zu werden, wird bei seinen Entscheidungen niemals dieses Forum berücksichtigen - jedenfalls nicht in diesen Dauerbrenner-Troll-Fragen wie dem Arbeitsalltag in der Justiz, in denen auf einen echten Erfahrungsbericht eines überlasteten und genervten Lebenszeitrichters (ja, die gibt es) 10 Berichte von überlasteten und genervten Proberichtern (ja, die gibt es definitiv, auch wenn es bei weitem nicht alle sind - in meinem Umfeld (nicht repräsentativ, zumal nur ein Bundesland!) ist es eher eine Minderheit) und geschätzte 500 Berichte von Studenten, Referendaren oder Assessoren außerhalb der Justiz kommen, die von ihrem angeblichen Alltag in der Justiz berichten
(nochmal: es GIBT Probleme und nicht jeder solche Beitrag kommt von einem Troll - diese betreiben aber einen solchen Aufwand, um hier ihren Mist zu verbreiten, dass man sie z.T. kaum erkennen kann)
25.11.2020, 17:47
(25.11.2020, 10:18)Justizgast schrieb: Die Justiz sucht Richter, die genau diesen Zustand dauerhaft auszuhalten bereit sind, die also entweder zum großen Teil oberflächlich oder aber 7 Tage die Woche arbeiten. Da Zweiteres nicht dauerhaft durchzuhalten ist, landet man früher oder später bei der ersten Variante.
Das ist kein Betriebsunfall. Das ist direkter Vorsatz. Daran wird sich auch nichts ändern, es sei denn, der Kollege Schulte-Kellinghaus gewinnt mit seiner Verfassungsbeschwerde. Ich schließe ihn jeden Tag in mein Abendgebet ein. Wenn er verliert, hänge ich meine Robe an den Nagel, werde Rechtsanwalt und werde als solcher dem Justizsystem seine Grenzen aufzeigen (Querulantentum ist übrigens auch eine weitverbreitete Konsequenz der derzeitigen Verhältnisse in der Justiz).
Exakt und es geht ja noch weiter. Wenn man sich für Option 2 entscheidet, weil man gewisse Entscheidungen für zu wichtig hält, um die mal eben schnell zu treffen, dann wird man dafür unterschwellig kritisiert, weil das den Kollegen auch nicht genehm ist, dass jemand nach oben ausschert.
25.11.2020, 18:10
Genau. Aber egal was ich jetzt schreibe, es wird von diesem einen mürrischen aber doch so glücklichen und erfolgreichen Proberichter aus dem 1. Jahr wieder kommen, dass man sich als andere Person ausgibt oder ein Troll ist.
25.11.2020, 18:17
(25.11.2020, 17:47)Gast schrieb:(25.11.2020, 10:18)Justizgast schrieb: Die Justiz sucht Richter, die genau diesen Zustand dauerhaft auszuhalten bereit sind, die also entweder zum großen Teil oberflächlich oder aber 7 Tage die Woche arbeiten. Da Zweiteres nicht dauerhaft durchzuhalten ist, landet man früher oder später bei der ersten Variante.
Das ist kein Betriebsunfall. Das ist direkter Vorsatz. Daran wird sich auch nichts ändern, es sei denn, der Kollege Schulte-Kellinghaus gewinnt mit seiner Verfassungsbeschwerde. Ich schließe ihn jeden Tag in mein Abendgebet ein. Wenn er verliert, hänge ich meine Robe an den Nagel, werde Rechtsanwalt und werde als solcher dem Justizsystem seine Grenzen aufzeigen (Querulantentum ist übrigens auch eine weitverbreitete Konsequenz der derzeitigen Verhältnisse in der Justiz).
Exakt und es geht ja noch weiter. Wenn man sich für Option 2 entscheidet, weil man gewisse Entscheidungen für zu wichtig hält, um die mal eben schnell zu treffen, dann wird man dafür unterschwellig kritisiert, weil das den Kollegen auch nicht genehm ist, dass jemand nach oben ausschert.
Das ist wie in einer Behörde. Wer zu schnell arbeitet und die Zahlen der anderen kaputt macht, kriegt Ärger.
25.11.2020, 18:22
Wenn die Leute wüssten, was an den Gerichten wirklich los ist, würde keiner mehr klagen und man sich das Geld sparen. Es kommt immer darauf an, welchen Richter man bekommt. Da kann man auch eine Münze werfen...
25.11.2020, 18:46
(25.11.2020, 18:10)Gast schrieb: Genau. Aber egal was ich jetzt schreibe, es wird von diesem einen mürrischen aber doch so glücklichen und erfolgreichen Proberichter aus dem 1. Jahr wieder kommen, dass man sich als andere Person ausgibt oder ein Troll ist.
Wir scheinen hier derzeit zu dritt zu sein, ein derzeit abkotzender Proberichter, ein weiterer kritischer Kollege und meine Wenigkeit, Lebenszeitrichter aus Hessen mit etwas mehr als 7 Dienstjahren, die von dem superzufriedenen, Top organisierten Kollegen für ein- und denselben Troll gehalten wird. Verrückt. Als sei dieses Land zu klein für drei kritische, mit dem Zustand der Justiz unzufriedene Kolleginnen und Kollegen.
25.11.2020, 18:48
Wenn es so schrecklich ist, was hält Euch denn dann noch? Dürfte doch kein Problem sein, zu wechseln?
25.11.2020, 19:01
Wenn man als Proberichter mal eine wirkliche Einarbeitung bekäme, bei gleichzeitig reduziertem Dezernat, wären die Zustände mE wesentlich besser.
Aber in den meisten Fällen ist es so, man wird am ersten Tag schön rum geführt (jetzt bei Corona wahrscheinlich weniger), bis man dann irgendwann alleine in seinem Büro vor dem Aktenstapel sitzt. Dann heißt es, hier sind ein paar Vorlagen und wenn du Fragen hast, frag.
Die Einführungsveranstaltungen sind auch ein Witz. Bei der Tsj/judica Schulung (Justizprogramme NRW) wurde bspw. gezeigt, wie man eigene Verfügungen erstellt. Wer braucht sowas am Anfang?
Wie man eine mündliche Verhandlung leitet, Zeugen, Sachverständige befragt, wird auch nur unzureichend vermittelt. Dann heißt es, schau dir vorher mal ein paar Verhandlungen bei Kollegen an. Und dann soll man nach ein, zwei Wochen selber verhandeln.
Dazu kriegt man dann meistens noch das "Proberichter"-Dezernat, wo schon die Vorgänger mit wenig Plan in den Akten rumgepfuscht haben.
Wenn man sich dann über die Arbeitszeiten beschwert, die bei solchen Zuständen zwangsläufig rauskommen, heißt es, das wird nach ein paar Monaten (bei mir wurden immer 6 gesagt) besser.
Nicht zu vergessen, dass der / die Vorsitzende einem im Nacken sitzt mit den Kammersachen, die meistens aus Rechtsgebieten stammen, von denen man keine Ahnung hat. Aber zwei, drei Voten pro Woche dürfen es doch schon sein...
Btw, bei mir war es zum Glück nicht so schlimm von den Arbeitszeiten (ca. 50 h am Anfang, dann um die 40, am AG mittlerweile entspannt), aber die Zustände und die Art und Weise, wie mit Proberichtern umgegangen wird, sind trotzdem unmöglich!
Aber in den meisten Fällen ist es so, man wird am ersten Tag schön rum geführt (jetzt bei Corona wahrscheinlich weniger), bis man dann irgendwann alleine in seinem Büro vor dem Aktenstapel sitzt. Dann heißt es, hier sind ein paar Vorlagen und wenn du Fragen hast, frag.
Die Einführungsveranstaltungen sind auch ein Witz. Bei der Tsj/judica Schulung (Justizprogramme NRW) wurde bspw. gezeigt, wie man eigene Verfügungen erstellt. Wer braucht sowas am Anfang?
Wie man eine mündliche Verhandlung leitet, Zeugen, Sachverständige befragt, wird auch nur unzureichend vermittelt. Dann heißt es, schau dir vorher mal ein paar Verhandlungen bei Kollegen an. Und dann soll man nach ein, zwei Wochen selber verhandeln.
Dazu kriegt man dann meistens noch das "Proberichter"-Dezernat, wo schon die Vorgänger mit wenig Plan in den Akten rumgepfuscht haben.
Wenn man sich dann über die Arbeitszeiten beschwert, die bei solchen Zuständen zwangsläufig rauskommen, heißt es, das wird nach ein paar Monaten (bei mir wurden immer 6 gesagt) besser.
Nicht zu vergessen, dass der / die Vorsitzende einem im Nacken sitzt mit den Kammersachen, die meistens aus Rechtsgebieten stammen, von denen man keine Ahnung hat. Aber zwei, drei Voten pro Woche dürfen es doch schon sein...
Btw, bei mir war es zum Glück nicht so schlimm von den Arbeitszeiten (ca. 50 h am Anfang, dann um die 40, am AG mittlerweile entspannt), aber die Zustände und die Art und Weise, wie mit Proberichtern umgegangen wird, sind trotzdem unmöglich!