16.11.2020, 13:22
Und dass alle Kinder haben und sich lieber diesen widmen, würde ich so nicht unterschrieben. Erstens ist die absolute Mehrheit der Richter Ü55 und die Kinder längst erwachsen. Und bei den jüngeren Kollegen ist es sehr gemischt: sehr viele ledig und kinderlos (meiner Beobachtung nach trifft das v.a. auf männliche Proberichter /junge Planrichter zu), aber auch einige dabei, die man nur mal zwischen den Schwangerschaften sieht und die man besser aus den Akten im Rahmen der Dauervertretung kennt...
Aber es gibt ja auch noch andere Dinge außer Kinder, denen man in seiner Freizeit nachgehen kann... ;)
Aber es gibt ja auch noch andere Dinge außer Kinder, denen man in seiner Freizeit nachgehen kann... ;)
16.11.2020, 13:23
(16.11.2020, 13:16)Gast schrieb:(15.11.2020, 16:55)Gast schrieb:(15.11.2020, 12:49)Gast schrieb:(15.11.2020, 12:07)Gast schrieb:(15.11.2020, 11:59)Gast schrieb: wieso macht ihr Richter, die aus der Probezeit raus seid, das überhaupt mit?
Die Hoffnung auf R2.
- Pflichtbewusstsein betreffend Bürger, die nix dafür können
- Verantwortungsgefühl
- Angst vor schlechten Beurteilungen
- Angst vor Ausgrenzung
- Angst allein dazustehen
- Angst vor dienstrechtlichen Konsequenzen
- ggf. Angst das Wohlwollen eines R2 oder R2+ zu verlieren
- Kollegialität: nicht für extra Vertretung und Mehrlast der Kollegen verantwortlich sein wollen, in der Kammer will man niemanden mit rein reißen, auch hätte eine einzeln geänderte Arbeitsweise nicht zu unterschätzende Auswirkungen auf die Folgedienste
Das Pflichtbewusstsein und das Verantwortungsgefühl würde ich mir wirklich sehr (!) wünschen.
Man muss sich verdeutlichen, was seine eigenen Privilegien und die Unabhängigkeit für Rechtsschutzsuchende bedeuten.
Wer als Richter in letzteren nur Querulanten sieht, ist einfach fehl am Platze.
Auch wenn es möglicherweise so ausschaut, hängen viele Lebenswege an euren Urteilen.
Ich kenne allerdings keinen Kollegen, der auch nur 40h dafür arbeiten würde.
Die aufgelisteten Ängste greifen bereits im Ansatz nicht: Hier haben nahezu alle Kollegen Kinder und jeder hat ihr Verständnis, dass man sich lieber diesen widmet statt seine Arbeit (nicht bloß zahlenmäßig) zu erledigen. Bei der Polizei würde man vom Zusammenhalt oder (negativer) von Korpsgeist sprechen.
Ein Gewissen vermisse ich bei den meisten auch.
Etwas anderes um einer Beförderung nach R2 wegen zu tun, ist lebensfremd: Zum einen wollen die meisten lieber ihre eigene besonders ruhige Kugel am AG schieben, zum anderen bedeutet R2 maximal 200 € netto mehr.
Also Fabienne war nicht nur ein fiktives Beispiel, sondern ein aktueller Fall auf meinem Tisch, und zwar als Familienrichter, nicht als Strafrichter. Und ich wollte veranschaulichen, dass die R1 Besoldung kein Kriterium sein sollte für die Fragen, in welchem Umfang und mit welcher Sorgfalt ich meine Arbeit erledige und welchen Wert ich ihr hierbei beimesse.
Und das gleiche gilt für dein Argument zu R2: es geht hier wieder nicht ums Geld (200 Euro mehr), für die sich richtiger Weise - wie du schon sagtest - keiner ins Zeug legt. Aber du darfst R2 nicht reduzieren auf 200 Euro plus oder gleichsetzen mit einem nur finanziellen Anreiz: R2 bedeutet MEHR MACHT ! Und das ist durchaus attraktiv für viele...
Umso schlimmer: Diejenigen, denen es auf die Macht ankommt, sind keine "guten" Richter.
Also nicht gut für die Sache und den Rechtsstaat.
16.11.2020, 13:24
Die, die R2 wegen der Macht wollen, werden deiner Fabienne ganz sicher nicht sorgfältig.
Denen ist die scheißegal.
Denen ist die scheißegal.
16.11.2020, 13:38
(16.11.2020, 13:23)Gast schrieb:(16.11.2020, 13:16)Gast schrieb:(15.11.2020, 16:55)Gast schrieb:(15.11.2020, 12:49)Gast schrieb:(15.11.2020, 12:07)Gast schrieb: Die Hoffnung auf R2.
- Pflichtbewusstsein betreffend Bürger, die nix dafür können
- Verantwortungsgefühl
- Angst vor schlechten Beurteilungen
- Angst vor Ausgrenzung
- Angst allein dazustehen
- Angst vor dienstrechtlichen Konsequenzen
- ggf. Angst das Wohlwollen eines R2 oder R2+ zu verlieren
- Kollegialität: nicht für extra Vertretung und Mehrlast der Kollegen verantwortlich sein wollen, in der Kammer will man niemanden mit rein reißen, auch hätte eine einzeln geänderte Arbeitsweise nicht zu unterschätzende Auswirkungen auf die Folgedienste
Das Pflichtbewusstsein und das Verantwortungsgefühl würde ich mir wirklich sehr (!) wünschen.
Man muss sich verdeutlichen, was seine eigenen Privilegien und die Unabhängigkeit für Rechtsschutzsuchende bedeuten.
Wer als Richter in letzteren nur Querulanten sieht, ist einfach fehl am Platze.
Auch wenn es möglicherweise so ausschaut, hängen viele Lebenswege an euren Urteilen.
Ich kenne allerdings keinen Kollegen, der auch nur 40h dafür arbeiten würde.
Die aufgelisteten Ängste greifen bereits im Ansatz nicht: Hier haben nahezu alle Kollegen Kinder und jeder hat ihr Verständnis, dass man sich lieber diesen widmet statt seine Arbeit (nicht bloß zahlenmäßig) zu erledigen. Bei der Polizei würde man vom Zusammenhalt oder (negativer) von Korpsgeist sprechen.
Ein Gewissen vermisse ich bei den meisten auch.
Etwas anderes um einer Beförderung nach R2 wegen zu tun, ist lebensfremd: Zum einen wollen die meisten lieber ihre eigene besonders ruhige Kugel am AG schieben, zum anderen bedeutet R2 maximal 200 € netto mehr.
Also Fabienne war nicht nur ein fiktives Beispiel, sondern ein aktueller Fall auf meinem Tisch, und zwar als Familienrichter, nicht als Strafrichter. Und ich wollte veranschaulichen, dass die R1 Besoldung kein Kriterium sein sollte für die Fragen, in welchem Umfang und mit welcher Sorgfalt ich meine Arbeit erledige und welchen Wert ich ihr hierbei beimesse.
Und das gleiche gilt für dein Argument zu R2: es geht hier wieder nicht ums Geld (200 Euro mehr), für die sich richtiger Weise - wie du schon sagtest - keiner ins Zeug legt. Aber du darfst R2 nicht reduzieren auf 200 Euro plus oder gleichsetzen mit einem nur finanziellen Anreiz: R2 bedeutet MEHR MACHT ! Und das ist durchaus attraktiv für viele...
Umso schlimmer: Diejenigen, denen es auf die Macht ankommt, sind keine "guten" Richter.
Also nicht gut für die Sache und den Rechtsstaat.
Ja, genau. Aber wem es nur ums Geld geht, ist auch kein guter Richter. Ich mache gleich mal einen neuen Thread auf mit einer Umfrage an all jene gerichtet, die sich vorstellen könnten in die Justiz zu gehen, aber vor allem wegen der schlechten Besoldung davon abgehalten werden sich zu bewerben, verknüpft mit der Frage: wie hoch müsste die Besoldung sein, damit die Justiz attraktiv genug ist ?
Und hier noch mal zum sehr aufschlussreichen Buch von Thorsten Schleif ein Zitat aus einer Rezension:
Zudem sei die Arbeitsbelastung extrem hoch und/oder sehr ungleich verteilt, die Personaldecke werde über alle Ebenen immer weiter ausgedünnt, heißt, auch bei den Staatsanwälten und der Polizei gibt es eklatante Engpässe. Er selbst habe in seiner Anfangszeit als Richter phasenweise 80 bis 90 Stunden gearbeitet - sieben Tage die Woche. Ist ein Richter krank, bleibt die Arbeit liegen, dazu kommen noch die Fälle, die in der Zeit neu aufgelaufen sind. Überstunden abbummeln gibt es nicht. "Wir stempeln nicht, die Arbeit muss erledigt werden", sagt Schleif.
Zudem kreise der Rotstift, Kürzungen seien an der Tagesordnung. Manche Richter müssen selbst Protokoll führen, haben keine Kanzleikraft mehr und es fehle an Wachtmeistern. Die Folge: "Bearbeitungszeiten werden zunehmend länger, die Urteile zunehmend schlechter." Es gebe Kollegen, die "abgesoffen" sind und zum Teil ein Jahr Vorlaufzeit hätten. Mit fatalen Folgen - zum Beispiel in puncto Untersuchungshaft.
16.11.2020, 14:42
Du glaubst auch alles oder :D 90 Stunden :D
16.11.2020, 14:46
16.11.2020, 14:58
(16.11.2020, 14:46)Gast schrieb:(16.11.2020, 14:42)Gast schrieb: Du glaubst auch alles oder :D 90 Stunden :D
Ich hatte selbst schon Phasen mit 90 Stunden während der Sommerferien bei Urlaubsvertretung und zusätzlicher Krankheit eines weiteren Kollegen.
Dass Leute das immer wieder anzweifeln.
Gerade in Sondersituationen wie Häufung von Urlauben und Krankheit gibt die ohnehin dünne Personaldecke keine Alternativen her. In drängenden Sache muss ausgeholfen werden. Auch ich kann von Wochen berichten, an denen ich meine Frau quasi nicht gesehen habe, weil zu viel zu tun war.
Der Pakt für den Rechtsstaat war ein Anfang, ist aber für viele Kollegen faktisch nicht spürbar gewesen. Es braucht mehr und zwar am Besten gestern.
16.11.2020, 15:40
(16.11.2020, 14:58)Gast schrieb:(16.11.2020, 14:46)Gast schrieb:(16.11.2020, 14:42)Gast schrieb: Du glaubst auch alles oder :D 90 Stunden :D
Ich hatte selbst schon Phasen mit 90 Stunden während der Sommerferien bei Urlaubsvertretung und zusätzlicher Krankheit eines weiteren Kollegen.
Dass Leute das immer wieder anzweifeln.
Gerade in Sondersituationen wie Häufung von Urlauben und Krankheit gibt die ohnehin dünne Personaldecke keine Alternativen her. In drängenden Sache muss ausgeholfen werden. Auch ich kann von Wochen berichten, an denen ich meine Frau quasi nicht gesehen habe, weil zu viel zu tun war.
Der Pakt für den Rechtsstaat war ein Anfang, ist aber für viele Kollegen faktisch nicht spürbar gewesen. Es braucht mehr und zwar am Besten gestern.
So ein Stuss.
Es wird einfach liegen gelassen. Wen juckt es?
Einem Richter kann ja keiner sagen, wann er was zu erledigen hat.
Als ob da viele Vollzeit arbeiten. Das ist eine Handvoll, die halt ein Gewissen hat. Der Rest ist nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht.
16.11.2020, 15:41
(16.11.2020, 15:40)Gast schrieb:(16.11.2020, 14:58)Gast schrieb:(16.11.2020, 14:46)Gast schrieb:(16.11.2020, 14:42)Gast schrieb: Du glaubst auch alles oder :D 90 Stunden :D
Ich hatte selbst schon Phasen mit 90 Stunden während der Sommerferien bei Urlaubsvertretung und zusätzlicher Krankheit eines weiteren Kollegen.
Dass Leute das immer wieder anzweifeln.
Gerade in Sondersituationen wie Häufung von Urlauben und Krankheit gibt die ohnehin dünne Personaldecke keine Alternativen her. In drängenden Sache muss ausgeholfen werden. Auch ich kann von Wochen berichten, an denen ich meine Frau quasi nicht gesehen habe, weil zu viel zu tun war.
Der Pakt für den Rechtsstaat war ein Anfang, ist aber für viele Kollegen faktisch nicht spürbar gewesen. Es braucht mehr und zwar am Besten gestern.
So ein Stuss.
Es wird einfach liegen gelassen. Wen juckt es?
Einem Richter kann ja keiner sagen, wann er was zu erledigen hat.
Als ob da viele Vollzeit arbeiten. Das ist eine Handvoll, die halt ein Gewissen hat. Der Rest ist nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht.
Und die, unter denen die Bürger leiden, schlafen dann auch noch besonders gut.
16.11.2020, 15:43
(16.11.2020, 15:40)Gast schrieb:(16.11.2020, 14:58)Gast schrieb:(16.11.2020, 14:46)Gast schrieb:(16.11.2020, 14:42)Gast schrieb: Du glaubst auch alles oder :D 90 Stunden :D
Ich hatte selbst schon Phasen mit 90 Stunden während der Sommerferien bei Urlaubsvertretung und zusätzlicher Krankheit eines weiteren Kollegen.
Dass Leute das immer wieder anzweifeln.
Gerade in Sondersituationen wie Häufung von Urlauben und Krankheit gibt die ohnehin dünne Personaldecke keine Alternativen her. In drängenden Sache muss ausgeholfen werden. Auch ich kann von Wochen berichten, an denen ich meine Frau quasi nicht gesehen habe, weil zu viel zu tun war.
Der Pakt für den Rechtsstaat war ein Anfang, ist aber für viele Kollegen faktisch nicht spürbar gewesen. Es braucht mehr und zwar am Besten gestern.
So ein Stuss.
Es wird einfach liegen gelassen. Wen juckt es?
Einem Richter kann ja keiner sagen, wann er was zu erledigen hat.
Als ob da viele Vollzeit arbeiten. Das ist eine Handvoll, die halt ein Gewissen hat. Der Rest ist nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht.
Du widerlegst dich selbst. Es kann ja schon deshalb kein “Stuss” sein, weil du selbst einräumst, dass es Richter “mit Gewissen” gibt; und die dürften die Arbeit nicht einfach liegen lassen.